Hallo Libra82,
ich hab einiges in deinem Thema (mit-)gelesen.
Deine Überlastung und die emotionale Not springt einen aus deinen Beiträgen förmlich an. Du stehst seit Jahren unter Beschuss, ratterst und ratterst, machst dir nicht nur deinen Kopf und den um den Kleinen, sondern auch noch den Kopf, den dein Partner sich eigentlich machen müsste. Ich möchte dich eindringlich warnen, dass du auf einen emotionalen Burn-Out zusteuerst. Es wäre wirklich gut, wenn du mehr emotionale Ruhe erlangen könntest, sonst wird der Gang der Dinge dich wahrscheinlich dazu zwingen (so war es letztlich bei mir).
Deine fortbildungsbegleitende Therapie ist sicher ganz wertvoll, hilft dir jedoch in der aktuellen Situation offensichtlich nicht so sehr. Der Fokus sollte da ja auch eigentlich darin liegen, dich psychisch so aufzustellen, dass du für die zukünftige therapeutische Arbeit gerüstet bist und nicht, deine aktuellen Probleme zu wälzen. Du könntest dir überlegen, für die akute Krise eine andere Form von Beratung/Coaching in Anspruch zu nehmen.
Zitat von Libra82: Ich strampel, Wimmer, brüll und sage, was mich verletzt und er sagt: Ja, aber du hast mich auch verletzt, lass es uns ändern und dann wiederholen wir das.
Ihr habt eine Geschichte des Beredens von Problemen, welches keinerlei Änderung eures Verhaltens zur Folge hat.
Weder er ändert sein Verhalten, noch du.
Von dir kommt strampeln und brüllen, und ich finde deine Wortwahl hier sehr bezeichnend: du begibst dich ihm gegenüber in eine hilflose, kindliche Position und versuchst ihn mit der Macht deiner Emotionen zu zwingen, sich dir gegenüber als verantwortungsvoller, unterstützender Erwachsener zu verhalten. Dabei bist ganz offensichtlich DU die reifere, erwachsenere Persönlichkeit von euch beiden!
Da er diesen Part also weder einnehmen kann noch dies erlernen will, beschwichtigt er die Szenerie mit ein paar guten Zusicherungen und macht dann weiter wie gewohnt, was übrigens auch viel damit zu tun haben dürfte, dass von dir ja keinerlei ernstzunehmende, erwachsene Konsequenz zu befürchten ist (denn Weinen und die eigene Verletztheit zu demonstrieren in der Erwartung, dass der andere dann zur Vernunft kommt, ist keine Konsequenz. Das weißt du als Pädagogin doch).
Warum er das nicht können will, beschreibst du übrigens sehr plastisch in deinen Schilderungen über ihn. Du portraitierst hier einen Mann mit sehr liebenswerten Seiten (sonst hätte das Love Bombing aus der Anfangszeit ja auch nicht funktioniert), der aber im Grunde psychisch sehr dysfunktional aufgestellt ist und zudem keinerlei Einsicht oder Interesse daran zeigt, seine gewohnten Verhaltensmuster zu reflektieren oder gar zu verbessern. Aber ein realistischeres Bild von ihm willst du ums Verrecken nicht zulassen, deshalb dein Festhalten an dem er müsste doch nur mal verstehen und eine Paartherapie könnte mich darin unterstützen, ihm endlich klar zu machen, was er doch nur mal verstehen muss, damit es bei ihm Klick macht und er sich ändert. Weil, wenn er nur verstünde, müsste er doch automatisch erkennen wie es fortan zwischen euch... verstehste? Rosa Blabla
Liebe Libra82, ich hatte auch mal so einen Nagel im Kopf wie den, den ich bei dir zu sehen meine. Es wurde sehr, sehr, SEHR viel leichter für mich, diesen Nagel rauszuziehen, als ich endlich begriff, dass der Mann, um den es bei mir damals ging, entgegen seiner zahlreichen Beteuerungen eben KEINERLEI Interesse daran hatte, die Dinge mit mir gemeinsam besser hinzukriegen - jedenfalls nicht, sofern das bedeutete, dass ER auch an sich hätte arbeiten müssen. Und besonders hilfreich war die Erkenntnis, dass er mich nicht aus Hilflosigkeit und Not verletzte, sondern mit Absicht, um einer sachlichen Diskussion zu entgehen, um mich wieder einzunorden und seinen Willen durchzusetzen, um seinen eigenen Minderwertigkeitskomplex nicht anschauen zu müssen und um sich neben mir, die ihm in Wahrheit in fast jeder Hinsicht überlegen war, nicht wieder klein zu kriegen.
