Unser inneres Kind ist zum einen das Symbol für unsere Verwundbarkeit und zum anderen der Ursprung für unsere Angst als Erwachsene wieder verletzt und zurückgewiesen zu werden. Es steht für unsere Sehnsucht nach Liebe, nach Anerkennung und der Akzeptanz, dass wir in Ordnung sind, genauso wie wir sind....
Durch das Abschneiden der schmerzhaften Gefühle, die wir als Kind erlebt haben, wird jedoch auch das Empfinden positiver Gefühle verhindert und Gefühle des Ungeliebtseins, der Leere, der Wut, der Trauer und der inneren Einsamkeit manifestieren sich. Aber alles Verdrängte kommt auf den seltsamsten Wegen nach oben, wenn es abgeschnitten bleibt und nicht bewusst wird. Es ist nur verbannt in das Reich der inneren Schatten und führt dort ein mitunter zerstörerisches Eigenleben......
Menschen die ein verletztes inneres Kind in sich tragen sind der festen unbewussten Überzeugung, dass sie sich selbst nicht glücklich machen können und dass sie Schmerz und Ablehnung nicht aushalten können. Das führt auch dazu, dass sie dazu neigen andere für ihr Leid verantwortlich zu machen, sie zu kontrollieren und zu manipulieren.
Sich selbst entzieht das innere Kind hingegen jeglicher Kontrolle, es schreit nach Abgrenzung, obwohl es sich gleichzeitig nach nichts mehr sehnt, als nach Nähe und dem Gefühl geliebt zu werden.
Das verletzte innere Kind aber kann all diese positiven Anteile nur begrenzt ausleben. Es ist wütend, es ist traurig und es fühlt sich schuldig, aufgrund der bis ins Erwachsenenalter unbewusst wirkenden Introjektion derer, die ihm Schmerzen oder Böses zugefügt haben.
Zerrissen zwischen der Sehnsucht nach Liebe und der Angst vor neuen Verletzungen lebt das innere Kind in einem Niemandsland. Es fühlt sich niemals angekommen und nie angenommen, wobei eins das andere bedingt – wer sich nicht angenommen fühlt ist ein Heimatloser in sich selbst und heimatlos in der Welt......
Allein mit sich selbst, das ist für keinen Menschen leicht aber für das verletzte innere Kind ist es ein Gefühl, das ihm den Boden unter den Füßen wegreißt. Denn das Glaubensmuster des Kindes ist: Ich muss geliebt werden, sonst kann ich nicht überleben. Wenn dieses Glaubensmuster vorherrscht sind wir unfrei – nicht nur in uns selbst, sondern in jeder zwischenmenschlichen Beziehung.
Wir sind, wie als Kind, abhängig von Anderen und damit manipulierbar. Wir projizieren auf den Partner eine Art Ersatzelternteil und fordern unbewusst diese eine Liebe, die wir niemals bekommen haben. Das überfordert jeden Menschen, denn diese Forderung kann niemals erfüllt werden, weil sie alt ist und mit dem Partner nichts zu tun hat - es ist die kindliche Sucht nach Liebe und Anerkennung durch die Eltern. Wird sie nicht erfüllt, bleibt sie ein Leben lang ein Fass ohne Boden.
Es macht also Sinn unserem inneren Kind einen inneren Erwachsenen zu Seite zu stellen.
Das ist ein langer Prozess und er erfordert Mut und Selbstbeobachtung. Er bedeutet auch unterscheiden zu lernen, wann unser inneres Kind die Kontrolle übernimmt und unser Leben mit seinen negativen Glaubensmustern boykottiert......
Die Arbeit mit dem inneren Kind, mit dem Ziel Verantwortung für unser Leben zu übernehmen, ist mit viel Angst verbunden.Die Arbeit mit dem inneren Kind ist ein langer schmerzhafter Weg an dessen Ende die Versöhnung steht, mit dem, was das Leben uns aufträgt und es ist die Akzeptanz dessen, was das Leben uns zu lösen aufgibt.
Menschen, die ihr inneres Kind erlöst haben erkennt man auch daran, dass sie vom Wohlwollen, Liebe und der Zuneigung anderer nicht mehr so ganz abhängen. Das bedeutet nicht, dass sie andere nicht mehr brauchen, aber sie sind fähig sich das, was sie brauchen sich selbst zu geben. Nicht geliebt oder abgelehnt zu werden, bedeutet für sie nicht mehr die Zerstörung ihrer Existenz.
Sie akzeptieren, dass vieles vegänglich ist. Wir werden alleine geboren und sterben alleine. Diese beiden Prozesse der Geburt und des Todes macht ein jeder hautnah alleine durch....
Ich denke, dass viele Beziehungsmuster ihren Ursprung aus der Kindheit haben. Wir ziehen auch dementsprechend unbewusst bestimmte Menschen an oder werden von ihnen angezogen, um eine Lektion über sich und das Leben zu lernen....
24.01.2016 02:06 •
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