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Zu spät - und ich komme nicht damit klar!

E
Liebe Laurana,

wie sagte jemand zu mir: Deine Mauer ist flexibel. Das heißt, irgendwie baut sich das verdammte Ding mal da auf, mal da. Gibt hier ein bisschen nach, um dort wieder um so stärker zu werden.

Ich hege tatsächlich Rachegefühle und wünsche den beiden, dass sie so richtig auf die Nase fallen!

Ich höre dann öfter mal was von den nahen Feinden der Gefühle und das bezieht sich auf ein ursprünglich buddhistisches Konzept, in dem es erstrebenswerte Gefühle (Liebe, Mitgefühl, Gleichmut... ) gibt, ihre offensichtlichen Gegenteile und ihre nahen Feinde, also Gefühle, die den Originalen ähnlich sind, aber auch nicht erstrebenswert (bei Gleichmut zum Beispiel Undifferenziertheit bzw. Gleichgültigkeit).

Aber eigentlich ist Rache eher ein deutliches Gegenteil von Liebe! Und dazu stehe ich!

Aber das meinte ich gestern mit der Anmerkung, ob es nicht vielleicht schädlich sein könnte für mich, die Rachegefühle zu pflegen: angeblich kann man ja erst wirklich lieben, wenn man über die egoistische und bedürfnisorientierte Liebe hinausgewachsen ist... .

Ich bin da etwas skeptisch. Ich habe das glaube schon Mal irgendwo gepostet: ich gehe ja eher davon aus, dass die soziale Bezogenheit von Menschen mit zur Conditio humana gehört...

19.11.2012 11:41 • #271


L
Ja Liebes,

und vor allem sind wir alle keine kleinen Buddhas. Ich finde viele Ansätze schön und wohltuend. Aber ab einem bestimmten Punkt grenze ich mich ab, da ich ich manche Dinge für mich anders und nicht als attraktives Ziel sehe. Ich mag meinen kleinen Drachen- und ich mag es auch, wenn dieser dem einen oder anderen Troll mal die Meinung geigen kann, ohne das Herz voller Liebe und Gelassenheit zu haben. Dann schlage ich vielleicht mal über die Strenge- aber ich fühle mich auch lebendig. Bedingungslose Liebe gibt es in meinem Auffassungskonstrukt nur von Kindern zu ihren Eltern und andersrum. In einer Liebesbeziehung müssen gewisse Bedingungen gestellt werden...im Sinne von- dann gehe ich...sonst wird´s schwierig finde ich.

19.11.2012 11:48 • #272


A


Zu spät - und ich komme nicht damit klar!

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E
Ja, ich will auch kein kleiner Buddha werden!

Die Idee, sich nicht zu abhängig von Beziehungen zu machen und das Wichtigste in sich zu finden, ist ja auch ganz schön. Und zum Teil richtig.

Aber ich denke eben, dass ein tatsächliches Einlassen auf jemanden auch früher oder später eine Verbundenheit zur Folge hat, die nicht einfach durch Gleichmut und allumfassende Liebe negiert werden kann. Die irgendwann zu einem Teil von mir wird. Sonst könnte ich auch freie Liebe propagieren.

19.11.2012 11:55 • #273


S
Zitat von Else, die 1.:

Aber eigentlich ist Rache eher ein deutliches Gegenteil von Liebe! Und dazu stehe ich!



Liebe Else,

Sorry, dass ich mich einmische, aber dem würde ich nicht zustimmen. Das Gegenteil von Liebe ist doch eher Gleichgültigkeit. Deine tiefen Wut-/Rachegefühle zeigen, wie tief deine Gefühle in Wirklichkeit noch sind. Erst wenn er dir EGAL ist, kannst du ihn loslassen, denn dann liebst du ihn nicht mehr

Der Ärger und die Wut müssen auf jeden Fall raus, aber halte nicht zu lange daran fest, denn sie schaden dir am Ende mehr als dass sie dir helfen. Mir ist da eben ein Zitat von Buddha eingefallen (ich kenne es leider nur auf Englisch): Holding onto anger is like drinking poison and expecting the other person to die

Versuch doch mal, deine Wut einfach nur neutral zu betrachten und dann loszulassen.

