Worum es hier überhaupt geht, erschließt sich mir nicht, aber beim Überfliegen dieses gesammelten Schmarrn bin ich an einer Stelle vor ein paar Seiten hängen geblieben ...
Ich meine es waren @alleswirdbesser und @tina1955 , die machten dort Witze über Psychologen, die zugegebenermaßen witzig waren, trotzdem fühlte ich mich motiviert zumindest den Berufsstand der Psychotherapeuten ein wenig in Schutz nehmen ...
Psychologen sind nämlich zunächst mal keine Therapeuten, sondern einfach nur Leute, die erfolgreich ein Psychologiestudium abgeschlossen haben. Die können in allen möglichen Bereichen arbeiten (Marktforschung, Personalwesen, Organisationsentwicklung, Marketing usw. also ganz viel in der Wirtschaft, aber auch in Bereichen wie Medizin, Recht usw.).
Um therapeutisch zu arbeiten, müssen studierte Psychologen noch eine Ausbildung zum Psychotherapeuten machen, die mehrere Jahre dauert und unter anderem eine eigene Therapie beinhaltet. Soweit ich weiß, können auch studierte Mediziner diese Ausbildung machen.
Es ist also keineswegs so, dass man davon ausgehen müsste, Psychotherapeuten seien durch die Bank komische Gestalten oder gar Scharlatane, auch wenn es sicher wie in jeder Branche auch dort Menschen gibt, die schlichtweg ihren Beruf verfehlt haben oder tatsächlich charakterlich ungeeignet sind.
Es gibt übrigens sehr unterschiedliche therapeutische Ansätze, die beileibe nicht nur darin bestehen, in der Kindheit der Klienten herumzuwühlen bis man was Fieses gefunden hat womit man sie ihnen dann madig machen kann, wie so oder so ähnlich neulich hier irgendwo gemutmaßt wurde. Aber ganz oft sind es tatsächlich auch alte und sehr prägende frühe Lebenserfahrungen, die einem in Lebenskrisen und damit dann auch im therapeutischen Kontext wieder gewahr werden, weil mit dem frischen Kummer auch der alte Schmerz nochmal hochkommt... und die dann natürlich auch im Rahmen der Therapie thematisiert und auch bearbeitet, verstanden, neu eingeordnet und vielleicht sogar anders bewertet werden können. Das ist nun mMn eine wertvolle Chance in seinem Keller mal aufzuräumen, und keine Leichenfledderei.
Ich selbst kenne sowohl privat als auch im beruflichen Kontext Menschen mit therapeutischer Ausbildung und da sind ein paar richtig Gute dabei. Ich selbst habe auch vor ein paar Jahren eine Therapie gemacht, um mit einer sehr heftigen Lebenskrise und ein paar anderen Baustellen fertig werden zu können. Die Therapeutin blieb für mein Empfinden damals sogar noch zu sehr an der Oberfläche, trotzdem hat es mir sehr sehr gut getan zu ihr gehen zu können und mir hat das damals unheimlich geholfen, wichtige Dinge über mich selbst zu erkennen und wieder auf die (emotionalen) Beine zu kommen.
In der Regel dient eine Therapie also dazu, einen Menschen, der mit Leidensdruck freiwillig die Praxis aufsucht, dabei zu begleiten, für sich selbst Wege und Lösungen zu finden, besser mit sich selbst und anderen zurecht zu kommen. Die entscheidende Arbeit dabei muss aber der Klient leisten! Wer nicht bereit ist an sich zu arbeiten, wird es nie erleben, welchen Effekt therapeutische Sitzungen haben können. Natürlich bewirken Therapien keine Wunder, aber in den allermeisten Fällen helfen sie sehr wohl. Manchmal sogar allein schon dadurch, dass endlich mal jemand wirklich zuhört.
Deshalb finde ich es schade, wenn hier im Forum, wo so mancher für sich vielleicht mit dem Gedanken spielt sich Hilfe zu holen, auf pauschale Weise abwertend über Psychologen oder Therapien gesprochen wird. Soll keine spezielle Kritik an euch beiden jetzt sein, hab eure Kommentare hier nur mal beispielhaft aufgegriffen, weil mir danach war eine Lanze für diesen Berufsstand zu brechen.
23.10.2021 22:02 •
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