In der Zwischenzeit gab es noch ein Gespräch. Ich habe mir vorgenommen, für mich einen Abschluss zu finden. Das Gedankenkarussell wird zwar langsamer, dreht sich aber noch immer.
Die meisten meiner Vermutungen hat sie direkt oder indirekt in diesem Gespräch bestätigt. Sie ist hauptsächlich von Ängsten gesteuert. Die Angst vor der Wohnung und dem Haus ist so groß, dass sie sich hier nicht mehr wohl fühlt. Dazu die Angst, dass alles wieder so enden würde - sie sich wieder nur klein fühlt, nicht wertgeschätzt oder wahrgenommen wird und sie sich schlussendlich wieder nur selbst aufgibt. Wo sie jetzt ist, fühlt sie sich wohl. Sie hat anderes zu tun als sich mit unserer Vergangenheit zu beschäftigen und sieht somit auch keine Zukunft für uns. Sie hält mich für zu optimistisch (ich wüsste jedoch nicht, an welcher Stelle ich Optimismus versprüht hätte). Sie sieht auch keinen Sinn darin, dass wir uns gemeinsam Hilfe suchen. Darüber hinaus hat sie keine Lust, neben ihrer eigenen Therapie noch jemand anderem gegenüber alles erzählen zu müssen.
Auch glaubt sie, ich wolle auf Zeit spielen. Als ob ich daran glauben würde, sie würde schon irgendwann zur Besinnung kommen. Dem Gegenüber habe ich selbst manchmal das Gefühl, sie würde nur darauf warten, dass ich entweder selber alles hinwerfe oder irgendeine Dummheit begehe, mit der sie dann ihren Schritt rechtfertigen könnte.
Wenn sie keine Gefühle mehr hat und nichts anderes als die Trennung will frage ich mich, warum wir uns dann doch noch treffen und reden - warum sie noch nichts Rechtliches eingeleitet hat. Ich traue mich aber nicht, diese Frage direkt zu stellen. Ich befürchte, sie würde sich dadurch nur weiter unter Druck gesetzt fühlen und nur abblocken. Überzeugt bin ich jedenfalls davon, dass Kommunikation zwischen uns nur unzureichend funktioniert und dass sich das wahrscheinlich nur mit Zeit und Hilfe verbessern lässt. Auf meine Überlegung, dass wir auch den Kontakt erst einmal völlig abbrechen können, ist sie bisher jedenfalls auch noch nicht eingegangen. So wie es jetzt läuft ist es jedenfalls nicht gut (für mich).
Weiterhin gibt es keinerlei Vorwürfe. Jeder sieht die Gründe für das Scheitern nur bei sich selbst. Kein Streit, keine bösen Worte. Ich weiß nicht, ob man es Hoffnung nennen kann, aber ich bin weiterhin davon überzeugt, dass wir es schaffen könnten. Mein Bauchgefühl sagt mir weiter, dass sie sich ihrer Gefühlslage nicht so sicher ist, wie sie behauptet - aber das kann natürlich auch nur mein Wunschdenken sein. Sie sagt, sie würde über alles nachdenken. Ob sie es wirklich macht, keine Ahnung. Ich würde gerne warten wenn die Möglichkeit bestünde, dass mehr als nur das Ende möglich ist.
12.01.2020 19:26 •
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