Hallo Mittwoch!
Also als erstes möchte ich Dir sagen, daß es mich wirklich freut, hier jemandem begegnet zu sein, der bzw. richtiger die auch diese besondere Liebe erlebt hat (und erlebt, denn es gibt dafür ja nicht wirklich ein Ende, im Grunde sind es ja eben zwei Hälften).
Ja, wie ich damit umgehe - das ist sehr einfach, aber zugleich auch schwierig zu erklären.
Ich nehme es erst einmal so hin, wie es eben ist. Es ist eben diese große und einmalige und unvergleichliche Liebe, daran gibt es für mich keinen Zweifel. Aber wir können halt keine Beziehung führen, das muß man akzeptieren.
Vielleicht sollte ich Dir erst einmal sagen, wie es überhaupt zur Trennung gekommen ist, das macht einiges sicher verständlicher.
Wir waren ja unsagbar glücklich (Du kennst das sicher), es war wie ein Wunder und, wie gesagt, eine ganz andere Liebe als eine normale. Und das nicht nur für mich, sondern für uns beide.
Dann habe ich (ich war bei ihr und habe von ihrem Laptop aus Mails geschrieben) einmal vergessen, meinen Mail-Account zu schließen. Am nächsten Morgen, ich habe noch geschlafen, hat sie Mails von mir und einer anderen Frau gelesen. Diese Mails stammten aus der Zeit, bevor ich sie kannte bzw. unsere Liebe begann, wenn man es genau nimmt. Es ging darin auch nicht um große Gefühle oder irgendwelche s.uellen Phantasien. Ich kannte diese Frau real noch nicht einmal, allerdings wollten wir uns einmal treffen, und wir haben uns dann auch einmal kurz darüber unterhalten, wie dieses erste Date ablaufen könnte, ob wir am Ende gleich im Bett landen (das war allerdings mehr scherzhaft gemeint, eine Flirterei quasi). Zu einem Treffen kam es jedoch nicht, weil ich diesen Kontakt (mit der wahrheitsgemäßen entsprechenden Erklärung) beendet habe, nachdem ich sozusagen die Liebe meines Lebens kennengelernt hatte.
Diese Mails haben meine zweite Hälfte dermaßen verletzt, daß sie sich sofort von mir getrennt hat (wie gesagt, sie stammten aus der Zeit, bevor unsere Liebe offenbar wurde). Es war auch danach nicht mehr mit ihr zu reden, sie blockte alles ab und machte mir die absurdesten Vorwürfe (wie etwa: ich hätte neben ihr noch eine Reihe anderer Damen gehabt und sie müsse nun einen Aids-Test machen, weil ich sie ja angesteckt haben könnte ... es war einfach unglaublich, in Wahrheit habe ich an eine andere Frau nicht einmal gedacht). Das einzig Positive, was sie nach der Trennung gesagt hat, war, daß sie mich immer lieben werde, trotz allem, weil sie nicht anders könne.
Nun gut, ich konnte das lange Zeit überhaupt nicht fassen. Das soll die große Liebe sein, wenn es wegen einer solchen Lächerlichkeit, die man in einem Zwei-Minuten-Gespräch hätte aus der Welt schaffen können, zur Trennung kommt?
Mit der Zeit habe ich aber verstanden, daß die Trennung nichts mit der Liebe zu tun hatte, sondern gleichsam mit ihrem verletztem Ego. Sie hat leider nahezu kein Selbstbewußtsein, hat sich selber immer als Gänseblümchen bezeichnet, obwohl sie wirklich attraktiv ist, hat sich als wertlos und uninteressant empfunden, obwohl sie viele Talente hat (Malen, Singen etwa), die sie allerdings nie weiterentwickelt hat, weil ihr ganz einfach der Glaube an sich selbst fehlt.
Wie Du sicher selber weißt: Je größer die Liebe, um so größer die Verletzlichkeit, um so größer Angst und Unsicherheit, wenn das Ego entsprechend geprägt ist.
Und aus diesem Grund war es eben nicht möglich, diese Beziehung in einer partnerschaftlichen Weise zu leben. Obwohl darin natürlich auch ein großes Entwicklungspotential gesteckt hat - aber sie hat eben mit Trennung reagiert, ohne sich mit irgend etwas auseinanderzusetzen, es war wie eine Flucht vor sich selber, eine Flucht vor ihren Gefühlen; und das muß man akzeptieren.
