Wo sind seine Emotionen?

@Hypatia
Das klingt so nach meinem Mann. Befinde mich in einer ähnlichen Situation, nur dass mein Mann auf meinen Druck hin ausgezogen ist. Diese Gefühlskälte, nur nichts an sich ran lassen, es aussehen zu lassen, als sei ihm alles egal, das habe ich nicht mehr ertragen. Auch jetzt noch tut er so, als würde es ihm gut gehen. Von seiner Mutter weiß ich, er leidet wie ein Hund, es geht ihm überhaupt nicht gut, auch wenn er es mir gegenüber so aussehen lassen will. Ich habe ihn sehr verletzt, das nagt so an ihm, dass er einen Schutzpanzer um sich gelegt hat. Er will diese Schmerzen nie wieder so erleiden, daher lässt er keine sichtbaren Gefühlsregungen zu.

meinst du nicht, dass er unter Umständen mit deinen Erwartungshaltungen einfach heillos überfordert ist?

da gibt er sein Leben in der Großstadt auf, um deine Wünsche von Hausbau und co. zu erfüllen und dann verliebst du dich fremd, weil er nicht genug Zeit hat (muss ja finanzieren und arbeiten) und selbst sein Zugeständnis, dass ihr das beide verbockt habt reicht nicht, weil ja mehr Emotion erwartet wird.

Die meisten würden in der Situation wohl eher ausrasten und dir das alles vor die Füße schmeißen, er steigt auf die Paartherapie ein und will lernen.

Irgendwie siehst du all das nicht, was er für dich schon getan hat und fokussierst dich auf die eine Sache, dass er nicht so reagiert wie du es dir erwartest. Genauso wie du wirklich extrem an dieser Liebelei hängst - es lief ja nicht mal was, und du hast einen Korb bekommen.

Für mich wirkt es fast ein bisschen so als wärst du getrieben, als fiele es dir leichter unglücklich zu sein als einfach nur zufrieden.

Das soll kein Vorwurf sein, ich kenne das, aber vielleicht ein anderer Blickwinkel aus dem du auf das Alles noch mal schauen kannst.

Zitat von Chrome:

Ich Wette mit dir, du bist noch nie selbst auf diese Idee gekommen, weil du festgefahren bist in deinen Ansichten

Naja schau, das ist ja nur ein Teil der Geschichte. Wir lebten beide zusammen 11 Jahre in einer Großstadt und später in einer Kleinstadt im Speckgürtel. Und genau wie Du, merkte er, dass es mir damit nicht gut geht. Das ich halt eine Landpflanze bin. Und er erklärte sich bereit das mit mir zu ändern. Wir leben auf dem Land wegen mir und weil ein Haus hier leistbarer war. Jetzt sind wir zwar auf einem Dorf und man muss immer ins Auto steigen wenn man was braucht, aber die Bezirkshauptstadt ist 15 min mit dem Auto weg. Die Landeshauptstadt 50 Autominuten. Unsere Familien sind ziemlich genau gleich diametral entfernt. Aber ja, ich hatte nicht damit gerechnet, dass es ihm gehen könnte wie mir in der Stadt. Aber ich mache durchaus Vorschläge wie, dass er sich ein Zimmer in Arbeitsnähe nehmen soll oder sowas. Dann wäre er öfter in seiner Heimatstadt und müsste nicht immer ins Auto steigen. Aber das will er auch nicht.

Zitat von Caecilia:

Liebst Du Deinen Mann noch? Falls ja: Was liebst Du an ihm?

Das ist natürlich die Kernfrage. Ich habe mich in jemand anderen verliebt und nein, ich bin nicht in der Lage mehrere Menschen gleichzeitig zu lieben. Dennoch habe ich unsere schönen gemeinsamen Jahre nicht vergessen und auch nicht warum ich diesen Menschen so schätze. Ich denke immer noch wir können das wiederfinden, aber ja, dafür brauche ich auch seine Emotionen. Das ist wie aushungern. Vielleicht geht es ihm ähnlich.

Zitat von Violettsloth:

Das klingt so nach meinem Mann.

Denkst Du Dein Mann macht das um Dir eins Auszuwischen?

Zitat von Caecilia:

Natürlich war das rückblickend falsch und, was mich angeht, mein Hauptfehler in Bezug auf das Scheitern unserer Beziehung.

Danke Dir für Deine Offenheit. Denkst Du das hätte dennoch die Beziehung retten können? Oder wärst Du einfach mit einem anderen Gefühl rausgegangen?

