Hallo Katja,
Was du tun sollst?
Ich würde empfehlen, als allererstes eine ordentliche Wut zu entwickeln.
Ich möchte keine Ferndiagnosen abgeben, aber was du schreibst hört sich ganz nach einem manipulativen Mann an, an den du geraten bist.
Zuerst kämpft er um dich wie ein Löwe, dann, als er dich hat, zeigt er sein wahres Gesicht, kümmert sich einen Dreck um dich. Du hast richtig und gut auf sein Verhalten reagiert, nämlich indem du entschieden hast, dich von ihm zu trennen. Das dürfte seinem Ego extrem zuwidergelaufen sein, was man daran erkennen kann, dass er dann plötzlich in die Gänge kommt und um Aussprachen bittet. Mehr als Poserei dürfte das allerdings nicht gewesen sein, wenn seine Buddies währenddessen im Hintergrund sitzen und sich kaputtlachen. Manipulative Egomanen geben erst dann Ruhe, wenn sie ihren Ego-Knick wiederhergestellt haben - und das hat dieser Mann in dem Moment, wenn ER es ist, der das letzte Wort hat und ER dich vor vollendete Tatsachen stellen kann. Seine Genugtuung hatte er da, als du letztlich auf IHN zugekommen bist und um eine Aussprache gebeten hast. Sein Nicht-mehr-Reagieren war dann seine Rache dafür, dass du Schluss gemacht hast.
Es klingt gleich hart, was ich schreiben werde, aber das, was du empfindest, dürfte kein Liebeskummer sein und auch keine Liebe, sondern Abhängigkeit. Dieser Mann hat dich zuerst vermeintlich gerettet, nur, um dich dann in deine Selbstunsicherheit und Minderwertigkeitsgefühle zurückzuschicken. Jetzt hast du das Bedürfnis, wieder daraus gerettet zu werden und adressierst dieses Bedürfnis an ihn, weil du bereits schon einmal die Erfahrung gemacht hast, dass er das kann. Aber er tut es nicht.
Ich beschreibe dir jetzt mal ein Bild der Situation, wie es sich für mich nach außen symbolisch darstellt:
Du sitzt in einer dunklen Höhle, zusammengekauert auf dem Boden, fühlst dich klein, unansehlich und schwach. Plötzlich ruft eines Tages die Stimme eines Ritters nach dir, der gekommen ist, um dich aus der Höhle zu befreien. Dafür gibt er sich sehr viel Mühe, gibt dir alles, wovon du bislang träumtest und wovon du wusstest, dass du es brauchst, um wieder groß, stark und schön zu sein. Du hattest wieder einen Grund, um aufzustehen, den Kopf zu heben. Langsam schöpfst du Vertrauen, nimmst seine Hand und lässt dich aus der Höhe herausführen. Du kannst dein Glück noch gar nicht fassen, schaust deinen Retter voller Dankbarkeit und Erstaunen an, so dass du nicht bemerkst, wohin er dich führen wird. Er führt dich zu seiner Höhle - sie ist klein, dunkel und kalt. Dort gibt es eine Kette in der Wand. Er sagt: Vertrau mir, lass mich dich dort anketten, denn ich möchte dich immer bei mir haben. Du überlegst nicht lang und erklärst dich einverstanden. Kaum liegst du in Ketten, geht er und kommt eine ganze Zeitlang nicht zurück. Du wunderst dich, vermisst ihn, bist einsam und kannst es nicht verstehen, warum er nicht da ist. Er wollte dich doch bei sich haben! Als er wiederkommt, sagst du ihm deinen Kummer. Aber er lacht dich nur aus. So wolltest du doch! Du bist doch jetzt in seiner Höhle, sagt er. Es ist das erste Mal, dass er dich schlägt. Dann geht er wieder. Und plötzlich ist da etwas stärker in dir, als die Liebe zu ihm: Du entdeckst deine Liebe zu dir selbst. Nein, du willst nicht leiden, du willst nicht so behandelt