Ich möchte gleich noch einen Text posten, der mit dem Thema Kennenlernen zu tun hat. Zu der Wertung der inneren Werte gegenüber den Äußerlichkeiten beim Kennenlernen habe ich eine weiterentwickelte Theorie, auf die mich mal eine 19-jährige! farbige gebracht hatte:
Die meisten Menschen verwechseln - unbewußt - das Innere mit dem Äußeren, bzw. sie interpretieren den äußeren Eindruck in den Menschen hinein, dabei ist das nicht nur auf rein körperliche Vorzüge oder Fehler zu beziehen sondern ganz allgemein. Das könnte auch der Grund sein, warum viele Menschen guten Gewissens immer wieder sagen, daß sie mehr auf die inneren Werte achten als auf äußere, und dabei einfach übersehen daß sie von den inneren Werten ihres Partners in Wahrheit kaum etwas (er-)kennen. Schade eigentlich, und wohl auch ein Grund warum es nach der ersten Schmetterlingsphase zu ständigen Verständigungsproblemen kommen kann.
SZ vom 02.09.2003, gepostet von Goldstück77 (single.de):
Mann und Frau suchen eher Ähnlichkeiten als Gegensätze, doch die Kriterien sind unterschiedlich.
Es gibt Alpha-Männchen und es gibt Beta-Männchen. Alpha-Männchen können es sich erlauben, die Puppen tanzen zu lassen. Beta-Männchen sind weniger erfolgreich. Die setzen sich eine Schwelle und die erste, die drüber guckt und greifbar ist, wird genommen. Am schlimmsten aber, sagt Karl Grammer, am schlimmsten seien die Weibchen: Die würden noch weitersuchen, wenn sie schon einen Partner haben.
Karl Grammer ist Evolutionsbiologe an der Universität Graz. Und wenn er von Männchen und Weibchen spricht, handelt es sich nicht um Streifenhörnchen oder Bergziegen. Nein, Karl Grammers Spezialgebiet ist eine kompliziertere Spezies in einer komplizierten Situation: Homo sapiens auf Partnersuche.
Auf der Suche nach Treue und Hingabe
Wie und wen der Mensch sucht, beschäftigt (vom gesamten Rest der Menschheit abgesehen) unzählige Psychologen, Soziologen und Biologen. Stimmt es, dass Männer nur nach dem Aussehen gucken? Sind viele Frauen tatsächlich mit dem Geldbeutel zu verführen? Inmitten solcher Klischees interessiert die Forscher vor allem eine Grundfrage: Sind es die sprichwörtlichen Gegensätze, die sich anziehen oder sehnt sich der Mensch mehr nach Ähnlichkeit?
Entscheidend sind die Übereinstimmungen, die Homogamie, propagieren nun US-Psychologen in den Proceedings der amerikanischen National Academy of Sciences. Das zumindest schließen Peter Buston und Stephen Emlen aus einer Befragung von 978 Studenten an der Cornell-Universität im Staat New York. Dort hatten Buston und Emlen die Teilnehmer nach deren Eigenschaften und denen des Idealpartners befragt. Beide Fragebögen stimmten erstaunlich überein. Offensichtlich suchen wir ein Gegenüber, das möglichst viele Eigenschaften und Einstellungen mit uns teilt, sagt Emlen. Wichtig seien vor allem Familienbewusstsein, Treue und Hingabe. Das Aussehen scheine eine sekundäre Rolle zu spielen - außer für jene, die sich auch selbst als besonders attraktiv einstufen.
Der Mensch, ein hingebungsvoller Romantiker? Nein, widerspricht Karl Grammer. Nur wenn man wie in der US-Studie direkt nach ihren Prämissen frage, zählten für Mann und Frau besonders innere Werte. In der Realität sind Aussehen und Status entscheidender. Als Indiz dafür wertet der Psychologe Manfred Hassebrauck von der Universität Wuppertal die von ihm unter 347 Heiratsanzeigen identifizierte ideale Annonce. Die meisten männlichen Zuschriften erhielt: Sie, 21, attraktiv, sucht Partner.
Eine Sache von zwei Sekunden
Aber selbst wenn man versucht, die Angelegenheit möglichst rational zu sehen, sind die Forscher mit den beiden widerstreitenden Interessen möglichst ähnlich und möglichst verschieden konfrontiert: Einerseits, sagt Grammer, sucht der Mensch einen ähnlichen Partner - weil ihm das garantiert, dass mehr von den eigenen Genen erhalten bleiben. Auf der anderen Seite ist aber für die Gesundheit des Kindes und die Fortentwicklung der Art wichtig, dass er sein Erbgut mit einem möglichst unterschiedlichen Menschen kreuzt. Ein Dilemma, dem beide Geschlechter offenbar mit vielfältigen Strategien begegnen.
Männern geht es primär um Schönheit und Jugendlichkeit, sagt Hassebrauck. Der Grund: Männliches Ziel müsse es sein, den optimalen Nachwuchs zu zeugen. Dafür liefere das Aussehen der Frau entscheidende Informationen für die Auswahl: Laut Grammer spricht ein symmetrisch geformtes Gesicht für eine hohe Widerstandskraft, ein eher der Durchschnittsnorm entsprechendes Aussehen dagegen für die erwünschte genetische Breite und Variabilität. Große Brüste etwa spiegelten nicht nur Fruchtbarkeit, sondern auch hohe Östrogenspiegel wider. Der wiederum ist nach Grammers Worten Zeichen für ein intaktes Immunsystem.