Zitat von Gorch_Fock:

Nur das Leben ist kein Hochglanzmagazin.

Nein, das ist es nicht. Und das sollte es auch nicht sein, sprich das war nicht unser Ziel. Aber entsprechend sozialisiert, dass man das so macht, bin ich natürlich schon. Dennoch ist mir der äußere Schein eher egal. Ich mag diese Umgebung, wir wollten Kinder.

Zitat von Gorch_Fock:

Zudem hab ich beim Lesen damit gerechnet, dass er in Affaire geht. Das Leben war doch so schön?

Tatsächlich wundert mich das auch und das habe ich ihm auch gesagt.

Zitat von E-Claire:

Auch wenn ich Dich gut verstehe, aber meinst Du nicht, daß es schwierig ist, vom anderen eine bestimmte Reaktion zu erwarten bzw diese an den eigenen Maßstäben zu messen?

Ja, ich weiß. Ich habe ihn ja auch gelassen und nicht gedrängt. Aber so gar nichts ist halt echt auch schwierig.

Zitat von E-Claire:

Deine Haltung an ihn, bitte zeig Emotionen, ist klar, unklar ist aber, wie Du die Fremdverliebtheit für dich selbst siehst. Machst Du einzig den Zustand eurer Beziehung dafür verantwortlich?

Ja. Ich war 14 Jahre total immun gegen Reize von außen. Bzw. was für Reize? Ich hatte den Besten. Und dann war es ein Funke Wertschätzung von einem anderen Mann. Oh man. Also ja, ich gebe dem Zustand meiner Beziehung die Verantwortung. Und ich habe lange alleine versucht etwas zu ändern, aber ohne ihn komme ich nicht weiter.

Zitat von Hypatia:

Denkst Du Dein Mann macht das um Dir eins Auszuwischen?

Zu einem kleinen Teil halte ich das tatsächlich für realistisch.

Zitat von Ayaka:

weil er nicht genug Zeit hat (muss ja finanzieren und arbeiten

Die Kosten sind 50:50. Ich zahle den Kredit, er alles andere. Und die Kreditlast ist auch nicht mehr so hoch. Das wirtschaftliche drückt also weniger.

Aber ja, natürlich haben wir Sorgen, die auf uns lasten. Sein Job ist nicht 9 to 5, da läuft die Belastung eher Projektbezogen, mal mehr, mal weniger. Und er will es gut machen.

Zitat von Ayaka:

Irgendwie siehst du all das nicht, was er für dich schon getan hat und fokussierst dich auf die eine Sache, dass er nicht so reagiert wie du es dir erwartest.

Ja, vielleicht hast Du recht. Für mich war das vier Jahre mit einem Horrorszenario verknüpft, das zuzugeben. Deshalb habe ich es so lange geheim gehalten. Für mich war das Hochverrat. Und dann passiert nichts. Irgendwie schräg. Aber es spricht auch für ihn, ja.

Zitat von Ayaka:

Für mich wirkt es fast ein bisschen so als wärst du getrieben, als fiele es dir leichter unglücklich zu sein als einfach nur zufrieden.

Hm. Mir geht es jetzt gut. Ich bin fast schon ausgeglichen. Ich habe nichts mehr zu verstecken, ich kann wieder atmen. Ich kann ihm schon dankbar sein und das sage ich ihm auch. Aber kommt der große Knall erst noch? Kann ich mich wirklich entspannen? Und irgendwie müssen wir ja an das Problem ran. Rein rational wird das nicht funktionieren.

Hast du dir durch das Geständnis irgendwie erhofft, dass sich doch noch eine Leidenschaft zwischen euch entfacht? Bist du noch verliebt in den anderen Mann?

Zu beichten, damit der andere in die Puschen kommt, halte ich für egoistisch. Generell lese ich recht wenig Entgegenkommen deinerseits. Er spürt, dass du unglücklich bist in der Großstadt und nimmt große Strapazen in Kauf, damit du glücklich wirst. Du merkst nicht, dass es ihm aufs Land nicht gut geht? Das klingt für mich unausgeglichen....

Dann verliebst du dich, trägst es eine Weile mit dir rum und knallst es ihm Jahre später vor den Füßen. Und erhoffst dir, dass ihr wieder in Dialog kommt. Eigentlich machst du mir den Eindruck, dass du starke Gefühle von ihm erwartest, damit du dir sicher bist, dass er dich liebst. Und ihm euer Leben viel wert ist. Das ist deine Definition von Liebe und Wertschätzung. Seine ist eine andere.

