Zitat von Engel1968:Hallo verarbeitender,
Es gibt auch Männer die reden können, sich Gedanken machen und über ihre Gefühle sprechen/schreiben können. Unglaublich aber es scheint so zu sein.
Vielen Dank Engel1968,
aber das ist wohl auch zuviel des Lobes. Ich denke hier im Forum sind ja auch zahlreiche andere Männer, die ihre Gefühle offenbaren.
Vor meiner Trennung war ich diesbezüglich auch sehr verschlossen bzw. habe sie oft verdrängt.
Manchmal muss erst ein Hammerschlag wie eine plötzliche Trennung daherkommen, der dann im wahrsten Sinne des Wortes die jahrelang errrichtete Kommunikationsmauer einzureissen vermag.
Und vieles von dem was ich schreibe, sind ja gar nicht meine Erkenntnisse, sondern Gedanken anderer Leute, von denen ich mir die für mich hilfreichen rauspicke. Ich freue mich aber über jedes feedback,
dass diese Erkenntnisse auch anderen Leuten geholfen haben. (Zeigt mir nämlich, dass ich dann nicht unbedingt auf dem Holzweg bin )
Zitat von Engel1968:Habt ihr nicht auch das Gefühl noch nicht genug getan zu haben? Das man nicht genug geredet hat, nicht genug Gefühl gezeigt hat, nicht genug ……
Er ist mir zwar fremd gegangen aber ich fühle mich schuldig, dass ich die Beziehung ziemlich schnell deshalb beendet habe – uns keine Chance gelassen habe. Aber ich war so verletzt, enttäuscht, aufgewühlt und verzweifelt. Aber diese Gefühle habe ich leider immer noch – nicht immer, komme inzwischen recht schnell wieder raus aus dem Gedankenchaos aber sie sind noch da.
Ich habe immer noch das Gefühl nicht genug getan zu haben. Habt ihr das nicht?
Manchmal beschleichen mich noch Gefühle wie: Vielleicht liegt es doch an mir, dass mein Mann mir/uns so etwas angetan hat.
An diesem Gefühl – nicht genug gekämpft, geredet was auch immer ….. getan zu haben verzweifle ich langsam.
Tja, die lieben Schuldgefühle,
wenn man nicht weiterleiden will, empfiehlt es sich nicht, in der Vergangenheit zu leben, denn dort sind ja die Schuldgefühle zuhause.
Hätte, wäre, wenn ... sind ja alles nette Filmchen, die da so in unserem Kopfmultiplexkino präsentiert werden.
Das blöde an der Vergangenheit ist ja immer, dass sie sich nicht ändern lässt. Trotzdem werfen wir immer wieder den Filmprojektor an und geniessen unsere Leidensrolle als Zuschauer, der keine Möglichkeit hat, wegzuschauen. Ich denke, das gehört wohl zum schmerzlichen Verarbeitungsprozess dazu.
Und, wie kommt man da wohl raus?
Einfach mal nicht ins Kopfkino gehen, und was anderes zur Zerstreuung machen?
Das Problem ist, wenn man mit dem anderen fertig ist, hat unser Verstand nix mehr zu tun und es denkt sich, hey, da gab es doch noch was, steht da hinten nicht noch so ein Filmprojektor? Peng! gehts schon wieder los, als ob Mr. Verstand ein unersättlicher Filmfan - und dann auch noch der Kategorie Leid, Schmerz, Schuld und Verzweiflung - wäre...
Also muss man wohl tiefer ins Eingemachte gehen...
D.h., man muss sich mit den Schuldgefühlen an sich auseinandersetzen und sich damit beschäftigen. Und damit nicht immer wieder ein Film angeworfen wird (der nämlich irgendwie nie ein Ende hat, weil der Partner ja nicht zurückkommt und daher kein Happy End am Schluss steht) sollte der Film auf andere Weise einen Abschluss finden.
Das lässt sich wohl nur bewerkstelligen, in dem man sich die Schuld vergibt. Dazu muss man jedoch auch eine sich selbst verzeihende Haltung annehmen. Denn, wir sehen ja leider erst nachher die Alternativen (nachher weiss mans halt immer besser) unserer Handlungsmöglichkeiten.
