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Zu früh gefreut Was kommt jetzt noch im Leben?

K
Hallo, ich bin KBR und das ist meine Geschichte.

Ich bin fast 50 Jarhe alt und lebe mein Leben lang allein. Ich hatte mehrjährige Beziehungen und wilde Zeiten, aber vor allem hatte ich niemals im Leben das Bedürfnis, meine Unabhängigkeit aufzugeben. Das hatte sich im letzten 3/4 Jahr geändert.

Natürlich habe ich im Leben eine Reihe von schönen und unschönen Erfahrungen gemacht. In den letzten Jahren hatte ich eher Gelegenheitsbekanntschaften zur Erfüllung vorrangig körperlicher Bedürfnisse und glaubte nicht, dass ich mich noch einmal ernsthaft auf jemanden einlassen würde.

Anfang Mai letzten Jahres lernte ich über ein Internetforum einen Mann kennen. Von dem vereinbarten Treffen versprach ich mir eigentlich gar nichts und wollte eher seiner freundlichen Hartnäckigkeit honorieren. Ich dachte mir, ein Drink und ein bisschen Aufregung an einem Frühlingstag könnten ja nicht schaden.

So trafen wir uns. Im ersten Moment dachte ich OMG, DAS ist doch wohl hoffentlich nicht der Typ, mit dem ich mich verabredet habe, den rein optisch wirkte er auf mich nicht anziehend. Doch er gewann im Gespräch. Wir stellten viele Gemeinsamkeiten fest (ähnlicher Beruf, ähnliche Sozialisation, ähnliche Familienverhältnisse etc.). Er war seit 5 Jahren geschieden und hatte einen Sohn im Teenageralter. Als ich auf dem Heimweg war, wusste ich, ohne diesen Mann möchte ich nicht mehr sein. Das war verrückt, denn ich bin ansonsten vorsichtig und habe miene Gefühle gut im Griff. Vielleicht häufig zu gut.

Vom Moment unserer nächsten Verabredung waren wir zusammen. Es war fast 9 Monate lang relativ perfekt. Die nicht so perfekten Punkte gab es natürlich auch. Aber im Großen und Ganzen waren wir wie Ar. auf Eimer und beide davon vollkommen überrascht und auch davon begeistert. Auch mit seinem Sohn klappte es hervorragend .. und das mir, die ich nie Kinder haben wollte. Wir bastelten an unserer gemeinsamen Zeit und in mancherlei Hinsicht an der Zukunft. Ich vertraute ihm fast alles an, was mir im Leben begegnet war und er mir umgekehrt auch. Wir entwickelten uns miteinander. Wir waren neugierig und eröffneten uns gegenseitig neue Erlebenswerlten. Wir ließen uns gegenseitig Freiraum. Wir waren aufmerksam und unternahmen viel. Ich habe niemals einen aufmerksameren, zugewandteren, empathischeren, großzügigeren, gut gelaunten aber auch durchaus ehrlichen und konfrontativen Partner gehabt. Und noch nie habe ich andere so schnell und überzeugt daran teilhaben lassen.

Unsere Beziehung gab ihm Auftrieb. Er veränderte sich optisch zu seinem Vorteil und wurde agiler, als er es wohl zuvor gewesen war. Er nahm ab. Er hatte seine voran gegangenen Beziehungen verarbeitet und wir hatten uns somit genau im richtigen Moment getroffen. Ich bemerkte, dass seine Wirkung auf Frauen sich veränderte, aber ich machte mir überhaupt keine Sorgen, dass er mich hintergehen könnte, denn ich war mir total sicher, dass es zwischen uns passt.

Ich habe mich riesig gefreut, dass ich in meinem Alter noch jemanden getroffen hatte, mit dem ich mir eine Zukunft bis hin zum Zusammenleben vorstellen konnte. ... und ihm ging es genauso. Nochmal zur Erinnerung: zuvor habe ich nie jemanden getroffen, mit dem ich auch hätte leben wollen. Auch habe ich vorher noch nie jemanden getroffen, der mich ohne wenn und aber in allem unterstützt hat. Ich musste wirklich erst auf die 50 zugehen, um diese Erfahrung machen zu dürfen. Ich konnte somit auch mal loslassen und war nicht mehr für alles alleine zuständig.

