Zeit geben und Langsam laufen lassen?

Liebe Forenteilnehmer, vielleicht kann mir hier Jemand einen Rat geben? Ich weiß nicht, was ich denken und tun soll und es geht mir schlecht.
Ich habe vor ein paar Wochen einen Mann kennengelernt und ihn zu meiner eigenen Überraschung ziemlich schnell lieb gewonnen. Wir haben zusammen einen Urlaub verbracht und uns gegenseitig 2 mal für je 3 Tage besucht. Nach dem Urlaub war ich noch einmal für eine Woche bei ihm. Dort sagte er mir dann, dass von seiner Seite mit uns zwar Alles passt, er mich mag, mich gern um sich hat, sich geborgen fühlt, aber dass ihm die Schmetterlinge im Bauch fehlen und er sich deshalb nicht sicher ist, ob das für eine langfristige Beziehung, die er sich wünscht, ausreicht. Für diese Ehrlichkeit bin ich ihm dankbar.
Er bat mich darum, ihm Zeit zu geben, wenn ich das kann und möchte es mit uns langsam angehen bzw. laufen lassen, zunächst als Fernbeziehung (wir wohnen 600 km auseinander).
Ich glaube durchaus, dass das mit uns etwas werden könnte und bin dankbar für seine Ehrlichkeit, bin aber doch verletzt und es tut mir sehr weh.
Ich habe Sehnsucht nach ihm, die ich kaum ertragen kann.
Ich bin verunsichert, wie ich mit ihm sprechen, wie viel von meinem Inneren ich ihm zeigen kann/darf/sollte.
Ich bin mir nicht sicher, ob das Warten Sinn macht oder ob ich am Ende nur noch mehr verletzt sein werde.
Er möchte mich in 2 Wochen besuchen kommen, wie soll ich ihm denn entgegentreten?
Was soll es bedeuten, etwas laufen zu lassen? Wir werden uns wohl jeweils nur ein Mal pro Monat für ein paar Tage sehen können. Natürlich kann etwas auch mit der Zeit wachsen.
Kann das Ganze tatsächlich Sinn machen oder ist es nur ein Schieben auf die Wartebank?
Weil es sehr schwierig bis unmöglich ist, derartige Dinge etwa via Whatsapp oder am Telefon zu besprechen und es überhaupt sehr viel mehr bringt, wenn man sich sieht und beieinander ist, überlege ich, ob ich einfach zu ihm fahre. Nicht um ihn darauf anzusprechen oder unter Druck zu setzen, sondern einfach nur, um bei ihm zu sein und Zeit mit ihm zu verbringen, damit wir uns besser kennenlernen können. Oder wäre das völlig falsch?
Vielen lieben Dank!

Zitat von lonely_:

überlege ich, ob ich einfach zu ihm fahre.

Mach es nicht.

Für mich liest es sich, als wärst Du eine nette Flucht aus dem Alltag, aber mehr leider nicht. Da bringt alles Reden und besuchen nichts.

Nun mal zu den Basics. Wie alt seid ihr beiden? Und was ist unter ein paar Wochen zu verstehen, vor allem, warum gibt es da schon einen gemeinsamen Urlaubt? Und wie habt ihr Euch kennengelernt?

Es ist tatsächlich eher so, dass er es sehr ernst meint und gerade deshalb keine überstürzten Entscheidungen treffen möchte.

Wir sind Beide 57. Zu dem Urlaub kam es, weil wir uns über eine Urlaubspartner-Suche-Website gefunden und kennengelernt haben.
Wir kennen uns ca. 2 Monate.

Er ist nicht verliebt und sagt das auch.

Lass es uns langsam angehen - das hört man oft und heißt dann ich halte Dich mal hin, während ich mich weiter umsehe.

Ich an Deiner Stelle würde Deinen Invest zurückfahren, schon aus Selbstschutz heraus.

Zitat von lonely_:

Was soll es bedeuten, etwas laufen zu lassen?

Das heißt, dass er sich unverbindlich weiterhin ab und an mit Dir treffen oder 'mal mit Dir in Urlaub fahren will, wenn es für ihn passt. Vielleicht auch 'mal unverbindlich Se* haben. So lange, bis er eine andere gefunden hat, in die er sich dann verliebt. Dann wird er Eure unverbindliche Freundschaft schnell beenden.

Da Du bereits Gefühle für ihn entwickelt hast (die er nicht erwidert) würde Dich dieses Laufenlassen nur immer unglücklicher machen. Du hättest Hoffnung, die sich nicht erfüllen wird. Enttäuschung vorprogrammiert. Deswegen kann ich Dir auch nur empfehlen, den Kontakt komplett abzubrechen und weiter nach jemandem zu suchen, der Deine Gefühle dann erwidert und sich verbindlich mit Dir einlassen will.

