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Zwang zu lügen

M
Liebe Community,

ich bin eine, die zwanghaft lügt. Seit nunmehr sicherlich 20 Jahren.
Neben einer sehr großen Lebenslüge, die sowohl meine Eltern als auch meinen Mann betreffen und die ich als Jugendliche konstruiert habe, sind es immer mal wieder Lügen, die sich fast tagtäglich in meinen Alltag schleihen.
Ich wollte schon dreimal eine Therapie beginnen, aber der erste Therapeut hat mich abgelehnt (er behandelt solche Fälle nicht), den zweiten fand ich extrem unsympathisch und der dritte (wo ich gerne geblieben wäre) hat mich abgelehnt mit der Begründung, er würde überwiegend Gruppentherapie machen und dafür sei ich nicht geeignet.
Dass ich jeweils monatelang auf die Termine gewartet habe, erübrigt sich, glaube ich, zu sagen.
Seit über 3 Jahren suche ich nun Hilfe und finde keine.

Wohin kann ich mich noch wenden?

Ich lüge mehrmals pro Woche. Meist fällt es nicht auf, also besteht mein Leidensdruck darin, dass ich einfach nicht mehr so sein will. Ich will das nicht mehr. Aber noch ehe ich es mich versehe, spreche ich eine Lüge aus. Auch Leuten gegenüber, die mir auf emotionaler Ebene gar nicht bedeuten. um mich interessant zu machen und Anerkennung zu bekommen.
Ich WEIß dabei sogar sicher, dass diese Leute mich auch ohne diesen Klimbim gut finden würden. Trotz dem erwische ich mich dabei wie ich was erzähle um NOCH spannender zu wirken.

Niemand ahnt etwas davon. Niemand.
Die Lebenslüge aus meiner Jugend ist so krass, dass es für mich ausgeschlossen ist, die jemals zurückzunehmen, die wird mich bis ins Grab begleiten

Aber ich möchte gerne anders leben. Jetzt. Und ich finde niemanden, der mir hilft. Was soll ich nun nochmal 8 Monate auf einen Termin warten?!

Hat jemand noch eine Idee, bitte?

15.09.2019 02:06 • #1


A
Guten Morgen Mendacium.

Weshalb benutzt Du sogar als Nickname genau jenes, was Du nicht sein willst und nennst Dich sogar so?

Woher weiß der geneigte Leser, dass nicht auch dieser Text eine Lüge ist um Dich ins Licht zu rücken da, wie schreibst, das was Du tust
Zitat von Mendacium:
zwanghaft
ist.

Puh.
Ich merke grad, wie mich das anfasst.
Wäre sicher besser, vorallem für mich, Dir nicht weiter zu schreiben.

Ich kenne(?) zwei Menschen mit solch einem Zwang.
Einer solchen Kontrollsucht.
Auch mit Leidensdruck. (?)
Trotzdem nie was dran getan. Keinen langen Armen gehabt.
Haben ja niemanden direkt geschädigt. Also nicht mit Anlauf und Hauruck. Sagen sie nachdem sie das dachten.
Ich fühle mich sehr verletzt von ihnen und das macht mich sehr zornig - nicht wütend - zornig, der Unterschied ist mir wichtig.
An sich liebenswerte Menschen, den Abstand den sie gegenüber ihrem Umfeld schaffen - ist wohl gewollt. Von ihnen.

Zitat von Mendacium:
Lebenslüge, die sowohl meine Eltern als auch meinen Mann betreffen und die ich als Jugendliche konstruiert habe

Welche ist das?
Du bist hier anonym als Lüge unterwegs im Deckmantel des Latein.
Vielleicht ist es Dir hier möglich die Wahrheit auszuschreiben.

Zitat von Mendacium:
Aber noch ehe ich es mich versehe, spreche ich eine Lüge aus.