Seit ein paar Wochen zeichnete sich ab, dass wir ein paar ernsthaftere Probleme würden angehen müssen. Das beschäftigte mich und ich fragte mich, wann der richtige Zeitpunkt dafür wäre, diese Dinge anzugehen. Ich wollte jedoch die erforderliche Ruhe dazu und darum wollte ich warten, bis sein Umzug in eine neue Wohnung abgewickelt wäre. .. also ungefähr am kommenden Wochenende.

Bis nach Silvester war noch alles okay bzw. sehr, sehr schön. Doch dann veränderte er sich leicht. Ich hoffte, der Umzug und die Renovierung wären dafür verantwortlich, aber inzwischen bin ich schlauer. Er fuhr wohl seitdem zweigleisig und bändelte mit einer Kollegin an. Ab wann genau das läuft, weiß ich nicht und das will ich auch gar nicht wissen.

Vorgestern eröffnete er mir dann, dass er sich trennen wolle. Die 14 Tage zuvor - also als er schon mit der Kollegin anbändelte - hatte ich mit ihm in seiner neuen Wohnung renoviert; Möbel geschleppt, geputzt und Möbelhäuser unsicher gemacht etc. Nun fühle ich mich natürlich ausgenutzt und hintergangen und unfair behandelt.

Was mich aber eigentlich umtreibt:

Ich habe keine Beziehung mehr, die dazu beiträgt, dass ich allen Konfliktfeldern des Lebens gegenüber (unerträgliche Arbeitssituation, finanzielle Verpflichtungen, Depressionen, Trennung von der Herkunftsfamilie, zwei anstehende OPs) resistenter bin.

Genau genommen habe ich kein Lebensfeld, auf dem es gerade gut oder wenigstens normal laufen würde (wenn man mal von ein paar Freundschaften absieht, die unfassbar wichtig, aber eben nicht ausreichend sind, damit das Leben sich rund anfühlt). Ohne jetzt irgendwie depressiv rüberkommen zu wollen: ich habe auch keine Hoffnung, dass sich an all diesen Dingen noch mal etwas ändern wird. Am wahrscheinlichsten ist, dass doch irgendwann mal ein neuer Job ergattert werden kann.

Was kommt da noch mit fast 50, wenn man definitiv nicht die Energie hat, immer wieder neu anzufangen und es immer schwerer wird, Vertrauen zu fassen?

18.01.2017 23:00 • x 7 #1


Waldfee47
Hallo KBR,
du schreibst sehr schön, danke dafür.
Ich kann dich sehr gut verstehen.
ich werde bald 49.
Auch mich treiben solche Fragen um.
du kannst mir gerne eine PN schicken, denn so ganz öffentlich möchte ich das Alles nicht besprechen.
Also, wenn du magst..
Alles Liebe, die Waldfee

18.01.2017 23:06 • x 1 #2


A


Zu früh gefreut Was kommt jetzt noch im Leben?

x 3


S
Zitat:
ich habe auch keine Hoffnung, dass sich an all diesen Dingen noch mal etwas ändern wird.

Was müsste sich ändern bzw. wie müsste es sein, damit du rundum zufrieden bist?

18.01.2017 23:14 • x 1 #3


K
Zitat von Shank:
Zitat:
ich habe auch keine Hoffnung, dass sich an all diesen Dingen noch mal etwas ändern wird.

Was müsste sich ändern bzw. wie müsste es sein, damit du rundum zufrieden bist?


Das ist eine gute Frage, die mir schon oft gestellt wurde.

Ich kenne auch alle Fragen rund um wie würden andere Leute als Sie über die Situation xy denken usw.

Leider hatte ich nicht viel Glück bei einer Therapie, denn ich verlor zwei Therapeutinnen an Risikoschwangerschaften und musste somit 3x von vorne anfangen, was logischerweise zu Lasten der Ergebnisse ging.

Die Dinge, die ich gern geändert hätte - also vor allem an meiner Einstellung - sind für mich lt. o.g. Expertinnen nicht erreichbar. Ein ganz zentraler Punkt ist daher die Suche nach einem neuen Arbeitsplatz.

Aber ganz akut fühle ich mich einfach allein. Das müsste sich ändern - vor allem im Hinblick auf den anstehenden Krankenhausaufenthalt.

