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Zwiegespaltene Gedanken, doch der Übergriff war zuviel

H
Hi,
Ich habe ein Forum gesucht wo ich offen über meine Gedanken und Gefühle reden kann. Denn leider kann ich nicht offen über alles reden, wie ich es gerne würde.

Anfang September musste ich gegen meinen Lebensgefährten und den Vater meiner Kinder Anzeige erstatten, wegen S. Missbrauch an meiner Tochter.

Meine Tochter ist 7 Jahre alt. Sie erzählte mir urplötzlich (als der Vater nicht zuhause war), das er sie Intim anfässt. Natürlich hat sie es nicht direkt so gesagt aber da ich nicht ausführlich schreiben möchte was genau passiert ist, habe ich es kurz zusammen gefasst.

Ich war komplett geschockt von ihrer Aussage. Doch ich nahm ihre Worte sehr ernst und ließ mir von ihr erzählen was passiert ist. Für eine siebenjährige war es zu detailliert, das ich ihr nur glauben konnte und selbstverständlich stehe ich (egal was kommt) zu meinem Kind. Und NEIN ich hatte nicht mal ansatzweise eine Ahnung das sowas in unseren 4 Wänden passiert.

Meine Tochter wiederholte alles, im bei sein ihres Vaters. Dieser zeigte keine Reaktion, keine Emotion, nichts gar nichts.

Am Tag als ich bei der Polizei war, musste ich mit meiner Tochter noch zur Untersuchung, ob etwas verletzt ist und Abstriche wurden genommen. Für eine siebenjährige eine echte Tortur. Natürlich kamen von ihm Nachrichten wie ich hätte ihr das eingeredet oder hätte ich mich trennen wollen, hätte ich es auch anders machen können.

Im Endeffekt haben wir (die Kinder und ich) seit nun 1 1/2 Monaten keinen Kontakt mehr zu ihm.

Und nun kommt der Punkt was mich kaputt macht. Diese beschissenen Gefühle für diesen Mann. Mein Kopf weiß, daß was er getan hat ist unverzeihlich, doch mein Herz trauert um das was es verloren hat. Meine kleine Familie, die ich mit herzblut aufgebaut habe. Wir waren 8 1/2 Jahre zusammen. Ich hatte mit ihm vor kurzem sogar darüber gesprochen, wenn wir unser zehnjähriges haben, könnte man übers heiraten nachdenken. Die Erinnerungen die immer wieder hoch kommen, sind echt schwer zu ertragen.

Ich könnte jetzt noch viel mehr schreiben.

Aber die frage ist ja, wie schaffe ich es diese Gedanken abzuschalten und auch nicht ständig in Tränen aus zu brechen, wenn ich daran denke?

Danke fürs lesen und vielleicht lässt jemand ja auch eine Antwort hier.

12.10.2024 01:15 • x 8 #1


M
Zitat von Hanni86:
Im Endeffekt haben wir (die Kinder und ich) seit nun 1 1/2 Monaten keinen Kontakt mehr zu ihm.



Soll das so bleiben, oder steht in Aussicht,
dass Dein Partner eine Therapie macht
und die Kinder ihn unter Auflagen (unter Aufsicht) sehen dürfen? -Gibt es dazu
einen Gerichtsentscheid?
Ich stelle mir den 0-Kontakt für die Kinder problematisch vor,
weil Kinder in der Regel selbst an den schlimmsten Eltern hängen.


Zitat von Hanni86:
mein Herz trauert um das was es verloren hat



Es ist ganz normal, dass Du Deinem ehemaligen Partner hinterhertrauerst
und das nicht alles so einfach abhaken kannst.
Aber es müssen jetzt natürlich Konsequenzen zum Schutz der Kinder erfolgen !
Anders geht es nicht !
Ich denke, es könnte sein, dass Du womöglich in Zukunft
selbst noch in eine Therapie gehen musst,
um zu verarbeiten, dass Dein Expartner diese Neigungen hat
und vermutlich nur zu diesem Zweck überhaupt
eine Partnerschaft mit Dir eingegangen ist. -Das könnte Dir aber auch dabei helfen,
eine gewisse Distanz zum Schutz für die Kinder und Dich,
zu ihm zu wahren!
Ist Deine Tochter in Therapie?
Vielleicht hat @Scheol noch ein paar wertvolle Hinweise für Dich.
Herzlich willkommen im Forum!

