Hallo liebe Mitglieder,
ich bin gerade in der Phase der Trennungsverarbeitung und möchte euch fragen, ob ihr mir euren Rat und eure Hilfe geben könntet. Dafür danke ich euch schonmal herzlich.
Zu meiner Beziehungsgeschichte:
Im Mai 2016 begann mit 28 Jahren meine erste echte Beziehung - und es war gleich ein echter Volltreffer. Ich verliebte mich Hals über Kopf, zog bei meinem Papa aus und wohnte quasi seit unserem ersten Treffen bei meiner Freundin. Innerhalb von vier Tagen gestanden wir uns unsere Liebe und gingen eine feste Beziehung ein. Für mich, der bis auf lose Bekanntschaften sich nie auf feste Bindungen zu einer Frau einließ und sein Singleleben nie infrage stellte, war das eine faszinierende, neue Erfahrung, die ein lange gehegtes Bedürfnis erfüllte. Ich war so glücklich, weil sie so fürsorglich, liebevoll, immer für mich da war und mir alle Freiheiten ließ (sie sagte immer: Du hast dein Leben gehabt, bevor wir zusammen waren, das sollst du nicht aufgeben). Ich war ihr so dankbar dafür.
Nach der ersten überschwänglichen Verliebtheitsphase, wo wir uns bremsen mussten, nichts zu überstürzen (Kinder, Haus etc.) kehrte nach und nach der Alltag ein. Ich war seit 15 Jahren quasi jedes Wochenende wegen meines Ehrenamtes (Fußballverein) unterwegs, und das wollte ich mir auch nicht nehmen lassen, so redete ich mir und ihr es ein. Sie arrangierte sich damit, weil sie auch bei der Polizei im letzten Ausbildungsjahr war. Weil sie mich liebte. Wir fuhren ca. 2,5 Monate, nachdem wir zusammen kamen, auch gleich zusammen in den Urlaub. Alles war so schön, wenn ich mit den Gedanken nur bei ihr war.
Ich bemerkte allerdings in regelmäßigen Abständen, dass mein altes Leben von mir Besitz ergriff, mich verwirrte, mich zurückhaben wollte. Schon zwei Monate nach unserem Beziehungsanfang begann ich zu zweifeln. Ist eine Beziehung was für mich? Werde ich meine Freunde noch regelmäßig sehen? Will ich Kompromisse zwecks Fußball machen? Was will ich eigentlich wirklich. Mein altes Leben hatte ich nie wirklich kritisch hinterfragt. Und auch während unserer Beziehung nicht.
Sie bemekte meine Zweifel, wenn ich grübelte, und ich erzählte ihr diese ehrlich. Sie redete mit ihrer fürsorglichen, ja mütterlichen Art auf mich ein und nahm mir meine Zweifel. Für eine gewisse Zeit jedenfalls. Denn irgendwie lebte ich mein Singleleben weiter. Und merkte nicht, dass das mich lange Jahre erfüllende Ehrenamt längst zur lästigen Pflicht geworden, die Menschen in meinem Umfeld, mit denen ich am häufigsten Kontakt hatte, falsche Freunde sind, mit denen ich den Alk. als einzige Gemeinsamkeit pflegte (an mir als Person waren sie nicht interessiert). Zeitgleich vernachlässigte ich Menschen, denen ich wirklich wichtig bin: Familie und echte Freunde.
Mittlerweile war meine Freundin umgezogen und ich mit ihr mit nach Berlin. Ich war ein Dorfkind und konnte mir es nie vorstellen, in der großen Stadt zu leben. Aber durch den räumlichen Abstand zum schlechten Einfluss besserte ich mich. Hier hatten wir zusammen unsere schönste Zeit. Ich blühte immer wieder auf. Solange bis mich die Vergangenheit wieder einholte. Ich weiß nicht warum, aber ich bekam Sehnsucht nach dem Kontakt zu den falschen Freunden, nach Unabhängigkeit, nach uneingeschränkter Freiheit. Immer wieder geisterte mir die Frage nach den Kompromissen durch den Kopf. Kann ich oder nicht? Nein, ich konnte und wollte nicht. Keine Situation brachte mich zur Erkenntnis: Das ist schlechter Einfluss für dich. Trenne dich davon. Und widme deine meiste Zeit den Menschen, die sich wirklich um dich sorgen. Wie deiner Freundin, Familie und echten Freunden.
