@misty_eyes und lone_rider
Objektiv habt ihr natürlich schon recht - die Möglichkeit, eine neue Liebe zu finden (und dann evtl. auch eine Familie mit Kindern zu haben), ist natürlich größer, je jünger man ist, und ich stimme misty_eyes auch insofern zu, dass man auch auf das hören sollte, was die Erfahrenen sagen - sei es, dass man wieder frei wird für was anderes, oder dass es sogar eine noch größere Liebe geben wird. Nur kann man es halt in einer Situation, in der man so leidet, kaum glauben, da es ja der/die einzige ist, an dem/der man hängt, und sich gar nichts anderes vorstellen kann und wohl auch nicht will, denn das hieße ja abzuschließen, was so früh nach einer Trennung meines Erachtens gar nicht möglich ist. Es muss doch erst mal aufgearbeitet werden, und da denke ich, ist es am wichtigsten, wenn man den Menschen mit seinem Schmerz im Moment einfach ernst nimmt, weil der nun halt GERADE auch diese schrecklichen Gefühle hat. Insofern denke ich, dass der Ausdruck von Mitgefühl in dieser Situation besser ist als Ratschläge zu geben.
Ich bin selbst noch nicht sooo alt, und ich wurde auch schon mal enttäuscht, als ich 20 war, und heute kommt es mir vor, dass das jetzt viel viel viel schlimmer ist als die Abfuhr damals, vor 15 Jahren, aber dennoch habe ich damals auch gelitten und heute könnte ich die Wände hochgehen, wenn die Leute - ja, doch leichthin - sagen, vergiss den Ex, schau in die Zukunft, du bist ja noch jung. Da fühle ich mich in meinem Schmerz einfach nicht ernst genommen.
Und manchmal habe ich hier eben den Eindruck, dass entweder jüngere Leidende, wie in diesem Fall, ob ihrer Empfindungen belächelt werden, oder Leute, die nicht so lange mit dem Partner zusammen waren, oder Leute, die sich halt mehr Hoffnungen als der verlassende Partner gemacht haben - berechtigt oder nicht. Also mir scheint es manchmal so eine objektive, graduelle Abstufung zu geben, was vielleicht daher rührt, dass man sich selbst immer als der am meisten Leidende sieht und auch daher, dass man andere Geschichten objektiver und eindeutiger sehen kann. Aber meines Erachtens nützen solche Bewertungen in so einer Situation eben nichts, weil man den Schmerz jetzt aktuell hat und spürt, unangesehen der Zukunft, die darüber hinaus einfach unsicher ist, im Vergleich zum sicheren Gefühl des erlebten Glücklichseins in der Vergangenheit.
Bestimmt gibt es auch welche, die nicht mehr aus dem Selbstmitleid herauskommen und ihr Leben lang nicht mehr glücklich werden können, weil sie sich in eine fixe Idee verrannt oder von mir aus auch einen Hang zum Masochismus haben, aber ich denke, das ist die Minderzahl, denn die meisten wollen doch glücklich sein. Aber es braucht halt eine Zeit der Realisierung und Verarbeitung, und in diesem akuten Schmerz nützen mir persönlich Mitgefühl und Mitklage mehr als diffuse Verweise und - ohne Zweifel - gutgemeinte und aller Wahrscheinlichkeit nach zutreffende Ratschläge für eine unbekannte Zukunft, aber das muss ja nicht für jeden so sein.
MJ
19.02.2008 17:42 •
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