Erstaunlich, wie schnell der Mann all diese Informationen bei einer Begegnung verarbeitet: Weniger als zwei Sekunden braucht er, um das Äußere einer Frau abzuschätzen. Allerdings gucken Männer im Durchschnitt nur halb so genau hin wie Frauen, was Studien zeigen, in denen Forscher die Blicke von Testpersonen verfolgten. Und während Er nicht selten in Hüfthöhe anfängt, beginnt Sie eher mit einem tiefen Blick in die Augen.
Wenn es nach dem gegenseitigen Taxieren ans nähere Kennenlernen geht, arbeiten viele Frauen eine auffällig lange Liste ab - zumindest geben sie das in Befragungen an: Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Rücksichtnahme, Freundlichkeit, Kinderliebe, hoher sozialer Status und gutes Einkommen, Ehrgeiz und Karrierebewusstsein, gute Herkunft und hohe Körpergröße; die Ansprüche an den Mann sind vielfältig, wie der amerikanische Evolutionspsychologe David Buss herausfand. Die Wunschliste der Männer nimmt sich demgegenüber kurz aus: Aussehen, Kochkünste und Sparsamkeit.
Mehr als Männer legen Frauen beim Partner Wert auf Status und Verdienst. Das stellte Evolutionsforscher Buss übereinstimmend unter 10047 Versuchspersonen in 36 von 37 Kulturen fest. Zudem fand er eine weitere erstaunliche Parallele: In allen untersuchten Ländern, darunter auch Deutschland, wünschten sich Frauen einen Mann, der im Durchschnitt dreieinhalb Jahre älter ist.
Symmetrisch Gebaute riechen anders
Karl Grammer machte eine weitere Beobachtung: S. attraktiv finden Frauen eher dominante, männliche Männchen. Andererseits brauchen sie einen Partner, der sich um sie und ihren Nachwuchs kümmert. Dass genetischer und aufziehender Vater tatsächlich oft nicht identisch sind, zeige die Statistik: Fünf bis zehn Prozent der Väter ziehen - ohne es zu wissen - Kinder groß, die nicht von ihnen sind.
Zwei weitere Studien bestätigen, dass Frauen nicht konstant den gleichen Typ attraktiv finden: In einem Versuch ließen Forscher Frauen an getragenen Männer-T-Shirts riechen. Der Geruch von symmetrisch gebauten (der Theorie nach somit besonders attraktiven) Männern wirkte anziehender - aber nur an den fruchtbaren Tagen. Noch genauer wollten es Psychologen wissen, die in der Disco Körperberührungen zählten. Demnach werden Frauen während ihrer fruchtbaren Tage häufiger berührt - nicht zuletzt, weil sie sich da ero. kleiden. Fest steht auch, dass Frauen in der Zeit ihres Eisprungs häufiger fremd gehen.
Doch wenngleich die Konstellation Mann sucht Frau und Frau sucht Mann an sich offenbar schon gewisse Gegensätze garantiert, kommt schnell die Suche nach Ähnlichkeit ins Spiel. So glauben Grammer und Hassebrauck, dass beide Geschlechter ihre inneren Checklisten für eine Art Rechnung benutzen. Demnach werden dem potenziellen Partner für jede Kategorie Punkte verliehen - vielleicht drei Punkte für Aussehen und Humor, acht fürs Portemonnaie und noch drei Intelligenzpunkte. Zwar sei die Gewichtung der Kategorien individuell; dem einen ist Intelligenz wichtiger, dem anderen Aussehen. Entscheidend ist aber, was hinter dem Gleichheitszeichen steht, sagt Hassebrauck, denn das Gesamtergebnis soll möglichst mit dem eigenen Punktwert übereinstimmen.
Die wichtigste Auswahl trifft indes weniger der Mensch als die Umstände. Rund 70 Prozent der Paare lernen sich in geschlossenen Situationen kennen: am Arbeitsplatz, beim Hobby oder unter Freunden - entweder, weil die Hemmschwelle zum Kennenlernen dort am geringsten ist oder (so Grammer) weil sich dort besonders ähnliche Leute begegnen.
Zumindest aber scheint Gleich und gleich gesellt sich gern das Motto Gegensätze ziehen sich an nach Meinung der meisten Forscher zu übertreffen. Dass Gegensätze mitunter dennoch eine Rolle spielen, hat Claus Wedekind von der Universität Bern herausgefunden. Er ließ Studentinnen an der Wäsche männlicher Kommilitonen schnuppern: Hingezogen fühlten sich die Frauen dabei eher zu Männern, deren Immunsystem-Marker sich stark von ihren eigenen unterschieden. Gegensätze können sich also zumindest besser riechen.
Gerade unser wichtigster Sinn wird indes stark von der Suche nach Ähnlichkeit bestimmt. So stellten Forscher der schottischen Universität St. Andrews fest, dass Frauen aus einer Reihe von Männerbildern jeweils das am attraktivsten fanden, dass sie selber zeigte - die Forscher hatten zuvor ihre Porträts per Computer in Männergesichter verwandelt. Und damit nicht genug. Eine andere Fotostudie ergab: Wer erst einmal einen Partner gefunden hat, wird ihm äußerlich umso ähnlicher, je länger das Paar zusammen ist.
03.09.2003 10:49 •
#22