... Ich war also im siebten Himmel. Endlich da, wo ich sein wollte. Endlich selbstzufrieden. Beziehungsfähig. In der Lage zu geben. Für sie war das aber von Anfang an nur eine Affaire. Ein Übergang, weil sie auf Reisen gehen wollte, und sich die Zeit bis dahin versüßen wollte oder eben nicht alleine sein wollte. Das hatte sie kommuniziert, aber ich glaubte an die Macht der Liebe oder versuchte das für mich wenigstens als Wiedergutmachung für die ganze schei. in unserer Beziehung zu verbuchen. Und ich glaubte fest daran, dass sie ihre Pause braucht (sie hat die Arbeit gekündigt, Wohnung vermietet und wollte mindestens ein halbes Jahr reisen, Südostasien). In der Zeit nahm ich auch meinen Mut zusammen und fragte sie, ob ich sie auf der Reise besuchen dürfe, (Osterferien) oder ob das etwas sei, dass sie für sich brauche. Sie meinte, das brauche sie für sich.
Nun ja, was ich verdrängte und sie mir ein bisschen vorenthielt, das war, dass sie sich auf der Reise mit einem Typen treffen würde, den sie schon länger kannte als mich, quasi der Typ vor mir. Also ich wusste, dass sie ihn dort treffen würde und sie schloss auch nicht aus, dass da was Laufen würde. Aber bis zuletzt verheimlichte sie mir, dass sie zwei Monate mit ihm zusammen reiste. Die Details kenne ich jetzt gar nicht so richtig. (Überhaupt fällt mir gerade auf, dass ich Ihre Version der Geschichte kaum kenne.).
Ich setzte mich jedenfalls damals und für die Dauer ihrer Reise (6 Monate) in den Modus gönnen muss man können und hoffte, dass die gute Zeit, die wir hatten für sie sowas, wie ein Hafengefühl aufbauen würde. Dass sie, wenn sie zurückkäme, sich erinnern und dort weitermachen würde. Ich war jetzt auch nicht total abstinent in der Zeit, aber mein Herz hatte ich vergeben (?). Also wenn ich Frauen kennenlernte, fand ich sie maximal cool und sympathisch, aber in bestimmte Regionen konnten sie einfach nicht vordringen. Hm, ja, vielleicht, weil ich mein Herz eben in dieser einen Nacht, als ich aufwachte und rüberkuckte und mir dachte Ich liebe dich! vergeben habe / hatte.
Ich hielt mich also über Wasser, versuchte tapfer mein eigenes Leben weiterzuleben. Ging dann halt in Ägypten tauchen an Ostern, war alleine auf Malta, versuchte ersatzweise Freundschaften aufzubauen und weiter ein attraktives Leben zu führen (vielleicht auch für sie attraktiv). Ich versuchte sie so gut wie möglich in Ruhe zu lassen und ihr nur coole Dinge zu schicken. Hier und da kam wenig zurück, zB dass es ihr gut gehe und ihre Eltern gerade zu Besuch sein. Es kam auch mal eine Nachricht, dass sie sich zwar geschmeichelt fühle, aber über das Freundschaftliche nicht hinauswolle. Jaja, dachte ich mir, komm erstmal wieder zurück ins kalte Deutschland, bei mir hast Du es dann warm!.
Was ich nicht wusste war, wie gesagt, dass sie in der Zeit (vermutlich) mit ihrem Extypen unterwegs war und eine Superzeit mit ihm hatte, wie mit mir, und sich in ihn verliebt hatte.
Als sie wiederkam erfuhr ich das nicht von ihr. Sie traf sich auch nicht als Erstes mit mir (obwohl ich der letzte Mensch war, mit dem sie ihre letzte Nacht vor ihrer Reise verbrachte). Sie traf sich mit anderen Stechern und dem Extypen und ihrem Freundeskreis und so. Maximal frustriert lud ich sie zum Kaffee ein und da erzählte sie mir, dass sie eben mit diesem Typen unterwegs sei, sich auch in ihn verliebt habe....er aber sich nicht in sie.... dass sie hier in der Luft hänge und sie deswegen wieder auf Reisen gehen wolle...Aber in der Zwischenzeit wurde ihr Extyp von dessen Freundeskreis bearbeitet, sich halt mal drauf einzulassen und das Letzte, was ich aber nicht mehr von ihr erfahren habe, ist, dass sie mit ihm in Leipzig zusammengezogen ist.