Und alle 4-5 Monate wieder das Gespräch mit meiner Freundin, die mich auf ihre verständnisvolle, aber auch zurechtrückende Art vernünftig in die Spur zurückbrachte. Mir bescherte das in solchen Momenten, da ich an lästige Pflichten und falsche Freunde dachte, ein ungutes, zweispältiges Gefühl. Sie betonte zwar immer, dass sie mir die Freiheiten lässt, aber so richtig schepperte es nie. Sie machte mich nicht drauf aufmerksam, was eigentlich mit mir falsch lief. Sie stellte mich nicht endgültig vor die Wahl: Die oder ich. Vielleicht gab mir das immer unterbewusst das Gefühl, dass sie an mir klammerte - ich dieser unabhängige, engagierte Typ. Sie die fürsorgliche, liebevolle Hausfrau (manchmal hatte ich das Gefühl). Wir sprachen immer nur über meine Probleme, meine Allüren und Bedürfnisse. Was ihr missfiel, blieb auf der Strecke. Sie forderte das auch nicht ein. Trotzdem liebten wir uns sehr und ich war immer glücklich, wenn ich freie Zeit mit ihr verbrachte (und damit meine ich Zeit, in der ich keine Sehnsucht nach meinem alten Leben hatte). Wie schön und unendlich frei es war, wird mir erst jetzt bewusst.
Mir zuliebe stimmte sie sogar meinem Wunsch zu, dass wir zusammen diesen Mai in mein kleines Heimatstädtchen ziehen, weil ich so sehr dran hänge. Die erste wirkliche gemeinsame Wohnung (vorher wohnte ich inoffiziell bei ihr). Erst jetzt weiß ich: Es war der erste Spatenstich für das Grab unserer Beziehung. Ich hing mich nun richtig rein, kümmerte mich um das Organisatorische für die neue Wohnung, die Vorfreude war groß, endlich wieder nach Hause zu kommen. Am 1. Mai 2017 war es soweit. Wir wohnten endlich zusammen. Und ich fiel endgültig in die Spirale aus lästiger Pflicht und falschen Freunden zurück. Das war offenbar meine Priorität. Ich wurde so unzuverlässig wie nie zuvor in unserer Beziehung, versetzte sie oft. Mit dem fast schon krankhaften Drang, mich den schlechten Einflüssen hinzugeben, verletzte ich sie sehr. Für alles schien ich mir Zeit zu nehmen, nur nicht für sie. Ich zeigte mich danach reumütig. Aber ich kam einfach nicht zur Erkenntnis, dass das Schlechte in meinem Leben endgültig weg musste.
In diesem Juli verbrachten wir unseren letzten gemeinsamen, zweiwöchigen Urlaub. Aufgrund des Umzugs waren wir finanziell ausgebrannt, so waren nur kleine Tagesunternehmungen und die Pflege unseres Garten drin. Hier merkte ich wieder unbewusst, dass mir diese freie gemeinsame Zeit unglaublich gut tut. Hier war ich glücklich wie ich mit ihr sein wollte. Doch als der Urlaub vorbei war, holte mich der Alltag wieder ein. Dieser dunkle Schatten. Immer mehr driftete ich innerlich von ihr ab. Ich begann, mich ernsthaft damit zu befassen, mich von ihr zu trennen. Im Glauben, das mich meine Vergangenheit aus all den falschen Freunden, schlechten Einfluss und Alk. brauchen würde. Und ich sie. Wenn man so will, war sie meine gedankliche Affäre, zu der ich mich unglaublich hingezogen fühlte. (Nicht falsch verstehen: ich war ihr bis dahin niemals untreu gewesen. Dies sag ich so ehrlich, wie ich euch meine Fehler und Gedanken bis hierher offenbart habe.)
Dieses Gefühl ließ mich jedoch nicht mehr los. Wann immer ich konnte, soff ich mir am Wochenende den Ar. zu. Weil ich dieser Verführung des falschen Freunds einfach nicht widerstehen konnte. Wenn ich mit meiner Freundin dann teilweise gemeinsam zu Geburtstagen bei meinen Freunden ging, zog ich sie in diesen unheilvollen Strudel mit rein. Manchmal nahm ich sie dann gar nicht mehr war. Und diese Tatsache sollte letztlich in der (im Nachhinein betrachtet) großen Tragödie enden. Es war der 9. September 2017. Abends beim Erntefest. Vom gewöhnlichen Fußballauswärtsnachmittag zurückgekehrt, brachte ich meine Kamera und Rucksack schnell nach Hause, um genauso schnell zum Vorglühen bei einem Kumpel zu starten. Ich wunderte mich, dass meine Freundin nicht in der Wohnung war und ging schnurstraks. Ein paar Minuten später schrieb sie: Viel Spaß heute Abend. Sie hatte oben im Bett geschlafen und ich hatte es nicht bemerkt.