19.11.2012 12:22 • #274


E
Zitat von sonnemond:
Zitat von Else, die 1.:

Aber eigentlich ist Rache eher ein deutliches Gegenteil von Liebe! Und dazu stehe ich!



Liebe Else,

Sorry, dass ich mich einmische, aber dem würde ich nicht zustimmen. Das Gegenteil von Liebe ist doch eher Gleichgültigkeit. Deine tiefen Wut-/Rachegefühle zeigen, wie tief deine Gefühle in Wirklichkeit noch sind. Erst wenn er dir EGAL ist, kannst du ihn loslassen, denn dann liebst du ihn nicht mehr

Der Ärger und die Wut müssen auf jeden Fall raus, aber halte nicht zu lange daran fest, denn sie schaden dir am Ende mehr als dass sie dir helfen. Mir ist da eben ein Zitat von Buddha eingefallen (ich kenne es leider nur auf Englisch): Holding onto anger is like drinking poison and expecting the other person to die

Versuch doch mal, deine Wut einfach nur neutral zu betrachten und dann loszulassen.


Einmischung willkommen

Laut des buddhistischen Konzepts ist das Gegenteil von Liebe Hass bzw. dem anderen schaden wollen, während Liebe eben defniert wird als der Wunsch, das Beste für den anderen zu wollen.

Der Spruch ist allerdings schön

Ich weiß nur, dass er mich nie gleichgültig sein wird. Wie denn auch? 10 prägende gemeinsame Jahre können mir doch nicht gleichgültig sein. Er muss irgendeinen anderen Platz in meinem inneren System finden. Weniger wichtig. Weniger mächtig. Als vergangene Erfahrung. Und vielleicht kann ich ihn dann irgendwann neutral und gleichmütig betrachten. Aber bis dahin muss noch etwas Wasser den Fluss des Lebens runterfließen... . Und gerade brauche ich die Energie der Wut auch, um mich abzugrenzen, um mir etwas Eigenes zu schaffen, um ihn weiter von mir weg zu schieben.

19.11.2012 12:41 • #275


E
Ich kann gerade nicht mehr. Alles, was ich an Einsicht und Nähe zum Selbst und so aufbauen kann in anstrengender Arbeit und Konzentration kann einfach so Pu. verschwinden, wenn ich Kontakt mit meine Eltern habe. Und den habe ich momentan oft, weil ich in ihrem Haus wohne nach der Trennung. Ich glaube, da wäre Kontakt mit meinem Ex besser als das,was ich jetzt gerade fühle und erlebe.

19.11.2012 20:11 • #276


E
Für´s persönliche Archiv auch nochmal hier; das erklärt mir gerade ganz gut, was bei mir abläuft:

Viel schärfer gebündelt aber als die noch frische wehmütige Erinnerung an das, was man so eben verloren hat, kommt es bei dem Übertritt aus den Bezirken des Alltags-Ich in die Sphäre des Höheren Ichs zu einer inneren Schau des Versäumten. (...)

Nicht nur, was man positiv verliert, ist innerlich anwesend, sondern vor allem, und eben viel schärfer konturiert, was man selbst dazu beigetragen hat, dass es so gekommen ist. (...)

Es ist eine Art Doppelgängererlebnis. Die eigenen Schattenseiten stehen gerade dann so lebhaft vor Augen, wenn man sich entschlossen hat, die Tatsache des Verlusts zu akzeptieren. Davor - solange man noch gegen die Trennungm gegen die Anerkennung des Verlust kämpft - wehrt man sich auch gegen diesen Blick auf die eigenen Schattenseiten. (...)

Der Übertritt über die innere Schwelle, der Moment, da man den Verlust annimmt, bringt als in gewisser Weose einen Gewinn: Man erlebt als zu sich gehörend die problematischen Seiten dessen, was man verloren hat.(...)

