58

Wo geht's raus?

T
Zitat:
das problem bei den zielen ist ja leider , dass ich mir gar keine zukunft ohne ihn vorstellen WILL


Tja im Leben geht es aber nicht immer um das wollen, in allen Bereichen des Lebens gilt es Situationen zu meistern und Konflikte zu bewältigen ohne das man es zwangsläufig möchte. Nur ist eben der Wille eine Konfliktsituation zu bewältigen Kraftspendender als wenn ich mich hinsetze und sage das will ich nicht. Dann hat man nämlich keinen Antrieb und keine Motivation eine Situation zum besseren zu wenden und Niederlagen in Erfolge zu wandeln. Man bleibt buchstäblich hängen!

Zitat:
Aber trotzdem kommen Trauer, Verzweiflung, -eben der ganze Gefühls-und Verarbeitungskram immer mal wieder dazwischen. So ganz abschalten geht halt nicht.


Es geht auch nicht ums abschalten sondern darum Situationen auch mal aus einer anderen Perspektive zu beleuchten. Klar hat man Trauer, klar hat man Schmerzen und klar sehnt man sich nichts sehnlicher zurück als den Zustand von vorher. Nur, schaut man aus einer anderen Perspektive, war dann der Zustand wirklich soo Optimal? Gab es nicht auch Situationen oder gar Lebenszustände mit welchen man such zwar arangiert hat aber welche einen nicht immer Glücklich machten? Und die Frage ist eben schafft man es aus der jetzigen Situation etwas Positives zu ziehen, seinen Weg eben jetzt so auszurichten das ich eine Verbesserung herstelle. Und es heisst ja nicht Zwangsläufig das ich meinen ehemaligen Partner auf ein Abstellgleis abstelle, sondern nur das ich mein Leben neu ausrichte und einige Konfigurationen vornehme um meine Ziele zu erreichen. Veränderte Bedingungen verlangen nach veränderten Lösungsansätzen, das muss einem Bewusst werden. Man kommt mit seinen bisherigen Lösungen jetzt nicht mehr weiter, nicht mehr an das Ziel welches man vor Augen hat, also muss Veränderung her. Das Altbekannte und Vertraute kann ich mit meinen bisherigen Mitteln nicht mehr herstellen, also ist Umdenken gefragt, je eher man damit beginnt desto leichter fällt es einem seinen Weg zu gehen, trotz Trauer und trotz Verzweiflung.

06.10.2012 12:29 • #106


E
Bisschen viel lösungsorientierte Literatur gelesen, oder was?

Wie bereits erwähnt, im Grundsatz stimme ich Dir zu. Perspektivenwechsel und der Versuch, eine andere Sichtweise einzunehmen auf das Vergangene und damit auch auf die Gegenwart ist sicher sinnvoll.

Nur sind die meisten Menschen nicht sooo kopfgesteuert (ich eingeschlossen), dass diese Idee die Lösung all ihrer Probleme ist.

Die Gefühle, die da sind, brauchen auch Beachtung und Raum und können nicht einfach vom Willen übergebügelt werden.

Und gerade dieses Forum ist ein Ort, an dem eben auch die Gefühle in den schlechten Momenten mal rauskönnen. Um danach wieder etwas Vernünftiges zu tun

06.10.2012 12:37 • #107


A


Wo geht's raus?

x 3


T
Zitat von Else, die 1.:
Bisschen viel lösungsorientierte Literatur gelesen, oder was?


Nöö, ich lese nicht gern, eigentlich überhaupt nicht

06.10.2012 12:42 • #108


E
Was Du da beschreibst, erinnert mich in vielem an den lösungsorientierten Beratungs-und Therapienansatz, ist mir nur aufgefallen.

06.10.2012 12:45 • #109


N
Zitat von Tommy73:
Zitat von Else, die 1.:
Bisschen viel lösungsorientierte Literatur gelesen, oder was?