Auch wenn manche, die das vielleicht lesen, nun sagen werden: Naja, das kann dann ja nicht so etwas Besonderes gewesen sein - ich glaube, zumindest Du wirst es verstehen, wenn ich sage: Es war die große Liebe, eine Liebe, wie sie es nur einmal im Leben gibt, sie war bzw. ist meine zweite Hälfte, ich zweifle keine Sekunde daran, weil ich es eben erlebt habe, das spürt und weiß man einfach, was immer andere davon halten mögen.
Im weiteren habe ich mich dann sehr beschäftigt mit dieser Problematik, und ich habe erkannt, daß diese große Liebe eben nicht zwangsläufig bedeutet, daß man auch zusammenlebt. Wenn es eben so ist, wie es bei uns war, wenn eine oder beide Persönlichkeiten sehr ängstlich, verletzbar, unsicher usw. sind, dann ist das auch gar nicht möglich, selbst wenn die Seelen der beiden noch so miteinander verschmolzen sind in dieser unvorstellbaren Liebe. Allerdings ändert das eben nichts an dieser Liebe und auch nicht an der seelischen und unbewußten Verbindung, die man nach wie vor hat. Eine solche Liebe verschwindet auch nicht (Du weißt das ja selber aus eigener Erfahrung), weil diese beiden Seelen wie eins geworden sind (und wer oder was vermöchte zwei Seelen, die angekommen sind, trennen?).
Ich habe dann auch eine wirklich hochinteressante und außergewöhnlich begabte Frau kennengelernt, die mir dazu einiges gesagt hat, das wirklich verblüffend und erhellend für mich war.
Aber um nach diesem Umweg wieder zurückzukommen zu Deiner Frage, wie ich damit umgehe: Ich habe es akzeptiert, daß es so ist, wie es nun einmal ist, und lebe mein Leben ganz normal weiter. Möglich, daß meine große Liebe Erfahrungen macht, die dazu führen, daß sich ihr Ego etwas verändert (es ging ja nur um diese eine Problematik, ansonsten haben wir uns auch im Alltag wirklich unglaublich gut verstanden, wir haben in allem harmoniert, hatten auch keinen einzigen Streit, nie ist auch nur ein böses oder beleidigendes Wort gefallen), sie mehr Selbstvertrauen entwickelt und sie die Dinge, die damals vorgefallen sind, anders sieht und wir vielleicht irgendwann wieder einmal aufeinandertreffen. Das ist für mich keine Hoffnung, sondern lediglich eine Möglichkeit.
Ja, ansonsten lebe ich, wie gesagt, ganz normal weiter, ohne mich in irgendeiner Art blockiert oder belastet zu fühlen.
Ich hoffe, ich konnte Dir Deine Frage beantworten! Nun würde es natürlich auch mich interessieren, wie Du damit umgehst. Ist für Dich diese große Liebe endgültig abgehakt (ich meine, was eine reale partnerschaftliche Beziehung betrifft), oder könntest Du Dir vorstellen, irgendwann wieder mit ihm zusammenzufinden? Und wenn ich es richtig verstanden habe bzw. mich richtig erinnere, hattest Du ja auch danach wieder Beziehungen: Wie haben sich die Lieben, die Du danach hattest, angefühlt? War das eher etwas wie ein Ersatz, oder waren diesen Beziehung dann so wie jene, die Du hattest, bevor Du Deiner zweiten Hälfte begegnet bist? Das würde mich besonders interessieren, weil ich seither keine Beziehung hatte (nicht wegen Blockiertsein, sondern es hat sich eben noch nicht ergeben, und mir eine Frau einfach als Trösterin zu suchen, das möchte ich auf keinen Fall).
Kennst Du übrigens Hölderlin und seine Liebesgeschichte (Diotima, Susette Gontard)? Ich glaube, die beiden würden sich, lebten sie noch und wären sie auf diesen Thread gestoßen, bestimmt anschließen ...
Ich bin ja schon seit langem ein absoluter Hölderlin-Fan, nicht zuletzt, wie ich zugeben muß, auch wegen eben dieser Liebesgeschichte, aber natürlich auch wegen seiner wunderschönen Gedichte.
Und weißt Du, was so richtig verrückt ist - ich habe immer davon geträumt, irgendwann einmal im Leben sein Grab zu besuchen bzw. auch den Narrenturm, in dem er nahezu die Hälfte seines Lebens zugebracht hat (angeblich in geistiger Umnachtung - aber vielleicht war er auch nur so drauf wie wir ). Aber es war mir dann doch immer zu weit. Und weißt Du, mit wem ich dann schließlich dort war? Mit meiner großen Liebe ... denn sie wohnt nicht weit weg von Tübingen ...
Also, ich würde mich freuen, wieder von Dir zu lesen!
Liebe Grüße
31.03.2014 22:56 •
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