Hallo ihr lieben!
Wahnsinn! Heute habe ich zum ersten mal das Gefühl, dass wir es wirklich geschafft haben könnten. Nein, ich bin sogar davon überzeugt.
Für alle, die meine Geschichte nicht kennen, hier nochmal eine kurze Zusammenfassung. Mein Mann und ich sind bald 33 Jahre zusammen, davon 20 verheiratet. Wir haben einen Sohn, der bei seiner Geburt leider nicht ganz gesund war und mehrfach operiert werden musste. Heute hat er alles überstanden und ist ein toller junger Mann geworden, Gott sei Dank!
In unserer Ehe hatte wir immer viele Probleme zu bewältigen, die hauptsächlich aus dem Umfeld bzw. aus meiner Familie herrührten. In der Folge distanzierten wir uns von meiner Familie, worunter ich sehr litt. Als dann meine Eltern beide verstorben waren, hatte ich keinen Boden mehr unter den Füßen und erkrankte an einer Depression.
In dieser Zeit begann ich einen neuen Job und lernte einen netten Kollegen kennen, in den ich mich verliebte. Ich gestand sowohl meinem Mann als auch meinem Schwarm meine Gefühle, trennte mich von meinem Mann und zog aus. Mit dem Kollegen begann ich eine Affäre, die allerdings ein ewiges hin und her zwischen Abstoßung und Anziehung war. In einer der ersten großen Krise mit ihm, wollte mein Mann mich wieder zurück und ich zog wieder nach Hause. Die Affäre allerdings ging weiter, leider.
Dann jedoch erfuhr ich, dass ich nicht die einzige Freundin des AM war und beendete es sofort. Ich war tief getroffen. Wollte mich erneut von meinem Mann trennen, doch er hielt an mir fest. In meiner Ambivalenz und Trauer und Verzweiflung hielt ich Whatsappkontakt zum ExAm und wollte das ganze für mich irgendwie klar kriegen. Dabei entdeckte ich mehr und mehr Lügen und Taktikspielchen von seiner Seite, die mich zutiefst kränkten, gleichzeitig aber auch kurierten. Ich war einem charmanten Halunken aufgesessen, der meine damalige Labilität irgendwie für sich ausgenutzt hatte.
Von meinem Mann hatte ich mich dadurch emotional entfernt, da er meine Trauer und Verzweiflung nicht geteilt hatte. Während der Affäre wollte ich ihn daher nur noch los werden. Er aber blieb an meiner Seite - trotz allem!
Zuerst empfand ich für meinen Mann eigentlich nur Dankbarkeit, dass er mich nicht fallen gelassen hatte. Ohne ihn sähe meine Situation deutlich schlechter aus, ich stünde alleine da, ohne Familie und Freunde, die sich bei meinem ersten Ausbruchsversuch von mir schon abgewendet hatten. Auch materiell und sozial wäre ich schlecht dran und selbst mein Sohn hätte sich von mir distanziert. Mein Mann war also über lange Zeit für mich nicht mehr als ein Versorger, der mir darüber hinaus familiäre Sicherheit und Geborgenheit bot.
Dann, mit Hilfe dieses Forums, dämmerte mir langsam, was ich da eigentlich abzog. Mein Gewissen meldete sich endlich wieder und ich ging in die Kontaktsperre zu meinem ExAm, der inzwischen wieder ungebunden und an einer Wiederaufnahme der Affäre interessiert gewesen wäre. Diesmal aber durchschaute ich seine Spielchen und ich empfand zum ersten Mal Abscheu gegen ihn und mich.
Ich begann eine Therapie und ich wendete mich innerlich wieder mehr meinem Mann zu, sah ihn mir ab und zu bewusst an. Ich erinnerte mich an unsere Anfangszeit, wir guckten dazu gemeinsam alte Fotos. Ich arbeitete unsere Probleme mit Hilfe der Therapeutin durch. Ich schrieb Briefe an meinen Mann, die ich ihm nie gab. In diesen erzählte ich ihm alles über meine Wut und Verzweiflung und meine Wünsche. Gefiltert durch die Therapeutin bekam er von mir dann die mündliche Version, die ihn nicht verletzen sollte und ihm Gelegenheit bot, nun endlich meine Bedürfnisse überhaupt einmal zur Kenntnis zu nehmen.
Ich habe inzwischen die Tür zum ExAm geschlossen und öffne ein Fenster nach dem anderen wieder für meinen Mann. Wir gehen wieder viel zusammen raus, zum Tanzen oder ins Kino und haben wieder Spaß zusammen. Wir haben wieder S. und verlassen dabei ab und zu auch mal die eingefahrenen Pfade um neues auszuprobieren.
Und jetzt passiert ab und zu ein Wunder: Ich fühle wieder Liebe für ihn. Meine Gefühle für meinen Mann kommen tatsächlich zurück. Der ExAm ist Geschichte. Ich habe das Gefühl, je mehr innere Distanz ich zu ihm aufbaue, desto mehr Platz ist da wieder für meinen Mann.
Die Partner-Übungen der Therapeutin helfen sehr und ich bin wirklich erstaunt und dankbar. Das Gefühlschaos in dem sich die einzelnen Emotionen wie in einem verwirrten und verknoteten Wollknäuel miteinander verflochten hatten, löst sich auf. Ich spüre mich und meine Bedürfnisse wieder deutlicher. Ich lerne sie einzuordnen und zu äußern und mein wunderbarer Mann lernt, sie anzuerkennen und nach seinen Möglichkeiten zu erfüllen.
Er ist eher ein zurückhaltender, knorriger Typ, der mit mir quirligen und lebhaften Frau wohl so seine Schwierigkeiten hatte. Jetzt lernen wir wieder aufeinander zu und im gleichen Tempo zu laufen. Er lernt, mich liebevoll ab und zu mal von der Leine zu lassen und ich lerne, ihn mit mir mit zu ziehen und ihm dabei die Angst vor einem erneuten Ausbruch von mir Stück für Stück zu nehmen. Erstmals in unserer Beziehung habe ich das Gefühl, sind wir jetzt endlich auf Augenhöhe. Und er hat wunderschöne Augen. Gut, dass ich die jetzt wieder sehen kann!
LG Shediaa
30.11.2018 08:52 •
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