Nöö, ich lese nicht gern, eigentlich überhaupt nicht



Is halt ein kluger Kopf

Kann aber meine Gefühle auch nicht einfach abstellen und außen vor lassen. Die gehören eben dazu.
Der Mensch definiert sich nun mal über sein DENKEN, HANDELN und FÜHLEN.
Alles hat seinen Sinn und Stellenwert. Bei uns nehmen die Gefühle momentan eben einen größeren Stellenwert ein. Is auch gut so. Wenn wir alles in uns reinfressen, was für Menschen werden wir dann? Verbitterte alte Schachteln, denen es keiner mehr recht machen kann.
Und wer will das schon?

06.10.2012 12:48 • #110


T
Zitat:
Therapienansatz


Nein nein, bin kein Therapeut oder so...einfach nur so daher geschrieben...

06.10.2012 12:48 • #111


E
@Thommy: musst ja auch kein Therapeut dafür sein. deine Gedanken erinnern mich ja auch nur an einge Grundideen aus diesem Ansatz. Und es ist toll, wenn Du das wirklich so für Dich umsetzten kannst.

Aber wie Neja schon sagt: ich denke auch, das FÜHLEN muss hinterher kommen, sonst nützen einem die klugen Gedanken auch nicht so viel. Sie können einem aber manachmal helfen, die Gefühle in eine andere Richtung zu lenken. Also, mach ruhig weiter so

06.10.2012 12:54 • #112


V
Hallo allerseits,

das ist mein erster Beitrag, nachdem ich schon seit ca. 1,5 Monaten passiv mitelese. Bin seit etwas mehr als 2 Monaten plötzlich und mit ziemlichen Schuldvorwürfen nach ca. 8 Jahren Beziehung inkl. 2 Jahren Ehe verlassen worden.
Und da ihr Motobiker als Mann hier in diesem Thread auch schon mitmachen lasst, klinke ich mich da jetzt einfach mal mit ein.

Ich finde mich in vielem wieder, was hier im Forum so erläutert wird. Vielleicht ist es für Euch hilfreich, wenn ich ein wenig darüber erzähle, wie ich versuche, mit der Situation klarzukommen.
Zuerst hat auch mich der Strudel aus allen negativen Emotionen erfasst und nicht losgelassen. Ich denke, es gibt dabei dann eigentlich nur zwei Möglichkeiten, wie man damit umgeht: Verdrängen oder Akzeptieren/Loslassen.

Ich denke mal, dass viele Männer (als Antwort auf den Beitrag von Else, die 1.) aufgrund des Rollenverständnisses und der damit verbundenen anerzogenen Verhaltensweise, keine Gefühle und Emotionen zeigen zu dürfen, eher in den Verdrängungsmechanismus verfallen. Der kann vielfältig ausgeprägt sein; schnelle neue Beziehung, Alk., Dro., Versumpfen vorm Fernseher, etc. Das ganze hilft aber auch irgendwie nicht weiter. Bei mir war es so, dass mich zuerst irgendetwas abgehalten hat, in diese typischen Muster abzugleiten.

Die andere Alternative ist das Akzeptieren/Loslassen, und das fällt uns allen ja so schwer (sonst wären wir ja nicht hier).
Mir haben einige Zufälle zumindest etwas weitergeholfen. Zuerst wurde mir klar: man(n) muss darüber reden (oder hier schreiben)! Fällt einem als Mann ja schwer (s.o.), aber die ganze Situation unreflektiert in sich hineinzugrübeln ist auch nichts anderes, als zu verdrängen und das erhöht nur die Herzinfarktgefahr...