Bei meinem Saufkumpel fütterten wir uns für das Erntefest an, wohin wir später zusammen gingen. Meine Freundin war bereits dort und saß bei meiner Familie, während ich mich am Bierwagen weiter zuschüttete und sie verdrängte. Ich verlor alle Hemmungen. Irgendwann kam sie mit tottraurigem Gesicht zum Bierwagen (ich werde diesen Anblick nie vergessen), schaute mich einfach ein paar Sekunden an und ging wieder zurück. So nahm ich es jedenfalls war. Auch das meine Tante später ebenfalls zu mir kam und sagte, dass Larissa drinnen in der Scheune die ganze Zeit weine, nahm ich gleichgültig zur Kenntnis. Zur späten Stunde (es muss ca 1 Uhr gewesen sein) erfasste mich der Übermut. Ich ging in eine Scheune, wo Diskomusik lief. Ich legte es drauf an, die Bombe platzen zu lassen. Und meine immer nur gedankliche Affäre aus meinen schlechten Eigenschaften wurde plötzlich leibhaftig. Ich machte mich vollkommen zügellos an eine Freundin meiner Stiefschwester ran, die zusammen tanzten. Ich gesellte mich dazu, ich schmiegte mich mit meinem ganzen Körper an sie an, berührte sie unter ihrer Kleidung, küsste sie hier und da auf Nacken und Wange. Beide Mädels redeten unaufhörlich auf mich ein. Du hast eine Freundin, höre auf damit. Ich wollte es nicht hören.
Ich machte immer weiter. Bis sie sich irgendwann unmissverständlich von mir abwandte. Ich nahm das hin und verließ die Party. Um ca. 3:30 Uhr kam ich nach Hause und wollte nur noch ins Bett. Doch meine Bettdecke und Kissen fand ich auf der Couch wieder, wo ich mich schlafen legte. Nachdem ich am Vormittag aufgewacht war, weiß ich nicht mehr was zu erst passierte. Entweder S. und Aussprache und dann Weitertrinken am selben Bierwagen oder umgekehrt.
Wir dem auch seid, wir hatten S., dann kam es zur Aussprache. Allerdings nicht über meinen Aussetzer, den ich nicht ansprach. Aber es ging trotzdem ans Eingemachte. Ich konnte nicht anders als ihr zu sagen, dass ich irgendwie keine Gefühle mehr für sie habe, sagte aber später, dass ich nicht möchte, dass es vorbei ist. Sie schlug eine Beziehungspause vor, auch wenn sie von sowas überhaupt nichts halte und konnte sich einfach nicht erklären, warum ich ihr aus dem Weg ging. Wie kann man keine Zeit mit seiner Freundin verbringen wollen?, fragte sie mit tränenüberströmtem Gesicht. Ich gebe dir noch eine letzte Chance. Ohne zu wissen, dass ich diese schon aufgebraucht hatte.
Es verging eine gute Woche, wo der Alltag normal weiterlief. Bis zum 19. September 2017. Ich erhielt eine Nachricht von ihr: Wann bist du heute zuhause? Eine Vorahnung schos mir durch den Kopf. Ich muss nach der Arbeit nur schnell zum Sportplatz ein paar Fotos machen, dann bin ich sofort da. Ich betrat die Wohnung und mir was sofort alles klar, obwohl ich es nicht wahrhaben wollte. Was ist jetzt los?. Sie packte Umzugskartons. Und setzte sich mit mir an den Esstisch. Sie hatte von meiner Stiefschwester die Info erhalten, was beim Erntefest passiert ist. Zudem hatte ich meiner Stiefschwester in der Woche nach dem Erntefest (wieder im Vollsuff) nach der Nummer ihrer Freundin gefragt. Sie geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Dabei wusste ich nicht mal ihren Namen. Meine Aktion war wirklich so asozial, wie sie hier zu lesen ist. Und sie war schneller aus meinem Kopf als ich dachte.