werden. Du befreist dich aus den Fesseln und gehst. Zurück in deine Höhle, denn du weißt nicht, wohin du sonst gehen sollst. Wenig später erscheint er wieder bei dir, ruft dir zu, er wolle dich retten, habe es nicht so gemeint. Du erlaubst ihm, einzutreten. Alles was er tut, ist, dich erneut zu schlagen, weil du es gewagt hast, deine Bedürfnisse anzumelden und ihn zur Rede zu stellen. Er findet, du seiest undankbar. Deswegen schlägt er dich. Dann geht er wieder. Nochmals kommt er zu dir und das Ganze wiederholt sich mehrfach. Er schlägt dich und geht. Irgendwann kam der Tag, an dem dir klar wurde, dass es nur eine Möglichkeit gibt, wieder bei ihm sein zu können. Du nimmst dir vor, wenn er wiederkommt, dann wirst du deine Bedürfnisse und Forderungen hintanstellen und ihm sagen, dass du alles tun wirst, um bei ihm zu sein. Dass du mit allem einverstanden bist. Als er kam und du ihm das sagtest, schlug er dich so heftig, dass seither sein Handabdruck auf deiner Wange blieb. Bis heute. Er kam niemals wieder.
Frage dich:
Ist es Liebe, zu einem Menschen zurückgehen zu wollen, der dich permanent schlägt?
Sind dir diese Schläge schon so vertraut, dass du dir sagst: Lieber diese Schläge, als gar kein Kontakt zu ihm?
Glaubst du, dass du diese Schläge noch viel eher verdient hast, als ein liebevolles Verhalten?
Bist du wirklich bereit, einen solch hohen Preis für diese Beziehung zu zahlen, der da lautet, sich selbst zu zerstören und zerstören zu lassen?
Glaubst du wirklich daran, dass er es war, der dich damals rettete, der dich liebte?
Das, was ihn bei dir angezogen haben dürfte, war dein fehlender Selbstwert, deine Bedürftigkeit und Hilflosigkeit. Ein Mensch, der sich selbst in Ketten legt, ist für einen Egomanen, der nicht lieben kann, immer ein willkommenes Opfer, da er weiß, dass es sich bereitwillig auch in SEINE Ketten legen lassen wird.
Was solltest und kannst du also tun, um aus deiner Höhle herauszukommen und die Abhängigkeit zu ihm zu lösen?
(1) Schaffe deine Überzeugung ab, dass du einen Anderen Menschen brauchst, um groß zu sein
(2) Schaffe deine Opferhaltung ab!
(3) Entwickle und erarbeite dir deinen Selbstwert wieder und schütze ihn!
(4) Sorge für dich, mache Wellness, gönne dir was, gehe deinen Hobbies nach, umgib dich mit Menschen, die dich WIRKLICH mögen, lass dir von ihnen positives Feedback geben, frage nach, wie sie dich erleben
(5) Frage dich, ob du diese Situation, die du erlebst, bereits von früher irgendwoher kennst. Was wiederholt sich da und warum?
(6) Schaffe dir Erfolgserlebnisse und stelle dir selbst Aufgaben, bei denen du dich durch eigenen Erfolg belohnen kannst. Schaffe dir zur Not ein Haustier an, für das du sorgen musst.
(7) Miste aus in deinem Kopf, in deiner Wohnung und in deinem Leben. Geh dabei ganz einfach vor: WAS brauchst du WIRKLICH und was nicht? Frage dich nicht, was du WILLST, sondern was du BRAUCHST! Und entscheide nur nach der Devise: was tut mir weh und was ist angenehm. Alles, was wehtut und belastet: WEG DAMIT! Seien es Klamotten, Menschen oder Sonstiges!
Nur ein einziger Mensch auf der ganzen Welt wird es schaffen, dich aus deiner Höhle zu befreien, und das bist du selbst. Setze alles daran, du hast es schon einmal geschafft!
Alles Liebe dir!
25.01.2015 10:58 •
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