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Zuerst riesen Liebesbekundungen, dann alle Gefühle weg?

D
Hallo!
Mich würde eure Meinung interessieren.

Ich habe vor 2 Monaten einen Mann kennengelernt. Er war von Anfang an klar und sagte deutlich, dass er weiss was er will und das es ihm so wichtig ist füreinander da zu sein. Überhaupt ist ihm eine Beziehung und die Nähe so wichtig.
Er hat in den ersten Wochen geschrieben er freut sich so sehr mich kennengelernt zu haben und er will das es mit uns noch ganze ganz weit geht! Er hat mir auch gesagt das er mich schon richtig lieb hat. Er hat Sachen für mich erledigt, also richtig bemüht.

. ja genau, jetzt wartet ihr auf die Wende. und hier kommt sie schon:

Dann eines Tages kam er zu mir und er war irgendwie komisch. er erzählte das er Probleme hat mit Nähe und das er wenn ihm das übermannt zurück zieht. Das dies aber nichts mit mir zu tun hat sondern nur mit der Situation.
Ein Mann der total gefühlsgeladen war und jetzt hat er Probleme mit Nähe? Er meinte er hat dann das Gefühl er verliert sich selber und muss dann eben Abstand nehmen. Und plötzlich war er dann auch ganz anders. gefühlsmäßig total blockiert. Er meinte ob ich damit umgehen könnte wenn er sich jetzt zurück zieht.
Ich meinte natürlich nein, ich geb ihm jetzt bestimmt keinen Freibrief das er sich zurück zieht und irgendwann wenn er wieder Lust hat wieder kommt, sicher nicht.

Also das der Mann nicht ganz koscher ist weiss ich jetzt. aber glaubt ihr, dass Ganze war pure Absicht und nur Show, oder gibt es tatsächlich Menschen, die so tolle Glücksgefühle entwickeln, aber die tatsächlich dann komplett verschwinden? Er sprach von richtigen Ängsten die ihn da überkommen. sehr seltsam.

Keine Sorge, ich will diesen Mann auf keinen Fall wieder. Aber glaubt ihr, es gibt tatsächlich Menschen, die sich so stark Verlieben können und dann sind sie kompletten Gefühle weg? Ich stell mir nur die Frage: Was ist hier passiert? Lüge von Beginn an, oder nur einfach nicht ganz dicht?

17.12.2020 20:15 • x 1 #1


D
Zitat von DaniWeiss19:
Aber glaubt ihr, es gibt tatsächlich Menschen, die sich so stark Verlieben können und dann sind sie kompletten Gefühle weg?

Gibt doch die schrägsten Sachen, oder?
Liest sich für mich wie eine Angststörung, genauer gesagt Bindungsangst.

17.12.2020 20:32 • x 2 #2


A


Zuerst riesen Liebesbekundungen, dann alle Gefühle weg?

x 3


S
Da kann ich auch etwas mitreden.

Ich hab das Problem selbst und zwar wirklich jedes mal. Am Anfang ist alles toll ich lerne jemand kennen bin offen und alles ist toll. Wenn sich Gefühle entwickeln, kommt bei mir so ein großes Achtung und alles macht wieder zu. Ich kann Nähe nicht gebrauchen, ich will sie nicht an mich ran lassen usw.

Es wird für mich dann sogar unangehnem und der Mensch nervt mich dann auch. Irgendwann kommt dann der Punkt da kann ich wieder aufmachen, vielleicht liegt es dann am Vertrauen oder so und dann bin ich wieder ganz anders.

Ich denke da hab ich echt ein Knacks weg. Meist sind die ersten 2 bis 3 Wochen super, dann wird es schlimm und nach ca 3 Monaten geht es dann wieder. Immer der gleiche Ablauf, warum dies so ist weiß ich selbst nicht.

