Hallo zusammen,
im Oktober letzten Jahres hat mein Freund sich nach 6 1/2 Jahren Beziehung von mir getrennt. Jetzt, 10 Monate später, geht es mir immer noch oft sehr schlecht wegen ihm. Ich kann ihn anscheinend einfach nicht loslassen, dabei habe ich meinen eigenen Liebeskummer selbst schon satt. Vielleicht können mir eure Meinungen und Erfahrungen ja helfen.
Seine Version unserer Geschichte:
Wir haben viel und heftig gestritten. Wir waren beide schon lange unglücklich. Er hat keine Gefühle mehr. Deshalb war es für ihn an der Zeit, Schluss zu machen.
Meine Version unserer Geschichte:
Wir sind im 2. Semester unseres Studiums zusammengekommen. Der Anfang unserer Beziehung war zugegebenermaßen holprig. Aus verschiedenen Gründen habe ich mich wie die 2. Wahl gefühlt und konnte nicht so richtig glauben, dass er mich wirklich liebt. Aufgrund meiner Unsicherheit gab es in den ersten Monaten öfter tränenreiche Streits. Aber irgendwann hat sich unsere Beziehung gefestigt, ich habe ihm vertraut und mich in der Beziehung sicher gefühlt.
Natürlich gab es trotzdem ab und zu Streit. Mit ab und zu meine ich vielleicht 3-4 Mal im Jahr, in schlechten Phasen auch mal öfter, aber definitiv nicht jede Woche und auch nicht jeden Monat. Wir haben einfach beide nie gelernt, wie man Probleme wie Erwachsene klärt, sondern Vorwürfe geäußert und verletzende Dinge zueinander gesagt, die wir hinterher bereut haben. Das ist natürlich nicht schön, aber doch auch in vielen Beziehungen normal, oder nicht? Ich war jedenfalls trotzdem glücklich mit ihm und hatte auch das Gefühl, dass er glücklich mit mir ist.
Was mir Sorgen gemacht hat, war, dass ich nach ca. 2 Jahren keine Lust mehr auf S. mit ihm hatte. Eigentlich nie. Entweder musste ich ihn dann abweisen, was für schlechte Stimmung und ein schlechtes Gewissen meinerseits gesorgt hat, oder ich hatte trotz Lustlosigkeit mit ihm S., was natürlich auch nicht optimal ist. In den letzten 2-3 Jahren unserer Beziehung hatten wir dann nur noch 3-4 Mal im Jahr S.. Das hat unsere Beziehung sehr belastet. Ich konnte nicht erklären, woher das kommt, denn geliebt habe ich ihn sehr. Im Nachhinein bin ich mir sicher, dass die Pille daran schuld war. Meine damalige Frauenärztin hatte mir zwar beteuert, dass das nicht an meiner eher niedrig dosierten Pille liegen kann. Fakt ist aber, dass ich die Pille letztes Jahr, als wir noch zusammen waren, abgesetzt habe (wir haben dann mit Kond. verhütet), und ein paar Wochen später hatte ich wieder eine Libido und wir hatten auch wieder öfter S.. Dumm nur, dass es zu diesem Zeitpunkt schon viel zu spät war, um noch irgendwas zu retten.
Denn ab 2016 ging es mir psychisch immer schlechter, vermutlich wegen der Scheidung (inkl. Rosenkrieg) meiner Eltern und einer extremen Belastung im Studium und anschließend im Beruf. Im Herbst 2017 ging es mir so schlecht, dass ich nur noch geweint habe, zu nichts mehr fähig war und schließlich mehrere Wochen in einer psychosomatischen Klinik verbracht habe. Dort wurde eine schwere Depression sowie ein Burnout diagnostiziert. Im November 2017 kam ich aus der Klinik zurück und habe die nächsten 1,5 Jahre eine Psychotherapie gemacht. Mein Punkt ist: Mir ging es von Ende 2016 bis ca. Mitte 2018 psychisch und infolgedessen auch körperlich (Magenschmerzen, Migräne, etc.) sehr, sehr schlecht aus Gründen, die nichts mit meiner Beziehung zu tun hatten.
Leider sind mein (Ex-)Freund und ich genau in dieser Zeit - im Frühjahr 2017 - in unsere erste gemeinsame Wohnung gezogen. Wir haben uns beide(!) riesig darauf gefreut, endlich zusammenzuziehen und eine gemeinsame Zukunft aufbauen zu können. Nur leider wurden 2017 auch die Streits häufiger und schlimmer.