So ein Laufenlassen funktioniert nur, wenn beide gefühlsmäßig auf demselben Level sind.

Es tut Dir weh. Nachvollziehbar.

Aber Du hast etwas sehr Wertvollles von diesem Mann bekommen und zwar eine sehr klare Aussage. Das ist etwas, das vielen leider verwehrt bleibt.

Ich würde Dir auch empfehlen jetzt auszusteigen, um Dich selbst zu schützen.

Ja genau, für diese Offenheit bin ich ihm auch dankbar.

Und trotzdem bleibt der Gedanke: Warum sollte er es auf sich nehmen, über 600 km zu mir zu fahren (und wieder zurück), wenn er nicht doch ernsthaftes Interesse hätte?

Gibt es nicht doch auch Gefühle und Beziehungen, die langsam wachsen? Soll man gleich aufgeben? Natürlich habe ich auch den Impuls, mich selbst zu schützen, aber kann man denn überhaupt von Vornherein Klarheit und Verbindlichkeit erwarten/verlangen? Es könnte ja auch sein, dass ich nach einer Zeit des Kennenlernens feststelle, dass es nicht funktioniert.

Ich würde uns diese Chance schon gern offen lassen, aber im Moment tut mir die Situation wie sie ist, sehr weh.

Zitat von lonely_:

Warum sollte er es auf sich nehmen, über 600 km zu mir zu fahren

Weil es eben eine Flucht aus dem Alltag ist und es auch nicht heißt, dass er nicht gerne Zeit mit Dir verbringt.

Zitat von lonely_:

aber kann man denn überhaupt von Vornherein Klarheit und Verbindlichkeit erwarten/verlangen?

Naja, der Funke ist halt da - oder auch nicht. Bei Dir ist er da, bei ihm nicht.

Vielleicht habt ihr genau das gefunden, was ihr Gesicht habt: einen Urlaubspartner.
Das ist wertvoll. Und es scheint ein schöner Urlaub gewesen zu sein.
Bist du denn sicher, dass er eine Partnerschaft in irgendeiner Form überhaupt sucht? Ob er grundsätzlich in einer Beziehung leben möchte?
Vielleicht hat er sich in seinem Leben ganz wunderbar eingerichtet und nur Bedarf an Urlaubsbegleitung.

Und was möchtest du? Warum suchst du eine Urlaubsbegleitung, wenn du dir eigentlich einen Partner wünschst?

Ich wünsche dir sehr, dass es dich nicht eine schwierige Position bringt. Was sagst du? Wie interpretierst du was? Was darfst du fühlen und hoffen? Das ist sehr unangenehm, bremst dich und macht dich klein. Viel schöner wäre es doch, wenn du du selbst sein kannst. In allen Dingen.

Du hast also im Grunde Deine Entscheidung getroffen.

Es geht Dir im Wesentlichen um Mitgefühl? Das hast Du von mir für Deine Situation. Es ist immer traurig, wenn man jemanden mag und derjenige erwidert es nicht im gleichen Sinn.

An dem Punkt, an dem jemand sich nicht selbst schützt, tut es mir aber mehr weh als ich Hoffnung verbreiten wollen würde und da hört dann mein Mitgefühl auch auf.

Denn mir ist es ein Rätsel, wie mein sich so sehr auf einen Menschen versteifen kann, bei dem die Rahmenbedingungen nicht passen und wie man sich für ein bisschen vermeintliches Glück so verbiegen kann.

In diesem Fall kommt hinzu, dass Du offenbar kein Typ für eine Fernbeziehung bist. Das muss man auch wollen und können.

Die Bereitschaft 600 km zu fahren, ist kein Garant für irgendetwas. Ich habe Männer kennengelernt, die für ein bisschen S. oder Nähe durch die ganze Republik fahren. Sie haben es halt oft schwerer als Frauen daran zu kommen. Warum dann nicht auch noch die angenehme Gesellschaft mitnehmen?

Ich will nicht sagen, dass es bei ihm so ist. Denn bestimmt mag er Dich und wenn man allein ist, ist es ja auch mal schön, Gesellschaft zu haben und sich als Teil eines Paares zu fühlen.

Aber ein Garant ist seine Bereitschaft für gar nichts. Er hat sich mit seiner Ehrlichkeit außerdem den Vorteil verschafft, Dir nun immer sagen zu können, ER habe Dir ja gleich gesagt, dass er nichts Festes wolle.