Er macht dir keine Vorwürfe und macht daraus keine Drama. Anstatt dankbar zu sein, ist dir das nicht recht. Du scheinst mir das als Interesslosigkeit zu interpretieren. In meinen Augen, macht der Mann nichts falsch, er ist loyal, treu und euch als Familie commitet. Ein Fels in der Brandung. Du besteht aber auf Sturm und Tumult. Weißt du euer Leben zu schätzen?

@Lillilli
Warum ich es genau zu diesem Zeitpunkt gesagt habe war, dass ich mich zum 157. male im Kreis gedreht habe. Obwohl ich es besser weiß, habe ich den anderen nach 1 1/2 Jahren gegoogelt? Warum?! Von da kommt nix, wird es auch nicht. Soll er glücklich sein. Aber ich war wieder am gleichen Punkt. Dennoch half es mir diesesmal besser beim loslassen. Das ist nur noch mein Ego das nach ihm schreit. Dort wo er ist passt er gut hin. Ich bin nicht die Richtige für ihn. Verliebt? Eher getrieben. Und das wollte ich nicht mehr. Das soll aufhören. Entweder mein Mann oder ich bleibe alleine.

Von meinem Mann kommt aber auch nix. Das ist wie verdursten. Ja, ich hatte mir erhofft es ist noch irgendwo ein Funken Leidenschaft. Aber nada. Wobei er verneint das. Zeigt es aber nicht. Ist vorsichtig. Vielleicht sortiert er die letzten Jahre anders ein. Zumindest ist er offen für einen Paartherapeuten, vielleicht kann er sich da besser öffnen. Oder bekommt Hilfe dabei.

Zitat von Hypatia:

@Lillilli Warum ich es genau zu diesem Zeitpunkt gesagt habe war, dass ich mich zum 157. male im Kreis gedreht habe. Obwohl ich es besser weiß, habe ich den anderen nach 1 1/2 Jahren gegoogelt? Warum?! Von da kommt nix, wird es auch nicht. Soll er glücklich sein. Aber ich war wieder am gleichen Punkt. Dennoch half ...

Dein Mann war doch von Anfang an nicht sehr emotional. Wenn es zu einer Änderung kommt, dann wird diese langsam kommen und nur in Maßen. Ob das deine Suche nach Leidenschaft befriedigen kann, ist die andere Frage.

Zitat von Ella:

Zu beichten, damit der andere in die Puschen kommt, halte ich für egoistisch.

Es war nicht um ihn zu provozieren. Aber nachdem ich das zweite Mal an einem Tag über meinen Tod nachgedacht hatte, weil ich diese ständigen, völlig idiotischen Rückfälle meinerseits nicht mehr ausgehalten habe, trotz Kontaktabbruch, war mir klar, dass das garantiert der falsche Weg wäre. Mag sein, dass es egoistisch war.

Zitat von Ella:

Du merkst nicht, dass es ihm aufs Land nicht gut geht?

Doch natürlich, aber ich habe ihn nicht gezwungen. Er dachte er kann das. Und ich habe ihm geglaubt. Das stellte sich für mich erst hinterher heraus, als er immer unzufriedener wurde.

Zitat von Ella:

Und ihm euer Leben viel wert ist. Das ist deine Definition von Liebe und Wertschätzung. Seine ist eine andere.

Das ist denke ich so. Dennoch hatten wir zumindest immer eine Art Verbundenheit. Ein unsichtbares Band. Und das ist irgendwie zerrissen. Und das scheint er auch so zu empfinden, vielleicht sucht er es noch, aber diese Emotionslosigkeit zeigt für mich schon auch dieses Fehlen unsere Paarebene. Total verschüttet.

Zitat von Ella:

Er macht dir keine Vorwürfe und macht daraus keine Drama. Anstatt dankbar zu sein, ist dir das nicht recht.

Naja, gut. Dann lebe ich jetzt einfach so weiter und lerne nichts daraus? Egal, wie das passieren konnte? Dummer Zufall? Nein, das war es nicht. Das war kausal. Nur mein Problem? Hm, gut, dann leb ich aber wohl besser alleine. Oder ich verharre so und warte bis der nächste kommt. Oder mein Mann wird das wieder. Dafür müsste er aber auch daran interessiert sein und das deutlich zeigen. Vielleicht ist es dafür aber auch noch zu früh.

