Hallo zusammen,
nachdem ich vor einiger Zeit bereits etwas geschrieben und seit dem viel gelesen habe, möchte ich noch einmal meine gesamte Geschichte mitteilen. Die Trennung ist nun fast 1 Jahr her und mir geht es nach wie vor richtig schlecht. Jeden Morgen wache ich mit schlimmsten Grübeleien und innerer Unruhe/Panik auf. Ich mache seit längerem eine Therapie, die aber irgendwie nicht so richtig fruchtet. Ich habe einfach Angst, dass dieses Gefühl nie wieder weggeht. So wie momentan ging es mir noch nie, obwohl ich schon 3 Trennungen hinter mir habe, die mir auch nie leicht gefallen sind. Nach ein paar Monaten war ich aber schon irgendwie im Prozess der Neuorientierung.
Ich weiß, dass ich viele Fehler gemacht und mich teilweise wirklich verrückt verhalten habe. Dafür gibt es keine Entschuldigung, aber ich konnte in den Momenten einfach nicht anders handeln. Bitte nehmt es mit Nachsicht. Das würde mir viel bedeuten. Danke!
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Unsere knapp einjährige Beziehung war kurz nach Beginn der Beziehung nach einem Fehltritt meinerseits fast ausschließlich von erheblichen Spannungen geprägt. Ich hatte sie kennengelernt, als ich noch in einer festen 8-jährigen Beziehung war. Sie wusste, dass ich sie interessant finde und deshalb mit dem Gedanken gespielt habe, mich zu trennen. Sie hat mich die ganze Zeit begleitet. Als ich mich schließlich getrennt habe, kamen wir ganz schnell zusammen. Es war der Himmel auf Erden. Nachdem die Mutter meiner langjährigen Freundin aber eine tödliche Krebsdiagnose erhalten hat, habe ich so ein schlechtes Gewissen bekommen und das Bedürfnis für sie da zu sein, dass ich zu ihr zurückgegangen bin. Nach wenigen Tagen habe ich aber gemerkt, dass meine Gefühle für meine neue Freundin echt sind und ich nicht nur aus Mitleid gegen meine Gefühle handeln durfte. Ein riesen Fehler!
Damit meine neue Freundin die Beziehung mit mir fortsetzte, musste ich mich nun über Monate rechtfertigen und meine gesamte Freizeit mit ihr verbringen. Treffen mit Freunden waren mir untersagt; mir blieb lediglich ein paar Mal die Möglichkeit, Freunde in ihre Wohnung einzuladen, wo ich auch wohnen musste, bis wir nach gut einem halben Jahr gemeinsam in mein zwei Jahre altes Haus zogen. Um die Erinnerungen an meine langjährige Freundin daraus zu verbannen, bestand sie auf umfangreiche Renovierungsarbeiten. Insgesamt hat mich das ca. 15.000 EUR gekostet und alles sah nun so aus, wie es meiner neuen Freundin gefiel.
Auch Treffen mit meiner Familie waren für sie problematisch, da sie mir angeblich nicht vertrauen würde und vermutete, dass ich mich mit anderen Frauen treffe. Trotz der Empfehlung einer Paartherapeutin, zu der wir auf ihren Wunsch 3 Monate nach Beziehungsbeginn gingen, eine gewisse Zeit Abstand voneinander zu nehmen, bestand sie darauf, dies nicht zu machen. Sie hat auch immer meinen Standort per Handy verfolgt und ich musste mich minutiös rechtfertigen, wenn ich z.B. bei WhatsApp online war und nicht mit ihr schrieb. Musste ihr Screenshots schicken und Fotos von Orten, an denen ich mich gerade aufhalte, damit sie mir das glauben konnte. Teilweise musste ich ihr nach dem Heimkommen auch mein Handy aushändigen, damit sie überprüfen konnte, mit wem ich tagsüber während der Arbeit geschrieben habe. Im Falle von Geschäftsreisen musste ich die gesamte Nacht FaceTime mit ihr machen, damit sie sehen konnte, dass niemand neben mir lag. Einmal ist mein Handy ausgegangen, da der Akku leer war. Da rief sie um drei Uhr nachts im Hotel an und war furchtbar aufgebracht.
