Hallo liebes Forum,
Ich habe mich hier registriert, weil ich im Moment in einer sehr schwierigen Situation stecke.
Damit ihr euch ein ganzheitliches Bild von der Situation machen könnt, muss ich in der Zeit zurück gehen. Genau genommen bis zum Juni diesen Jahres.
Ich habe mit der Zeit gemerkt, dass ich in Deutschland zunehmend unglücklich wurde und wurde immer depressiver und dachte sogar ernsthaft über Suizid nach. Deshalb beschloss ich mein Glück in die Hand zu nehmen und alles zu riskieren, indem ich mit Rucksack und Instrument ins Land meiner Träume gehe und einen Neuanfang wage. Somit habe ich meinen Job gekündigt, meinen Wohnsitz in Deutschland abgemeldet und bin ab nach Irland. Dort ist es dann passiert, ich habe sie getroffen, in Kilkenny. Wer ist sie? Ihr Name ist Margaux und sie kommt aus Frankreich, aus den Pyrenäen.
Sie ist mir auf der Straße aufgefallen, als ich auf dem Rückweg vom Straßenmusik machen zum Hostel war. Sie kam mir entgegen auf der anderen Straßenseite und von dem Moment an war ich überzeugt, dass ich sie wieder sehen muss. Was jetzt kommt klingt wie aus einem Film, ist aber wirklich so passiert.
Später im Hostel ging ich auf den Balkon um eine zu rauchen und sie saß dort am Tisch. Wir haben angefangen uns zu unterhalten und von Anfang an war sofort eine magische Verbindung zu spüren. Ich glaubte bis zu diesem Zeitpunkt nicht an die Liebe auf den ersten Blick, aber in dem Moment als ich ihr dort im Hostel begegnet bin, wusste ich, dass ich sie liebe. Ich hatte auch nicht das typische Gefühl von Verliebtheit und Schmetterlingen im Bauch, es war wirklich tiefe und aufrichtige Liebe.
Am Abend gingen wir was trinken, zu mehr kam es aber nicht. Zwei Tage später verließ sie die Stadt, um für Kost und Logis auf einer Farm zu arbeiten. Natürlich haben wir Kontakdaten ausgetauscht und jeden Tag geschrieben. An diesem Punkt habe ich wirklich darüber nach gedacht was ich tun soll. Sollte ich ihr hinterher reisen um zu schauen was passiert, in dem Wissen, dass sie nach Frankreich zurück gehen wird und somit keine Beziehung zu Stande kommen kann? Oder sollte ich mich besser auf mich und mein neues Leben konzentrieren und es einfach bei einer schönen Begegnung belassen? Da sie mich aber in meinen Gedanken nichtmehr los ließ, entschied ich mich für ersteres.
Die zweite Begegnung war umso magischer. Als wir uns in die Arme vielen, hatten wir beide das Gefühl, wir würden uns schon für immer kennen. Somit arbeitete ich mit ihr für zwei Wochen auf der Farm. Wir verbrachten quasi unsere ganze freie Zeit miteinander und hatten tolle Gespräche. Nach den zwei Wochen war ihr Plan das selbe an einem anderen Ort zu machen, in der Nähe von Galway. Die Leute sind Freunde von ihr die sie aus ihrer Kindheit in Frankreich kennt, ein älteres Ehepaar mit einem großen renovierungsbedürftigen Haus. Da ich sowieso in Galway sesshaft werden will, dachte ich das trifft sich doch ganz gut und ging mit ihr mit. Dort sind wir dann schliesslich zusammen gekommen. Es war einfach magisch! Ich glaube man kann hier definitiv von Seelenverwandtschaft sprechen, und ich bin wirklich kein Esoteriker oder so. Dann passierte das unvermeidliche, sie ging zurück nach Frankreich, wir beendeten die Beziehung allerdings nicht und wollten schauen was passiert. Sie hatte grosse Reisepläne und ich sagte ihr, dass sie die nicht wegen mir vernachlässigen sollte.
Es dauerte keine zwei Monate bis sie wieder nach Irland kam. Sie sagte sie hätte sich das gut überlegt und sie will mit mir in Irland leben und wir können uns gemeinsam was aufbauen. Mein Plan war und ist es immernoch, erstmal in dem Haus ihrer Freunde zu bleiben, da es auf dem Land ist und mir die Gelegenheit gibt Kraft zu tanken und den Kopf frei zu kriegen. Nächstes Jahr im Frühling will ich dann nach einem Job und einer Wohnung in Galway suchen. Das wusste sie und war zunächst auch einverstanden damit. Mit der Zeit merkte sie aber, dass Renovierungsarbeiten nicht das sind was sie will. Sie würde gerne mit Pferden arbeiten, wozu sich in Irland auch jede Menge Gelegenheiten bieten. Sie versuchte es bei drei Adressen in der Umgebung, was ihr aber alles nicht wirklich zusagte.