17.12.2020 20:33 • x 7 #3


Akari
Ich kenne das auch von mir. Einerseits der unbedingte Wunsch, Nähe haben zu wollen, geliebt und begehrt zu werden. Jemanden zu haben, der sich um mich kümmert, der da ist, wenn ich ihn brauche, mit dem ich schöne Momente erleben kann und dem ich Gleiches auch zurück geben kann.

Irgendwann kommt dann aber der Punkt, an dem die Angst kommt. Es wird zu nah, die Angst davor, alles zu verlieren (vor allem, wenn es was Schönes ist), kann einen regelrecht erdrücken und man zieht sich dann zurück, beendet es lieber selbst, bevor es der andere tut (man hat es ja dann immerhin in der Hand... man kann es kontrollieren).

Man steht sich im Prinzip nur selbst im Weg, will das eigentlich gar nicht, sieht sich wegen der Angst aber in einer akuten Zwangslage. In den meisten Fällen steckt nicht einmal eine böse Absicht dahinter, sondern viel mehr die Unsicherheit/Angst, sich fallen zu lassen und einfach mal zu vertrauen (man könnte immerhin verletzt werden). Nicht jeder, der so drauf ist, ist von Grund auf böse.

Ich muss aber auch sagen, deine Aussage nicht ganz dicht empfinde ich als sehr abfällig. Vielleicht hat er schlechte Erfahrungen gemacht und leidet darunter? Ich hätte an deiner Stelle vielleicht wenigstens mal nachgefragt, um ihn verstehen und einordnen zu können.

Gut ist, wenn du für dich deine Grenzen erkennst, sie achtest und auch durchsetzt. Wenn das nichts für dich ist, dann ist es auch dein gutes Recht, nein zu sagen. Aber ihn gleich als nicht ganz dicht zu bezeichnen halte ich für sehr empathielos.

17.12.2020 20:51 • x 4 #4


D
Zitat von Samsung1:
Da kann ich auch etwas mitreden.

Ich hab das Problem selbst und zwar wirklich jedes mal. Am Anfang ist alles toll ich lerne jemand kennen bin offen und alles ist toll. Wenn sich Gefühle entwickeln, kommt bei mir so ein großes Achtung und alles macht wieder zu. Ich kann Nähe nicht gebrauchen, ich will sie nicht an mich ran lassen usw.

Es wird für mich dann sogar unangehnem und der Mensch nervt mich dann auch. Irgendwann kommt dann der Punkt da kann ich wieder aufmachen, vielleicht liegt es dann am Vertrauen oder so und dann bin ich wieder ganz anders.

Ich denke da hab ich echt ein Knacks weg. Meist sind die ersten 2 bis 3 Wochen super, dann wird es schlimm und nach ca 3 Monaten geht es dann wieder. Immer der gleiche Ablauf, warum dies so ist weiß ich selbst nicht.


Oh wow, danke für deine ehrliche Antwort.
Aber das muss doch wirklich komisch sein für dich. Am Anfang ist die Sehnsucht und man will den anderen ständig sehen und dann sitzt man lieber alleine zuhause und igelt sich ein?

Wie geht es dir dann in dieser Zeit alleine? Bekommst du wieder Sehnsucht? Macht dein innerer Klos wieder auf und kommen wieder gute Gefühle demjenigen gegenüber? Kann sich das dann auch irgendwann stabilisieren und die Waage halten?

Würde mich echt interessieren, denn so hat er es auch erklärt. Und er hat ja extra das Gespräch gesucht um es mir zu erklären.. aber ich kann einfach nicht verstehen wie man beide Gefühle ich bin verliebt und will dich immer sehen zu ich muss jetzt für mich alleine sein in einem einzigen Herz vereinen kann?

17.12.2020 20:53 • #5


D
Zitat von Akari:
Ich kenne das auch von mir. Einerseits der unbedingte Wunsch, Nähe haben zu wollen, geliebt und begehrt zu werden. Jemanden zu haben, der sich um mich kümmert, der da ist, wenn ich ihn brauche, mit dem ich schöne Momente erleben kann und dem ich Gleiches auch zurück geben kann. Irgendwann kommt dann aber der Punkt, an dem die Angst kommt. Es wird zu nah, die Angst davor, alles zu verlieren (vor allem, wenn es was Schönes ist), kann einen regelrecht erdrücken und man zieht sich dann zurück, beendet es lieber selbst, bevor ...


