Guten Abend @Broken_222
Willkommen im Forum. Das schöne an der Zukunft ist, ist, daß wir nie wissen, was sie uns bringt. Zum einen weil vielleicht morgen, Dein Traumjob, Traum-Auto, Deine Traum-Gitarre oder eben Frau um die Ecke kommen könnte, zum anderen, weil es eben manchmal so ist, daß Schmerz auch dauert, dann ist es wirklich gut, nicht zu wissen, wie lange der denn so Dein Begleiter sein wird.
Zitat von Broken_222:Hört das jemals auf? Ist es normal, dass man plötzlich wieder in diese Phase abrutscht?
Die Antwort auf die erste Frage ist: Ja! einfaches ja. Der hört wieder auf. Großes Ehrenwort. Mag sich im Moment nicht so anfühlen, mag im Moment echt keine Sternschnuppe am Horizont sein und das Licht am Ende des Tunnels ist eben nur der doofe entgegenkommende Zug, aber JA, hört auf. Ganz fest versprochen.
Frage 2: Der Vergleich hinkt ein bißchen, aber mir fällt grad kein besseres Bild ein. Stell Dir mal vor, Du stehst auf dem Gipfel eines Berges. Ganz oben direkt neben Kreuz oder Fahne, was auch immer die da aufgestellt haben. Das ist der Gipfel des Schmerzes, der absolute Höhepunkt, mehr geht nicht.
Jetzt machst Du Dich auf den Weg, wieder herunter ins schöne grüne Tal, dort gibt es Gasthäuser mit tollem Essen, saftige Wiesen, nette Dörfer mit lustigen Dorffesten, dort möchtest Du hin.
Die Straße führt aber nicht direkt gerade aus vom Gipfel herab, das geht nämlich nicht, dazu ist der Berg zu steil.
Die führt wie ein Kreisel immer drumherum. Das macht den Weg natürlich sehr viel länger. Was schön blöd ist, aber auch nicht zu ändern, weil eben direkt vom Gipfel ins schöne Tal ist einfach zu steil, funktioniert schon naturwissenschaftlich nicht
Also ein Kreisel. Am Anfang sind die Kreise noch relativ eng (is ein Berg) und jedes Mal, wenn Du so einen Kreis gegangen bist, kommst du an einen Schlagbaum, der Dir zeigt, daß Du die erste, zweite, dritte und irgendwann so und so viele Runde geschafft hast. Aber wie das immer im Leben ist, der Schlagbaum zeigt nicht nur Ende der Runde, sondern konfrontiert Dich auch noch mal in aller Gewalt mit dem Schmerz. So als wäre es gestern gewesen. Die Runde war eigentlich ganz nett, so hoch oben gibt es natürlich noch keine tollen Bäume zu bewundern und man sieht auch keine Rehe, aber da waren nette Steinformationen und so ein bissl Moos, das leuchtete irre grün und hoffnungsvoll.
Jetzt wieder der Schmerz, weil am Schlagbaum, aber hier ist das Ding, die Runden werden immer größer. Die Abstände von Schlagbaum zu Schlagbaum größer und es gibt immer mehr zu sehen. Aus dem Moos werden kleine robuste Pflanzen, die ersten Blüten tauchen auf und die ersten Insekten und kleineren Tiere kreuzen Deinen Weg. Irgendwann stehst Du in einem wundervollen Wald, siehst einen Wasserfall oder Bachverlauf mit Fischen drin. stell Dir mal vor, wie toll das dort riecht.
Versuch Dir einfach vorzustellen, das Trauer, Verlust und eben Schmerz darüber nicht gradlinig sind. Es ist eher wie ein Kreisel, die Abstände werden größer, die Umwelt dazwischen farbiger und leuchtender. Aber auch immer wieder ein Schlagbaum.
Warum es diese blöden Dinger gibt?
Na geh, wenn es überhaupt nicht weh tun würde hin und wieder, was würde das denn darüber aussagen, wie viel sie dir bedeutet hat. Es waren 11 Jahre, die Frau war toll, da lautet die Gleichung, tut halt weh, muß ver.dammt weh tun. Und außerdem, woher wüsstet Du sonst, daß Du mal wieder eine Runde geschafft hast?
Es wird besser. Ganz bestimmt. Eines Tages sitzt du im Gasthaus im wunderschönen Tal und schaust einfach nur noch auf den Gipfel, an dem Du mal standest.
Bis dahin gibt es Runde für Runde neues zu entdecken und blöde aber sinnvolle Schlagbäume.
Fällt mir ein eigentlich sollten wir alle mehr wandern gehen
Hab ein schönes Fest und aß Dich nicht davon entmutigen, daß es eben auch schwer wird. Denk an den Wasserfall, den Du in drei Monaten siehst.