Wenn ich dieses z.B. wegen Kopfschmerzen nicht wollte, meinte sie, dass sie so eine Beziehung nicht führen wolle. Eine ähnliche Aussage hat sie mir auch schon mal gegenüber gebracht, als ich aus dem Bett aufgestanden bin, ohne ihr einen Kuss zu geben. Ein Kuss gehöre immer dazu. Ich sollte ich nach einem ich liebe dich auch nicht nur ich dich auch sagen, sondern ich liebe dich auch, weil sie es mir sonst nicht glauben könne.
Kleinste Verfehlungen meinerseits, ob ein Zuspätkommen von wenigen Minuten, Verzögerungen beim Beantworten ihrer Nachrichten oder eben ein fehlender Kuss, wurden von ihr sofort als Anlass für Streit genommen und mir wurde das Gefühl vermittelt, für das Bestehen der Beziehung verantwortlich zu sein. Fast wöchentlich äußerte sie, dass sie nichts für ihr verrücktes Verhalten könne, sondern ich eben daran schuld sei. Ich hätte das Vertrauen kaputt gemacht und müsse dieses wieder erarbeiten. Ich müsse mich zudem verletzlich machen, ihr etwas Großes schenken und ihr ein gutes Gefühl geben, damit sie mir wieder vertrauen könne. Sie hätte angeblich immer Angst, dass ich fremdgehen oder sie verlassen würde. Sämtliche Beteuerungen nahm sie nur als hohle Phrasen auf und führten eher dazu, dass sie noch wütender auf mich wurde und mich mit Liebesentzug strafte. Sehr oft saß ich mit Tränen in den Augen vor ihr und beteuerte, dass ich nur sie liebe, keine andere wolle und meinen Fehler unendlich bereue. Sie konnte es mir nicht glauben. S. Aktivitäten gab es nur noch von ihrer Seite aus teilweise so, dass ich nicht in sie eindringen durfte, sondern sie sich an mir befriedigte. Mehr könne sie nicht zulassen, da sie nur S. haben kann, wenn sie jemandem vertraut und sich sicher fühlt.
Dieses zog sich über 10 Monate hin. Ich litt unter ständigen Kopf- und Magenschmerzen und insgesamt brachte mich die Situation an die Grenzen meiner psychischen und physischen Belastbarkeit. Ich dachte nur noch an sie. Wollte nichts falsch machen, obwohl ich irgendwann einfach nicht mehr konnte und mich auch lautstark wehrte. Das war der Zeitpunkt, an dem sie mich als psychisch krank bezeichnete und mich in eine Klinik einweisen lassen wollte. Das wollte ich zu dem Zeitpunkt aber nicht.
Nach der von ihr vollzogenen Trennung am 01.09.2019 erlitt ich vollends einen Nervenzusammenbruch. Während einer 6-wöchigen stationären Therapie, die ich Anfang dieses Jahres gemacht habe, habe ich mit meinen Therapeuten herausgearbeitet, dass die massiven Schuldgefühle wegen meines Fehlers dazu geführt haben, dass ich das überhaupt alles mitgemacht habe. Ich habe mir immer wieder eingeredet, dass wenn ich alles so mitmache, dass sie mir irgendwann wieder vertrauen wird. Aber rückblickend kann ich sagen, dass es immer schlimmer, immer kontrollierender, immer respektloser wurde. Da sie mir auch anfangs mitgeteilt hat, dass sie von einem ihrer Ex-Freunde geschlagen und von zwei anderen gestalkt wurde, wobei sie einen in eine Psychiatrie gefahren hat, wollte ich besser sein und ihr zeigen, wie toll ich bin. Das ist mir wohl nie gelungen. Sie sagte ja auch immer, dass ich kleine Brötchen zu backen habe, und deshalb nicht erwarten könne, dass sie nach einem Streit etc. wieder offen auf mich zugeht. Es dauerte teilweise Tage/Wochen, bis eine Situation ausgestanden war.
Entspannte Situationen gab es nur ganz ganz selten. Ein Beispiel ist ein Morgen, an dem wir wirklich gemütlich im Bett lagen, Kaffee getrunken und uns wirklich harmonisch verstanden haben. Sie musste eher zur Arbeit und ich sagte ihr, dass ich auch bald fahre. Da es aber so schön war, trödelte ich noch etwas, ich machte mir noch einen Kaffee und setzte mich an den PC. Als ich dann eine Stunde später bei der Arbeit war, erhielt ich eine SMS, ob ich ihr etwas zu sagen hätte. Mir war gar nicht klar was, aber dann kam sie mit der Sprache raus, dass sie gesehen hat, dass ich noch so lange zu Hause war und ein schlechtes Gefühl hatte und dachte, ich würde ihr fremdgehen in ihrer Wohnung. Sie fuhr sogar nach Hause, um zu überprüfen, ob ich wirklich am PC war.