Meine Freundin redete sich alles von der Seele, und ich nahm es auf wie ein Stein, um den der Wind schweift. Jetzt hast du, was du wolltest. Ich nahm es ziemlich gefasst auf und konnte ihr kaum etwas entgegnen. Sie hatte recht. Ich hatte, was ich wollte. Die Trennung. Im Glauben, endlich wieder frei zu sein, legte ich denselben Enthusiasmus bei der Organisation des Auszugs an den Tag wie beim Einzug. Innerhalb weniger Tage hatte ich sowohl einen Nachmieter als auch selbst eine neue Wohnung gefunden, bei meiner (jetzt Ex-)Freundin lief es ähnlich aussichtsreich. Anfangs schlief sie noch bei mir, und wir hatten auch S.. Als ich dann aber (wieder besoffen) mir S. erzwingen wollte, zog sie endgültig zu ihren Eltern. Sie kam immer zum Packen, wenn ich gerade nicht da war. Wir schrieben regelmäßig weiter, mehrheitlich aus organisatorischen Gründen, aber auch oft darüber, was für eine schöne Zeit wir hatten (sie war dabei emotionaler, ich kühler). Trotz allem, was ich ihr angetan hatte, ging sie im Guten. Ich erinnere mich noch, als wir uns eine Weile vor dem Umzug nochmals trafen, als sie die letzten Kisten gepackt hatte. Im Treppenflur verabschiedeten wir uns mit einer innigen Umarmung und Tränen im Gesicht. Es eine schöne Zeit.
Innerhalb von nur einem Monat war alles geklärt. Ich kümmerte mich fast um alles organisatorische, was uns beide noch betraf. Ich holte sogar ein Schreiben von der Hausverwaltung für sie ab, was sehr wichtig war, damit sie ihre neue Wunschwohnung in Berlin bekam. Ich wollte alles dafür tun, dass der Um- und Auszug so schnell wie möglich vonstatten geht. Ende Oktober fand der Umzug schließlich statt. Ich half ihr beim Raustragen Ihrer Sachen. Dann war sie weg, nach einer kurzen Umarmung. Ich stresste mich ca. eine Woche mit meinem Einzug in die gegenüberliegende Wohnung. Dann war ich angekommen. Ich lebte mein Leben bis Mitte November, wie ich es mir vorgestellt hatte nach der Trennung. So wie als Single. Machte einfach weiter wie immer. Ohne mir Gedanken drüber zu machen.
Mit meiner Ex-Freundin verabredete ich mich sogar nochmal, um sie in ihrer neuen Wohnung zu besuchen. Wir hatten gemeinsam Urlaub, was so noch in unserer Beziehung geplant war. Wir aßen Sushi, machten Smalltalk darüber, was beim anderen grad so los ist, spielten mit den Katzen, sahen uns Urlaubsfotos von ihrem Papa an, guckten Sturm der Liebe. Sie erzählte, dass sie am nächsten Abend ihre Einweihungsparty machte. Auf ihrem Handy sah ich durch Zufall, dass sie einen Robert mit Herz eingespeichert hatte. Natürlich war das nicht ich. Ich freu mich, schrieb er ihr. Ich brachte sogar einen Kratzteppich für Ihre Katzen im Schlafzimmer an. Vier Stunden war ich bei ihr, bis ich dann ging.
Und es schien, als ging ich nicht nur so. Es schien, als ging ich für immer. Ein paar Tage später, Anfang der kommenden Woche, brach wie aus dem Nichts eine Panik in mir aus. Wie ein Erdbeben, was man nicht kommen sieht. Tiefer Schmerz, Lähmung, Schwere, Leere durchzog meinen Körper. Als würde er mich zum größten Krisentreffen meines Lebens stellen wollen. Ein Schmerz der Erkenntnis, des Entzugs. Die Gefühle zu meiner Ex-Freundin traten so klar wie seit langem nicht zu Tage. Ich fühlte mich, als würde alles über und unter mir in sich zusammenbrechen. Ich wollte all das retten, indem ich einen dreiseitigen Brief und dazu noch eine Mail an Sie schrieb. Ich beteuerte, den größten Fehler meines Lebens gemacht zu haben. Alles dafür geben würde, die Zeit zurückzudrehen und wieder mit ihr zusammen zu sein. Unsere gemeinsame Zeit Revue passieren ließ. Ich ihr für die Zukunft alles Gute wünsche. Ich kämpfte dagegen an, dass es vorbei sein soll. Ich legte ihr das Konzertticket mit zu dem Brief, das ich ein paar Tage zuvor eigentlich für mich gekauft hatte, um sie dorthin zu bewegen, wo ich auf sie warten wollte. Hollywood-Romantik, aber im echten Leben eine Illusion. Im Endeffekt tat ich es nicht.
