Mal ein Up-Date. Ich habe nachdem ich ein paar Post gelesen habe für mich noch mal gesehen, dass das vorgehen meines Mannes wohl eher nicht der Norm entspricht. Zumindestens der Norm in diesem Forum. Er hat gezielt eine Affäre begonnen, war ehrlich und hat diese quasi wie geplant nach knap einem Monat beendet, da er gefunden hatte, was er gesucht hat. Oder er hat bekommen, was er haben wollte. Wie auch immer. Es war keine S. Affäre, denn dazu gab es keinen Anlass und würde auch nicht zu ihm passen. Anschließend hat er das ganze genutzt um an sich zu arbeiten.
Als er an dem Punkt war, dass er alleine nicht mehr weiter kam, hat er es mir erzählt. Wir haben das Ganze genutzt um an der Beziehung und vor allem an uns selber zu arbeiten. Das ist kein Spaziergang. Ich war sehr hart im Umgang mit ihm und noch härter bei mir selber. wann man sich auch immer über meine Aussagen im Forum aufregen mag, so kann ich dazu sagen, dass es nur einen kleinen Bruchteil meiner Härte mir gegenüber zum Ausdruck bringt. Und genau so sollte es auch sein.
Kann eine Affäre nur statt finden, wenn es Probleme in der Ehe gibt? ja und nein. Klar gibt es Probleme, aber die haben nicht unbedingt was mit dem Partner zu tun. heute sehen wir die Probleme viel tiefer und haben die Komplexität erkannt. Eine Affäre ist dadurch keineswegs gerechtfertigt. Eine Affäre kann da. Auch nicht wirklich helfen. Entweder sie stabilisiert den Betrüger in seinen Defiziten, was die Agonie nur für alle verlängert, oder sie führt zum Aufbrechen der Konflikte, was besser ist. Aber ein anderer Weg um die Konflikte anzugehen wäre doch wünschenswerter.
Vor kurzem sah ich einen Film in dem ein Mann von seiner Frau betrogen wurde und es nicht gemerkt hatte. Später sagte er, er liebe seine Frau noch. Seine Schwester korrigierte ihn und meinte, hätte er sie noch geliebt, dann hätte er was gemerkt. Nun, ich habe vom ersten Tag an was gemerkt und das sehr deutlich. Spricht wohl dafür, dass wir trotz aller Probleme uns sehr nah waren. Das soviel zum Thema in eine intakte Ehe kann kein dritte rein. Man kann sich sehr nah sein und doch Probleme haben. Da hat ein dritter nichts zu suchen.
Lange habe ich damit gehadert, dass mein Mann einen Dritten reingelassen hätte. So wie ich immer sage in unseren inneren Kreis. Heute weiß ich, da war nie jemand. So ätzend es ist, irgendwann muss man das ganze aus Sicht des Betrügers mal betrachten. Die eigene Interpretation ist zwar relevant und zu respektieren, aber es ist eine Interpretation. Wie war es für ihn, was war ihm wichtig? Und dann ändert sich die Sicht. Ich kann ja nicht sauer über etwas sein, was er tatsächlich so nicht erlebt hat.
Am Anfang ist naturgemäß der Blick stark auf den Betrug und das Fehlverhalten des anderen fokussiert. dann geht der Blick auf die Beziehung. Das passiert natürlich nicht sukzessiv, sondern mehr in vielen interaktiven schleifen. Und immer mehr betrachtet man sich selber. Ich habe mich sehr intensiv über Monate damit auseinandergesetzt, fast bis zur Selbstzerstörung. aber das war nötig. Mein Mann weiß, dass ich mehr an mir gearbeitet habe, als an ihm oder der Beziehung. So lange der Fokus auf den anderen gerichtet ist, hat dieser keine Chance weiter zu kommen. So hart es ist, steht er an der Wand, dann kann er nicht weiter kommen. und klar, ein Betrug rechtfertigt dies ja auch. Aber es bringt keinen weiter. Die erlebte Erniedrigung, Kontrollverlust habe ich richtig ausgelebt. ich war am Boden und habe mich dort gesuhlt, eine Selbstkasteiung. Und doch war es gut und wirksam. Denn das auszuhalten ist hart.
