Zur Hochzeit gehen oder zu Hause bleiben?

Ich benötige mal eure Schwarmintelligenz.

Ich habe noch eine Freundin aus Unizeiten, sprich seit 20 Jahren. Sie wird im Herbst heiraten.

Nun ist es so, dass wir uns nur noch zweimal im Jahr sehen, obwohl wir in derselben Stadt wohnen.

Ich fragte vor drei Wochen nach einem Treffen, um die Freundschaft wieder aufleben zu lassen, darauf kam bin busy, mit angehängten Terminkalender. Da waren aber auch Termine drauf wie Katzenklo reinigen oder Rezept abholen. Ich habe es dabei belassen. Es kam bis heute kein Gegenvorschlag.

Letzten Dienstag schickte sie mir kommentarlos einen Screenshot von meiner Streamingplattform, weil sie nicht reinkam. Sie schaut immer kostenlos bei mir mit. Kein Guten Abend, wie geht es dir? vorab, nichts.

Dazu kommt, dass wir im Januar ein Pärchendate hatten und sie meinem Freund bei einer Diskussion auf einmal den Stinkefinger gezeigt hat, und das als Lehrerin. Es war einige Diskussion über die private Krankenkasse, mein Freund hat einen der typischen Sprüche über die PKV abgelassen und dann zückte sie den Mittelfinger. Ich war entsetzt! Ich habe dann abends noch das Gespräch mit ihr gesucht, sie meinte, der Spruch von meinem Freund sei doof, später haben sie sich allerdings wieder vertragen. Allerdings keinerlei Entschuldigung für ihr Verhalten!

Ich überlege nun, ob ich unter den Umständen überhaupt noch zur Hochzeit gehen soll, weil wirklich miteinander was zu tun haben wir ja nun nicht. was würdet ihr tun?

Kommt drauf an, ob ich mir ein tolles Fest erwarte, andere alte Freunde treffe etc. pp. Mit der Braut kann man ja ohnehin am wenigsten reden, die ist ja sowieso von allen besetzt.

Und den Stinkefinger würd ich auch nicht so überdramatisieren. Natürlich ist das kein Benehmen eines englischen Stiftfräuleins, aber was ein „üblicher Spruch“ über eine private Gesundheitsvorsorge sein soll, erschließt sich vielleicht auch nur einer eigenen Gruppe. Für sie war der scheinbar nicht „üblich“ und hat dann auch „unüblich“ reagiert. Dass eine Braut vor der Hochzeit weniger Zeit hat, ist auch nichts, was ich ihr vorwerfen würde. Und vielleicht findet sie eure „üblichen Sprüche“ halt auch eher anstrengend.

Dass ihr euch auseinandergelebt hat, scheint offensichtlich. Dann liegst an euch beiden, das wiederzubeleben, wenn man das möchte. Nicht auf die Hochzeit zu gehen, wirkt aber schon auch etwas trotzig. Dann würd ich es eher danach auslaufen lassen oder zumindest mal pausieren. Kann ja in zwei Jahren wieder besser laufen, dann wärs auch blöd, nicht auf ihrer Hochzeit gewesen zu sein.

Zitat von Zanzibar:

Ich überlege nun, ob ich unter den Umständen überhaupt noch zur Hochzeit gehen soll,

Du willst ja eigentlich gar nicht oder? Dann lass es.

Kannst du jemanden mit zur Hochzeit bringen? Dann biete ich mich gerne an. Dann können wir gerne eine maximal unangenehme Show abziehen

Spaß! Ich würde abwägen, wie wichtig dir das Ganze ist. Wenn dein Gefühl sagt, du willst das lieber auslaufen lassen… dann geh nicht zur Hochzeit.

Zitat von Ida_B:

Deine Worte lassen vermuten, dass du nicht mit dem Herzen dabei sein würdest.

