Zitat von thegirlnextdoor: Das wäre ideal.
Libra hatte ausführlich und sehr glaubhaft dargelegt, daß der Vater dies zum damaligen Zeitpunkt als keine gute Option befunden hat. Ich erwähne es nur wieder, weil sich Dinge ja entwickeln können.
Genauso wie Du, empfinde ich das als einen sehr guten Weg, weil es beiden Parteien im Mediationsprozess erlauben würde, mal bestimmte Gefühle anzusprechen, die eben im Moment die Suche nach einer Umgangsregelung erschweren. Ein geübter Mediator ist auch in der Lage anfängliche Zweifel, Ressentiments oder einen gewissen Unwillen auszuräumen.
Zitat von Heffalump: Eben, weil man den Erzeuger nicht zwingen kann. Egal welches Amt, welcher Mediator oder was man noch aufrufen kann, das sich da Besserung einfindet
Richtig ist, daß Du in Fällen von absoluter Umgangsverweigerung genauso übrigens wie bei absoluter Umgangsvereitelung nicht wirklich viel tun kannst.
Richtig ist aber auch, daß beides sehr gern und schnell als Schutzbehauptung mißbraucht wird. Die Mutter, die den Kontakt zum Ex einfach nicht will und daher systematisch den Umgang erschwert, der Vater, der sich nie kümmert.
So wie sich unser Verständnis für Kinder und deren Erziehung stark verändert hat, so ist auch unser Rollenverständnis von uns als Eltern gewachsen. Die Fälle, in denen ein Vater keinerlei Interesse an seinem Kind zeigt, gehen zurück, aber damit vergrößert sich eben auch das Konfliktfeld, wie es Libra und Ex gerade deutlich zu spüren bekommen.
Beigen gehen super schnell in die Kränkung und agieren aus dieser heraus. Während Ex das aber offen aggressiv macht, Mama hat Papas Nummer blockiert (oida!), verstrickt sich Libra dabei dann doch auch in Kindeswohlüberlegungen, die eben eher Schutzbehauptungen sind, denn rein objektiv getragen von dem, was für Diego das Beste ist.
Libra scheint gekränkt darüber, daß die Großen regelmäßigen Umgang haben, an dessen Entstehung sie maßgeblich beteiligt war und sie empfindet da eine Benachteiligung von Diego. Das ganze ist zudem davon getragen, daß es sich dabei um einen Konflikt handelt der eben auch massiv zur Trennung beigetragen hat.
Die Idee, daß dieser Konflikt sich einfach durch die Trennung auflösen würde, (jetzt muß sich Papa mal selbst kümmern), ist Wunschdenken und für sich genommen kindlich (keine Wertung), denn bei Lichte betrachtet, sind ja die Gründe für dieses Verhalten nicht geklärt worden oder der Konflikt aufgelöst worden, sondern hat sich mit der Trennung nur schlicht verlagert.
Eine der großen Verletzungen und eben massiver Trennungsgrund war Libras Irrtum, was die Vaterqualität von Ex angeht. Wir kommen in diesem Thread immer wieder darauf zurück, daß diese Vaterqualität neben der Anziehung der beiden einen großen Anteil seiner Attraktivität ausgemacht hat. (Im Hintergrund steht auch die Verwirklichung eines Lebenstraums, den der heilen Familie). Aufgrund dessen hat sie sich für ein Kind entschieden, nur um dann zu sehen, daß ihre Annahmen zu einem Teil sehr irrig waren. Diese Enttäuschungen, viele über einen längeren Zeitraum, haben zu einer großen Kränkung geführt, welche letztlich die Trennung ausgelöst hat.
Die Schwierigkeit, die jetzt besteht, ist, daß diese Verstrickung trotz Trennung aufgelöst werden muß. Wenn der Herr ein super Vater gewesen wäre, aber fremd gegangen, dann wäre der Konflikt mittels Trennung beseitigt. Eine Elternebene zu finden wäre aufgrund der Verletzungen zwar zunächst schwierig, aber der Trennungskonflikt selbst muß nicht aufgelöst werden.
Das ist hier anders.
Das ist was Brightness in sehr klaren Worten beschrieben hat, das ist, was ich immer wieder anspreche.
Es besteht kein Zweifel daran, daß Libra eine wahnsinnig tolle Mutter ist. Die Sorgen und Nöte, die sie auszuhalten hatte und hat aufgrund des Gesundheitszustands von Diego haben ihr im besonderen, aber eben allen in der Situation eine Menge abverlangt.
Es ist nur so, daß das Narrativ, was Libra gebraucht hat, um die Trennung letztlich zu vollziehen, nämlich, daß sie rauf und runter springen kann, aber aus ihm wird nicht der Vater, den sie sich vorgestellt und gewünscht hat, sich jetzt in eine große Hürde verwandelt, wenn es darum geht, daß zwei Erwachsene, mit all ihren jeweiligen Fehlern und Stärken, darüber auseinander setzen müssen, was objektiv das Beste für ihren Sohn ist.
Bei all dem, was sie super gut macht und welche Stärke sie jeden Tag aufs neue beweist, hat sie an der Stelle einen blinden Fleck.
Dieser heißt, daß die Enttäuschung über den Irrtum seiner Vaterqualitäten heilen muß und daß sie Wege in die Akzeptanz findet, die es ihr erlaubt, aus der Paarebene-Bewertung dieser Qualität auszusteigen und hinein zu gehen in die Erkenntnis, daß auch ein mittelmäßiger Vater ein guter Vater ist.
Sprich, die beiden zusammen haben es nicht geschafft den Konflikt über wie Vaterschaft (und Mutterschaft, er hat sie mehrfach als Übermutter bezeichnet) auszusehen hat gemeinsam aufzulösen, daher die Trennung. In der Konsequenz aber heißt das jetzt, daß der Konflikt von beiden allein gelöst werden muß, es heißt eben nicht, daß man diesem Konflikt aus dem Weg gehen kann.
Beide halten an ihren Verletzungen und auf der Paarebene getroffen Einschätzungen über die Vater/Muttereigenschaft des jeweils anderen fest und agieren aufgrund dieser.
Als abschließendes Beispiel, statt sich darüber zu freuen, daß Diegos Vater nie das Sorgerecht aufgeben würde (was im Übrigen sehr dafür spricht, daß er Interesse am Umgang und Wohlergehen seines Sohns hat), wird das sofort genommen, um ein Werturteil zu fällen. Das machst Du nur weil xyz, oder auch so wichtig kann es dir ja nicht sein, wenn xyz.
Ich verstehe, die dahinter liegende Verletzung und ich sehe die Kränkung. Aber es ist die Fortführung des Paarkonflikts. Ohne Auflösung dessen jetzt jeder für sich unter Maßgabe der Elternebene, kommen beide halt nicht in die neue Rolle.