Ein weiterer Glücksfall, der sich aus dem Anvertrauen an verschiedene Leute ergeben hatte (man glaubt gar nicht, wie viele Menschen es um einen herum gibt, die auch zuhören können) bestand einfach darin, dass mir ein paar Bücher empfohlen wurden, die teilweise nur am Rande mit der Trennung zu tun hatten, sondern eher allgemeine Lebensratgeber sind. Hier im Forum wurden schon einige diese Bücher erwähnt, und ich will jetzt hier keine Werbung für die Verlage machen, sondern einfach nur schildern, wie diese mich zumindest aus dem ganz tiefen Tal gebracht haben. Also da wären die Werke von Eckart Tolle, Robert Betz, Osho, Doris Wolf usw. Diese Bücher haben den Charme, dass sie eher eine ideologiefreie Spiritualität liefen, in der sich wirklich jeder Mensch leicht wiederfinden kann. Und die Basis ist auch immer dieselbe, die auch der Kern vieler großer Weltreligionen (Buddhismus, Hinduismus, Christentum, etc...) darstellt: Wie vermeide ich das Leiden! Und das ist letztendlich unser gemeinsames Thema hier in diesem Forum. Schaut Euch auch z.B. mal die Beiträge von Alena-52 an, diese fussen auch auf dieser Basis und sind immer wieder sehr bereichernd:DANKE!

Das Lesen und Verinnerlichen dieser Literatur hatte und hat zumindest für mich folgende Vorteile:
1) Ablenkung; da die Grübelei zumindest dadurch etwas unterbrochen wird und man das Gefühl hat, etwas Konstruktives zu tun
2) Erkenntnisgewinn; man kann hier eine ganze Menge über den Leidensprozess lernen und erfahren, zusätzlich werden einem auch neue Lebenswege und Perpektiven aufgezeigt (die aktuelle Perspektive ist ja nun leider weg)
3) Verarbeitung; man erkennt die Fehler des anderen und vor allem seine eigenen und erfährt dadurch vielleicht die tieferen Gründe, die zur Trennung geführt haben. Zudem kann man lernen, seine Gefühle zu betrachten und man erfährt damit viel über sich selbst. Und das ist die Chance, die in der Trennung liegt. So schmerzhaft dieser Prozess ist, so heilsam kann er auch sein und ist mit Sicherheit hilfreich für zukünftige Partnerschaften (obwohl man sich das meistens noch gar nicht vorstellen kann).

Der Liebeskummer, unter dem wir alle leiden, ist die Lücke, die durch die Trennung in unserem Verstand bzw. unser Ego gerissen wurde. Das Ego ist aber eher ein durch Erziehung und Gesellschaft geformtes Konstrukt, damit wir uns in dieser gut durch Anpassung zurechtfinden. Leider ist es in unserer westlichen Gesellschaft so, dass wir alle in den seltensten Fällen eine bedingungslose Liebe erfahren durften. Meistens erfolgte die Zuwendung durch Eltern, Verwandte, Freunde, Kollegen, d.h. die gesamte Gesellschaft nur als Antwort auf ein angepasstes Verhalten (z.B. nur wer etwas leistet, ist etwas wert). Da wir aber nicht immer erfolgreich ind (vor allem nicht im Kleinkindalter) wurden wir auch nicht immer bedingungslos geliebt, und das ist der Keim, der das Ego in uns aus reinem Selbstschutz entstehen lies und bis heute meistens unbewusst in uns wirkt.

Geht nun, wie bei uns allen im Forum, gehörig etwas schief, wird das Ego verletzt und es wehrt sich mit einem Cocktail aus allen möglichen negativen Emotionen/Gefühlen, die einfach nur wehtun: Schmerz, Einsamkeit, Verzeiflung, Schuld, Selbstvorwürfe , Wut , Groll, Hass, usw...

Damit es das Ego aber einfach hat, verbindet und projeziert es diese ganzen Gefühle auf den Partner, der von uns gegangen ist oder auf wieder auf unser Innerstes selbst (Schuldvorwürfe). Dabei waren die Gefühle die ganze Zeit in uns, werden aber jetzt an die Oberfläche gespült und das mit ihrer gesamten Macht!

