Es spielt zwar keine Rolle mehr, aber gerade fällt es mir wie Schuppen von den Augen, der wahrscheinliche Grund, warum er so überstürzt geflüchtet ist.
Ich habe die ganze Zeit gegrübelt, was ich übersehen habe. In Gedanken bin ich noch einmal jedes Wort und jede Handlung bei unserem Date durchgegangen, habe mir unseren gesamten Nachrichtenverlauf durchgelesen und weiß nun, was mich die ganze Zeit an seiner letzten Nachricht nach dem Treffen gestört hat. Warum ich da schon ein mulmiges Gefühl hatte, es aber falsch interpretiert habe.
Es ist so banal wie einleuchtend. Banal, weil ich meiner Aktion keine Bedeutung beigemessen habe. Einleuchtend, warum sich jemand, mit dem man einen wirklich netten Abend verbracht hat, der einen zum Abschied küsst, und der sich noch während der Fahrt nach Hause für den schönen Abend bedankt und hofft, zum Schluss nicht zu aufdringlich gewesen zu sein, innerhalb von Minuten von einem distanziert.
Es kann nur so sein!
Kurz zur Vorgeschichte: In einem unserer anfänglichen Gespräche erzählte er, dass er unheimlich gerne badet. Das zog sich wie ein roter Faden durch unsere Unterhaltungen und wurde irgendwann zum Running Gag. Es gab immer wieder Anspielungen zu seinem Lieblingshobby, er versuchte mich quasi zu überzeugen, wie schön doch ein warmes Bad sei (ich dusche lieber) und sagte zum Abschluss immer, ich würde schon noch auf den Geschmack kommen, ich solle mich doch einfach mal zu ihm in die Wanne legen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Beim Einkaufen im Dro. habe ich zufällig ein Tütchen Badesalz entdeckt.
Darauf stand: Willst du mit mir (baden) gehen? Darunter die drei typischen Ankreuzmöglichkeiten Ja, Nein, Vielleicht.
Ich musste dabei sofort an ihn und unsere Unterhaltungen denken, fand es witzig und habe es für ihn gekauft, eingepackt und zum Abschied gegeben.
Er hat es ausgepackt, als er zu Hause war. Danach kamen noch genau 4 Nachrichten: Ich bin jetzt zuhause...Ich packe gerade dein Geschenk aus...Danke für das Badesalz...Gute Nacht.
Das wars. Fand ich schon komisch, aber ich dachte, er sei einfach müde, es war ja auch schon spät, als er von mir weggefahren ist und er hatte eine 45-minütige Heimfahrt hinter sich.
Und auch wenn es irgendwie vorgeschoben klingt, ich glaube wirklich, dass ich ihn mit dem Geschenk bzw. der Botschaft, die er dahinter vermutet hat, überfordert und unter Druck gesetzt habe.
Es war nie meine Intention, ihn damit zu einer Aussage, was er für mich empfindet oder für zu einer Entscheidung zu drängen. Es sollte wirklich nur ein Witz sein, basierend auf den vorigen Anspielungen hinsichtlich eines gemeinsamen Bads. Der Text auf dem Tütchen war so albern und kindisch, dass es für mich klar war, dass das nur scherzhaft gemeint und auch aufgefasst werden kann.
Aber was hat er in seiner Situation, gerade 2 Wochen von seiner Ex getrennt, (möglicherweise) verstanden? Hey, ich steh auf dich. Ich möchte mehr. Empfindest du das gleiche? Dann entscheide dich jetzt!.
Es ergibt imho alles Sinn.
Natürlich hätte es über kurz oder lang nichts an dem Endergebnis geändert. Früher oder später wäre ihm ebenso klar geworden, dass seine Ex noch zu präsent ist. Insofern kann ich schon fast dankbar sein, dass es so schnell vorbei war.
Aber gleichzeitig denke ich, hätte ich mich zurückgehalten, vielleicht hätte er doch noch Gefühle für mich entwickelt.
Ja, unwahrscheinlich, ich weiß! Aber das ist eben das Fatale an dem Was-wäre-wenn. Man weiß es halt nicht und redet sich ein, wenn man sich nur so oder anders verhalten hätte, wäre es gaaanz anders gekommen.
In Wahrheit ist es doch so: Wenn ich für ihn eine Bedeutung gehabt hätte, hätte er sich nicht abschrecken lassen.
Das ist traurig und tut weh.
Nichts, aber auch nichts, macht es leichter, ihn los zu lassen. Warum also sucht man ständig nach Erklärungen?
12.12.2015 14:29 •
#16