Ein Beispiel: Ein paar Tage, nachdem ich aus der Klinik zurück war, wollte seine Mutter uns besuchen. Eigentlich wir ich noch so depressiv und erschöpft, dass mir ein Besuch ein paar Wochen später lieber gewesen wäre, aber das war für seine Mutter nicht möglich. Also kam sie an jenem Wochenende. Seine Mutter war schon immer ein sehr anstrengender Gast (wie wahrscheinlich viele Schwiegermütter), da sie ein sehr sensibler Mensch ist. In Kombination mit meiner Depression bzw. meinem Burnout war ich an dem Wochenende dementsprechend gestresst und empfindlich und es gab viel Gezicke zwischen mir und meinem Freund. Seine Mutter ist wie gesagt sehr sensibel und sagte ihm ein paar Tage nach ihrem Besuch, dass sie das Gefühl hat, sie sei an unserem Gezicke schuld. Darauf machte er mir wahnsinnige Vorwürfe, wie ich mich während ihres Besuchs nur so verhalten konnte und wie schlecht sich seine Mutter jetzt wegen mir fühlt und machte aus heiterem Himmel mit mir Schluss (was er dann 10 Minuten später wieder zurücknahm - die richtige Trennung folgte ca. 1 Jahr später). Für meine Situation, dass ich gerade erst aus einer psychosomatischen Klinik zurück war und deshalb so gereizt war, hatte niemand Verständnis.
Und leider muss ich zugeben, dass ich ihn bei diesem Streit geschlagen habe (mit der Faust auf den Arm). Ob es passiert ist, vor oder nachdem er gesagt hat, er macht Schluss, kann ich leider nicht mehr sagen. Mir ist bewusst, dass es ein absolutes No-Go ist, seinen Partner zu schlagen, und ich habe mich lange Zeit selbst dafür verurteilt und gehasst. Wie schlimm ich mich verhalten habe, muss mir keiner mehr sagen und ich bitte euch, mich in eurem Kommentaren nicht noch mehr zu verurteilen, als ich es selbst schon getan habe. Ich kann es leider nicht mehr rückgängig machen und muss jetzt irgendwie mit meiner Schuld leben.
Ich kann einerseits verstehen, dass er nicht mit jemandem zusammen sein möchte, der ihn geschlagen hat. Andererseits finde ich aber auch wichtig zu berücksichtigen, wie und vor allem wann es dazu gekommen ist. Nämlich in einer Zeit, in der es mir ohnehin schon extrem schlecht ging. Noch dazu kamen dann der Stress durch den Besuch seiner Mutter, das dadurch bedingte Gezicke, seine Vorwürfe, sein fehlendes Verständnis für meine Situation, und die Krönung des Ganzen war dann, dass er plötzlich und völlig unerwartet mit mir Schluss macht.
Nach diesem Streit waren wir noch ca. 1 Jahr zusammen. Es folgten noch 2 ähnlich schlimme Streits. Aber nach ein paar Monaten ging es mir psychisch immer besser, ich habe in der Therapie viel an mir gearbeitet und war wieder positiver, ruhiger, liebevoller, verständnisvoller. Im letzten halben Jahr gab es gar keinen Streit mehr und wir haben einen - für mich sehr schönen, harmonischen - Sommerurlaub gemacht. Trotzdem hat er letztendlich - wieder ohne Vorwarnung - Schluss gemacht mit der Begründung, dass er keine Gefühle mehr für mich hat, seit ich ihn geschlagen habe.
Ich weiß, dass vieles schief gelaufen ist, aber das war eben alles in dem Zeitraum, in dem es mir psychisch so schlecht ging. Bevor das alles anfing, waren wir ca. 5 Jahre glücklich zusammen. Eine Beziehungspause (mit anschließender Paarberatung) wäre meiner Meinung nach sinnvoll gewesen, in der wir das Geschehene verarbeiten können und Gras über die letzten heftigen Streits wachsen kann. Aber eine so lange Beziehung zu beenden wegen einer schwierigen Zeit, die ein paar Monate anhielt? Ich habe das Gefühl, er sieht nur alles, das schlecht war, und ignoriert alles positive. Und ignoriert auch völlig die Umstände, in denen die schlimmen Situationen passiert sind. Für ihn bin ich aggressiv und gewalttätig. Wie ich mich alle die Jahre zuvor und die Monate danach, als es mir psychisch wieder besser ging, verhalten habe, spielt für ihn keine Rolle.
Ich fühle mich richtig weggeworfen. Und ich hab solche Schwierigkeiten, mit der Beziehung und allem, was geschehen ist, abzuschließen.
Hilfe.
10.08.2019 15:38 •
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