Entschuldige bitte.. das war sehr plump von mir. Ich möchte mich dafür entschuldigen.
Danke auch für deine Nachricht, sie berührt mich sehr. Ich kann es so überhaupt nicht nachempfinden und deswegen veruteile ich es vielleicht zu schnell.

Wenn ich dich fragen darf: was bleibt bei dir am Ende des Rückzuges dann über? Das gefühl das der Rückzug richtig war, aber hast du dich auch schonmal getraut nochmal Anlauf zu nehmen?

17.12.2020 20:57 • #6


B
Neigt er vielleicht zu depressiven Verstimmungen?

17.12.2020 20:58 • #7


D
Zitat von Baumo:
Neigt er vielleicht zu depressiven Verstimmungen?


Ja hat er gesagt.
Aber wenn ich traurig bin, hätte ich doch viel mehr Angst jemanden komplett weg zu stoßen und zu verlieren.
Also dann wäre ich doch noch trauriger wenn ich zuerst jemanden kennenlerne, mit dem kann ich kuscheln und mich ja auch quasi mit schöner Energie aufladen.. wieso hilft das nicht sondern bewirkt genau das Gegenteil?

17.12.2020 21:04 • #8


D
Zitat von DaniWeiss19:
Aber wenn ich traurig bin, hätte ich doch viel mehr Angst jemanden komplett weg zu stoßen und zu verlieren.

Kann ich jetzt nur aus eigener Erfahrung schreiben.
Mit Depressionen hast du keine Kraft. Geht nicht, selbst wenn du willst, es geht einfach nicht.
Das ist wie im Keller sitzen und oben am Treppenabsatz siehst du das Licht durch den Türspalt; selbst das ist dir irgendwann zu grell.

17.12.2020 21:10 • x 5 #9


L
Mir kommt der Satz liebe mich, wenn ich es am wenigsten verdient hab, denn dann brauche ich es am meisten in den Sinn.
Ich kenne das.
Viele Grüße

Zitat:
Das ist wie im Keller sitzen und oben am Treppenabsatz siehst du das Licht durch den Türspalt; selbst das ist dir irgendwann zu grell.


Ja, das ist wahr.

17.12.2020 21:12 • x 2 #10


D
Ich danke euch sehr für eure Offenheit. Ich finde eure Antworten so wertvoll, danke dafür!

Ob es jetzt in meiner Geschichte der Fall ist weiss ich nicht.. Aber um ihm nicht weh zu tun habe ich nicht weiter drauf herum geritten weil wenn er das wirklich so fühlt möchte ich nicht noch drauf hauen..

17.12.2020 21:17 • #11


C
Hi Dani,
willst du dich mal richtig zu dem Thema Bindungsangst informieren, lies Jein! von Stefanie Stahl. Für mich klingt es auch danach.
Leider kann ich dir da wenig Hoffnung machen, wenn er einmal zumacht, normalerweise gibt es eine Dynamik, in der du immer mehr willst und er immer weniger. Irgendwann vielleicht noch On-off. Das willst du nicht ...
LG

17.12.2020 21:37 • x 1 #12


Akari
Zitat von DaniWeiss19:

Entschuldige bitte.. das war sehr plump von mir. Ich möchte mich dafür entschuldigen.
Danke auch für deine Nachricht, sie berührt mich sehr. Ich kann es so überhaupt nicht nachempfinden und deswegen veruteile ich es vielleicht zu schnell.

Wenn ich dich fragen darf: was bleibt bei dir am Ende des Rückzuges dann über? Das gefühl das der Rückzug richtig war, aber hast du dich auch schonmal getraut nochmal Anlauf zu nehmen?


