Hallo Libra82, ich habe nicht alle Seiten gelesen, einige schon. Dabei ist mir etwas bei euch aufgefallen und da das nur eine oberflächliche ad hoc Beobachtung ist, darfst du das folgende auch ruhig kritisch sehen... Los gehts:
Ihr beide durchlebt seit Jahren Ängste, Kontrollverlust und Wut, was angesichts der Lage, in der ihr euch befindet, sehr verständlich und eigentlich normal ist vor eurem Hintergrund. Ihr seid sehr starke Menschen, die sich vor Verantwortung nicht drücken und versucht den Anforderungen gerecht zu werden. Ihr beide knickt nicht gerne ein und jeder gibt auf seine Art sein Bestes nach außen. ABER: unbewusst versucht ihr jemandem die Schuld für die überfordernde Situation in der ihr euch befindet zu geben. Denn dann darf die Hilflosigkeit --Wut ein Gesicht bekommen. Ihr verursacht Nebenschaukriegsplätze, weil das was euch den Atem raubt, die Angst um euer Kind, Zukunftsangst, Angst vor Überforderung und Versagen und auch Belastungsstörungen wegen den vergangenen nervenaufreibenden Jahren, zu groß und nicht zu kontrollieren war/ist. Jetzt erst kannst du deine Ängste um dein Kind richtig zulassen. Du konntest es davor nicht. Du durchlebst im Prinzip die Situation erneut. Ihr benutzt euch gegenseitig als Ventil für eure Gefühle. Dein Partner redet deine Angst klein, weil er sie in sich selbst unterdrückt (hat?) um zu funktionieren. Das verletzt dich. Du wünschst dir eine starke Schulter, bist aber nicht gerne abhängig, wirst darüber wütend dass du unerfüllte Erwartungen hast, bist verletzt, dass er für dich nicht da war, er fühlt sich nicht anerkannt und gesehen und versucht dir aufzuzeigen, dass er es doch war, evtl. fühlt er auch ein bisschen Neid, weil du die Situationen besser meisterst und nicht so viel von ihm brauchst, während er Erwartungen an dich hat und er sich dadurch bedürftig und klein fühlt. Dies wird in ihm mit Sicherheit ein schlechtes Gewissen wecken, weil er an sich selbst auch (ehrbare) Erwartungen hat: treuer starker Partner zu sein, gute Vaterfigur. Dadurch bestätigst du in ihm dann etwas wovor er Angst hat: dass er nicht gut genug ist. du brauchst die Kontrolle über die Situation also kontrollierst du ihn (in Bezug auf euer Kind). Du hältst lieber an den enttäuschten Gefühlen ihm gegenüber fest, als die Trauer um eine behütete Schwangerschaft zuzulassen. Er fühlt sich dadurch minderwertig und automatisch wertet er dich ab und und und. Ihr seid in einem Kreislauf gefangen. Euer Istzustand ist verkeilt und ihr seht vor lauter Überforderung und hochkochender Gefühle (im übrigen endlich!) nicht klar. Du drehst durch, wenn er Erwartungen an dich hat, weil dir schlicht das Wasser bis zum Hals steht. Was ihr braucht ist zunächst Abstand voneinander, dann müsst ihr beide darüber nachdenken, ob ihr es schaffen könntet eure derzeitige Beziehungsdynamik zu durchbrechen. Ihr solltet aufhören an diesen wunden Punkten zu rühren, sondern zunächst muss jeder Klarheit für sich schaffen, dann erst könnt ihr euch einander zuwenden. Du musst dir darüber klar werden: ist unser Istzustand nur eine Phase aus der wir rausmüssen oder ist unser gegenseitiges Verhalten unumkehrbar, weil wir uns nicht anders verhalten können und du dich zu weit entfernt hast, weil du dich in den Situationen allein gelassen gefühlt hast. Was muss ich tun, was er, damit unsere Beziehung noch funktionieren kann und kann ich das realistischer Weise von mir/ihm erwarten. Diese Frage kann dir keiner beantworten außer du dir und er sich. Ihr müsst mal aus sachlicher Perspektive euer Verhalten zueinander beobachten und miteinander darüber sprechen (wenn die Gefühle abgekühlt sind) Ihr habt euch gegenseitig verletzt und Verletzungen müssen heilen können, was Zeit und Wiedergutmachung braucht.
Du erinnerst mich ein bisschen an mich. Anspannen, funktionieren, viel leisten kannst du gut, aber loslassen....? Was ihr euch fragen müsst ist, ob ihr BEIDE es schaffen könnt euer ungesundes Verhalten abzulegen. Was ihr müsst, ist eine Entscheidung treffen und was ihr braucht ist viel Zeit und Geduld. Hört endlich auf euch gegenseitig zu verletzten und akzeptiert den Istzustand, konzentriert euch lieber auf etwas anderes: wie soll es mit uns weitergehen, wie können wir aufhören einander weh zu tun, wie können wir trotz unserer Situation und Vergangenheit einander wertschätzend gegenüber treten und was brauche ich um Verletzungen loslassen zu können. Ich weiß nicht, wie reflektiert dein Partner ist, ob Gespräche mit ihm möglich sind. Aus eigener Erfahrung sage ich dir: wenn er es nicht ist, wenn er sich Gesprächen nicht stellt, nicht bereit ist aus euren vergangenen Situationen zu lernen, wenn ihr euch nicht einander (nach ZEIT!) zuwenden könnt und er sich lieber verschließt und wie ein Kind nur erwartet, dann gibt es für dich nur zwei Optionen: entweder du akzeptierst, dass du in diesem Punkt immer alleine sein wirst und überlegst, wie du damit umgehen kannst ohne dass es Streit und Verletzungen gibt (wozu ich dir aber nicht raten würde) oder du entschließt dich, ein Leben ohne ihn zu führen. Dieses Vielleicht dazwischen, das ihr gerade durchlebt ist kraft- und nervenaufreibend und verursacht immer tiefere Verletzungen. Aber es wird euch beschäftigt halten und wenn du ehrlich bist, irgendeine Art von Nähe ist es trotzdem... jetzt bist du gefragt. Bitte verzeih mir, wenn ich zu direkt bin. Du bist sehr verletzt und hast liebevolle Menschen um dich herum verdient, aber mir scheint, du bist auch jemand, der die Dinge gerne anpackt und nach Plan handelt. Nutze deine Wut! Entweder für eure Partnerschaft und Familie oder eben für dich selbst. Setze die Wut nicht destruktiv ein und gib dir irgendetwas, wo du dich entspannen kannst. ich weiß, ist mit Kind leichter gesagt als getan aber schenke dir etwas das dir gut tut. du hast gerade liebevolle Gesten mehr als verdient. Ihr durchlebt alle unglaublich harte Zeiten und du machst das sehr gut! Ich kann mir nicht anmaßen darüber zu urteilen, ob eure Beziehung toxisch ist, denn euer Istzustand ist ein sehr hartes Los und ihr müsst mit vielem fertig werden. Das man da durchdreht, ist irgendwie verständlich. Deswegen weiß ich nicht, ob man hier einfach behaupten kann, er sei Narzisst etc. Du bist - glaube ich - intelligent genug um das selbst beurteilen zu können - nimm dir den Abstand und die Zeit. Du bist eine sehr starke, bewundernswerte Frau!
Alles Liebe!
03.10.2021 12:13 •
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