Die Frage ist: wollen wir es dem Ego so einfach machen? Denn das Ego macht uns das ja auch nicht so einfach, immerhin müssen wir selbst ja mit dem ganzen Gefühlschaos zurechtkommen und empfinden diesen schlimmen Leidensschmerz immer und immer wieder!

Deshalb empfiehlt es sich, diese ganzen Gefühle erst einmal quasi von aussen zu betrachten, was diese bewirken und in einem verursachen und woher kommen diese Emotionen eigentlich? Das ist ein hartes Stück Arbeit, aber es lohnt sich (zumindest ist es wenigstens wieder etwas Konstruktives).

Denn mit jeder Betrachtung und dem Annehmen dieser Gefühle wird das Ego automatisch etwas kleiner, aber unserer wahrer innerer Selbstwert dadruch umso größer, da wir nicht mehr so stark unserem Ego ausgelifert sind.

Denn, z.B. wenn wir leiden, wo befindet sich der Expartner dann überhaupt? Meistens ist er ja gar nicht da, sondern geistert nur im Vertand rum, also im Ego. Jetzt hängt es dann eigentlich nur von uns ab, wieviel Raum wir dem Partner in unserem Verstand geben, und das liegt wirklich in unserer eigenen Kontrolle, hierrüber hat der Expartner keinen Einfluss mehr, genauso, wie wir über ihn auch keinen Einfluss mehr haben.

Mir hat diese Sichtweise jedenfalls beim Loslösungsprozess schon etwas weitergeholfen, aber es ist noch ein längerer Weg aus dem Tal hinaus. Zumindest kann diese Erkenntnis dazu beitragen, uns wieder zu vollständigen und damit zu eigenständigen Persönlichkeiten zu machen, die zum Glücklichsein nicht unbedingt einen Partner brauchen.

So paradox es nun klingen mag, bin ich jetzt der Auffassung, erst wenn wir diesen Zustand erreicht haben, uns selbst genügen und mit uns selbst zutiefst im Reinen und zufrieden sind, also eigentlich keinen Partner mehr für unser Lebensglück brauchen, haben wir es dann geschafft!
Denn erst dann können wir wieder, diesmal rein aus gebender, selbstloser Liebe eine erfüllende Beziehung auf Augenhöhe eingehen.
Wenn wir diesen Lernprozess jedoch nicht durchmachen, würden wir in der nächsten Beziehung wieder nur nach Erfüllung suchen (da wir uns ja nicht vollständig fühlen) und wieder unbewusst nach einer ego-motivierten falschen und vor allem benötigten Liebe hinterherlaufen. Wie Robert Betz schon treffend sagte: solche gegenseitigen brauchenden und nicht beiderseits selbstlos gebenden Liebesbeziehungen sind eigentlich Liebesmissbrauch.

Ich hoffe, Euch kann dieser Beitrag auch ein wenig weiterhelfen und zumindest Trost spenden, das es vielleicht einen weiteren hoffnungsvollen und besseren Weg aus dem Kummer gibt.

Fühlt Euch alle ganz doll gedrückt!

06.10.2012 13:13 • x 4 #113


N
@ Verarbeitender:

WOW!

Bin gerade sprachlos und das bin ich selten !

Danke

06.10.2012 13:25 • x 1 #114


E
Ach ja, wieder ein schönes und durchaus sinnvolles Stück Theorie! Aber ich wiederhole mich: so hilfreich das alles sein kann und so sehr ich dem Großteil zustimme, es hilft nicht beim Umgang mit den Gefühlen!

Ich tue genau das, was Du beshreibst: ich analysiere Verhaltensmuster, meine Fehler, seine Fehler, tiefer liegende Strukturen etc. Und zeitweise lenkt das tatsächlich ab und hilft eine andere Sicht zu bekommen. Aber die Gefühle, die Du als verletztes Ego beschreibst, sind trotzdem da und verlangen nach Aufmerksamkeit btzw. übernehmen einfach die Herrschaft. Genau so der Gedanke an den Ex. Das kann man eben NICHT immer kontrollieren.

