Hallo Verarbeitender,
eigentlich wollte ich ja kein Wort mehr mit dir wechseln. Bist ´n toller Freund Lässt mich hungrig schlafen gehen und meine Bügelwäsche steht auch noch im Weg rum.
Stattdessen mutierst du wieder zum Philosophen und beanspruchst meine alten grauen Zellen an einem Freitagabend! Davon werde ich nicht satt, höchstens pappesatt.
Nun bin ich ja auch nicht die Sonne und von mir erwartest du deswegen vielleicht keine Antwort. Kriegst sie trotzdem,ungefragt.
Also, deine Beiträge sind wie immer beeindruckend und sprühen nur so von Esprit (und ich meine nicht das Modelabel ).
Auf alle Fälle hast du recht damit,wenn du die Meinung vertrittst, dass alles im Leben einen Sinn macht oder hat. Das sagt meine Freundin auch immer. Und natürlich wollen und können wir das in unserer momentanen Verfassung nicht so sehen, noch begreifen.
Die Gefühle fahren Achterbahn und dem Verstand wird dabei schwindelig. Wie soll er da auch funktionieren?
Es mag sein, dass wir durch die Prüfung, der wir uns momentan unterziehen (unterwerfen?) dürfen ,wachsen, reifer werden an Erfahrungen, die uns dann im Leben wieder ein Stück vorwärts bringen. Im Moment frage ich mich noch: Will ich das überhaupt? Ich hätte viel lieber positive Erfahrungen und so sehr ich mich auch bemühe, zum jetzigen Zeitpunkt kann ich dem Ganzen noch nichts Positives abgewinnen. Aber ich bin optimistisch.
Und auch die Erkenntnis, dass wir ja anders gar nicht können, weil wir durch unsere Kindheit geprägt sind,ist gar nicht so verkehrt.
Ich bin ein Scheidungskind und habe immer gedacht: Das passiert dir nie. Du hast gesehen, was dabei herauskommt, das willst du ganz bestimmt nie. Nicht für dich selbst, nicht für deine Kinder. Hier hatte ich schon den ersten Denkfehler. Ich habe dabei überhaupt nicht an meinen Partner gedacht. Vielleicht auch, weil ich mir sicher war, dass er nie an eine Scheidung gedacht hätte. Für ihn war ich die große Liebe. Aber Menschen entwickeln sich weiter und manchmal passiert es, dass sich zwei Partner eben in unterschiedliche Richtungen entwickeln. Wir haben uns aus den Augen verloren, weil jeder einen anderen Weg einschlug und wir uns durch das Dickicht, das die Wege voneinander trennte,nicht mehr sehen konnten (oder wollten?). Meine Eltern waren mir unbewusst mit ihrer Ehe ein Vorbild. Ich sah nie, dass sie sich mal in den Arm nahmen oder sich küssten. Und darum machte ich mir keine weiteren Gedanken darüber, als auch in meiner Ehe Zärtlichkeiten und Zuneigung nachließen und irgendwann ganz aufhörten. Vielleicht hätte ich damit einfach so weiter gelebt, obwohl das Ganze für mich schon unbefriedigend war. Ich wollte und konnte aber auch daran nichts mehr ändern. Mein Mann war Alk. und liebte irgendwann den Alk. mehr als mich. Ich bin geblieben, weil ich erstens an die Kinder dachte (heute weiß ich, dass das völlig daneben war, denn nicht nur die Kinder haben ein lebenswertes Leben verdient, sondern auch ich) und zweitens befürchtete ich, dass mein Mann tief fallen würde, wenn ich ihn verließe. Er hat keine Familie außer der unsrigen und hätte allein dagestanden.
Dann verliebte ich mich und erlebte die große Liebe. Zum ersten Mal in meinem Leben gab es einen Menschen,dem ich mich voll und ganz öffnen konnte. Ich liebte ihn und vertraute ihm vollends. Nur er kennt meine geheimsten Geheimnisse, er weiß alles von mir. Ich legte ihm meine ganze Gefühlswelt zu Füßen, was mich letztendlich zu einem verletzbaren Wesen gemacht hat. Denn er war es, der mir nach zweijähriger Beziehung eröffnete, dass es für ihn hier nicht weitergeht. ..... Der Rest ist bekannt.
Sicher sind das alles völlig neue Erfahrungswerte für mich. Aber ich hätte auch gern darauf verzichtet. Wer hat schon gern, dass man ihm wehtut, dass man gedemütigt wird und verletzt.
Sicher habe ich durch meinen Exfreund (Oh Gott,klingt das Sch...!) erst gelernt und erfahren, was Liebe wirklich für ein Gefühl ist. Diesbezüglich bin ich meinem Mann etwas voraus. Aber es hat mich verletzbar, verwundbar gemacht. Und auf dieses Gefühl könnte ich gern verzichten.
Ich weiß noch nicht, ob sich durch diese Erfahrung mir eine neue partnerschaftliche Perspektive eröffnen wird. Keine Ahnung, ob ich dieses Vertrauen jemals wieder entwickeln kann, ob ich wirklich wieder bedingungslos lieben kann.
Ich habe nur eins gelernt, dass es unheimlich weh tut und man sich dadurch selbst in Frage stellt.
Nichts, wonach ich freiwillig gerufen hätte.
So, und was wird jetzt aus meiner Bügelwäsche?
12.10.2012 19:06 •
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