Zitat von Mendacium:
Ich will das nicht mehr

Du hast noch nie jemanden eingeweiht, dass Du gerade eine Lüge ausgesprochen hast?
Noch nie gesagt : bitte verzeih, da habe ich Dich belogen. Es tut mir leid. Ich werde herausfinden müssen weshalb ich das grad tat.
Dort liegt ein Schlüssel.
Der auch als Hilfe daher kommen kann.

Zitat von Mendacium:
interessant zu machen und Anerkennung zu bekommen

Zitat von Mendacium:
NOCH spannender

Naja. Ist ein Selbstwertproblem.
Daran kannst Du ja auch arbeiten ohne Psychologen.
Und während dessen geduldig auf einen Therapieplatz warten.
Einfach Leben üben während Du wartest und Ehrlichsein ausprobieren.
Also eine selbsterkannte Lüge zu enttarnen und ihr die Kontrolle entziehen.
Abwarten was dann passiert.
Dich dann mit der Realität, welche daraus resultiert auseinandersetzen und aus den Konsequenzen lernen.


Zitat von Mendacium:
Niemand ahnt etwas davon. Niemand.

Das.
Ist furchtbar.
Für Dich.
Für alle die Dich umgeben und mit Deinem Geist leben.
Für Niemand.

Ungelogen.
Ich muss zum Frühdienst.
Bin gespannt auf Deine Reaktion und Reaktionen wenn ich wieder reinschauen.

Hab einen guten Tag.

15.09.2019 03:45 • x 2 #2


A


Zwang zu lügen

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D
Also ich kenne auch solch ein Menschen
Ich habe ihn nach langer Zeit durchschaut und er weiss das auch. Mich würde interessieren wie du dich in dem Moment fühlst wenn du lügst? Hast du ein schlechtes Gewissen? Oder fühlst du dich danach befreiter? Lügst du nur in bestimmten Situationen? Um zb einer Angst die aufkommt aus dem Weg zu gehen? Oder eher um selbst bewusstsein hoch zu ziehen? Ich denke du kannst in kleinem Schritten daran arbeiten aber du musst eine Therapie beginnen! Das ist wichtig. Such nach einen Psychologen. Ruf alle an frag nach bis du den einen hast wo es passt. Ja hört sich einfacher an als es ist. Aber ich habe dies so gemacht und es hat ca halbes Jahr gedauert. So lange musste ich eben da durch und warten.. dass du hier im Forum schreibst ist ein erster Schritt in die richtige Richtung und wichtig. Dafür mein Respekt! Mich würde auch interessieren was ist deine lebenslüge? Denn je nachdem was es ist hat es ja auch gravierende Auswirkungen auf dein jetziges leben und noch mehr weitere folgen.

15.09.2019 05:31 • #3


Sevi
Lügst du nur um dich besser darzustellen?
Oder lügst du auch, um Ärger zu entgehen, um Dinge tun zu können die sonst Konsequenzen hätten?

Das erste wäre ja wie ein Blender...
Sich sein Leben schön zeichnen...
Machen viele bis zu einem gewissen Punkt.
Etwas flunkern, etwas mehr Geld, etwas mehr Status... etwas mehr sein...
Nach dem Motto , schneller höher weiter und ich bin dabei.

Das andere ist ja schon eine ganz andere Nummer...

Oder gibt es noch einen total anderen Grund zu lügen?

15.09.2019 05:41 • #4


unmacaron
Zitat von Mendacium:
Aber ich möchte gerne anders leben.


Was war der Auslöser? Warum willst du das ändern?


Zitat von Mendacium:
Die Lebenslüge aus meiner Jugend ist so krass, dass es für mich ausgeschlossen ist, die jemals zurückzunehmen, die wird mich bis ins Grab begleiten


Vermutlich liegt hier die Ursache. Aufgrund dieser Lüge, die du dir vielleicht selbst nicht verzeihen kannst, hast du dieses Selbstbild der fortwährenden Lügnerin von dir konstruiert und zurrst es mit jeder weiteren Lüge fester. Selbsterfüllende Prophezeiung osä.....