Alles gut. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass die Formulierung nicht schön gewählt war. Wenn es tatsächlich so ist und er unter Bindungsängsten/Verlustängsten bzw. Depressionen leidet und das lesen könnte, würde es ihm vermutlich sehr weh tun und das wiederum würde mir für ihn sehr leid tun.

Ich selbst habe noch nie jemanden zurück genommen, dem ich zu verstehen gegeben habe, dass ich keinen Kontakt mehr möchte. Wenn ich mich zurück ziehe, bleibe ich auch dabei. Ich mache mir halt im Vorfeld Gedanken und handele erst, wenn ich das im Kopf mindestens Eine-Million-Milliarden-Mal durchgerechnet habe. Viele handeln aber eher aus einem Impuls heraus. Ich habe JETZT Angst, also muss ich JETZT auch sofort handeln! Viele merken erst hinterher, was sie in ihrer Panik getan haben und denken erst dann darüber nach. Fast schon logisch. Der Fluchtreflex soll ja normalerweise vor Schaden schützen. Wenn du mit dem Auto auf den Gleisen liegen bleibst und von links ein Zug kommt, ist klar, dass du Panik bekommst und weg rennen willst. Immerhin ist dir sofort klar, dass das - freundlich ausgedrückt - ganz schön weh tun wird, wenn der dich nieder mäht. Da denkst du nicht erst ewig darüber nach, ob das jetzt sinnvoll ist, weg zu laufen oder ob du vielleicht lieber noch eine Weile stehen bleibst und erstmal guckst, was passiert. Du würdest niemals auf den Gedanken kommen, einfach mal auszuprobieren, wie hoch deine Überlebenschance ist, wenn du dich mal dezent umfahren lässt. Viel wahrscheinlicher ist, dass du in Panik gerätst, weil du WEISST, dass das ganz böse endet, wenn du nicht sofort die Beine in die Hand nimmst und dich in Sicherheit bringst. Und so ähnlich ist es auch mit Menschen, die Angst vor Bindung oder Trennungsängste haben. Sie haben bereits eine Erfahrung gemacht, die sie sehr geprägt hat und die sie nicht richtig verarbeiten konnten. Das Ganze führt dann eher dazu, dass man sich selbst im Weg steht. Mit Ängsten klar zu kommen ist nicht gerade leicht und bedeutet oftmals eine große Belastung für die Betroffenen.

Schwierig ist es eben nur, wenn ein natürlicher Schutzreflex außer Kontrolle gerät und das alltägliche Leben einschränkt oder sogar komplett verhindert. Das endet dann oftmals in einem ewigen Hin und Her. Hier wäre er gefragt, an sich zu arbeiten. Kann er das? Will er das? Ist er abgesehen von seinen Ängsten ein ehrlicher, lieber Mensch, dem man vertrauen kann? Ich finde, diese Fragen sollten auch nicht unbeantwortet bleiben. Und letztendlich eben immer die Frage nach den eigenen Grenzen. Wenn du mit so jemandem nicht zusammen leben kannst, ist das völlig legitim. Auf so eine On-Off-Beziehung hätte ich auch keinen Bock. ABER: Wenn er an sich arbeitet und prinzipiell ein guter Mensch ist, warum ihm dann nicht vielleicht auch eine Chance einräumen? Er hat immerhin nichts, was nicht behandelt werden könnte. Vielleicht wäre er es ja sogar wert? Das würdest du nur raus finden können, wenn du wolltest. Und wenn nicht, bist du eben um eine Erfahrung reicher und weißt nur umso mehr, was du willst und was du nicht willst.

17.12.2020 22:52 • x 2 #13


Scheol
Zitat von DaniWeiss19:
Er hat Sachen für mich erledigt, ...


Lt. Stefanie Stahl um die 52 Prozent.

18.12.2020 00:14 • #14


L
Zitat von Scheol:

Lt. Stefanie Stahl um die 52 Prozent.

Wie meinst du?

18.12.2020 00:39 • #15


A


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