Meinst du nicht, dass es schon eine etwas naive und auch selbstzentrierte Einstellung ist, dass man auf jede Hochzeit, auf die man geht, mit dem Herzen dabei sein muss? Auf die meisten Hochzeiten und Begräbnisse geht man aus Anstand und Respekt gegenüber der/den Hauptperson/en, und nicht, weil es das eigene Innerstes total und rein im Herzen berührt. Ansonsten könnte jeder nur im kleinsten Kreise feiern. Was viele aber selber dann auch wieder nicht wollen.

Zitat von Zanzibar:

was würdet ihr tun?

nicht hingehen.

Ohne persönliche Worte, ist sie auch keine Freundin

Zitat von Caecilia:

Klingt für mich sehr unsympathisch. Ich würde das auslaufen lassen.

Das werde ich so oder so nach der Hochzeit tun.

Zitat von Ida_B:

Und die es vorzieht, das Katzenklo sauber zu machen, als mit dir im Café zu sitzen.

Das ist der Stein des Anstoßes.

Wer sich nicht mit mir treffen will- wieso sollte ich diese Person dann am Hochzeitstag aufsuchen, mich herausputzen und ein teueres Geschenk machen?

Aktuell tendiere ich dazu, entweder gar nicht hinzugehen oder maximal als entfernte Bekannte, natürlich mit den entsprechenden Abstrichen im Geschenkesektor.

Würde ich als langjährige, enge Freundin gehen- da hätte ich locker 300 Euro in den Umschlag getan und noch was Schönes gebastelt...

Nun würden mein Partner und ich maximal als lose Bekannte dort auftauchen, dementsprechend gibt es nur n Hunni von uns beiden und wir hauen abends früh ab. So ist das halt, man muss dann auch mit den Konsequenzen seines Verhaltens leben und kann nicht mehr das first class treatment erwarten, wenn man sich selbst wie die offene Hose benimmt und ansonsten null Wert auf meine Anwesenheit legt.

Zitat von Caecilia:

Und mit jemandem, der Katzenklo reinigen im Terminkalender stehen hat, wäre ich ohnehin nicht gerne befreundet.

Ich würde jemand, der mich in einer vielleicht total anstrengenden Phase dafür kritisiert oder belächelt, weil ich mir schon Kleinigkeiten notieren will oder muss, um sie nicht zu vergessen oder wieder etwas Struktur reinbringen zu wollen, aber auch nicht als Freund haben wollen.

@Ida_B: Eben. Nur hat Selbstimmung nichts damit zu tun, respektlos zu sein und nicht gesellschaftlichen Anstand walten zu lassen. Weil wenn ich zB aus Trotz nicht hingehe, und/oder um ihr eins auszuwischen, ist das halt auch nix, wie ich als erwachsener Mensch sein möchte. Weils da in einer alten Bekanntschaft kriselt, bin ich durchaus dennoch dazu fähig, da für ihre Hochzeit drüberzustehen. Außer, da kommen noch weitere Faktoren dazu, dass ich mein Erscheinen dort für total furchtbar einschätze. Aber das ist ja wohl nur in seltenen Fällen der Fall, wofür man vorher schon zugesagt und sich darauf und für sie (hoffentlich) auch gefreut hat.

Ob wir dort hingehen, werden wir noch entscheiden.

Aktuell steht sie unter Beobachtung. Sollte es kein Treffen bis zum Herbst geben- dann hätten wir uns neun Monate nicht gesehen, obwohl wir in derselben Stadt wohnen...

Da sieht man selbst Arbeitskollegen, Nachbarn oder seinen Hausarzt häufiger! In dem Fall würde ich mir die Hochzeit klemmen.

Zitat von Arnika:

Ich würde jemand, der mich in einer vielleicht total anstrengenden Phase dafür kritisiert oder belächelt, weil ich mir schon Kleinigkeiten notieren will oder muss, um sie nicht zu vergessen oder wieder etwas Struktur reinbringen zu wollen, aber auch nicht als Freund haben wollen.

Das macht sie immer so, sie hat gerade keine stressige Phase. Es gab übrigens mehrere weiße Tage im Kalender, die noch frei waren... wo ein Wille, da ein Weg, aber ersteres ist wohl nicht vorhanden und daraus ziehe ich für mich meine Schlüsse.