Jeder Mensch lügt, mal mehr, mal weniger. Das ist übrigens auch nicht verboten.

Wenn du etwas ändern willst, definiere deine Werte (Wertvorstellungen) und dann entscheide dich ganz aktiv:

für deine Werte, gegen eine Lüge

oder auch umgekehrt

für deine Lüge, gegen deine Werte.

15.09.2019 06:02 • #5


K
Um einen Therapeuten zu finden, kannst du dich auch bei mehreren Therapeuten parallel auf die Warteliste setzen lassen und schaust dann ob eine Zusammenarbeit zustande kommt.

Das mit dem Lügen, kenne ich auch nur passiv.
Ich finde Lügen zu anstrengend und mein Gedächtnis ist nicht gut genug dafür.

Die Menschen, die ich mit dieser Problematik erlebt habe ( meine Mutter u.a.) taten mir nur leid und sofern, möglich habe ich sie aus meinen Leben entfernt.

Mich beeindruckend solche Geschichten nicht und sie fliegen meist sehr schnell auf.
Und dann ist alles nu noch peinlich.
So richtig Fremdschämen..
Du solltest da wirklich schnellstens was tun.
Der Druck muss fürchterlich sein.

15.09.2019 06:08 • #6


M
Woher weiß der geneigte Leser, dass nicht auch dieser Text eine Lüge ist um Dich ins Licht zu rücken

Gar nicht. Ganz einfach. Dieselbe Frage hatte mir auch ein Therapeut gestellt.

Mich würde interessieren wie du dich in dem Moment fühlst wenn du lügst? Hast du ein schlechtes Gewissen? Oder fühlst du dich danach befreiter? Lügst du nur in bestimmten Situationen? Um zb einer Angst die aufkommt aus dem Weg zu gehen? Oder eher um selbst bewusstsein hoch zu ziehen?
Je nachdem. Ich habe Situationen erlebt, in denen ich emotional eskaliert bin und versucht habe, Menschen durch fatale Lügen zu einem bestimmten Verhalten zu bewegen, mich wahrzunehmen oder Mitleid zu haben. Da hatte ich im Nachhinein ein schlechtes Gewissen, ja.
Bei diesen kleinen Lügen: Nein.
Es ist eher ein Gefühl von: man, war das jetzt schon wieder nötig, du Hirni?!
Wann lüge ich? Hmmm. Wenn ich Menschen beeindrucken möchte. Wenn ich das Gefühl habe, jemand wendet sich ab von mir oder ist wütend auf mich. Um Konflikte zu vermeiden. Um Zuneigung oder Aufmerksamkeit zu bekommen.

solche Geschichten nicht und sie fliegen meist sehr schnell auf.
Ist mir sehr sehr selten passiert.

was war der Auslöser? Warum willst du das ändern?
Ich habe Kinder. Ich möchte mir selbst mehr wert sein und frei sein.

definiere deine Werte (Wertvorstellungen) und dann entscheide dich ganz aktiv:
Für deine Werte, gegen eine Lüge
Manchmal gelingt mir das. Aber die Prozesse laufen oft selbstständig ab und mein Mund arbeitet dann schneller als mein Hirn.

Das Spektrum reicht von...bis... Von kleinen Lügen wie z.B. dass ich mal in NewYork war bis hin zu sehr schwerwiegenden in der Vergangenheit z.B. Fremdgehen in meiner letzten Beziehung, eine vorgetäuschte Schwangerschaft, ständiges Vortäuschen von Lust beim S., eine erfundene Erkrankung...
In Phasen, in denen ich emotional angegriffen von z.B. bei Liebeskummer, wenn sich Menschen von mir abwenden, eskaliert es zu den großen Lügen.
Das passiert zum Glück nicht so häufig, aber es passiert.

Ich versuche, an meinem Selbstwert zu arbeiten, habe mir zwei Bücher dazu gekauft.

Im Moment stehe ich bei drei Verhaltenstherapeuten auf der Warteliste, aber es wird etwa 6 Monate dauern bis zum Kontaktgespräch mit dem ersten.

