Wo beginnt ein Übergriff in der Partnerschaft?

Zitat von RonjaR:

Aber was ist, wenn man mit ihm schläft, obwohl man keine Lust hat (und das auch kommuniziert hat, aber Evtl nicht vehement genug) , weil man Angst vor den Konsequenzen hat (zB dass er geht und einen mit Kindern zurücklässt, dass er Affäre sucht und Evtl ungeschützten S. mir anderen Frauen haben könnte -keine Ahnung was)?

Ich sehe das auch als eigene Entscheidung. Aber ich muss gestehen, dass ich womöglich außerordentlich viel Wert auf Eigenverantwortung lege.

In Kriegzeiten oder andere Noete haben sich Frauen Männern gesellt, um zu überleben. Oder um materiell versorgt zu sein. Oder.... Mir steht es nicht zu, über die Angemessenheit der Motivation zu urteilen, das muss jeder für sich ausmachen. Ich habe meine Tochter so erzogen, dass der freie Wille eine wichtige Rolle spielt. Ob sie damit gut fährt, weiß nur sie. Ich war so, habe es ihr so vorgelebt.

Zitat von unbel Leberwurst:

Ja genau, es ist lange her

Es ist eben nicht lange her.

Zitat von Alduin:

Hast du nein zum S. oder dem Küssen und Streicheln gesagt?
Hast du das Küssen und Streicheln als übergriffig (= unangenehm) empfunden

ich hab gesagt komm lass das, wir schlafen jetzt, ich bin müde und fertig. Aber nein, ich habe das nicht als übergriffig empfunden, einfach auch weil mein Partner mich immer anfassen darf. Wenn ich es mal nicht möchte dann kommuniziere ich das.
Jedoch war ja klar was der Hintergedanke davon war und er mich nicht gestreichelt hat, damit ich besser einschlafe.

Zitat von Alduin:

Wenn du das Küssen und Streicheln als angenehm empfandest und dadurch dann doch mit ihm geschlafen hast (also das nein zum ja wurde) wäre das aus meiner Sicht kein Übergriff.

Das sehe ich auch so aber mir ging es ja mehr darum, dass ein einmaliges komm lass das jetzt wir schlafen nicht akzeptiert wurde. Sondern nach mehrmaligen Versuchen, es entweder akzeptiert wurde oder man sich dann darauf eingelassen hat.
Wenn man es jetzt ganz kritisch und auch in der Tat objektiv sieht, fängt es doch da schon an, denn wie du geschrieben hast, ein Nein ist ein Nein und Nein lass das jetzt ist ne Aussage und wenn der Partner das nicht akzeptiert, ist es doch ganz streng genommen ein S. Übergriff, weil er das Nein nicht respektiert.

Ich möchte damit nur sagen, dass das Thema ein schwieriges ist und wie schon ein paar andere vor mir sagten, dies legt jeder individuell selbst fest. Für mich war es nie ein S. Übergriff, für andere aber vielleicht schon.

Zitat von RonjaR:

wo würde denn bei einem Kind so ein körperlicher Übergriff beginnen? Ist oben genanntes Verhalten schon einer? Oder muss es intimer werden?!

Da wird es noch heikler, finde ich, denn manchmal sind so einige Eingriffe notwendig. Beispiel, man läuft zusammen und das Kind (Kleinkind wohlgemerkt) entreißt sein Hand und will alleine laufen. Am besten auch woanders hin, als man vorhatte und hinmuss. Vertraue ich ihm genug, dass es nicht über die Straße läuft und ändere nur meine Richtung, um es nicht alleine zu lassen, oder erzwingen ich es doch, dass es mich an die Hand nimmt?
Nicht so einfach, finde ich.

Dass die Omi, oder wer auch immer nicht umarmt werden muss, wenn das Kind es nicht will - eindeutig für mich. Und das ohne das Kind zu manipulieren mit sie wird ganz traurig sein, wenn du das nicht tust. Vielleicht doch, das sagen aber mit dem zusatz weil sie denkt, dass du sie nicht liebst. Also mit Empfehlung sage ihr vielleicht, dass du sie liebst, aber nicht umarmt werden willst.

Zitat von RonjaR:

Inwiefern trägt übergriffiges Verhalten in der Kindheit /Jugend von Seiten Erwachsener dazu bei, dass diese Kinder dann später keine Grenzen setzen können.

So einiges, denn sie haben ja gelernt, wenn das immer wieder vorkam, dass das Bedürfnis anderer über dem eigenen steht. Zudem kommt meist hinzu, dass sie nicht nur als Erwachsener sich schlecht abgrenzen können, sondern auch bei anderen ein Nein nicht akzeptieren. So dreht sich das Rad weiter, die Verhaltensweisen werden dann schlimmstenfalls auch noch weitergegeben an die eigenen Kinder.

