Hmmm, ich bin irgendwie weiterhin ernsthaft irritiert. Ich habe fest damit gerechnet, dass wenigstens ein paar meine Erzählungen auseinanderpflücken und mir aufzeigen, wo ich überall völlig daneben reagiere und das mein Partner nur darauf reagiert.
Ich lasse mir schon so lange einreden, dass es an mir liegt, dass ich mich bereits stur damit abgefunden habe, dass es wohl stimmt, ich die lächerliche Frau bin, die es nicht schafft neben Kind, Job und Haushalt noch den Mann zufrieden zu stellen und eine gesunde Beziehung zu führen.
Erst seit wenigen Monaten stoppe ich seine Anschuldigung klarer. Das Buch werde ich lesen, denn offensichtlich hab ich nicht klar genug Grenzen gesetzt.
Mit den 'anderen' reden. Da gibt es nur einen mit dem ich es tun könnte, der Rest bekommt ohnehin nur sein hilfsbereites Handeln mit und meine Reaktion muss von außen betrachtet als unberechenbar wirken. Ich bin nicht bereit meine Ängste mit denen zu teilen die schon immer nur oberflächlich und stichelnd mit mir umgegangen sind.
Meine Kontrastwelt sind meine Freunde, Familie und meine beruflichen Bezüge. Leider arbeite ich seit April nur noch das 'nötigste', behandelt nur eine Patientin. Meine Reserven reichen nicht für mehr aus, ich bin realistisch. Und ich muss mich auf mein Abschlussexamen vorbereiten. Was ich von April bis heute geschafft habe, ist ein Witz und auch das schnürt mich zu. Ich bin in der Regel gern gut vorbereitet. Die Prüfung wird eher ein Augen zu und durch, wenn das so weitergeht.
Ich bin mit meinen Baustellen nicht ausgleichend, nein ganz sicher nicht. Auch habe ich bereits vor meinem Partner gestanden, der mir vorwarf, dass ich ihn nicht unterstütze, dass ich auch nicht mehr kann. Auch hier ist es eher ein Gefühl, seine Tränen berühren mich nicht, als wäre es nicht echt. Er sagte damals mit Tränen, dass er am Ende sei, nur noch warte bis die OP vorbei sei und dann plane für ein paar Wochen weg zu sein, irgendwo am Strand, Abstand und runter kommen. Ich antwortete, dass er es tun soll, mir nur bitte sagen solle, wann es soweit ist, damit ich meine Termine planen kann. Er wurde sauer, habe eigentlich eine Umarmung erwartet etc. Ich denke, es war nur ein Bluff, er wollte mich damit wieder an sich ziehen und mir zeigen, wie abhängig ich von ihm bin. Das bin ich jedoch nicht. Ich betreue unseren Zwerg wie beschrieben meistens auch wenn er da ist allein. Die Zeiten die er ihn nimmt sind zufällig oder wenn ich außerhalb Termine habe. Zeit zum Lernen muss ich er betteln und stehe dann immer vor einem Mann, der mir aufzählt, wie viel er zu tun hat und gibt mir das Gefühl, dass meine bitte unpassend ist. Ich solle doch morgens um 6 Uhr aufstehen und die Zeit bis der kleine wach ist lernen,oder ab 22 Uhr, wenn der kleine eingeschlafen ist. So habe er es die Monate meiner PiA Zeit, wo ich MI bis Fr arbeiten musste, auch praktiziert.
Das stimmt teilweise. Ich muss aber sagen, dass ich niemanden kenne, der so wenig arbeiten muss wie er. Er hat anstrengende stoßzeiten, wenn er die Löhne vorbereiten muss oder unvorhersehbare Aufträge rein kommen, ansonsten schaut er Filme und kann prima nebenbei arbeiten.
Ich will seine Leistungen nicht schmälern, es war eine heftige Zeit für ihn, als ich arbeiten musste. Pandemie bedingt waren alle Kinder nonstop bei ihm und er versuchte nebenbei zu arbeiten. Allein telefonieren ist ein Kampf wenn ein 2. 5 jähriger gerade sein Nutellatoast will. Ich zog in der Zeit den Hut vor ihm und dankte ihm unendlich dafür, dass ich meine größte Hürde, das klinische Jahr, leisten konnte.