Einen Tag später postete sie auf Facebook, dass sie in einer neuen Beziehung ist. Ich sah es für ein paar Sekunden, dann verschwand die Meldung für mich. Verborgen vor mir. Abends antwortete sie auf meine Schreiben. Sie hätte mit mir abgeschlossen und wird mir nie verzeihen. Was bedeutete das? Das Messer in meinem Herzen bohrte sich noch tiefer hinein. Ich fühlte mich am Boden zerstört mit den üblichen, gewaltigen Selbstzweifeln, der Selbstzerstörung. Aus meiner Erfahrung, die ich 2015 im Krankenhaus wegen einer Depression gemacht hatte, wollte ich aber nicht wieder die gleichen Fehler machen. Ich suchte mir Hilfe, Rat bei Familie, Freunden, Arbeitskollegen, in Büchern und im Internet. Ich wollte das dieser höllische Schmerz auf die beste Art und Weise weggeht, wie man es nur machen kann. Und ich begann plötzlich - in einer großen Erkenntnis - klar zu sehen. Ich sah klar und deutlich, dass die lästige Pflicht lästig ist, die falschen Freunde der Alk. falsch, ja einfach meine bisherige Art und Weise zu leben, für mich schädlich ist. Mich verwirrt. Mich zweifeln lässt. Meine Weiterentwicklung verhindert.
Stattdessen habe ich die Menschen, die mich lieben und die ich liebe, und meine Träume, alles, was mich zu einer positiven Veränderung meines Ichs beträgt, untergeordnet und vernachlässigt. Ihr Vertrauen habe ich missbraucht, Ihre liebevolle Zuneigung aufs Spiel gesetzt. Mir wurde klar. So kann es nicht weitergehen. Ich will ein besserer, liebevoller und glücklicher Mensch werden. Umgehend setzte ich einen Brief an den Vorstand auf und kündigte zum Ende der Wahlperiode im März meinen Rücktritt an. Ich beschloss, meinen Alk. und Medienkonsum auf ein Minimum zu reduzieren (u.a. kein Facebook mehr), die falschen Freunde zu meiden. Ich nahm mir Zeit zur Besinnung auf mich selbst, zur Auseinandersetzung mit meinen Gefühlen. Ich meditiere seitdem, mache 4-5x pro Woche Ausdauersport, belese mich zum Theme Selbstliebe, Glück und Neuentdeckung, beginne den Kontakt zu den wichtigen Menschen in meinem Leben zu stärken. Ich habe sogar eine Gehaltserhöhung erkämpft und mir im Job neue Impulse und Ziele gesetzt. Auf gesunde Ernährung (außer meine Alk. am Wochenende) habe ich schon seit ein paar Jahren geachtet.
Ich habe so gut wie alles getan, was man mir empfohlen hat. Und ich kann nach 3 Wochen kaltem Entzug, ehrgeizigem Aufarbeiten und intensiver Auseinandersetzung sagen: Ich spüre deutliche Fortschritte in meinem Befinden. Ich sehe langsam wieder Licht am Ende des Tunnels. Ich habe absolute Lust, mich positiv zu verändern und neu zu entdecken. Allerdings bin ich mir noch nicht schlüssig, wie ich abbiegen soll. Im Internet hatte ich von erfolgreich praktizierten Strategien gelesen, wie man seine Ex-Freundin zurückgewinnen kann. Das klingt natürlich sehr verlockend, und ich glaube immer noch, dass sie die Liebe meines Lebens ist, das sie es wert ist, um sie zu kämpfen, egal wie aussichtslos die Lage scheint. Natürlich mit einer guten Strategie. Ihr habe ich meine Jungfräulichkeit geschenkt. Andererseits muss ich sagen, dass ich mir mittlerweile auch vorstellen kann bzw. solche emotionale Unabhängigkeit gewonnen habe, sie loszulassen. In Frieden und Liebe. Wird das nicht immer so empfohlen?
Ich bin im Zwiespalt: Ich würde sie so gerne zurückgewinnen, aber weiß nicht wie realistisch das ist. Ich weiß nicht, wie es mit ihrem neuen Freund läuft (vor allem, wenn irgendwann die erste Verliebtheitsphase vorbei ist). Ob sie nicht doch noch was für mich empfindet und ihr neuer vielleicht nur ein Rebound-Partner ist (zwei Monate nach unserer Trennung ist sie ja wieder in eine neue Beziehung gekommen). Ob sie beobachten will, wie ich mich entwickel und ob ich zu meinen Ziele umsetze, die ich ihr im Brief geschrieben habe. Aber ich habe auch Angst, meine Trennungsverarbeitung dadurch in die Länge zu ziehen, wenn ich nicht loslasse. Was wäre nun der bessere Weg? Oder lassen sich beide vielleicht sogar verbinden?
Falls ihr bis zum Ende meiner langen Geschichte gelesen habt, möchte ich mich ganz herzlich für Euer Interesse und Einfühlungsvermögen bedanken und würde mich sehr über euren Rat und Anregungen freuen.
Liebe Grüße
Robert
07.12.2017 11:54 •
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