Meinen Mann habe ich gewissermaßen gezwungen den Weg mitzugehen. da er mich liebte und mich nicht verlieren wollte, hatte er keine andere Wahl. ja, in diesem Prozess hatte ich die Führung und da war ich gnadenlos, aber vor allem mir gegenüber. Es ging aber nie darum jemandem zu schaden. Auch wenn ich sauer war, so wollte ich ihn nicht vernichten oder ähnliches. Gut, Mitgefühl hatte ich auch keines bzw. Nur wenig. Aber das war gut so. Mitgefühl, jemanden schonen zu wollen, kann sehr hinderlich sein. Nur egal was man macht, man muss bei sich selber anfangen. Die eigenen Abgründe sind relevant. Und nur dort findet man Antworten.
War das richtig? Keine Ahnung. Aber heute geht es uns besser denn je. Das was zu unseren Problemen geführt hatte, ist aufgelöst worden. Wir haben uns verändert und einiges gelernt.
Wa smich ab und zu noch beschäftigt ist, dass die Geschichte nicht mit der AF aufgearbeitet wurde. natürlich kann es mir egal sein. Es ist eher meine Art, dass ich gerne das ganze System bereinigen will und so was nicht ignorieren kann. Aber was sollte man ihr sagen? Wie könnte man es aufarbeiten? Für unsere Beziehung brauchen wir es nicht. Sie könnte nicht sagen oder tun, was für uns oder mich relevant sei. Ich weiß, dass das ganze für sie eine unerfreuliche Begebenheit war und das finde ich schade. Gewiss kann man sagen, sie sei selber Schuld und mein Mitgefühl hält sich auch in Grenzen. Sie wollte mir meinen Mann wegnehmen und dafür würde ich ihr jederzeit die Augen auskratzen. Damit meine ich nicht, dass sie Schuld sei. Ich würde jeder Frau die Augenauskratzen die das versuchen würde, egal ob es zur Affäre käme oder nicht. Schon der Versuch ist, aus meiner Sicht, strafbar.
Aber wie gesagt, ich habe eine ganzheitliche Sicht darauf und da sehe ich halt auch, dass es für sie ein ungutes Erleben war und das finde ich schade. Mir sagte mal jemand ich sei für ein bestimmtes Thema nicht verantwortlich, weil ich da nichts tun könnte. ich hadere etwas mit dem Ansatz, weil ich mich dennoch verantwortlich fühle. Aber da mus sich wohl loslassen und der Dinge harren. Wenn es tatsächlich Klärungsbedarf gäbe, dann wird sich dafür auch die Möglichkeit ergeben.
Ab und zu spüre ich noch eine innerliche diffuse Anspannung. Aber es ist wohl eher das ausschleichen des Erlebten. Es gibt nichts wichtiges mehr zu klären. Und wenn es etwas gibt, dann hat das nichts mehr mit dem Thema zu tun, sondern ist einfach eine neue Baustelle. Außerdem hat man sich ja auch etwas daran gewöhnt in dieser schleife zu sein. Ab und zu reden mein Mann und ich noch darüber. Aber dann schauen wir gemeinsam darauf. es ist kein gegeneinander mehr. ich sehe zunehmend, was wir beide geleistet haben. Und die zeit der Affäre? Wie sehe ich meinen Mann, wenn ich mir ihn in der Affäre vorstelle? Relativ emotionslos. ja, das hat er gemacht. ist halt so.
Mein Mann meinte die Tage, er würde all die Dinge, die er gerade so für mich macht, nicht aus einem Schuldgefühl machen, sondern aus Dankbarkeit. Und so fühlt es sich auch an. So sollte es auch sein. Nicht eine Schuld sollte im Vordergrund stehen, sondern das Gute was jeder geleistet hat sollte man sehen. Und dazu gehört es halt auch, dass man vor allem an sich arbeitet, mehr als an dem anderen.
Eines noch. Mitunter hindern uns Glaubenssätze an der Weiterentwicklung. Einer war bei mir, dass ich sehr an der körperlichen Treue festhielt. Das tu ich immer noch, aber anders. Es geht nicht um die körperliche Treue, sondern um Ehrlichkeit. Was nützt körperliche Treue, wenn es keine emotionale gibt. Ich war diesen Glaubenssatz bewußt angegangen und konnte ihn loslassen. das ermöglichte mir weiter zu gehen. Daher, wann immer man an so einen Glaubenssatz stößt, sollte man ihn bewußt angehen. Damit meine ich nicht, dass man die eigenen Werte über Bord werfen soll, aber man sollte sie prüfen und andere Perspektiven ausprobieren. gewiss ein Spagat zwischen eigenen Werten und gleichzeitig einen Vertoß dagegen zu akzeptieren.
29.08.2017 07:10 •
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