Liebes Forum,
ich schlage mich nun schon länger mit einigen Problemen in meiner Beziehung herum.
Ich bin nun seit 3 Jahren mit meinem Freund zusammen, wir sind beide Mitte/Ende zwanzig.
Viele Dinge laufen gut, viele jedoch auch nicht. Ich bin leider von Grund her in vielen Sachen oft negativ eingestellt, ich habe nicht das beste Selbstbewusstsein und bin auch nicht sehr erfahren was Beziehungen angeht, deshalb hinterfrage ich leider sehr oft mein eigenes Urteilsvermögen.
Mein Partner ist ein sehr ruhiger Typ, rational und wenig emotional. Trotzdem zeigt er mir mit kleinen Gesten oft seine Liebe. Er bekocht mich oft, ruft mich oft an obwohl er es hasst zu telefonieren, ist ein toller Zuhörer und in vielerlei Hinsicht auch mein Ruhepol. Ich hingegen neige sehr oft dazu laut und aufgedreht zu sein. Außerdem brauche ich viel Bestätigung und frage ihn z.B. oft „liebst du mich noch?“. Das Alles hält er aus und beschwert sich auch nicht darüber. Ich weiß, dass er mich z.B. nie betrügen würde, ich verspüre also eine Gewisse Sicherheit in der Beziehung.
Nun die Dinge die nicht so gut laufen: Mein Partner ist sehr konservativ, in einigen Punkten gehen unsere Meinungen sehr stark auseinander. Z.B. hat er schon mehrmals erwähnt, dass er seine zukünftigen Kinder gerne zuhause unterrichten würde, weil er nicht damit einverstanden ist wie die heutigen Generationen in der Schule unterrichtet werden (z.B. in Hinblick auf sehr zeitige S. etc.). Davon halte ich z.B nicht viel, ich persönlich denke, dass das soziale Umfeld in dee Schule sehr wichtig für ein Kind ist. Außerdem sehe ich mich nicht als Hausfrau, ich möchte auch nach Kindern wieder arbeiten gehen und sehe mich somit nicht, meine Kinder zuhause zu unterrichten. Mein Freund meint, er würde dass dann schon übernehmen.
Aufgrund seiner traditionellen Erziehung ist er leider auch ziemlich ausländerfeindlich (obwohl er Freunde unterschiedlichsten Herkunften hat), und mit dieser Meinung hält er sich auch nicht zurück. So kann es schonmal vorkommen, dass wenn wir an einer Gruppe von Ausländern vorbeigehen, er im Nachhinein Dinge sagt wie „Abschaum“ oder „gleich abschieben“. Wir haben schon sooft gestritten wegen solchen Aussagen, aber er weicht davon nicht wirklich ab. Ich möchte nicht, dass vor meinen zukünftigen Kindern einmal so gesprochen wird, das habe ich ihm auch schon oft klar gesagt.
Das nächste große Thema in unserer Beziehung ist das Zusammenziehen. Wir sind wie erwähnt 3 Jahre zusammen und haben weiterhin unsere getrennten Wohnungen. Für mich ist das erst seit wenigen Monaten Thema geworden, weil ich ihn gefragt habe, ob er sich denn in nächster Zeit vorstellen könnte eine gemeinsame Wohnung zu beziehen. Meine erhoffte Antwort blieb jedoch aus. Mein Freund wohnt nut 15 Gehminuten von seiner Arbeit entfernt, er besitzt kein Auto und braucht es auch nicht, weil er in einer Großstadt wohnt. Ich hingegen wohne eher ländlich, und wollte eigentlich nie in die Großstadt ziehen. Nun hab ich ihm vor einigen Wochen gesagt, dass ich bereit wäre, für ihn in die Stadt zu ziehen, wir uns jedoch gemeinsam eine größere Wohnung in der Nähe seiner Arbeitsstelle suchen müssten, da seine nur 45m2 groß ist, und mir das zu zweit + 2 Katzen einfach zu klein ist. Daraufhin antwortete er jedoch nur:“ Du kannst jederzeit zu mir ziehen und bist hier willkommen, aber ich werde nicht umziehen. Das ist nicht so mein Ding“. Ich finde, ich komme ihm schon sehr entgegen, dass ich für ihn in die Stadt ziehen würde (was ich eigentlich nieeee vorhatte), und ich habe das auch so kommuniziert. Er meinte daraufhin nur, dass ich ja diejenige bin, die zusammen ziehen möchte. Er ist quasi happy in seiner Wohnung auch ohne mich. Und wir müssten ja nicht zusammen wohnen. Ich bin jedoch bereit für den nächsten Schritt, und habe eigentlich auch schon einen recht starken Kinderwunsch, den ich jedoch bereit bin noch einige Jahre aufzuschieben. Auch das hab ich schon angesprochen, daraufhin meinte er:“ Kinder ja, aber nicht jetzt. Erstmal möchte ich finanziell gut aufgestellt sein bevor ich Kinder in die Welt setze, vielleicht so in 10 Jahren“- solange möchte ich jedoch auf keinen Fall warten! Da wäre ich dann Ende 30 (nicht falsch verstehen, ich finde auch „ältere“ Mamis supertoll und möchte das für mich nicht ausschließen, manchmal kommen die Dinge anders als erwartet).
Also ich glaube man merkt schon, worauf ich hinaus will. In vielen Dingen sind wir einfach total verschieden, aber trotzdem sehe ich ihn als Vater meiner Kinder und als meinen Partner auch in Zukunft. Wenn ich daran denke, mich zu trennen, fang ich auf der Stelle an zu heulen, ich kann mir ein Leben ohne ihn nur schwer vorstellen.
Ich muss auch dazusagen, dass mein Partner auch sehr autistische Züge hat, deshalb ist er manchmal dehr kühl und eben auch so extrem rational. Aber das ist eine Seite an ihm, welche ich in den letzten Jahren akzeptiert habe und auch irgendwie lieben gelernt habe. Er ist in vielen Dingen mein größter „Fan“, findet alles toll was ich mache, bestärkt mich sehr in meinen Vorhaben, Zielen und Hobbys. Er akzeptiert mich wie ich bin, ich kann vor dem Mann pupsen ohne dass er eine Miene verzieht. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich mich verstellen muss und das liebe ich so sehr an ihm.
Gleichzeitig habe ich aber auch Angst, zu sehr an etwas zu hängen, was auf lange Sicht keine Zukunft hat. Ich habe Angst, zu lange zu warten, dann bin ich vielleicht doch fast 40 und immer noch kinderlos. Davor habe ich große Angst.
Wie steht ihr dazu? Mal aus einer ganz anderen Perpektive?
Danke an alle die sich das hier durchgelesen haben!
07.04.2024 19:46 •
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