Der Sommer ist vorbei. Die Tage werden merklich kürzer. Viele Radtouren wird es dieses Jahr nicht mehr geben.
Noch immer habe ich oft so ein Gefühl, als hätte ich Dir etwas Wichtiges zu sagen. Wie das morgendliche Aufwachen nach einem Traum. Dieser Geschmack von etwas Wichtigem auf den Lippen. Ich versuche mich zu erinnern, was ich Dir sagen will. Doch es kommt NICHTS, nichts außer diesem vagen Gefühl tiefer Traurigkeit über etwas Verlorenes, tief im Nebel Versunkenes. Etwas, was kostbar war.
Heute wehre mich gegen das Vergessen. Erinnerungsfetzen wehen durch meinen Kopf. An Momente in den letzten Jahren, in denen ich Wichtiges erlebte. Dinge, die ich gerne mit Dir geteilt hätte. An Deine Worte - Das kannst Du doch, schreib mir doch.
Manchmal schrieb ich Dir tatsächlich. Und Du gabst Dir Mühe, teilnehmend zu sein. Doch Du warst nicht an meiner Seite.
Nicht in den Momenten, in denen meine Augen strahlten, nicht in den Momenten, in denen ich der tröstlichen Wärme einer Umarmung bedurfte.
Ich habe mich gewöhnt. An diese Abwesenheit eines ständigen Begleiters. Es ist soviel Schönes geschehen. Und doch schmerzt es noch immer zu wissen, daß Du bei ihr bist. Ich gönne ihr diese Jahre mit Dir nicht. Ich gönne ihr nicht, dass ausgerechnet sie einen Partner an ihrer Seite hat. Manchmal, wenn der Schuh arg kneift und die Gelegenheit sich bietet, fühle ich vor bei Dir, wie die Dinge stehen. Frage nach, ob Du denn jetzt angekommen bist. Dann sagst Du regelmäßig, es sei nicht so. Daß Du weiterhin Hin- und Her überlegst, Dich zu trennen.
Das erleichert mich etwas (Die bekommt auch noch ihr Fett) und wirft doch gleichzeitig meine Selbstentwertung an (Wie mies muss denn dann ich erst als Partnerin gewesen sein, wenn Du bei ihr die Trennung nicht schaffst). Natürlich sage ich Dir nicht, warum ich frage. Aber ich schätze, Du spürst es. Das Ungesagte.
All diese unsinnigen Gefühle. Nichts, was Du mir ihr tust oder lässt, ist objektiv relevant für mich.
Ich stelle mir probehalber vor, Du trennst Dich tatsächlich. Und es geht mir dann nicht besser. Womöglich findest Du eine andere ....Eine, der ich nichts vorzuwerfen habe.
Ohje. Was würde das erst in mir auslösen ? Meine beste Schuldige - einfach aus dem Rennen ? Ach lass mal. Wem sollte ich denn dann die Schuld geben ? Daran, daß ich immer noch nicht wieder gesund bin. Dir etwa ? Ach geh. Du kleiner Junge. Ja klar, Du bietest Dich als Schuldiger an. Aber hey, gleichzeitig fühlst Du Dich mächtig gebauchpinselt, weil Deine Ex noch immer trauert. Beides gibt Dir das Gefühl, wichtig zu sein. Stimmt nicht ? Pfft. Denkst Du ernsthaft, Du könntest mir etwas vormachen ?
Während ich Dich vermeintlich unauffällig zum Stand der Dinge zwischen Euch befrage, befragst Du mich nicht weniger pfiffig nach dem Stand in mir. Deine bevorzugte Technik ist das weißt Du noch ? Bemerkenswert, in wieviel Varianten man diese Frage stellen kann. Neulich hast Du mir eine SMS geschrieben. Mitten in der Nacht. Du standest unter sternenklarem Himmel und fragtest mich, wann ich das letzte Mal einen solchen Himmel gesehen habe.
Oh, ich wusste, von welchem Himmel Du sprichst. Doch wie jedes Mal, wenn Du Erinnerungen herauf beschwörst, bin ich zurück gezuckt.
Schon vergessen ? Meine Illusionen sind tot. Weisst Du, woran ICH denken muss, wenn mir dieser Himmel einfällt ?
Nein ? Ok, dann erinnere jetzt mal ich Dich. Ich denke daran, was Du mir so alles vor die Füsse gekotzt hast.
Damals, als ICH versuchte, DICH an vermeintlich schöne Momente zu erinnern. Da nämlich sagtest Du, dass dieser Urlaub für Dich furchtbar war. Dass Du es nachts, wenn ich schlief, neben nicht mir ertragen hast. Dass Du nach draußen geflüchtet bist,
zum Strand, unter diesen sternenklaren Himmel.
Also bitte - verbindet es uns etwa in versöhnlicher Weise, dass es nun ihr Bett ist, aus dem Du in den Nächten flüchtest ?
Ja, ja. Ich weiss. Du hast gesagt, dass Du doch einfach nur wütend auf mich warst. Dass Du das alles nicht so gemeint hast.
Aber so einfach ist es nicht. du hast geschwiegen als es wichtig gewesen wäre zu reden. Und als ich am Boden lag,
gabst Du mir böse Worte und zerbrachst meine Erinnerungen. Ahhh! Nicht mal entschuldigt hast Du Dich.
Denkst Du, ich merke nicht, wenn jemand sich rausredet ? Denkst Du, das Eingeständnis von Feigheit und Wut ersetzt eine Entschuldigung ?
Du irrst.
Und doch. Ich habe mich zurück gehalten. Ich antwortete freundlich auf Deine Frage nach dem Himmel. Ich tat, als wäre ich bereits die, die ich sein will. Die, die ich sein werde: Die Frau, die mit dem Thema Trennung durch ist. Die Frau, die wieder in sich selber ruht. Neidlos ist. Keinem Menschen auf dieser Welt etwas Böses wünscht. Ihren Wert nicht daran bemißt, wie Du eine völlig Fremde behandelst. Ihren Wert überhaupt nicht daran bemisst, was Du tust oder lässt.
Nicht die Frau von früher, aber doch eine, die innerlich ungebunden ist. Meine Trauer, die immer mal wieder vorbei kommt, ist der Weg zu dieser Frau. Denn Trauer ist das Gefühl des Loslassens. Und da, wo man loslässt, bleibt NICHTS.
Was ist der nächste Schritt ? Hilft es, wenn ich mir sage, dass Du schlicht ein Irrtum warst ? Ich meine - Hallo. Was musst Du denn noch tun, um mir zu beweisen, dass Du mit ihr haargenau das gleiche Spiel spielst wie mit mir.
Ich lasse die Worte auf mich wirken.
Nicht zum erstenmal, dass ich hier vorbei komme. Aber ich spüre, dass ich nicht mehr ganz so wütend bin. Der Gedanke nicht mehr so aufgeladen ist, mit dem Wunsch, Dich damit zu entwerten.
Na, wer sagt es denn. Mal wieder ein Stückchen des Weges genommen
03.10.2016 17:21 •
#48