Zum damaligen Zeitpunkt, in dem man eine gewisse Handlung ausgeführt hat, gab es nur DIESE EINZIGE Art und Weise für uns, zu Handeln. Es gab gar keine anderen Möglichkeiten oder Alternativen, da uns diese gar nicht bekannt oder bewusst waren.
Falls wir zum Beispiel gewusst hätten, dass die eine oder andere Handlungsweise zur Trennung führen würde, hätten wir sie unterlassen.
Wussten wir aber nicht, also haben wir es genauso getan wie wir konnten.
Was wäre das sonst auch für ein Leben, wenn wir immer alles richtig machen würden. Und man kann auch fragen, was ist überhaupt richtig?
Vielleicht ist ja eine Trennung im Nachhineinrichtig damit vielleicht noch etwas besseres kommt? Man weiss es nicht, und das ist es wohl erst, was dem Leben die Würze gibt (auch wenn es im Moment zu sehr nach viel zu viel (Tränen)Salz schmeckt...).
Nun denn, wenn man sich also BEWUSST macht, dass in der Vergangenheit alle Beteiligten nach dem damals bekannten und möglichen besten Wissen und Möglichkeiten gehandelt wurden, wo bleibt dann also die Schuld?
Sie hat damit plötzlich keine Grundlage mehr!
Und das Gute an der Sache ist, dass wir uns damit nicht nur die eigene Schuld verzeihen können sondern auch die aller anderen Personen und Situationen, die uns eigentlich verletzt haben. Denn auch (psychisch) verletzen kann uns eigentlich auch kein anderer Mensch oder eine andere Situation, dass können auch nur wir selbst, weil wir Vorwürfen oder Widrigkeiten unbewusst eine offene Resonanzfläche liefern da etwas in uns noch im Unreinen und nicht aufgearbeitet ist.
Also, liebe Engel68, Du konntest damals nicht anders handeln. Heute vielleicht, aber es jetzt ist eine andere Zeit. Und einiges an Zeit ist seitdem vergangen, Du hast Dich weiter entwickelt, Dein Ex-Partner hat sich auch weiterentwickelt. Von daher kann sich die Zeit gar nicht zurückdrehen lassen, es ist unmöglich! Dieses muss dem Kopfkino-Verstand immer wieder beigebracht werden, es hilft leider nichts. Man muss also Frieden mit diesen Schuldgefühlen machen, wie oben beschrieben, sonst wird das wohl nichts mit dem glücklich werden.
Dann vielleicht noch diesen Aspekt, dass es vielleicht an Dir liegt, dass
Dein Mann Euch/Dir das angetan hat.
In meinem vorigen Beitrag hab ich was dazu geschrieben, wie Robert Betz das sieht, dass nämlich Partner dazu da sind, gegenseitig die sensiblen Knöpfe zu drücken, bzw. Finger in die Wunden des anderen zu legen. Man kann nur dann wohl erkennen, dass es diese Wunden in einem gibt und dann ist die Chance da, diese Wunden zur Heilung zu führen. Evtl. ist es auch hier so, d.h. aber auch, dass es nicht NUR an Dir liegt, sondern ebenso AUCH an Deinem Mann. Es liegt quasi an Euch beiden, dass es so gekommen ist, wie es dann gekommen ist. Und jetzt sind wir wieder bei dem Thema von eben: Ihr konntet auch beide nicht anders.
Und als Konsequenz sollt ihr beide nun aus dieser Erfahrung lernen.
Ich weiss, das hört sich jetzt nach Schicksal und Vorbestimmung an und erinnert auch ganz stark an Karma, weil man ja auch was aus der Misere lernen soll. Aber es ist immer noch die eigene Entscheidung, die man trifft, nämlich wie mit dieser Situation umgegangen werden soll.
Will ich weiterleiden und mich nicht mit den Veränderungen des Lebens auseinandersetzen sondern sie destruktiv leugnen, oder will ich diese Erfahrungen nutzen und - obwohl sehr schmerzhaft - konstruktiv lernen wie hiermit umzugehen ist um zu einem inneren Frieden und damit zu einem glücklicheren Leben zu gelangen.
Ich hoffe, dass diese Sichtweise Dir zumindest etwas weiterhelfen kann.
Liebe Grüße!