Hallo an alle zusammen,
auch ich bin eine der Personen, die sich für sich selbst einen anderen Weg vorstellen, nämlich jenen, wieder auf die Beine zu kommen und sich hier deshalb noch einmal anderweitig umgeschaut haben. Ich bin seit letztem Wochenende hier, habe vorher aber schon eine ganze Zeit lang mitgelesen, bis meine Finger irgendwann so sehr zu zucken begannen, dass ich mich anmelden musste:).
Manfredus, ich möchte dir hiermit auch noch einmal danken, dass du diesen Thread gestartet hast, der bereits jetzt bei Weitem über mehr Inhalt verfügt, als es ein bestimmter anderer je auch nur minimal tun wird.
Kurz zu meiner Geschichte:
Ich stecke seit mittlerweile über 14 Monaten in einem Loch fest, weil nach der Trennung im April beide Seiten einen Neuanfang wollten, zu welchem es anscheinend jedoch nie kommen sollte. Ich schwebte ein halbes Jahr auf einer Hoffnungswolke (die Hoffnung wurde mir wirklich gemacht und der Wunsch nach einem Neuanfang ging von ihm aus), an welcher gleichzeitig eine Wolke aus Angst und Verzweiflung haftete.
Falls jemand ein paar Einzelheiten erfahren möchte, kann er sich gern an mich wenden. Ich habe eben auch noch einmal alles für mich zusammengefasst.
Mittlerweile, nach mehreren Rückschlägen, kann ich wieder immer mehr positiv denken. Ich möchte allen hier Mut machen, dass es besser wird, wenn man sich wirklich die Zeit gibt zu heilen. Den Inhalten von Manfredus Eröffnungszeilen stimmt ich zudem voll und ganz zu.
Mein Weg ist nun, nachdem sich meine Gedanken endlich umgekehrt haben und sich nach und nach immer mehr auf mich selbst konzentrieren können, es hinzubekommen, mir erst einmal selbst zu genügen, nachdem ich nach der ersten Beziehung nach 5 Jahren bereits für ein halbes Jahr in ein Loch gefallen bin und nun, nach fast 5,5 Jahren das zweite Mal, aber diesmal umso heftiger. Auch ich möchte zu mir finden, mich neu kennenlernen und erst einmal von niemandem mehr abhängig sein, bzw. niemals mehr so abhängig werden, niemanden mehr indirekt dafür verantwortlich machen, ob es mir gut oder schlecht geht bzw. auch niemandem mehr die Verantwortung übertragen und mich so sehr verlieren. Wieso das passiert ist, versuche ich nachhaltig mit professioneller Hilfe raus zu finden in der Zukunft.
Liebe Polaris: Ich bewundere dich sehr dafür, dass du bereits nach einem Monat wieder aus deinem Loch herausgefunden hast. Das ist für mich der Wahnsinn, auch wenn ich mittlerweile glaube, dass es in meinem Fall so notwendig war, wie es war um noch einmal eine ganz neue Richtung einzuschlagen und mein Leben zu überdenken.
Ich denke schon, dass eine Art Abhängigkeit der Grund sein kann, so lange in einem Loch zu stecken. In meinem Fall bin ich mir da sehr sicher. Wie kann es auch anders gewesen sein, wenn ich doch, und das wird mir im Nachhinein immer bewusster, eigentlich schon lange nicht mehr glücklich war, wenn ich ehrlich zu mir bin, aber trotzdem nicht ging. Ich habe hier erfahren, dass einige dies im Nachhinein für sich auch feststellen konnten. Ich glaube ich wusste irgendwann auch einfach nicht mehr, wie es anders sein kann und was eigentlich normal wäre. Zudem denke ich, dass aber auch die Umstände an sich eine Rolle spielen, wie lange man in solch einem Zustand verharrt. Ich beispielsweise konnte nie wirklich abschließen, denn ich blieb ohne Antworten zurück. Ein Kontaktabbruch seinerseits nach einem halben Jahr machte mir zudem sehr zu schaffen. Diese Erfahrung eines Kontaktabbruchs habe ich bisher in meinem Leben (zum Glück auch) noch nicht machen müssen. Ich konnte mit diesem absolut nicht umgehen. Und ich habe aber leider schon immer das innere Bedürfnis, mit allem und jedem gut auseinander zu gehen, Dinge zu klären. Diese Ungeklärtheit hat mich gefühlt beinahe innerlich zerrissen.