Der erste Augenblick bei diesem Schwellenübertritt ist überschattet davon, dass man nicht nur etwas verliert, sondern es eintauscht gegen ein hässliches Selbstbild. Eine Aufgabe dieser Phase ist es, das hässliche Selbstbild zu integrierenind das bisherige Selbstbild. Das bin ich AUCH. (...) Erst danach kommt die andere Perspektive in Blickfeld. Ich trenne mich auch ZU etwas hin. (...) Wenn ich meinen Schatten in mein Selbstbild einfügen kann, werde ich mich in Zukunft auf jeden Fall als Person umfassender und auch festerem Grund mit den Tatsachen und Möglichkeiten meines weiteren Lebens auseinandersetzten können.(...)

Was man hinter sich lässt, wird nachträglich in seinem Wert und seiner Bedeutung heruntergespielt.(...) Wenn ich ab jetzt nie mehr wertschätzen kann, was ich verlorene habe, installiere ich eine Lebenslüge. (...) Man gerät in neue Illusionen, diesmal mit negativen Vorzeichen, an denen man genau so hartnäckig festhalten kann wie zuvor an den angenehmen Illusionen.(...)

Die Entwicklungschancen, die in einem Verlust, einer Trennung liegen, greifen erst, wenn die Selbstzweifel auch wieder relativiert werden können und wenn man neben dem eigenen positiven Beitrag zu dem Verlorenen auch die positiven Seiten des untreuen Ehemanns wieder sehen kann.

(aus: Wais/ Schellenberg: Trennung und Abschied)

23.11.2012 17:26 • #277


E
Mir fällt es offensichtlich noch immer so schwer, den Verlust zu akzeptieren. Weil ich nicht verstehen kann, was da passiert ist? Weil ich nicht loslassen kann?

Warum hat mich diese Sache so heftig verletzt und runtergezogen? Welche Hoffnungen und Sehnsüchte hatte ich da abgeladen?

Warum beziehe ich mich innerlich immer noch so stark auf ihn? Wenn er das wüsste, wenn er das sehen könnte, etc.? Wie stark habe ich mich an ihn geklammert, mich auf ihn gestützt, mich abhängig gemacht?

Warum erschüttert mich das so sehr in meinen Grundfesten? Wie kann ich jemals wieder eine Beziehung eingehen, wenn sie nicht zu meinen Grundfesten dazugehören darf, weil ich sonst zu abhängig und verletzlich werde?

Wie kann ich ich werden und trotzdem lieben und geliebt werden?

26.11.2012 00:20 • #278


L
Zitat von Else, die 1.:
Mir fällt es offensichtlich noch immer so schwer, den Verlust zu akzeptieren. Weil ich nicht verstehen kann, was da passiert ist? Weil ich nicht loslassen kann?


Liebe Else- das Herz sehnt sich nach nachvollziehbaren Erklärungen, mit dem Hintergedanken, wenn´s erstmal verstanden ist, wird´s mit dem loslassen einfacher. Ich glaube ein stückweit ist das auch so, wobei ich die Erfahrung gemacht habe, dass nicht alles greifbar ist. Loslassen geht in gewisser Weise also ohne alles zu verstehen. Aber ich verstehe dein Bedürfnis. Mit ginge es ähnlich.

Zitat von Else, die 1.:
Warum hat mich diese Sache so heftig verletzt und runtergezogen? Welche Hoffnungen und Sehnsüchte hatte ich da abgeladen?

Die 1. Frage kannst Du selbst beantworten- da brauchst Du mein systemisches Gesabbel nicht Die 2. - was heißt abgeladen? Anvertraut und teilweise erfüllt? Das ist nunmal für ´n A., wenn einem das wieder entrissen wird.

Zitat von Else, die 1.:
Warum beziehe ich mich innerlich immer noch so stark auf ihn? Wenn er das wüsste, wenn er das sehen könnte, etc.? Wie stark habe ich mich an ihn geklammert, mich auf ihn gestützt, mich abhängig gemacht?