18.01.2017 23:42 • x 1 #4


sozialtussi
Liebe KBR

Schade für dich.

Ich bin schon 57 und stelle mir die Frage nicht mehr, was ist wenn...
Ich lebe im Hier und Jetzt und mach mich vorher nicht verrückt.
Das ist nicht arrogant oder so gemeint, aber damit lebe ich gut.
Es gibt natürlich auch bei mir die Gedanken, was ist, wenn ich mal alt und immobil bin, wer hilft mir dann?
Mein Sohn.
Im Rahmen natürlich.
Wer sagt denn, dass ein Partner später in der Lage ist, Hilfestellung zu geben?
Vielleicht ist es auch umgekehrt und ich müsste später einen Partner pflegen, weil er nicht mehr kann.
Sicher ist es schöner, wenn man jemanden hat, der einen auffängt, wenn es einem nicht gut geht.
Aber du bist nicht die Einzige, die das nicht hat.
Viele Menschen müssen da alleine durch.
Ich wohne übrigens ganz in deiner Nähe, falls du noch in MG wohnst, wo du damals dieses sagenhafte Date in H hattest.
Du kannst mir gerne eine PN schreiben, vielleicht treffen wir uns mal?
Alles Gute!

22.01.2017 13:44 • x 4 #5


DieTräumerin
Vielleicht wäre eine Kur mal ideal in deinem Fall. Du wärst aus deinem Umfeld raus und könntest deine Gedanken, auch mit therapeutischer Hilfe, ordnen.

22.01.2017 14:12 • x 2 #6


Ketilein
Das ist Einstellung Sache ich hatte vor paar Jahren eine Kur gemacht und das hilft also mir hat es sehr geholfen,die Sache im Leben anders zu sehen,ich bin 54 und allein ich habe auch im Leben viel mitmachen müssen,ich habe früher auch mir mein Kopf zerbrochen was mache ich am Alter und und jetzt habe ich meine Einstellung geändert ich lebe für heute und jetzt,und mache mir keine Gedanken für später,mich hat auch der einzige Mann den ich wirklich geliebt habe letztes Jahr nach zehn Jahren verlassen,seit dem bin ich allein und mache mir überhaupt keine Gedanken,manchmal kommen die gute Dinge im Leben unerwartet,ich lasse es auf mich zukommen

22.01.2017 15:09 • x 1 #7


K
@dieträumerin:

Zitat von DieTräumerin:
Vielleicht wäre eine Kur mal ideal in deinem Fall. Du wärst aus deinem Umfeld raus und könntest deine Gedanken, auch mit therapeutischer Hilfe, ordnen.


Danke für Dein Mitdenken.

Das habe ich auch mal gedacht. Aber da ich dafür keine Finanzierungsmöglichkeiten habe, bleibt nur eine Klinikeinweisung. Die Geschichten zu meinen Erfahrungen dort könnten Bücher füllen. Mir war die falsche Klinik für mein Problem empfohlen worden.

Auch zu ambulanten Therapieerfahrungen habe ich hier schon mal irgendwo etwas geschrieben. Ich hatte kein Glück in Sachen Rahmenbedingungen, weil ich einem Zentrum, in dem ich immerhin schnelle einen ambulanten Therapieplatz bekam, mit 3 verschiedenen Therapeutinnen vorlieb nehmen musste. Zwei von ihnen mussten sich nacheinander nach ein paar Stunden in Risikoschwangerschaften verabschieden. Das war halt unglücklich, aber letztlich hatte niemand Schuld daran.

Außerdem ging es naürlich zu Lasten der Therapieergebnisse und ich bin ich es derzeit so müde, immer wieder die gleichen Fragen zu beantworten.

Trotzdem werde ich das Thema nochmal auf die Hörner nehmen.

22.01.2017 23:32 • x 1 #8


DieTräumerin
Ich glaube dir, dass du jetzt müde bist. Das ist ja alles total schief gelaufen. Lass dich mal drücken.

Schade, dass du keine Kur beantragen kannst. Klar, man muss seinen täglichen Anteil dazugeben. Aber das musst du zu Hause auch. Wahrscheinlich weitaus mehr. Darüber denke doch nochmal nach. Wünsche dir viel Kraft für die nächste Zeit. LG

23.01.2017 07:54 • #9


K
Zitat von DieTräumerin:
Ich glaube dir, dass du jetzt müde bist. Das ist ja alles total schief gelaufen. Lass dich mal drücken.