Vielleicht ist das wieder so ein Frauen-Männer-Ding, aber ich suche hier keine (Er-)lösung, ich weiß, dass es ein gutes Stück Arbeit und Zeit braucht und das ich das letzendlich allein bzw. mit fachlicher Hilfe angehen muss.

Ich suche hier eher Unterstützung emotionaler Art, Ermutigung, Verständnis für Gefühlsausbrüche und -einbrüche, so unvernünftig und kontraproduktiv sie auch sein mögen. Denn all das hilft denke ich auf Dauer, diese Gefühle zu akzeptieren und dann auch irgendwann loszulassen... .

Danke für´s Drücken

06.10.2012 13:26 • x 1 #115


V
Hallo Else, die 1.

ja, ich weiss, mein Beitrag kam auch leider ziemlich nüchtern (und emotionslos) rüber, sorry.

Wenn ich meine Gefühle kontrollieren könnte, würde es mir auch besser gehen. Bei mir ist es leider auch immer eine Achterbahnfahrt, leider mit fast keinen Höhenfahrten dabei.. Jetzt würde das Ego sagen: blödes Beispiel, ist doch physikalisch gar nicht möglich! Dann sagt man zum Ego einfach: ganz ruhig Kleiner, Du weist es ja nicht besser, das wirklich Leben kennst Du einfach nicht, es ist einfach so nüchtern und wissentschaftlich erklärbar Machmal muss man auch Spässe über sich selbst machen können, so trostlos es auch sit...

Zurück zum Thema: Vielleicht soll es einem aber auch bei den ganzen Trennungsgefühlen gar nicht so gut gehen, da es einem dann ja die Motivation nimmt, an sich arbeiten zu wollen. Je tiefer das Tal, umso größer ist vielleicht die Heilung? Hört sich stark nach Karma an, ich weiss...

Aber vielleicht nochmal zur Kontrolle der Gefühle: Ich glaube, es geht nicht darum die Gefühle zu kontrollieren, sondern einen etwas anderen Umgang damit zu pflegen. Kontrolle heisst ja eher wieder Verdrängen, das Ziel sollte aber eine Auseinandersetzung damit sein.
Dass heisst Gefühle sollen zugelassen werden.
Manchmal darf es auch ruhig ein bischen mehr sein. Selbst ich habe schon bewusst zwei Trauerrituale (s. bei Doris Wolf, Wenn der Partner geht) durchgeführt und ganz bewusst - wie sagtet ihr so schön in den letzten Beiträgen - den Tank leergeheult (ja, auch wir Männer können das!). Danach gings wirklich besser, weil ich diese Trauer bewusst und intensiv erfahren habe. Seitdem meine ich, schon etwas besser damit umgehen zu können, weil mir das Gefühl einfach etwas vertrauter geworden ist und ich es als Teil meiner Persönlichkeit einfach willkommen geheissen habe und mich nicht dagegen gewehrt habe. Hör mal die Vorträge von Robert Betz (gibts ganz einfach bei YouTube zu finden und sind wirklich lehrreich).

Von daher sind Gefühle nicht unvernünftig und kontraproduktiv, ganz im Gegenteil, sie sind absolut notwendig, sonst kommen wir da nicht raus, haben nichts aus dem Trennungsprozess gelernt, und das ganze Leiden wäre wirklich umsonst.