Zitat von Ella:

Da wird es noch heikler

findest du? ich finde es recht eindeutig, wenn man den schutz des kindes vor körpelichen schäden zugrunde legt. an der hand gehen müssen, damit das kind nicht im straßenverkehr endet ist doch eindeutig zum schutz. oma küssen müssen, weil die sonst traurig ist, ist nur fürs wohlgefühl der oma.

Zitat von RonjaR:

wo würde denn bei einem Kind so ein körperlicher Übergriff beginnen? Ist oben genanntes Verhalten schon einer? Oder muss es intimer werden?!

Ich glaube sobald es körperlich wird also gewaltvoll oder in die Intimsphäre.

Ich persönlich glaube (ist schwierig zu beurteilen, weil ich selbst keine Kinder habe), dass ein Kopfkraulen obwohl das Kind das in dem Moment nicht möchte, keine Probleme in der Verhaltensentwicklung eines Kindes hat. Dann dürfte ich meinem Kind auch keine Haare mehr kämmen, wenn es dies nicht möchte oder es zum Duschen zwingen wenn es dreckig ist.

Zitat von hilflos666:

Ich persönlich glaube (ist schwierig zu beurteilen, weil ich selbst keine Kinder habe), dass ein Kopfkraulen obwohl das Kind das in dem Moment nicht möchte, keine Probleme in der Verhaltensentwicklung eines Kindes hat. Dann dürfte ich meinem Kind auch keine Haare mehr kämmen, wenn es dich nicht möchte oder es zum Duschen zwingen wenn es dreckig ist.

und genau da stecken gewaltige unterschiede drin! körperpflege, gesundheitsvorsorge ist doch nicht das gleiche, wie einem kind umarmungen undstreicheleinheiten aufzuzwingen!

Zitat von DieSeherin:

und genau da stecken gewaltige unterschiede drin!

da hast auch wieder recht

Zitat von RonjaR:

Es geht mir genau um das, was du gerade beschreibst Inwiefern trägt übergriffiges Verhalten in der Kindheit /Jugend von Seiten Erwachsener dazu bei, dass diese Kinder dann später keine Grenzen setzen können.

Okay, endlich verstanden...

Insgesamt kommt es wohl auf die Erziehung an und das, was man vorgelebt bekommt.
Wenn ein Mädchen von kleinauf hört, dass es dem Mann gehorchen soll und das auch so vorgelebt wird, ist es sicherlich schwierig, das als erwachsene Frau einfach so abzulegen.
Das mag es in konservativ (religiösen?) Familien vor Jahren sicher deutlich häufiger der Fall gewesen sein als heute.

Im Idealfall erziehe ich mein Kind zu einem selbstbestimmten Wesen, dass natürlich ebenso die Grenzen anderer respektiert und lebe das auch so vor.
In dem Fall dürfte weder die zwangsknuddelnde Oma noch der Kopfkraulwunsch dazu führen, später nicht Nein sagen zu KÖNNEN.

@unbel Leberwurst stimmt! Und dennoch sind bei Licht betrachtet knutschoma und Kopfkraulwünscher übergriffig.

Zitat von RonjaR:

Bzw ich frage mich, ob Aktionen wie oben (Elternteil verlangt vom Kind bzw überredet es, dass es, also das Kind, ihn oder sie -ab „normalen Stellen“streichelt.) dazu beitragen, dass solche Kinder dann später nicht wissen, wo ihre Grenzen sind.

Keine Ahnung, ob es dazu Studien gibt, aber aus eigener Erfahrung würde ich dieser These zustimmen.

Zitat von unbel Leberwurst:

Im Idealfall erziehe ich mein Kind zu einem selbstbestimmten Wesen,

Zitat von unbel Leberwurst:

In dem Fall dürfte weder die zwangsknuddelnde Oma noch der Kopfkraulwunsch dazu führen, später nicht Nein sagen zu KÖNNEN.

Das widerspricht sich doch total.

Ein Kind, das die Oma zwangsknuddeln und jemandem den Kopf kraulen muss, obwohl es das nicht will, wurde eben nicht selbstbestimmt erzogen, sondern dazu, sich den Wünschen anderer körperlich zu unterwerfen.

Zitat von Ema:

Es ist eben nicht lange her.

Meine Güte.
Welche alten Kamellen wollt ihr denn jetzt rauskramen?

Ich bin auch noch so aufgewachsen, dass der Mann das Geld nach Hause brachte und die Frau einfach nur Hausfrau war.
Das ist inzwischen aber eine Generation her und es hat sich viel verändert.

Zitat von unbel Leberwurst:

Meine Güte.

Ja, auch meine Güte!
Wir sprachen von einer älteren Frau, die eben so aufgewachsen ist und für die das eben keine ollen Kamellen sind. Sie ist so erzogen worden und aufgewachsen.

Was verstehst du denn daran nicht?