Schade, dass du keine Kur beantragen kannst. Klar, man muss seinen täglichen Anteil dazugeben. Aber das musst du zu Hause auch. Wahrscheinlich weitaus mehr. Darüber denke doch nochmal nach. Wünsche dir viel Kraft für die nächste Zeit. LG


Liebe Träumerin,
nein, es ist nicht so, dass ich einen Anteil dazu geben müsste. Ich müsste alles bezahlen. Das ist leider so, weil ich entsprechend versichert bin.

Ich habe viele Vorteile aufgrund meiner Versicherung, aber auch ein paar Nachteiel. Das ist einer der Nachteile.

Lieb von Dir, dass Du so viel Mitgefühl hast.

Danke!

23.01.2017 15:21 • #10


machtlos
Zitat von KBR:
[quote=DieTräumerin
nein, es ist nicht so, dass ich einen Anteil dazu geben müsste. Ich müsste alles bezahlen. Das ist leider so, weil ich entsprechend versichert bin.

Ich habe viele Vorteile aufgrund meiner Versicherung, aber auch ein paar Nachteiel. Das ist einer der Nachteile.

Lieb von Dir, dass Du so viel Mitgefühl hast.

Danke!


Dann gehe ich mal davon aus, dass Du privat versichert bist und das Risiko Kuren nicht bedacht wurde. Das ist bei mir ganz ähnlich. Ich bekomme von meiner Krankenkasse nur einer Pauschalsatz pro Tag und muss die Differenz dann selber zahlen. Es gibt aber auch durchaus Kureinrichtungen, die eine Krankenhauszulassung haben. Ich, z.B. war Ende 2015 fünf Wochen in der Habichtswaldklinik in Kassel. Klasse Einrichtung mit tollen und empathischen Therapeuten und einer ganz, ganz tollen Wellnessabteilung.

Meine Ärztin und meine Psychologin haben sich wirklich Mühe gegeben, sodass meine Krankenkasse mir dort den Krankenhausaufenthalt bezahlt hat. Und das richtig g eile an der ganzen Sache war, dass ich im Falle eines Krankhausaufenthaltes auch noch Krankenhaustagegeld von meiner Krankenkasse bekomme. Ich habe also auch noch Taschengeld von meiner Ktrankenkasse bekommen.

Geh es an, es lohnt sich!

23.01.2017 17:42 • x 1 #11


K
Zitat von machtlos:
Dann gehe ich mal davon aus, dass Du privat versichert bist und das Risiko Kuren nicht bedacht wurde. Das ist bei mir ganz ähnlich. Ich bekomme von meiner Krankenkasse nur einer Pauschalsatz pro Tag und muss die Differenz dann selber zahlen. Es gibt aber auch durchaus Kureinrichtungen, die eine Krankenhauszulassung haben. Ich, z.B. war Ende 2015 fünf Wochen in der Habichtswaldklinik in Kassel. Klasse Einrichtung mit tollen und empathischen Therapeuten und einer ganz, ganz tollen Wellnessabteilung.

Meine Ärztin und meine Psychologin haben sich wirklich Mühe gegeben, sodass meine Krankenkasse mir dort den Krankenhausaufenthalt bezahlt hat. Und das richtig g eile an der ganzen Sache war, dass ich im Falle eines Krankhausaufenthaltes auch noch Krankenhaustagegeld von meiner Krankenkasse bekomme. Ich habe also auch noch Taschengeld von meiner Ktrankenkasse bekommen.

Geh es an, es lohnt sich!


Danke für die Aufmunterung. Ich schreibe Dir dazu privat.

23.01.2017 19:39 • #12


U
Was für eine traurige Geschichte und was für niederträchtiges Verhalten dieses Mannes. Ich hoffe es geht Dir mittlerweile etwas besser.

31.05.2017 12:11 • #13


K
Zitat von unregistriert:
Was für eine traurige Geschichte und was für niederträchtiges Verhalten dieses Mannes. Ich hoffe es geht Dir mittlerweile etwas besser.


Lieben Dank! Es geht mal besser und mal schlechter. Aber immerhin geh es eben auch mal besser.

31.05.2017 12:14 • x 1 #14


A


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