Etwas Zeit ist nun vergangen, aber passiert ist nicht viel.
Heiligabend verbrachte meine Frau bei uns. An diesem Tag fühlte sie sich nicht gut und hat uns am frühen Abend auch schon wieder verlassen. Jedoch wirkte sie etwas gelöster als sonst - ich hingegen ständig angespannt, immer den Tränen nahe und musste ständig den Raum verlassen. Nachdem sie ihre Geschenke sah, nahm sie mich mit einem Danke in den Arm. Angesichts der ersten Umarmung nach über 2,5 Monaten konnte ich nicht mehr. Später nahm sie mich nochmals in den Arm und meinte, ihr täte es leid - sie sei schließlich schuld daran, dass es mir so schlecht ginge.
Ansonsten haben wir noch hin und wieder geredet. Aber es lief einfach so wie immer: wann immer ich dachte, dass irgendwas bei ihr ankommt, war spätestens am nächsten Tag wieder Distanz angesagt. Außer es geht um irgendwelche anderen Themen. Sie ignoriert, dass ich nicht dazu bereit bin, nur ihr Freund zu sein.
Gemacht hat sie seitdem nichts, zumindest nicht hier. Ich habe sie zweimal um Hilfe gebeten: einmal bezüglich unseres Schlafzimmers (das meiste dort ist ihres) und einmal bzgl. der Kleidung unserer Tochter (dabei fühle ich mich noch immer etwas überfordert). Aber von ihr kam beides Mal nichts.
Als erstes nahm sie alles mit, was irgendeinen Wert für sie besaß oder als Dekomaterial taugte. Das meiste davon waren Geschenke von mir. Ein paar Klamotten hat sie natürlich auch mitgenommen. Mit dem ganzen Dreck hat sie mich jedoch allein gelassen. Ich habe in der letzten Zeit viel aufgeräumt, geputzt, umdekoriert und umgebaut. Von ihr kam dann vielleicht mal ein oh wie schön, aber das war es dann auch.
Nun wollte sie Dinge regeln. Da ich nicht unvorbereitet daran gehen wollte, bat ich darum mir mitzuteilen, worüber sie denn alles reden wolle. Daraus entwickelte sich einmal wieder ein Gespräch - wenn auch nur schriftlich. Sie will die Trennung, hat keine Gefühle mehr, will einen klaren Schlussstrich, will alleine neu beginnen. So ganz alleine aber nun auch, denn mein Geld soll natürlich trotzdem her - böser Gedanke, ich weiß. Dabei kamen jedoch auch immer wieder Relativierungen wie vielleicht ist das auch ein Fehler. Ich habe einige Antworten erhalten, die ich bereits kannte. Als die Fragen jedoch tiefer gingen, hörten auch die Antworten auf.
In diesem Gespräch stellte ich ein letztes Mal die Frage, ob sie dazu bereit wäre, hierhin zurückzukehren, zu unserer Tochter, und mich dafür gehen zu lassen. Das hat sie klar verneint. Sie möchte nicht an diesen Ort zurück. Unsere Tochter könne gerne zu ihr kommen, aber das wolle ich ja nicht. Irrtum, die Kleine möchte es nicht, sondern sie möchte hier bleiben. Diese Antwort ruft bei mir nichts weiter als Unverständnis hervor. Sie knüpft die Beziehung zu ihrer Tochter an eine Bedingung, von der sie genau weiß, dass sie nicht erfüllt werden kann. Das passt einfach nicht zu ihr. Sie möchte auch weiterhin Kontakt zu ihrer Tochter, tut aber rein gar nichts dafür.
Für mich klingt das weiterhin danach, dass da noch viel mehr in der Luft hängt als sie es mir sagen möchte. Ich befürchte weiterhin, dass unsere Ehe nur ein Bauernopfer inmitten viel größerer Probleme ist. Die Abneigung gegen diesen Ort ist jedenfalls größer als die Liebe zu unserer Tochter. Wenn sie mich das nicht verstehen lässt, kann ich nichts weiter tun.
Jedenfalls weiß ich nun, wie viele Fehler ich anfangs begangen habe. Durch mein ständiges Bedrängen habe ich sie nur weiter weg getrieben. Ich wage jedoch zu bezweifeln, dass es anders besser gelaufen wäre. Ich weiß nun auch, dass sie einmal versucht hat, mit mir über ihre Ängste zu sprechen. Das war jedoch gegen Ende meiner Chemotherapie. Da habe ich als Stütze nicht viel getaugt und wollte nur nach vorne sehen. Ich erinnere mich nicht einmal an diesen Versuch und einen weiteren gab es nie. Und nun kann ich nichts mehr ändern.
Ich habe ihr nun vorgeschlagen, dass ich erst einmal den Kontakt völlig abbreche. Inzwischen kommt kaum noch Post für sie hier an, also keine Notwendigkeit ständiger Infos. Oder aber wir suchen uns gemeinsam Hilfe, um zu schauen, wie viel noch übrig ist. Natürlich mit der Option, dass dies auch zu einer geordneten Trennung führen kann. Diese sehe ich nämlich leider auf diesem Weg als unmöglich. Sie hat keinen Plan, ich fühle mich nicht bereit. Das kann nicht gut ausgehen.
Trotz allem würde ich für diese Frau alles geben. Doch alles, was ich bisher tat, führte zu nichts. Also werde ich nun etwas anderes und für mich völlig untypisches versuchen: nichts.
05.01.2020 13:06 •
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