12.10.2024 02:58 • x 6 #2


A


Zwiegespaltene Gedanken, doch der Übergriff war zuviel

x 3


Laetitia2024
@Hanni86
Es tut mir furchtbar leid, was deine Tochter und du gerade durchmachen müsst. Deine Gefühle für diesen Mann werden sich legen, wenn du den S. Missbrauch deiner Tochter richtig aufgearbeitet und verarbeitet hast. Ich würde dir da zu einer Therapie raten, deiner Tochter natürlich auch. Wenn du eines Tages verstehst, dass solche Täter sich oft nur an Frauen mit Kindern heranmachen, um die Kinder S. zu missbrauchen, sogar wenn es die eigenen sind, dann wird das deine Gefühle für ihn sicher erkalten lassen. Er ist nicht normal, S. krankhaft veranlagt, also weißt du nicht, ob er echte Gefühle für dich hatte oder im Grunde nur seine krankhaften Triebe befriedigen wollte. Ich vermute eher letzteres. Du hattest einen Traum und der ist geplatzt. Es ist klar, dass du das bedauerst und diesem Traum noch etwas hinterher hängst. Aber das wird vergehen. Ich wünsche deiner Tochter und dir ganz viel Kraft, um diese schlimme Episode gut zu überstehen. Alles Gute für euch zwei!

12.10.2024 07:57 • x 7 #3


H
Zitat von Multiversum:
Soll das so bleiben, oder steht in Aussicht,
dass Dein Partner eine Therapie macht
und die Kinder ihn unter Auflagen (unter Aufsicht) sehen dürfen? -Gibt es dazu
einen Gerichtsentscheid?
Ich stelle mir den 0-Kontakt für die Kinder problematisch vor,
weil Kinder in der Regel selbst an den schlimmsten Eltern hängen.


Bis März besteht der kontaktverbot, also bleibt es erstmal dabei. Eine Therapie wird er zum jetzigen Zeitpunkt wohl nicht von alleine in Angriff nehmen. Da er auch noch nicht dazu steht, was er getan hat.
Erstaunlicherweise verkraften die Kinder es sehr gut. Ab und an sagt meine Tochter das sie ihn vermisst aber so richtig Trauer das er nicht da ist, ist bei beiden nicht.

Zitat von Multiversum:
Ich denke, es könnte sein, dass Du womöglich in Zukunft
selbst noch in eine Therapie gehen musst,


Für uns drei habe ich schon ein Zentrum gefunden, wo wir Therapeutische Hilfe bekommen. In diesem Zentrum könnte dann sogar er hin und dann könnten wir als Familie therapiert werden.

12.10.2024 08:09 • x 5 #4


H
Zitat von Laetitia2024:
Wenn du eines Tages verstehst, dass solche Täter sich oft nur an Frauen mit Kindern heranmachen, um die Kinder S. zu missbrauchen, sogar wenn es die eigenen sind


Das ist es ja, ich gehe davon aus und bin auch sehr stark davon überzeugt das er es nicht geplant hat, als er mit mir zusammen kam. Es muss sich im letzten Jahr irgendetwas geändert haben (da denke ich haben die Übergriffe begonnen), das er es getan hat.

Und dadurch sind für mich soviele offen Fragen, die ich ihm gerne stellen würde. Um einfach in meinem Kopf Klarheit zu bekommen. Es macht mich Wahnsinnig diese Ungewissheit.

12.10.2024 08:13 • x 2 #5


Libellenfrau
@Hanni86, eine furchtbare Realität hat sich aufgetan, dein Mann ist pä.do.ph.il.
Du hast dich richtig verhalten in dieser Situation.
Es ist zwar verständlich, dass du jetzt alle Möglichkeiten durchgehst, und am liebsten die Uhr zurückdrehen würdest.
Zitat von Hanni86:
Es muss sich im letzten Jahr irgendetwas geändert haben (da denke ich haben die Übergriffe begonnen), das er es getan hat

Da wurde sein Zwang und Drang so stark, dass er seine Selbstbeherrschung verloren hat.
Zitat von Hanni86:
Und dadurch sind für mich soviele offen Fragen, die ich ihm gerne stellen würde

Zitat von Hanni86:
Natürlich kamen von ihm Nachrichten wie ich hätte ihr das eingeredet oder hätte ich mich trennen wollen, hätte ich es auch anders machen können