Und ja, auch dort bin ich ausgebrannt. Klinik bedeutet Fälle, die nicht leicht sind und aufgrund meiner Erfahrungen und Fähigkeiten bekam ich die Komplextraumatisierten (S. Missbrauch in der Kindheit, erweiterter Suizidversuche der Mutter an dem Kind...). Und genau in der Zeit traf die Notoperation. Übrigens in der selben Klinik, in der ich tätig war. Ich trat da quasi auf der gleichen Station sowohl als Mutter auf als auch als mitbehandelnde Mitarbeiterin des therapeutischen Teams bei psychisch (mit-) bedingter Symptomatik.
Auch hier habe ich den Kontrast gespiegelt bekommen, in den 15 Monaten habe ich viel Verantwortung übernommen und zum Ende musste ich weinen, da der Leiter und das Team mir derart liebevolle Rückmeldungen gegeben haben. Ich nehme die Worte aus meiner Beurteilung als kleines Mantra mit.
Nun bin ich jedoch finanziell ausgebrannt. Bevor ich in die Beziehung kam hatte ich ordentlich Rücklagen für die Weiterbildung und vor allem die Durststrecke der PiA Zeit und einen Verdienst zwischen 2000 und 3500 monatlich durch meine Stelle und der parallel laufenden Patientenbehandlungen. Nach der Geburt von unserem Kind habe ich meine Möbel und Wohnung aufgegeben, bin in sein Haus gezogen. Habe meine Stelle auf Elternzeit gesetzt und wie erwähnt meine Patienten nur noch einmal die Woche grundversorgt.
Da es sein Haus ist, ist die Miete für mich weggefallen. Ich habe jedoch den Großteil der Lebensmittel gezahlt, zusätzliche Rechnungen wegen Strom und Co übernommen und alles rund um unser Kind, Kleidung, Spielzeug, Möbel... Gezahlt. Und natürlich meine eigenen Kosten für eigenen Bedarf und Weiterbildung.... Lehranalyse und Supervision a' 99 Euro monatliche Gebühren, Miete Praxisraum....
Ich bin nun finanziell ausgebrannt, noch 3 Monate und alles ist weg.
Vor ein paar Wochen habe ich das erstmals zum Thema gemacht bei ihm. Gönnerhaft überwies er mit dann Geld und vor kurzem sicherte er mir die Unterstützung zu bis zur Prüfung im April. Ich war zunächst beschämt und dachte daran ihm alles zurück zu geben und dann hab ich kapiert, dass es umgelegt auf die Lebensmonate unseres Sohnes etwa 350 Euro im Monat sind, die er mir nun quasi nachträglich zahlt. Dieses Wissen fühlt sich für mich besser an.
Ihn pusht es natürlich wer kann schon seiner Frau so viel Geld geben...., dazu gesagt, er hat genug
Ich jedoch bin leider gefangen. Hab gerade kein Geld, meine Wohnung mit Ausstattung, alles weg, konto leer. Ich hab keine monatlichen Einnahmen, wer will mir einen Mietvertrag geben?
Ich habe schon mit der Agentur für Arbeit telefoniert. Die Frau war sehr herzlich, bedauerte meine Lage. Ein Rechtbauf ALG1 gibt es nur theoretisch, da ich bei meiner Qualifikation direkt überschüttet werde mit Angeboten, die ich nehmen müsste. Und der Hinweis mich krank zu melden und Grundsicherung zu erhalten, deckt meine laufenden Kosten durch die Weiterbildung nicht ab.
Ich bin bereits in Gesprächen, wie ich neue Aufträge annehmen könnte, aber rein psychisch bin ich eigentlich nicht in der Lage mehr zu tun...
Ich bin fast 40ig, seit ich 19 bin unabhängig, auch finanziell, von meinen Eltern. Studium etc alles durch Eigenleistung und jetzt Das.... Ich könnte schreien. Bin kurz davor meine Weiterbildung an den Nagel zu hängen, um die finanzielle last nicht mehr tragen zu müssen.
17.09.2021 08:22 •
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