Vegetari, in erster Linie muss man sich selber verzeihen. Das hört sich zunächst lapidar an. Aber schau, wenn Dein Mann sich selber verzeihen könnte, müsste er zunächst erkennen, dass es da was gibt, was er sich verzeihen müsste. Und ist es nicht das, was Du willst, dass er erkennt, was er getan hat?
Mein Mann kennt meine Einstellung, dass man sich erst selber verzeihen muss. Daher habe ich ihm gesagt, dass es nicht meine Aufgabe sei, ihm zu verzeihen, sondern dass er das schon selber machen muss. Das wäre doch sehr billig, Schatz, verzeih mir Ja hier verzeihen. Und dann? Dann passiert nichts.
ich habe meinem Mann mal einen Zettel gegeben, auf dem alle Vorwürfe von mir an ihn draufstanden mit den Worten, hier hast Du meine Vorwürfe, ich schenke sie Dir, weil ich mich davon befreie. Den Zettel hat er aufbewahrt. Hätte ich sie einfach so gesagt, dann hätte er sich gewehrt und sie schnell vergessen. So kann er nachschauen und nachdenken. Es sind seine Abgründe, nicht meine.
Nun zu uns, den Betrogenen. Der schlag ist so immense, dass wir die Orientierung verlieren, der Schmerz übermannt uunsnd dann finden wir etwas was uns Orientierung gibt. Am Einfachsten ist es, sich auf den Betrug und den Schmerz zu konzentrieren. Das ist ja hilfreich für den Moment, aber nicht langfristig. Statt dessen müssen wir wieder den Blickwinkel erweitern, aufhören zu werten und dann kommen wir nicht umhin, uns auch mit ins Boot zu nehmen. Und plötzlich spüren wir, da haben wir irgendwo auch mal einen großen Fehler gemacht. Uups, er mag zwar den Betrug nicht rechtfertigen, aber vielleicht zum teil erklären. Und dann stehen wir plötzlich selber im Blickfeld und müssen uns verzeihen. Und sei es nur, weil wir die Affäre nicht verhindert haben. selbst wenn wir sie nicht verhindern konnten, so ist doch da das Gefühl, ich hätte sie verhindern wollen. Uns selber anzunehmen führt dazu, dass wir auch den anderen annehmen. das Konto mag nicht ausgeglichen sein und vielleicht haben wir überhaupt keine Schuld, aber wir erkennen die Wechselwirkungen und damit sind wir Teil des Ganzen.
Der obige Diskurs war für mich mal wieder hilfreich. ich bin an diesen Anfang unserer Beziehung gegangen und habe erneut gespürt, was da passiert ist, welches Beziehungsgefühl war entstanden. Und wie fühlt es sich heute an. Heute ist es gesund, warm und frei. Und auch wenn es mich ankotzt, ohne die Affäre wären wir nicht dahin gekommen, bzw. mein Mann. Was soll ich machen?
Heute sagte mir mein Mann am Telefon, ich würde auf ihn noch größer wirken, als zuvor, weil ich soviel geleistet hätte in den vergangenen Monaten. er bewundere mich dafür. Am WE sagte er, er wolle mich heute noch mehr, als je zuvor. Es fühlt sich so gut an
Dieser Knall, hat Strukturen, Fesseln aufgebrochen, die sich durch Widrigkeiten angesammelt hatten und uns haben erstarren lassen. Zu erkennen, dass dieser betrug etwas tolles bewirkt hat, kostet mich Überwindung und in mir kämpft alles. Aber so ist es. Ich sage meinem Mann, dass ich mir gewünscht hätte, es hätte einen anderen Weg gegeben, aber ich sage ihm auch, dass es uns geholfen hat. Vor allem hat uns dieser gemeinsame Kampf geholfen, er hat jeden von uns stärker gemacht. Mein Mann musste über Grenzen gehen, über die er nie gegangen wäre. er hat mich immer wieder spüren lassen, wie bedingungslos er mich will, ohne wenn und aber. Aber dennoch wird er die Affäre in dem Sinne nie bereuen. Warum sollte er? Nicht nur, dass er da eine schöne Zeit hatte, auch er sieht doch, wie es uns geholfen hat. wenn ich nicht sagen kann, dass ich die Uhr zurückdrehen und unser Leben von davor haben möchte, warum soll er es dann? Natürlich ist ihm bewußt, dass er mich sehr verletzt hat. das tut ihm leid. Ihm ist auch bewußt geworden, dass er mich fast verloren hätte.
dadurch, dass ich das so annehmen kann, seine Bemühungen wertschätze und auch die Vorteile erkennen kann, stärke ich ihn. damit helfe ich ihm das Gesicht zu wahren und eher Fehler selber einzusehen. Ein Du, DU, DU hast aber, hilft nicht.
Er hat meiner Stärke vertraut und das Vertrauen wurde bestätigt, mehr als er dachte. Und durch meinen Schmerz in Kombination mit Kampfeswille, hat er endlich spüren können, wie sehr ich ihn liebe. Das konnte er vorher für sich nicht annehmen. Aber jetzt. ich glaube, er hätte alles gemacht, um zu spüren, wie sehr ich ihn liebe. Was soll er bereuen? Dass er keinen anderen Weg gefunden hat? er hat es jahrelang versucht und nicht geschafft.
Gewiss, er muss sich selber verzeihen, dass er das Ganze nur erreichen konnte, indem er mir unglaublich weh getan hat. Vor allem ich habe die Rechnung gezahlt. Aber was würden wir nicht alle für den Menschen tun, den wir lieben? Irgendwann wird das Konto wieder ausgeglichen sein. Und wenn nicht, dann ist auch okay.
@ Sade, nein mein Mann soll nicht als schuldiger rumlaufen. Wäre mega uncool. ich will einen starken Mann, der mir in die Augen schauen kann und zu dem steht, was er getan hat! Letzteres geht nur über Selbsterkenntnisse. Wenn er die nicht hätte, dann wäre er ein Weichei und würde alleine schon deshalb bei mir rausfliegen
macht zwei Haufen: ein bösen Haufen mit all dem Schmerz und Betrug. Der andere gute Haufen besteht aus Liebe, schönen Momenten, etc. Im Idealfall wird mit der Zeit wird der gute Haufen größer, während der anderen nicht weiter anwächst. Am Anfang wirkt der böse Haufen immense hoch, nicht zu bewältigen. Schafft man es den guten Haufen höher als diesen wachsen zu lassen, bedenkt dann, wie groß der böse zunächst war, dann erkennt man, wozu man als Paar in der Lage ist. Zurück bleibt das Gefühl, zusammen schaffen wir alles, sogar so einen Misthaufen.