Das ist verständlich, aber er wird dir keine ehrliche Antwort geben. Zum einen schämen sich diese Leute durchaus, zum anderen hätte er bei einem Eingeständnis rechtliche Konsequenzen zu befürchten. Falls es zu einer Freiheitsstrafe kommt, ist er das Zielobjekt der anderen Insassen, die ihrer Wut, Hass und gefühlte Ungerechtigkeit freien Lauf lassen.
Zitat von Hanni86:
In diesem Zentrum könnte dann sogar er hin und dann könnten wir als Familie therapiert werden

Welche Veranlassung hast du gerade, ihn mit einzubeziehen. Er streitet doch ab. Zu einer therapeutischen Behandlung kann es auch eine medikamentöse geben, die Sache ist nichts, was er mit Reue und Bedauern aus der Welt schaffen könnte. Aber selbst das ist nicht gegeben.

Du kannst dir nur selbst treu bleiben, und deine jetzige Sehnsucht nach ihm hintenan stellen. Du wirst keine Sicherheit mehr haben. Du hast die Richtung ja auch schon angepeilt:
Meine Kinder sind sowohl mein Hobby als auch mein Lebensinhalt. Etwas wichtigeres gibt es für mich nicht

12.10.2024 08:50 • x 6 #6


B
@Hanni86

Schrecklich für alle Beteiligten.
Was mich wundert, dass du nichts von Eckel oder Wut schreibst. Ich war noch nie in einer solchen situation in der sich der eigene Partner am Kind verging. Aber eins wäre sicher, niewieder käme der in die Nähe von mir oder den Kindern.

Ich bin sehr froh, wie schnell du reagiert hast mit der Anzeige. Immer wieder hört man davon wie ein Kind sich mitgeteilt versucht hat und Eltern oder andere wegschauten.
Deine Tochter hat zum Glück sprechen können.

Die Reaktion deines ex freundes macht mich Fassungslos. Die Tochter schildert vor ihm die Taten und er zeigt keine Reaktion. Macht dir noch Vorwürfe du hättest ihr das eingeredet oder als Grund für eine Trennung aus dem Hut gezaubert. Sprachlos macht es mich.

Zitat von Hanni86:
Wir waren 8 1/2 Jahre zusammen.

Zitat von Hanni86:
Meine Tochter ist 7 Jahre alt

Dann bist du schnell schwanger geworden.
Mir stellt sich die Frage, ob er das schonmal vor euer Beziehung gemacht hat.
Wie alt ist dein Ex?
Kennst du die vorherigen Beziehungsgeschichten?

Die Gefühle für deinen Ex sind noch da? Ich kann mir das sehr schwer vorstellen.

Was ist mit den Großeltern väterlicherseits, gehen die Kinder dahin?

12.10.2024 09:12 • x 8 #7


C
Furchtbar, fühl Dich mal virtuell gedrückt. Du hast das einzig Richtige getan.
Wie geht es Deiner Tochter heute?

Zu Deinen Gefühlen für Deinen Ex kann ich nichts sagen, mir geht es da wie Blattfee, dass ich denke, dass bei mir Wut und Ekel alles übertünchen würden. Aber ich glaube, als Außenstehende/r kann man sich da auch nicht wirklich reinversetzen.

Habt Ihr beide (Du und Tochter) kompetente therapeutische Unterstützung?

12.10.2024 11:35 • x 3 #8


Y
Mir fehlt auch die Wut. Es muss doch doch unfassbar wütend machen, was er deiner Tochter angetan hat. Was er damit auch dir und der Familie angetan hat. Meine Liebe würde in Hass umschlagen. Die Trauer würde sich nur auf die Illusion in der ich gelebt habe beziehen. Denn du liebst oder hast ja nicht ihn als den Menschen geliebt, der er tatsächlich ist, sondern eine Fake- Version, die überhaupt nicht existiert.

Leg deinen Fokus auf dich und deine Kinder. Du kannst sehr stolz darauf sein, dass deine Tochter das Vertrauen in dich hatte, dir alles zu erzählen. Fragwürdig finde ich, dass sie gezwungen war das in seinem Beisein zu wiederholen, aber das ist jetzt nun einmal so. Dennoch zeigt sich ja, dass ihr beide eine starke Bindung habt und das hat etwas mit dir zu tun. Das was er getan hat oder dass du nicht wusstest, wer er wirklich ist, hat nichts mit dir zu tun. Die Verantwortung trägt er alleine.

Bleibe stark für deine Kinder. Aber such dir parallel auch Hilfe. Du hast eine Trennung und einen großen Vertrauensverlust zu verarbeiten. Da darfst du dir alle Hilfe holen, die es gibt. Und dir und euch die Zeit geben, die es eben braucht. Und das braucht es auch.