So passierte es vor drei Wochen, dass sie sagte, sie gehe nach Frankreich zurück, da sie dort mit Pferden arbeiten kann, der Flug sei schon gebucht, sie gehe in einer Woche und sie könne nicht von mir erwarten auf sie zu warten, weil sie nicht wisse ob und wann sie zurück kommt. Ich fühlte mich total vor dem Kopf gestoßen und im Stich gelassen. Auf das was jetzt folgt bin ich nicht sehr stolz und schäme mich in Grund und Boden dafür. Da ich in meiner Kindheit von meiner Mutter (Vater verstorben, nie Kontakt gehabt) als Kind immer wieder aufgehoben und fallen gelassen wurde, habe ich ein ziemlich großes Trauma was Verlust und vertrauen angeht. Genau dieses Trauma, das ich bis dahin sehr erfolgreich verdrängt habe, kam in der Situation an die Oberfläche. Ich fing an mich zu betrinken und im Zuge dessen begann eine Folge von Verletzungen die ich ihr angetan habe. Ich habe sie angespuckt, sie beleidigt, hätte sie fast geschlagen. Ich kann mich an alles nur sehr bruchstückhaft erinnern, da ich so betrunken war wie noch nie zuvor, was natürlich keine Entschuldigung darstellt! Der ganze Schmerz der sich über die Jahre in mir angstaut hat entlud sich in einer Explosion, was mich in dem Moment zu einem Monster machte. Nach drei Tagen Verletzung und Streit ist sie dann gegangen. Als sie dann tatsächlich weg war, war ich schlagartig klar im Kopf und realisierte was ich ihr angetan habe. Ich fühlte mich zum kotzen. Ich muss erwähnen, dass ihre freunde, die Besitzer des Hauses momentan in Marokko sind und von alldem zum Glück nichts mitbekommen haben.
Nachdem sie weg war blieben wir in Kontakt, sie verzieh mir, da sie mich wirklich versteht und weiss warum ich so gehandelt habe. ich hatte aber bald das Gefühl, dass es wohl besser wäre sie los zu lassen und den Kontakt abzubrechen. Das hielt genau eine Woche, bis ich realisierte, dass ich wahrscheinlich nie wieder so eine tiefe Verbundenheit mit einem Menschen erfahren werde wie mit ihr. Außerdem wurde mir klar, dass ich das Trauma verarbeiten muss und lernen muss mich selbst zu tragen, unabhängig von einer anderen Person. Ich dachte, dass genau diese Situation und Beziehung mir dabei helfen können, da sie mir keine andere Wahl lässt als in unabhängiger Liebe zu leben und mich selbst zu tragen. Also schrieb ich ihr und erklärte ihr all dass, und dass ich bereit bin diese einmalige Herausforderung gemeinsam mit ihr anzunehmen. Wir haben gesagt, dass wir jeder für sich erstmal an seinen Baustellen arbeiten muss und wir sehen werden, wann wir bereit für einander sind.
So weit so gut, bis gestern als sie mir schrieb. Sie schrieb mir, dass sie viele Fragen und keine Antworten hat, und dass sie sich nicht sicher ist, ob sie jemals in Irland leben wird und wenn, dann nicht in den nächsten Jahren. Sie könne mir keine Garantie für irgendwas geben, auch wenn sie mich noch so sehr liebt und bei mir sein will. Nun habe ich Zweifel ob es sich wirklich lohnt, auf sie zu warten, in völliger Ungewissheit ob und wann wir ein gemeinsames Leben haben können. Vielleicht verpasse ich dadurch eine andere Chance und werde am Ende nur enttäuscht. Vielleicht geht aber alles viel schneller als ich erwarten würde und wir können bald gemeinsam leben. Wenn sie nur irgendeine Frau wre, würde ich sie einfach vergessen und weiter machen, aber das ist sie halt nicht. Wie gesagt, habe ich wie auch sie das Gefühl, dass wir Seelenverwandte sind, und die wachsen halt nicht auf Bäumen. Auf der anderen Seite will ich mich aber nicht kaputt machen, wegen einer Frau die nicht weiss was sie will.
Vielleicht hat jemand schon ähnliches durchgemacht und kann mir einen Rat geben.
Sorry für den langen Text, anders kann ich es aber nicht erklären.
Vielen Dank im vorraus!
18.12.2019 21:00 •
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