Hm...ja- wo ist die Grenze...? Abhängigkeit und Bezug nehmen ist in Beziehungen normal. Und Du hast dich intensiv auf ihn eingelassen, da ist es doch nur verständlich, dass Du dich noch auf ihn beziehst. Du beziehst dich aber auch auf dich- vergiss das nicht. Und iwann wirst Du deine Sehnsüchte auch wieder auf einen anderen Menschen beziehen können. Brauchst Du jetzt noch nicht glauben. Reicht erstmal, wenn ich das mache.

Zitat von Else, die 1.:
Warum erschüttert mich das so sehr in meinen Grundfesten? Wie kann ich jemals wieder eine Beziehung eingehen, wenn sie nicht zu meinen Grundfesten dazugehören darf, weil ich sonst zu abhängig und verletzlich werde?

Du wirst in deinem weiteren Prozess das richtige Maß finden. Du wirst manches ausagieren und deine Mitmenschen werden das mit dir aushalten und dich auf die nächste Entwicklungsstufe begleiten.

Zitat von Else, die 1.:
Wie kann ich ich werden und trotzdem lieben und geliebt werden?

Das eine bedingt das andere.

26.11.2012 19:44 • #279


E
Laurana, Du Schatz

Ich war gestern Abend einfach voller Fragen und Trauer. Und irgendwie ist das gerade mal wieder häufiger so. Ich weiß, dass ich auf viele Fragen keine Antwort, auf jeden Fall keine direkte, bekommen werde. Ich weiß, dass vieles, was ich jetzt mir nicht vorstellen kann oder von dem ich denke, dass es mich jetzt umbringt, sich ändern wird. Ich glaube daran. Aber der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach... . Immer wieder passiert es, dass sie Gegenwart und/ oder die Vergangenheit stärker sind als der Glaube an die Zukunft. Und dazu kommt der Angst, den Anforderungen an mich und an das Leben nicht gewachsen zu sein. Nicht genug Stärke und Mut in mir zu finden, mich dem zu stellen, dass durchzustehen, da durch zu kommen.

26.11.2012 20:40 • #280


L
Zitat von Else, die 1.:
Und dazu kommt der Angst, den Anorderungen an mich und an das Leben nicht gewachsen zu sein. Nicht genug Stärke und Mut in mir zu finden, mich dem zu stellen, dass durchzustehen, da durch zu kommen.

Du beweist dir jeden Tag, dass Du sie/ihn in dir hast

26.11.2012 20:43 • #281


E
Mmh, ich kenne mich zu gut und entdecke all meine Ausweichmannöver und Tricks, um um die Arbeit herum zu kommen... .

26.11.2012 20:56 • #282


L
Zitat von Else, die 1.:
Mmh, ich kenne mich zu gut und entdecke all meine Ausweichmannöver und Tricks, um um die Arbeit herum zu kommen... .


Stimmt...Du bringst es einfach nicht

26.11.2012 21:01 • #283


E
Zitat von Laurana:
Zitat von Else, die 1.:
Mmh, ich kenne mich zu gut und entdecke all meine Ausweichmannöver und Tricks, um um die Arbeit herum zu kommen... .


Stimmt...Du bringst es einfach nicht


Weißt Du, oft das denke und fühle ich das tatsächlich. Ich bringe nicht genug, um das zu sein, was ich sein will. Um das zu sein, was mir die Liebe erhalten hätte. Ich muss mich offensichtlich wohl mit dem zufrieden geben, was ich habe.

26.11.2012 21:04 • #284


L
Zitat von Else, die 1.:
Zitat von Laurana:
Stimmt...Du bringst es einfach nicht

Weißt Du, oft das denke und fühle ich das tatsächlich. Ich bringe nicht genug, um das zu sein, was ich sein will. Um das zu sein, was mir die Liebe erhalten hätte. Ich muss mich offensichtlich wohl mit dem zufrieden geben, was ich habe.


Du unterliegst dem Irrglauben, dass Du erst ganz viel tun musst, um geliebt zu werden. Ist nicht so. Du musst einfach sein.

26.11.2012 21:06 • #285


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