Zeit heilt alle Wunden und auch deine und eure Wunden werden kleiner werden! Halte dich daran fest, dass du eine gute Mutter bist. Du hast getan, was viele nicht schaffen. Du hast deiner Tochter den Raum gegeben, sich an dich zu wenden. Du hast sie ernst genommen und ihr zugehört. Und du hast sie direkt beschützt. Chapeau!

12.10.2024 11:49 • x 9 #9


T
Kann ein Kind wirklich zum Kontakt mit einem Elternteil gezwungen werden, das es missbraucht hat?
Das fände ich unendlich grausam.
An eine Besserung durch Therapie.. ja, möchte man gerne glauben... ich persönlich täte es nicht, und würde versuchen meinen Kinder vor einem p.ä.d.o.philen zu schützen, ganz gleich wer der Mensch ist.
Ich wünsche deiner Tochter Heilung und dir viel Kraft!
Was ihr Vater getan hat ist der ultimative Verrat, den ein Elternteil an seinem Kind begehen kann!
Gott sei Dank hast du es ernst genommen und reagiert! Das ist leider nicht selbstverständlich.

12.10.2024 11:53 • x 12 #10


H
Zitat von Libellenfrau:
Welche Veranlassung hast du gerade, ihn mit einzubeziehen. Er streitet doch ab.

Weil ich irgendwann befürchte das er wieder seine Kinder sehen darf. Doch dazu dürfen wir keine Angst mehr haben (sowohl meine Tochter als ich auch), das so etwas wieder passiert.
Das Rechtssystem ist nun einmal so, er ist der Vater.

12.10.2024 13:15 • x 1 #11


Hola15
Darf ich mir nur mal die Anmerkung erlauben, dass er damit nicht automatisch päd.*phil ist.

Konkrete Zahlen hab ich nicht, aber es geht von „einem geringen Anteil“ bis zu 50 %, was ich auf der Suche nach belastbaren Zahlen auf die Schnelle gefunden habe.

Liebe TE,

du hast gut und beherzt gehandelt. So sollte es eigentlich sein, aber leider gibt es ja auch andere Beispiele. Du und dein Mädel seid therapeutisch angebunden. Klasse!

Ich kann mir vorstellen was für ein Schock das war!
Vllt gibt es ja eine Art Selbsthilfegruppe für dich in der du über deine ambivalenten Gefühle sprechen kannst?

Wenn man das nicht erlebt hat, ist es vermutlich wirklich schwer sich vorzustellen, dass da nicht nur noch Hass und Ekel ist. Aber in der Situation ist es wahrscheinlich etwas anderes.

Alles Gute für dein Mädchen und dich!

12.10.2024 13:21 • x 4 #12


T
Zitat von Hanni86:
Das Rechtssystem ist nun einmal so, er ist der Vater.

Ja, aber auch Kinder haben Rechte.
Bei Übergriffen auf die Mutter ist es nicht so ohne weiteres möglich, einem Vater das Umgangsrecht zu entziehen.
Bei Übergriffen auf sie Kinder sieht es aber anders aus.
Kann es sein, dass du dir den Umgang eher selbst wünschst, weil du deinen Partner vermisst?
Ich würde mein Kind seinem missbrauchenden Vater niemals freiwillig wieder aussetzen. Kindesmissbrauch ist eines der schlimmsten Vergehen, an dem sich ein Elternteil an einem Kind schuldig machen kann.

12.10.2024 13:24 • x 10 #13


T
Zitat von Hola15:
Darf ich mir nur mal die Anmerkung erlauben, dass er damit nicht automatisch päd.*phil ist.

Wenn er ein siebenjähriges Kind - SEIN Kind - missbraucht..?
Ernsthaft ?

12.10.2024 13:24 • x 9 #14


Hola15
Zitat von Hanni86:
Weil ich irgendwann befürchte das er wieder seine Kinder sehen darf. Doch dazu dürfen wir keine Angst mehr haben (sowohl meine Tochter als ich ...

Bei der tatsächlichen Gefahr des Übergriffs gibt es auch due Möglichkeit des Betreuten Umgangs.

Eher würde ich mir Gedanken machen ob der reine Kontakt re-traumatisierend wirken könnte. Aber ich nehme an ihr Therapeut hat da ein Auge drauf und wird miteinbezogen.

12.10.2024 13:24 • x 2 #15


A


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