Kurz nachdem sich all das offenbarte, also als sie von ihrer Reise zurückkam und wir mal Kaffee tranken und ich merkte, dass ich mein Haus auf Sand gebaut hatte, zog ein Mädel bei mir ein und verliebte mich supertoll in mich. Sie ist eine wahnsinnig coole Frau, aber ein komplett anderer Typ als meine Ex K. Ich wollte mich ihr öffnen, aber - und das fand ich selbst total kacke zu denken und in der Beziehung unaussprechbar - sie kam an meine Ex in vielerlei Hinsicht (u.a. wenn ich ehrlich bin auch die Hingabe im Bett) nicht ran. Ich war ehrlich finde ich und meinte, dass ich sie sehr sympathisch und gut finde, aber dass ich andere Erwartungen an eine Partnerschaft habe (was auch stimmt. Mir war nur nicht bewusst, wie sehr ich an meiner Ex K. hing und wie sehr das auch mit dem S. zu tun hatte). Seit einer Woche haben wir uns getrennt und ich möchte jetzt die Zeit nutzen, um in mir aufzuräumen. Um mich wieder zu finden und um Platz für jemand anderen zu schaffen.
Warum bin ich jetzt also hier?
Ich glaube, ich bin immer noch nicht über meine Ex K. hinweg. Ich frage mich, wie ich über sie hinwegkomme. Wenn ich an sie denke, empfinde ich eine Mischung aus Dankbarkeit, Wehmut, handfestem Schmerz (wie wenn bei Harry Potter seine Narbe ihn nervt) und neuerdings auch Hass und Wut.
Ich glaube, ich habe das von meiner Seite aus nie richtig beendet.
Als meine Ex K. mir meine Sachen vorbeibrachte, als sie sich das Erste Mal so richtig trennte, war mir einfach nur der Boden unter den Füßen weggezogen.
Dann habe ich lange geklammert.
Dann bekam ich meine zweite Chance nach dem Jahr Pause, das worauf ich eigentlich gewartet und gehofft hatte.
Dann fühlte es sich für mich so an, wie wenn sich mein Warten und unser gemeinsames Leiden endlich auszahlen würde.
Dann war sie reisen und ich wartete so halbpassiv auf sie.
Dann kam sie wieder und ich war geschockt, dass es anders war, als ich dachte und ich nur die Wartezeit vor ihrer Reise versüßte.
Dann gab es einmal Kaffee auf dem Balkon.
Dann habe ich den Kontakt abgebrochen.
Dann kam meine neue Mitbewohnerin und verliebte sich in mich (Trouble!)
Und dann - als ich dieses Jahr im Sommer kurz in Leipzig Stopp hatte bei einer Reise - kam aus mir raus ein ziemlich wüster Hassbrief an sie, den ich aber nicht losgeschickt habe. Ich habe auch noch ein paar Sachen, die im Keller liegen (zB einen Plattenspieler, den sie mir geschenkt hatte, als ich im Ref war und ich keine Zeit hatte, Platten anzuhören) und die ich ihr gerne zurückgeben wollen würde mit dem Hinweis, dass ich sie nicht mehr genießen kann.
Also meine Theorie über mich selbst ist, dass ich sie durchgängig geliebt habe.
Dass ich am Anfang beziehungsunfähig war.
Dass ich dann sehr beziehungsfähig und willig war.
Dass ich dann sehr geschockt war.
Und dass ich seitdem geschockt bin oder nie richtig abschließen konnte.
Und auch jetzt frage ich mich noch: Wie schließe ich richtig ab?
Soll ich den Brief abschicken? Soll ich den Plattenspieler mit den Platten, die mir ihre Eltern dazu geschenkt haben, bei ihren Eltern abgeben, mit dem kleinen Hinweis, dass ich keine Freude daran hatte, weil ich immer gern Platten mit ihr zu zweit gehört hätte? Sprich soll ich auch Sachen zurückgeben?
Was wünsche ich mir eigentlich von ihr?
Allein für mich Genugtuung dafür, dass ich ihr nochmal ins Gesicht sage, wie schei. ich es fand, dass sie mir verheimlichte, dass sie mit einem andern Typen am Reisen war? Dass ich ihr nochmal sagen kann, wie sehr ich sie liebte? Also ich meine irgendwie, sie hat damals nach unserm Thailandurlaub klipp und klar für sich Schluss gemacht mit mir. Mit Sachen zurückgeben und so. Und ich habe das nie gemacht.
Ist das ein Schritt, den ich machen muss/ soll / darf/ kann? Nochmal meine Liebe zeigen aber auch den ganzen Hass und Schmerz und die Enttäuschung, die das hochspült?
....
So, vielen Dank fürs Lesen durch diese Textwand. Sorry für den Cliffhanger, vorhin konnte ich nicht fertigschreiben.
Ich hoffe, ich wurde zum Abschluss hin klarer und nachvollziehbarer in meinen Ausführungen. Wenn was unklar ist, versuche ich das gerne zu erklären. Ich würde gerne mich verstehen und vielleicht ging es jemandem hier schon so ähnlich....Danke!