Auch Schuldgefühle und Selbstzweifel quälen mich und wohl alle hier ziemlich. Eigentlich sind diese ja auch völlig unvernünftig und bringen nichts, weil sie in der Vergangenheit liegen und nicht mehr geändert werden können. Trotzdem kommen die immer wieder hoch, weil uns das teilweise immer noch in der Hoffnung hält, dass alles wieder gut werden könnte (nämlich das wir in die Vergangenheit zurückkehren könnten und dann alles anders und besser machen würden).
Aber es gibt kein zurück mehr, (sonst hätten wir ja wieder nichts gelernt, und das scheint unsere - unter diesen Umständen leider schmerzhafte - Bestimmung zu sein). Aber auch hier hilft kein Verdrängen und Deponieren im hintersten Winkel unseres Verstandes. Auch diese Schuldgefühle tun weh, aber sie müssen zugelassen werden und wirklich gefühlt werden. Verarbeiten heisst dann, das wir diese Schuld und Fehler uns aufrichtig vergeben müssen, weil wir ja nun aus unseren vergangen Fehlern gelernt haben. Das heisst nicht, dass wir diese Fehler nicht in Zukunft nochmal machen würden, aber diesmal sind wir dann wachsamer und achtsamer.

Das hört sich alles so an, als würde ich das locker beherrschen, dem ist mitnichten so!
Aber ich höre einfach schon etwas genauer und bewusster und achsamer hin, wenn die Gefühle hochkommen. Meistens erwischen sie mich aber auch eiskalt und es dauert wirklich bis ich sagen kann: ach ja, da war es schon wieder und hat mich über(mannt)rollt. Und meisten geht die Kette weiter, weil man dann meint, wieso ist man noch nicht weiter, man weiss doch wie die Mechanismen ablaufen. Damit hat man dann wieder ein schönes Schuldgefühl erzeugt, usw. usw..

Was ich damit sagen will: es ist wirklich nicht EINFACH!

Ich finde das Forum aber auch deswegen klasse, weil ich hier wirklich alleine schon durch das Lesen ebensoviel emotionale Unterstützung erfahren habe und hoffentlich noch weiter erfahren werde!

Danke Euch allen!

06.10.2012 14:18 • x 2 #116


N
@Verarbeitender:

Wir bereichern uns da gegenseitig, also danke zurück!

Wenn der Mensch nichts mehr fühlt, was für ein Leben wäre das dann?
Jeder geht mit Negativerfahrungen, ganz egal welcher Art, anders um. Verdrängung ist da auch nicht meine Art. Die produziert nämlich nur Negativgefühle. Und auch wenn wir es vergessen haben: das Leben hat auch schöne Seiten. Momentan können wir sie durch unseren Tränenschleier hindurch nur leider nicht erkennen. Wir müssen erst wieder klar werden. Das braucht Zeit.
Aber ich will auf jedem Fall aus diesem Tal wieder raus!
Das kann so nicht bleiben!
Männer, die zu ihren Gefühlen stehen, sind doch die eigentlich harten Kerle. Sie wissen damit umzugehen, sie einzuordnen, können sie zeigen. Und es macht sie auf keinen Fall zu Weicheiern. Zumindest sehen wir Frauen das nicht so.

Stimmt´s Mädels?

06.10.2012 14:30 • x 1 #117


Jade-Herz
Zitat von Verarbeitender:

So paradox es nun klingen mag, bin ich jetzt der Auffassung, erst wenn wir diesen Zustand erreicht haben, uns selbst genügen und mit uns selbst zutiefst im Reinen und zufrieden sind, also eigentlich keinen Partner mehr für unser Lebensglück brauchen, haben wir es dann geschafft!


diese ansicht ist ja grad in aller munde. in FB kommt man über keinen tag hinweg ohne irgendwo so einen spruch zu lesen.

ganz ehrlich......... ich kann nicht mehr hören/lesen.....

was soll das damit zu tun haben, dass ich meinen ex noch immer liebe?

warum soll das nun ausschliessen, dass ich mich nicht selbst liebe und genüge?
wir sind doch alle keine gurus.