Zitat von Hypatia:

Es war nicht um ihn zu provozieren. Aber nachdem ich das zweite Mal an einem Tag über meinen Tod nachgedacht hatte, weil ich diese ständigen, völlig idiotischen Rückfälle meinerseits nicht mehr ausgehalten habe, trotz Kontaktabbruch, war mir klar, dass das garantiert der falsche Weg wäre. Mag sein, dass es ...

Er zeigt sich bereit für eine Paartherapie. Die Frage ist, ob du bereit bist an der Beziehung zu arbeiten.

Zitat von Hypatia:

Ich habe mich in jemand anderen verliebt und nein, ich bin nicht in der Lage mehrere Menschen gleichzeitig zu lieben.

Alles das was und wie Du über Deinen Mann schreibst erweckt in mir den Eindruck, dass Du ihn nichtmehr liebst und das Du bereits mit der Ehe abgeschlossen hast.

Wenn dem so ist, solltest Du Dich tatsächlich trennen. Das wäre in dem Fall auch nur fair Deinem Mann gegenüber.

Ob Du dann mit einenm anderen Mann glücklicher werden würdest, ist natürlich nicht vorhersehbar. Eine Garantie auf Glück gibt es nicht.

Ich habe den Eindruck, dass er einfach noch Zeit brauchen könnte, dass er das noch verarbeitet, in einem Schockzustand ist.
Du kennst die Wahrheit seit Jahren, er muss das erstmal realisieren, dass ihr die letzten Jahre in verschiedenen Welten verbracht habt. Der Verstand realisiert schnell, das Herz/die Seele braucht gefühlt ewig, um nachzuziehen. Das ist zumindest meine Erfahrung.

Es ist gut, dass du dich hier austauschst und ihn dadurch vermutlich bisschen mehr einfach sein lassen kannst. Ich würde zumindest bis die Paartherapie beginnt, versuchen die Füße still zu halten.

Zitat von Hypatia:

Dennoch habe ich unsere schönen gemeinsamen Jahre nicht vergessen und auch nicht warum ich diesen Menschen so schätze. Ich denke immer noch wir können das wiederfinden, aber ja, dafür brauche ich auch seine Emotionen. Das ist wie aushungern. Vielleicht geht es ihm ähnlich.

Das könnt Ihr in einer Paartherapie sicher herausfinden. Und falls es dann doch in Richtung Trennung gehen sollte, kann man die Beratung auch gleich dafür nutzen - das erhöht die Chancen, dass es keinen hässlichen Rosenkrieg gibt - was man vor allem, wenn (ein) Kind(er) im Spiel ist/sind auf jeden Fall vermeiden sollte.

Zitat von Hypatia:

Denkst Du das hätte dennoch die Beziehung retten können? Oder wärst Du einfach mit einem anderen Gefühl rausgegangen?

Letzteres auf jeden Fall. Ich hätte dann nämlich das Gefühl, ich hätte alles versucht, mein Bestes gegeben. Hier im Forum wird Verlassenen ja oft geschrieben Du kannst nichts dafür, Du hast Dein Bestes gegeben. Da möchte ich immer fragen: Und wenn es nicht so war? Ich habe nicht mein Bestes gegeben oder alles versucht und das ist ein Punkt, der es für mich schwerer macht, mit der Trennung meinen Frieden zu machen.
Ob es die Beziehung gerettet hätte - keine Ahnung. Ist für mich aber ehrlich gesagt gar nicht so entscheidend wie das mit dem anderen Gefühl bei der Trennung.

Zitat von aequum:

Alles das was und wie Du über Deinen Mann schreibst erweckt in mir den Eindruck, dass Du ihn nichtmehr liebst und das Du bereits mit der Ehe abgeschlossen hast.

Wenn dem so ist, solltest Du Dich tatsächlich trennen. Das wäre in dem Fall auch nur fair Deinem Mann gegenüber.

Sehe ich auch so, vor allem, weil das dann zwar indirekt auch eine Trennung wegen einer Affäre wäre, aber kein so widerlicher Warmwechsel wie hier oft beschrieben. Du könntest nach der Trennung erst einmal einige Zeit alleine sein und mehr zu Dir selbst finden, das wäre sicher auch für eine etwaige neue Beziehung irgendwann in der Zukunft von Vorteil.
Wobei Janes Punkt auch bedacht werden sollte:

Zitat von Jane_1:

Ich habe den Eindruck, dass er einfach noch Zeit brauchen könnte, dass er das noch verarbeitet, in einem Schockzustand ist.

Das wäre schon auch möglich. Ich habe erst im Nachhinein begriffen, wie lange ich eigentlich noch im Schockzustand war - während der Schockphase selbst selbst war mir das nicht klar.