Nichts desto trotz wünsche ich Dir, dass alles in Deinem Sinne gut wird.

Zitat von lonely_:

Ich würde uns diese Chance schon gern offen lassen, aber im Moment tut mir die Situation wie sie ist, sehr weh.

Die Situation tut auch weh, es ist ja auch das Ego, welches einen Dämpfer bekommen hat.

Aber: wenn Du die Chance gerne offen lassen möchtest, dann tu' das doch. Stelle Dich darauf ein, dass es immer wieder Tage gibt, an denen Du hin- und hergerissen bist. Es wird auch Tage geben, an denen Du richtig glücklich sein wirst. Das ist das Leben.

Lebe doch im Jetzt und plane nicht, ob das mal iwann eine langfristige Beziehung werden kann. Freue dich darüber, dass es einen Menschen gibt, der offensichtlich gerne mit Dir zusammen ist und Deine Gegenwart genießt - nix anderes tust Du doch auch. Und er ist auch noch offen genug, Dir seinen derzeitigen Zustand mitzuteilen. Heißt ja nicht, dass sich das nicht ändert. Gefühle können wachsen, warum nicht? Sehr häufig liest man ja - auch hier - dass die Geschichten stürmisch und schnell begannen und dann war der Absturz auch ganz flott da. Ist also keine Garantie dafür, dass es dann ohne Schmerzen abgeht.

Du musst keine Familie mehr gründen, kein Haus mehr bauen und keinen Baum mehr pflanzen. Du kannst völlig frei entscheiden, ob Du ihn heute magst und morgen keine Lust mehr hast, es laufen zu lassen. Und ein wenig Unsicherheit ist doch auch ganz spannend.

Ja, er sucht eine Partnerschaft, sogar sehr ernsthaft und wenn, dann eine die hält. Keine unverbindliche Spielerei. Und eigentlich war er es, der begann, davon zu sprechen, dass man sich ja ggf. auch mehr vorstellen könnte, wenn wir uns mögen.

Ich hingegen hatte die Suche nach einem Partner eigentlich nicht im Sinn dabei.

Und jetzt kam es genau anders herum.

Du hast aber genau Recht damit: für mich ist es unangenehm und es macht mich im Moment klein und schwach. Ich fühlte mich sofort wohl bei ihm und mit ihm, es passte soweit man das in der kurzen Zeit beurteilen kann, gut. Das sagt er ja auch und er fühlte sich durchaus nicht wohl damit dass er glaubt Schmetterlinge spüren zu MÜSSEN. Gleichzeitig wollte er mich am liebsten bei sich behalten, wollte dass ich nicht gehe, ihn nicht loslasse....... Er bat mich ein paar Mal sehr lieb um Zeit. Das ist es ja, was mich so hin und her reißt..

Hallo KBR:
du sagst: Er hat sich mit seiner Ehrlichkeit außerdem den Vorteil verschafft, Dir nun immer sagen zu können, ER habe Dir ja gleich gesagt, dass er nichts Festes wolle.

Genau das hat er eben NICHT gesagt, sondern das ganze Gegenteil: er möchte etwas Festes. Er mag mich, fühlt sich wohl bei mir und mit mir und geborgen. Sein einziges Problem sei, dass er glaubt, dass da diese Schmetterlinge sein MÜSSTEN. Gleichzeitig ist ihm aber auch klar, dass diese in jedem Fall sowieso früher oder später vergehen und dass das, was wir beieinander gefunden haben , sehr wertvoll ist. Deshalb bat er mich, ihm Zeit zu geben, wenn ich das kann und möchte jetzt langsam zunächst eine Fernbeziehung mit mir eingehen um zu sehen, ob es passt. Er will auch sehen, ob er mich vermisst. Das Ganze ist durchaus ernst gemeint von seiner Seite.

Du versuchst jetzt, es Dir schönzureden. Hätte, könnte, meinte, wollte...
So ist das eigentlich immer, in diesen einseitigen Gefühlsgeschichten. Der, der verliebt ist, hofft immer, dass das OdB in Wahrheit doch will, es nur noch nicht weiß... und lässt sich dann deswegen auf FreundschaftPlus oder Laufenlassen ein. Aber leider ist es in 99% der Fälle nicht so.

Was bitte sind Schmetterlinge im Bauch ?

Fährt man eigentlich mit irgendwelchen losen Bekanntschaften in den Urlaub usw. ?

Denke eher das er durch ist mit Dir, ihm ist langweilig und sieht Dich zu wenig erfüllend um sich dauerhafter an Dich zu verschwenden.

Jetzt nach Urlaub und Co der schleichende Rückzug bis er was Neues hat, nennt man auch warmhalten.