ich war udn bin immer ein sehr selbstständiger mensch gewesen und bins noch. ich hab auch keine minderwertigkeitskomplexe. so wie meine freundinnen z.b. die ständig rumheulen ich bin zu dick und zu blöd undwasweissich.
ich glaube ich hab ein gesundes selbstbewusstsein. geb immer schon auf mich acht. sogar in meinem liebeskummer hör ich nicht auf mich zu pflegen und hegen. ich mag mich ! ich genüge mir! ich hab immer schon viel alleine gemacht. viel mehr als alle leute die ich kenne eigentlich.
ich kann auch viel mit mir anfangen. (ich mag nur einfach nicht mehr. da ich auch immer wieder viele jahre single war. irgendwann mag man eben einen partner an der seite haben. und ICH möchte einen den ich liebe. was soll daran so falsch sein?) warum heisst es automatisch,wenn man liebeskummer hat - du musst dich erstmal selbst lieben?
ich komm gut mit mir aus-ich brauch nicht ständig leute um mich.
und trotzdem vermiss ich meinen expartner, weil ich ihn liebe!


wenn ich mal keinen parnter fü rmein lebensglück brauche..... dann geh ich kloster.

ganz ehrlich. wir sind alle nur menschen und es liegt einfach in der natur der sache, dass wir uns einen partner wünschen.
darum ging schon vor tausenden jahren und darum gehts in tausen jahren auch noch wrschl. jedes theaterstück, unzählige filme, gedichte , lieder handeln nur DAVON!

für mein lebensglück - ich gebs zu - brauch ich andere menschen! ich brauch freunde, ich brauch mein kind, ich brauch arbeit, ich brauch hobbys, ein wenig geld is nicht schlecht, ich brauch gesundheit, die natur, ich brauch einen parnter!

wie gesagt.....ich kann diese sprüche echt nicht mehr hören.

sorry. das musste jetz mal raus

06.10.2012 14:34 • #118


S
@ Verarbeitender: Toll geschrieben!

06.10.2012 15:01 • #119


V
Hallo Neja,

genau, ohne Gefühle wäre alles ohne Wert!
Und vielleicht aus diesem Grund sollt man allen Gefühlen mit einer gewissen Wertschätzung gegenübertreten. Denn wissen wir die schönen Seiten wirklich zu schätzen, wenn wir nicht diese traurigen und negativen Gefühle gerade durchmachen? Vor meiner aktuellen Trennung bin ich eher unbewusst und gedankenverloren durch die Welt gewandert. D.h. ich habe die Welt gar nicht bewusst erlebt, sondern habe mir lieber nur mein Kopfkino angeschaut, was mein Verstand fabriziert hat.
Im Netz hab ich dazu gefunden, dass man so ca. 60.000 - 80.000 Gedanken am Tag hat, davon

3% - aufbauende und hilfreiche Gedanken, die Dir u. anderen nutzen.

25% - destruktive Gedanken, die Dir und anderen schaden.

72% - flüchtige, unbedeutend, dennoch mit Wirkung auf Dich selbst.

Diese Zahlen gelten nur für den Durchschnitt, bei uns ist der Anteil destruktiver Gedanken bestimmt um einiges höher ...

Aber eben dass verbaut uns die Sicht auf die schönen Seiten des Lebens, wie Du mit dem Tränenschleier so schön geschrieben hattest.

In Deiner Signatur heisst es es ja so schön: Lebe im hier und jetzt. Das ist quasi die grundlegende Erkenntnis der Bücher von Eckart Tolle, aber auch ein buddhistisches Grundprinzip.
Vielleicht kann das ein erster Lösungsansatz sein, so wie Du sagtest um wieder klar zu werden, und das Kopfkino zumindest teilweise und für den Augenblick abzuschalten. Denn auf diesen kommt es an: wir leben NUR in diesem Moment, alles andere ist Kopfkino (unsere mit Fehlern belastet Vergangenheit, oder die meistens mit Sorgen betrachtete Zukunft). Daher können wir auch nur diesen Moment wahrnehmen und geniessen, denn es ist eigentlich alles was wir haben und je hatten. Der Rest ist vergänglich. Und das schöne ist: Dieser Augenblick (das JETZT) ist absolut friedlich! Wenn man völlig in diesen eintaucht, gibt es IN DIESEM MOMENT absolut keine Probleme (hört sich manchmal nach Flucht an, aber immer noch besser, als in negativen Denkschleifen zu verharren, die absolut nichts besser machen, sondern es uns nur schlechter gehen lassen). Probleme liegen immer in der Vergangenheit oder in der Zukunft aber NIE im JETZT.