15.09.2019 15:58 • x 1 #7


D
Danke für deine Antwort. Was ich herauslesen kann und du schon weisst du hast ein selbstwertproblem. Bücher sind der erste Schritt in die richtige Richtung. Wie war deine Kindheit? Hast du ein gutes Verhältnis zu deinen Eltern? Was meinst du damit dass du frei sein möchtest ? Empfindest du das lügen als Sucht? Wahrscheinlich schon denn du sagst es läuft selbstständig ab... ahnt dein Partner etwas? Ist er eingeweiht? Denn wenn du zukünftig eineTherapie machst kannst du das schlecht verschwiegen..

15.09.2019 16:28 • #8


6rama9
Dein Problem gehört in professionelle Hände und nicht in ein Laien-Forum.

15.09.2019 16:32 • x 1 #9


E
Zitat von 6rama9:
Dein Problem gehört in professionelle Hände und nicht in ein Laien-Forum.


So ist es!

15.09.2019 16:36 • #10


DerVorname
Zitat von Mendacium:
Im Moment stehe ich bei drei Verhaltenstherapeuten auf der Warteliste, aber es wird etwa 6 Monate dauern bis zum Kontaktgespräch mit dem ersten.


Wenn das mal keine Lüge ist? Diese Erst -oder Kontaktgespräche finden i.d.R. schnell statt. Dann wird ausgelotet ob es überhaupt Sinn macht. Falls ja, dann kommt man auf die Warteliste.

15.09.2019 16:45 • x 1 #11


M
Mit frei sein meine ich, dass ich mir so ständig selbst auf den Füßen stehe und, notwendigerweise , auch keine aufrichtige Beziehung führen kann.

Nein, es ist niemand eingeweiht. Ich habe meinem Partner gesagt, dass ich an meinem Selbstwert arbeiten möchte, das weiß er also. Alles weitere allerdings nicht.

Dass mein Problem in professionelle Hände gehört weiß ich.

Hier in der Großstadt gibt es keine Plätze bei Therapeuten.
Macht für einen Therapeuten auch keinen Sinn, 50 Erstgespräche zu führen, wenn klar ist, dass im laufenden Jahr höchstens 2 Plätze frei werden und sowieso noch Menschen auf der Warteliste stehen.
Schön, wenn es anderswo anders ist, hier habe ich zuletzt sogar 4 Monate auf einen Termin beim Hautarzt gewartet. Überall Patientenaufnahmestopp.

15.09.2019 17:41 • #12


Sevi
Zitat von DerVorname:

Wenn das mal keine Lüge ist? Diese Erst -oder Kontaktgespräche finden i.d.R. schnell statt. Dann wird ausgelotet ob es überhaupt Sinn macht. Falls ja, dann kommt man auf die Warteliste.

Nicht unbedingt, wenn die Wartezeit sehr lang ist, setzen Sie einen schonmal drauf und melden sich dann nochmal, ob noch Bedarf besteht und dann gehts zum Probatorischengespräch.

15.09.2019 17:48 • x 1 #13


D
Zitat von Sevi:
Nicht unbedingt, wenn die Wartezeit sehr lang ist, setzen Sie einen schonmal drauf und melden sich dann nochmal, ob noch Bedarf besteht und dann gehts zum Probatorischengespräch.
kann ich auch bestätigen!

15.09.2019 18:00 • #14


DerVorname
Zitat von Sevi:
Nicht unbedingt, wenn die Wartezeit sehr lang ist, setzen Sie einen schonmal drauf und melden sich dann nochmal, ob noch Bedarf besteht und dann gehts zum Probatorischengespräch.


OK, schein regional unterschiedlich zu sein. Meine Therapie ist auch schon 19 Jahre her. Damals hatte ich diese Erstgespräche immer sofort. Beim 2 funzte das schon und dann ging das nach 4 Monaten los.

15.09.2019 18:05 • #15


A


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