Liebes Forum,
ich schreibe euch um vielleicht nochmal anderen Input zu bekommen.
Im Prinzip drehe ich mich seit 4 Jahren um mich selbst bzw. um meine Beziehung.
Ich bin verheiratet, wir haben einen Sohn im Grundschulalter und wir waren glücklich. Er war ausgeglichen, ein rundum wundervoller Partner. Bis wir aufs Land zogen, ein Haus bauten und unseren Sohn bekamen. Es war klar, er machte das mir zu Liebe, ohne das jemals als Vorwurf zu formulieren. Er tat das als Kompromiss und schon auch mit Blick auf die Vorteile. Dennoch wäre er alleine sicher in der Großstadt geblieben und hätte in einer Wohnung mit Hausmeisterservice gewohnt.
Natürlich ist so ein Hausbau stressig, plus Kind und Vollzeitjob. Das Übliche halt und auch wir tappten in die Falle die man hier so oft liest: wir verloren uns darüber als Paar. Niemals hätte ich das für möglich gehalten, ich dachte in meiner romantischen Blauäugigkeit, dass das ein Selbstläufer ist. Heute weiß ich, dass man Beziehungen besser pflegen muss, wenn man sie erhalten will.
Jeder der hier quer liest ahnt es. Einer verliebte sich fremd. In dem Fall ich. Rückblickend stand ich auf einem Feldweg und wurde von einem LKW in voller Fahrt gerammt. Völlig unvorbereitet traf mich dieses Gefühl. Zu meinem Glück, war der andere Mann vergeben, deutlich jünger und nicht interessiert. Dennoch trug ich das lange mit mir herum, es quälte mich. Vielleicht war es auch eine Art Zuflucht vor dem lieblosen Alltag.
Aber es war heimlich in mir und es stresste mich maximal. Es war falsch. Aber es ging nicht weg. Also brach ich den Kontakt zu dem anderen Menschen nach 2 Jahren sporadischem Kontakt ab. Bis heute habe ich ihn nicht wieder gesehen. Aber ich vermisse ihn immer noch. Ich bat in nach 1 1/2 Jahren nochmal um ein Treffen, aber er lehnte, mehr oder weniger, ab. Das tat weh, aber war nötig.
Währenddessen habe ich versucht parallel an meiner Ehe zu arbeiten. Ich habe mich geändert, versucht meinem Mann wieder mehr Wertschätzung entgegenzubringen. Aber nichts fruchtete. Er blieb in seiner stoischen Blase. Wie auch, ich hatte ja einen enormen Wissenvorsprung. Ich wusste ja, was passiert wenn man nur aushält. Aber er wusste nichts davon. Und immer wieder fiel ich zurück in die Sehnsucht nach dem Anderen, egal wie hoffnungslos das war. Ob ich nett war oder garstig, es änderte einfach nichts.
Es kam also der Tag im Urlaub wo ich wieder an den anderen dachte und mich fragte ob das eigentlich erst mit meinem Ableben aufhören würde, vorsichtig ausgedrückt. Aber ich wusste, dass ich eine Sache noch nicht ausprobiert hatte: meinem Ehemann die Wahrheit zu sagen. Nach 4 Jahren.
Eigentlich fühlte es sich so an, als würde sich das, was ich ins Rollen gebracht hatte, endlich erfüllen. Als würde genau das passieren müssen. Es gab kein Entrinnen vor diesem Gespräch. Sosehr ich auch dagegen angekämpft hatte.
Er nahm das also auf. Überrascht, aber gefasst. Es war später Abend und irgendwann gingen wir zu Bett. Der nächste Tag war wie immer. Irgendwann fragte ich ihn, wie es ihm ginge und er sagte er würde das verarbeiten. Zweiter Tag das selbe, dritter Tag. Irgendwann fragte ich nicht mehr und sagte ich würde auf ihn warten. Das war vor einer knappen Woche.
Vor zwei Tagen fragte er dann nochmal nach, wir kamen ins Gespräch, drehten uns wie immer um die selben Themen, aber auch irgendwie emotionslos. Auch wenn er das von sich weißt.
Jetzt sind wir beide vernunftbegabte Menschen, aber ich erinnere ihn schon, dann und wann, das eine Beziehung ohne Emotionen, konkret Verbundenheit, keine ist. Natürlich spürte er in den Jahren, dass ich anders war. Und vielleicht hat er sich da noch mehr eingeigelt. Aber es kommt irgendwie so gar nichts. Keine Wut, keine Trauer, keine Eifersucht. Er versucht die Ursachen vorbildlich zu analysieren und schiebt die Tatsache der Fremdverliebtheit komplett weg. Er sagt, es würde nichts bringen das vorzuschieben, das hätten wir schon beide verbockt. Ja, ok. Danke. Aber so gar keine Emotion dazu wirkt, als wäre es ihm einfach egal. Das einzige was er sagte ist, dass er es Schade fände, das was wir haben aufzugeben und dass er mich schon behalten will.
Im Prinzip sind wir uns einig, dass wir das begleitet aufarbeiten wollen. Wir stehen auf der Warteliste diverser Paartherapeuten. Das wollte ich schon lange, aber er hatte nicht wirklich verstanden warum. Jetzt weiß er zumindest warum es mir so wichtig war und zieht da auch mit.
Ich weiß nicht so genau was ich davon halten soll. Ich habe mich so viele Jahre gequält um ihm das nicht antuen zu müssen. Um ihn nicht so zu verletzen, aber scheinbar tut es das noch nicht mal. Ich könnte gefühlt alles machen, es wäre egal. Zweckgemeinschaft, Klappe zu und weiter. Ja, er war nie der emotionalste, ich habe ihn noch nie weinen sehen. In 19 Jahren Beziehung nicht. Aber ist ihm das wirklich so egal, bin ich ihm so egal?
Danke für eure Gedanken dazu.
31.05.2024 17:27 •
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