Ein Beispiel aus meiner ersten Trauerzeit: Das erste mal danach Kochen: ich habe in unserer Beziehung immer gerne für uns gekocht, daher ist das Kochen an sich für mich mit viel Emotionen an die Beziehung verknüpft gewesen, meistens natürlich mit positiven Momenten. Also, man kann sich vorstellen, wie dann die ersten Handgriffe abgingen, nämlich mit Kopfkino: Nie wieder für die Frau die man liebt ein gemeinsames Mahl zuzubereiten! Fazit: Tränenschleier, durch den man nicht so richtig durchgucken kann, und besonders beim hantieren mit einem scharfen Messer dann sogar auch gefährlich wird
Zum Glück hatte ich da gerade den Tolle-Ansatz verinnerlicht: Tauche in den Moment ein; ich habe intensiv darauf geachtet, wie das Messer in die Tomaten schneidet, wie deren Farbe und Form aussieht, wie der Geruch der angeschittenen Tomaten entgegenströmt und welch ein Genuss diese Erfahrung ist usw.
Danach gings einfacher, weil das Kopfkino weg war. Und die Erkenntnis, dass diese kleinen Erfahrungen dazu beitragen, das Leben wieder lebenswert zu fühlen ist wirklich wertvoll und bringt einen vielleicht nur einen winzigen Schritt aus dem Tal raus, aber jeder Schritt ist wertvoll.

Und das Leben bietet einem jeden Tag mannigfaltige Möglichkeiten. Selbst an so einem Tag wie heute (wahrscheinlich ist ganz Deutschland grau), wo man denkt, das Wetter passt so gut zum eigenen Zustand, lassen sich positive Augenblicke abgewinnen (vielleicht hilft die neugierige Perspektive eines Kindes ja weiter, denn früher hat uns so ein Wetter auch nicht om Spielen abgehalten, jedenfalls mich nicht). Man muss ja nicht gleich wieder in Pfützen springen, aber die Farben des Herbstes, die stürmischen Bewegungen der Bäume mit ihren bunten Blättern, die unterschiedlichen Arten des Regens (nieselnd, prasselnd), das Druchblitzen der Sonnenstrahlen durch unterschiedliche Wolkenformationen oder schlicht das behagliche gefühl, drinnen zu sein, und bei einem warmen Getränk diesem Schauspiel draussen beiwohnen zu dürfen ist doch schon was.
Diese wertvollen Erfahrung kann einem keiner nehmen, sie gehören einem selbst und sonst keinem! Und dadurch, dass man sie nicht mit einem Partner teilen kann (diesen Einwand höre ich gerade wieder vom Ego), schmälert sie nicht im Geringsten! Denn das macht das EIGENE Leben aus, und da wollen wir ja alle wieder hin!

Und, es kommt noch besser: man selbst kann sogar diese kleinen Augenblicke in ihrer positiven Qualität noch steigern:
Falls ihr mal rauskommt, lächelt (auch wenn's schwer fällt) einfach mal Leute, die Euch entgegenkommen an, während ihr mal wieder den aktuellen AUGENBLICK geniesst. Manchmal kommt dann ein Lächeln zurück, und etwas Wertvolleres gibt es kaum.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein bewussteres Leben, denn dieses zu führen scheint zumindest ein Teil unseres Sinn und Zwecks zu sein.

06.10.2012 15:31 • #120


A


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