Hallo ihr Lieben,
@Sarina80 - manchmal sprechen zwei Seelen eine ähnliche Sprache. Danke für Deine Nachricht
@Keto - danke für Deinen Besuch. Du bist willkommen.
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Ich sitze am Strand, allein auf meiner Insel
Wie immer ist es trocken und warm, der weite Ozean spült in kleinen Wellen heran
Ein tiefer Wald säumt den weichen, weißen Sand
Ist ein paar Tage her, seit ich zuletzt hier war
Inzwischen bin ich gerne hier
hier, wo meine Seele in Bildern zu mir spricht
Anfangs war es anders.
Das erste Bild - geboren aus glühendem Schmerz
Fassungslos, verzweifelt, verlassen - so stand ich an diesem Strand
gebannt in einer Geste endloser Sehnsucht
den Blick fest auf das offene Meer geheftet
und auf diesen kleinen Punkt, von dem ich wußte
das bist Du. Dieser Schwimmer da draußen,
auf dem Weg zum endlosen Horizont
Wo wolltest Du nur hin ?
Niemand da, außer mir. Nur ganz hinten im Wald hörte ich Trommeln
sehr fern, rhythmisch, freundlich, magisch
Ich wußte, dort im tiefen Hinterland ist mein Stamm, dort tanzen sie
und ich bin eingeladen, mitzutun
Doch ich fühlte keinen Ruf in mir, dorthin zu gehen
wollte am Strand sein - meine Entscheidung
Ich weiß nicht, wielange ich an diesem Strand verharrte.
Wochen, Monate, Jahre ? Zeit spielt keine Rolle hier.
Habe vom Strand aus zugesehen, wie sich das Bild da draußen mehrfach veränderte
der ferne Schwimmer sich in einen Schiffbrüchigen verwandelte
kämpfend auf einem Floß, das auseinanderfiel
doch Du warst zu weit draußen, viel zu weit entfernt, um Dir helfen zu können,
um Dir helfen zu wollen
dann wieder wurdest Du zum Schwimmer
Es ist vieles geschehen seitdem
Ich erinnere mich an einen Tag, da wuchsen Berge des Zorns auf meiner Insel
solange bis ich Stopp rief, weil ich Angst bekam, sie könnten alles verschlingen
Sie sind rau, hoch, doch in der Sonne fühlt sich warme Fels an meiner Wange angenehm an
Er ist kraftvoll und stark
und es ist schön, sich anzulehnen an ihrem Fuße
Da, wo der tiefe klare Teich ist
in dem ich mich spiegeln kann
Es gab einen anderen Tag, da habe ich an meinem Strand ein Feuer entzündet und Dich eingeladen,
um mit Dir gemeinsam unsere Schuldzettel zu verbrennen
Du bist tatsächlich meiner Einladung gefolgt
und dann verlief alles ganz anders
als ich mir das ausgemalt hatte
Ich dachte, es käme ein dunkler Krieger
doch es war nur ein kleiner, sich-schuldig-fühlender, ängstlicher Junge
blind für mich, für die Kraft des Feuers
dem ich alles erklären musste
wie mühsam war das denn !
Als Du endlich verstanden hast, hast Du Dich verwandelt,
in einen fröhlichen Welpen,
der an meinem Strand spielte
rein ins Wasser, wieder raus....
na toll !
Ich war so müde, so entkräftet
Auch davon hast Du nichts verstanden, aber respektiert, daß ich mich zurück ziehen musste
Ich ließ Dich spielend zurück und fand eine kleine Höhle
Karg, steinig, nur ausgestattet mit einem weißen Fell
Ich war zu müde, mir eine komfortable Bettstadt zu schaffen
Habe mich hingelegt, die Decke angestarrt,
zugesehen, wie mein Blut aus einer tiefen Wunde sickerte
und das Fell langsam rot färbte
ganz sachte
hat nicht weh getan
Hab mich angstvoll gefragt, ob das jetzt ein Fehler war
Dich einzuladen
Doch meine innere Stimme sagte, daß es ok sei
Meine Insel
Ich darf einladen, wen ich will
Es gibt keine Verbote
Allerdings wäre es gut, ein wenig hauszuhalten
mit meiner Kraft
Später, Tage später sah ich am Strand die Überreste des Feuers
Der Welpe hüpfte immer noch herum und ich dachte verärgert -
Nee, ist klar, daß mal wieder ich diejenige bin, die aufräumen muß
Habe mich gefragt, was ich denn damit nun anstellen soll
Graue Asche auf weißem Sand, so wollte ich meinen Strand nicht lassen
Muss gerade schmunzeln. Was war das ? Hausfraulicher Ehrgeiz am Seelenstrand?
Habe versucht, die Asche zu vergraben, bei den Wurzeln der großen Bäume,
doch es hat nicht funktioniert. Diese Insel ist anders. Die Dinge funktionieren nicht.
Die Bilder gehorchen keinen Plänen. Sie kommen zu mir.
Erst viel später habe ich herausgefunden, daß ich diese Asche ausstreuen kann
im Garten meines Herzens, wo sie den Boden fruchtbar macht
Neulich, als ich wirklich mit gar nichts rechnete, draußen in der Welt,
da hörte ich einen Vogelschrei an meinem Ohr
Lautlos laut. Ich verstand den Ruf. Er kam von meiner Insel.
Ein Adler hat jetzt dort seinen Horst, hoch oben auf den Felsen
bin mit ihm geflogen, über meine Insel, über den weiten Ozean
Wind auf meiner Haut, alles unter mir klein
Freiheit
Wie schön. Ich bin durchlässiger geworden.
Und heute also bin ich also wieder am Strand
es ist alles noch da, das Meer, die Felsen, der Wald, der Adler in seinem Horst
es wird immer da sein, es ist in mir
Vergangenes, Gegenwärtiges, vielleicht sogar Künftiges
im Moment schweigen die Trommeln
ist ok so
ich mag die Ruhe
die Zeit, dies alles niederzuschreiben
Und doch - es ist gestohlene Zeit - in diesem Moment zumindest
Habe soviel zu tun, ich muss mich kümmern
Die Welt ist wie immer hungrig und will gefüttert werden
Ich mag das nicht, sträube mich
So ist das jetzt meistens, seit Du gegangen bist
Doch ich sehe ein, ich muß mich losreißen und meinen Hintern erheben
werde dann also mal wieder für eine Weile funktionieren
und hoffen, daß es reicht
Ganz sachte setzt sich ein Schmetterling auf meine Schulter
Auf geht's
08.07.2016 13:57 •
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