Vielleicht hilft es dir einmal den Gedanken zuzulassen, dass du deinem Partner in bestimmten Dingen eben tatsächlich überlegen bist und dir aber eigentlich wünschst, es wäre umgekehrt. Weil du eben auch mal diejenige sein willst, die sich an den emotional starken und zuverlässigen Mann anlehnen kann. Schwer genug hast du es im Alltag und in der Vergangenheit gehabt. Wie dringend hättest du einen Mann gebraucht, der dich in den Arm nimmt und dir sagt, dass alles gut wird mit eurem kranken Kleinen. Stattdessen hattest du eine unreife Mimose da sitzen, der allen Ernstes mault dass du dich nicht nach SEINEM Befinden erkundigst, wenn du aus dem Krankenhaus kommst. Unfassbar, ehrlich.
Es wäre wirklich gut wenn du dich mal mit dem Gedanken anfreundest, dass du selbst wahrscheinlich wesentlich weniger toxische eigene Anteile zeigen würdest, wenn du dich nicht ständig einem Mann unterordnen würdest (und das tust du, z. B. indem du deine Haltungen und Überzeugungen von seinem Verständnis und seiner Zustimmung abhängig machst), der dir nunmal unterlegen ist. Wäre sicher ganz hilfreich, hier mal deine Prägung aus dem Elternhaus aufzudröseln. Bei vielen Frauen sitzen inoffizielle Glaubensmuster, dass Männer toll und überlegen sind, ganz tief, manchmal so tief, dass sie eben zu der von mir bei dir beobachteten (und ebenfalls von mir selbst erlebten) Dynamik führen können.
Zitat von Libra82: Vielleicht kommt er wieder, versucht meine Ängste zu verstehen, kann mir mit seiner gegenteiligen Meinung begegnen ohne sich angegriffen zu fühlen.
Er ist nicht dafür zuständig, deine Ängste zu verstehen. Befrei dich von dem Glauben, es würde endlich alles besser wenn er dich nur versteht.
Versuch dich stattdessen mal an dem Gedanken, dass er dich vielleicht gar nicht verstehen will. Dass es okay für ihn ist, dich zu verletzen, dich strampeln und heulen zu lassen. Dass das okay für ihn ist weil du ihn in seiner Welt ja viel schlimmer verletzt hast, weil in seinem Minderwertigkeitkskomplex schon kleine Kränkungen sich wie große anfühlen. Versuch ruhig, das komische Foto heute als geradezu peinlich plumpen Versuch zu deuten, dich zu manipulieren. Wenn man diese Dinge einmal zu durchschauen anfängt, wird man dafür viel weniger anfällig. Und dein Partner scheint ja jemand zu sein, der schon lange (erfolgreich) mit ungesunden Mustern lebt, z. B. mit emotionaler Erpressung, und du bist da sehr erpressbar aufgrund deiner selbstkritischen, im Kern sehr harmoniebedürftigen aber auch auf bestimmte Weise konflikt-unfähigen Art.
Besonders deutlich wird das wenn man deine Schilderungen liest. Dein Partner hat in manchen Dingen offenbar wirklich eine verschobene Wahrnehmung und ihm fehlt jegliche Selbstreflektion. Während du von selbiger zu viel aufweist. Liebe Libra82 so einige Dinge des von dir beschriebenen Familienlebens finde ich fragwürdig aber ich hätte kotzen können als du das Beispiel gebracht hast von der versuchten Zwangsfütterung eures Säuglings. Du hast selbst Jahre in stationärer Jugendhilfe gearbeitet und solltest daher wissen, dass es bei sowas nicht mehr um unterschiedliche Werte geht, sondern bereits ums Kindswohl. Dass du selbst in solchen Dingen irgendwie versuchst seine Sicht zu verstehen oder seine gekränkte Reaktion nachzuvollziehen und um sein Verständnis für deine Not zu heischen anstatt ihm gehörig den A*sch für so eine Aktion aufzureißen, zeigt mir wie gravierend dein Problem, dich abzugrenzen, ausgeprägt ist (die Gluckerei um deinen Kleinen ist übrigens eine andere Seite der selben Medaille: fehlende Abgrenzung und zu große Konfluenz).
Mein Rat an dich, hör auf bei diesem Mann innerlich wie äußerlich um Verständnis zu betteln. Es ist absolut richtig dass du andere Ansichten hast und du darfst dir erlauben zu erkennen, dass eure Vorstellungen in vielen Dingen schlichtweg nicht in Einklang zu bringen sind. Du brauchst auch nicht das Verständnis oder die Einsicht deines Partners, um die Trennung nun umzusetzen. Dieser Zustand der Konfluenz erscheint mir bei dir sehr auffällig, jemand anderes beschrieb es hier glaube ich schon als Liebessucht, man könnte es auch mangelnde Abgrenzung des eigenen Selbsts gegen den Partner beschreiben. Und ja, ich möchte mich den Stimmen hier anschließen die eure beider Verhalten als toxisch einordnen.
Das war jetzt viel. Vielleicht kannst du etwas damit anfangen. Vielleicht dich auch an etwas reiben. Ich hoffe, ich habe die passende Wortwahl gefunden - es war viel Input, es gäbe sicher noch mehr, du hast hier ein wirklich großes Paket ausgebreitet, aber man kann einfach nicht alle Aspekte gleichzeitig berücksichtigen, auch wenn du das gern zu tun scheinst