Zur Trennung kam es schließlich, als ich psychisch völlig am Ende war und sich mein gesamtes Leben nur noch um sie drehte. Ich War gedanklich ausschließlich auf sie fixiert und wollte nichts falsch machen, obwohl ich doch immer das Falsche gemacht habe; in ihren Augen. Die gesamte Zeit achtete ich auf mein Handy, um keine Nachricht zu verpassen und ihr schnellstmöglich antworten zu können. Ich konnte mich auf nichts anderes mehr konzentrieren. Es fühlte sich so an, als hätte ich eine Gehirnwäsche bekommen. Sie hingegen ging auf Abstand und machte mir deutlich, dass ich Hilfe benötigte. Um für mich da zu sein, fehlte ihr die Kraft. Ich müsse für mich selbst verantwortlich sein.
Schließlich trennte sie sich. Das Gespräch dauerte 5 Minuten. Ich sollte zu meinen Eltern fahren und mich melden, wenn ich da bin. Andernfalls würde sie die Polizei rufen und mich suchen lassen. Als ich bei meinen Eltern war, hatte sie meinen Vater schon angerufen.
In den ersten beiden Wochen nach der Trennung habe ich schon noch alle 1-2 Tage versucht, mit ihr per WhatsApp in Kontakt zu bleiben. Ich habe ihr auch zwei handschriftlich geschriebene Briefe eingeworfen, in denen ich sie um eine Fortsetzung der Beziehung bat. Sie würde mir das, was ich geschrieben habe nur dann glauben, wenn ich mich einweisen lasse. Erst dann sollte ich mich wieder melden.
Wir hatten dann knapp zwei Monate kaum Kontakt. Es fand die Sachenübergabe statt und ich bat sie um ein gemeinsames Abendessen. Dazu wäre sie bereit, wenn ich einen Teil eines Darlehens, welches sie mir gegeben hat, um mein Haus zu renovieren, zurückzahle. Ich habe ihr alles zurückgezahlt, um ihr zu zeigen, dass ich zu allem bereit bin.
Das Abendessen war schrecklich. Erst war es nur Smalltalk. Als es dann um uns ging, sagte sie mir, wie schlimm das Jahr für sie gewesen wäre. Sie hätte die Hölle mit mir durchgemacht und ich sei das Schlimmste, was ihr passieren konnte. Das hat mich so umgehauen, dass ich ihr am nächsten Tag geschrieben habe, dass ich mich umbringen werde. Ich konnte nicht mehr und hatte es wirklich vor. Daraufhin rief sie die Polizei und ich ging dann Anfang des Jahres in Therapie.
Wegen der Selbstmorddrohung hat sie mich dann auch wegen Stalkings angezeigt. Das Verfahren wurde mittlerweile eingestellt, da mein Verhalten kein Stalking war. Kontakt haben wir seit diesem Jahr nicht mehr. Trotzdem denke ich nach wie vor fast sekündlich an sie. Andererseits gehe ich wieder viel zum Sport, treffe mich ganz viel mit Freunden und Familie, fahre Fahrrad und versuche mich abzulenken. Das Morgentief verschwindet an manchen Tagen, an machen bleibt es. Ich will langsam nur, dass es aufhört. Es ist so unglaublich anstrengend.
Ich weiß, dass ich in dieser Beziehung unglaublich viel falsch gemacht habe. Ich hätte meinen Mann stehen sollen, bestenfalls frühzeitig die Reißleine ziehen. Ich wollte die Beziehung aber nicht aufgeben, weil ich zumindest dachte, dass ich sie so sehr liebe, wie noch nie jemanden zuvor. Ich versuche alles, um aus dem Tal zu kommen, auch mit Therapie. Hoffe, dass der Weg nicht mehr so lang ist.
Ich würde mich wirklich sehr über Kommentare freuen. Danke, dass ich euch schreiben durfte.
07.08.2020 10:17 •
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