Zudem muss man auch erst einmal an dem Punkt angelangen, an dem man merkt, dass man sich entscheiden muss zwischen zwei Optionen: der, so weiter zu machen wie bisher und somit immer tiefer zu fallen und eventuell auch alles andere auf‘s Spiel zu setzen oder jener, in allen anderen Bereichen wieder klar zu kommen, ohne andauernde Weinkrämpfe. Der Weg bis zu diesem Punkt dauert bei jedem unterschiedlich lange. Man muss erst diesen Zustand Leid werden.
Des Weiteren habe ich diese Verlustangst kaum ertragen können, die Angst, ihn nie mehr wieder zu sehen, hören oder zu lesen, ihn los zu lassen. Sehr schwer fällt und fiel mir auch, mir selbst eigene gemachte Fehler zu verzeihen, endlich innere Ruhe zu finden. Ich sehe es als ganz wichtig an, dass man lernt, sich selbst eigene Fehler zu verzeihen, diese als Erfahrung anzusehen, zu verstehen, dass diese quasi auch die Antwort auf ein anderes Verhalten waren. Fehler seinerseits konnte ich eine Zeit lang gar nicht mehr sehen. Sie waren wie ausgelöscht. Es ist wichtig, nett zu sich selbst zu sein, in einer solchen Zeit, sich bewusst etwas Gutes zu tun und sich wieder eigene Inseln zu schaffen, die nichts mit dem Expartner zu tun haben und neue Erfahrungen bedeuten. Das fiel mir sehr schwer. Erschwerend hinzu kam noch, dass meine Kollegin genau zur Trennung in Elternzeit ging, weshalb ich seitdem für zwei Personen arbeite, und meine Kraft weder zu 100% für die Arbeit (200% waren erforderlich) noch für die Bewältigung der privaten Probleme einsetzen konnte, beides lief bis dato parallel.
Ich kämpfe seit 14 Monaten und empfinde es als mit den härtesten Kampf, sich wirklich tiefgründig mit sich selbst auseinander zu setzen, was bedeutet, dass man sich seinen Gefühlen stellt und sie vor allem aushält und als dazugehörig betrachtet. Dieser stellt jedoch meiner Meinung nach die einzige ehrliche Möglichkeit dar, zu heilen und vielleicht irgendwann wirklich glücklich zu werden. Diese ganze Zeit hat in mir Dinge zum Vorschein gebracht, welche für dich selbst erst einmal nichts mit einem Partner zu tun haben, an denen ich arbeiten muss.
Ich bin bis dato nicht verharrt, sondern wirklich sehr sehr viele kleine Schritte gegangen, welche ich als solche erst gar nicht wahrgenommen habe und habe dennoch bereits so eine lange Zeit gebraucht, wieder allmählich zu mir zu finden. Der Prozess ist auch noch lange nicht abgeschlossen.
@ Manfredus: Ich mag es so sehr, wie du die negative Tatsache, die Wohnung nicht bekommen zu haben, wieder für dich ins Positive verwandelt hast. Genau das bekomme ich mittlerweile oft auch wieder hin, und ich freue mich selbst so sehr darüber . Zudem habe ich meine Selbstironie teilweise zurückgewonnen^^.
Dennoch bin ich nach wie vor auf der Hut vor mir selbst, denn ich traue dem Frieden noch nicht. Aber das ist auch wieder eine positive Entwicklung, genau in sich hinein zu horchen und noch mehr Acht auf sich zu geben, denke ich. Ich lerne mit mir umzugehen. Habe ich einen Rückfall, versuche ich Kraft zu schöpfen, aus meinen bisherigen Erfahrungen, aus der Erinnerung an den Zustand, den ich davor erreicht hatte. Ich habe mittlerweile feststellen können, dass der Zustand der Hilflosigkeit, Ohnmacht und Trauer auch mit jedem Mal kürzer wird. Ich habe mittlerweile Strategien entwickelt, mich aus einem Tief wieder raus zu ziehen und das geschieht irgendwann ganz unbewusst und automatisch.
Es hilft mir ebenso, mir zu sagen und zu akzeptieren, dass er nicht mehr der Mensch ist, den ich einmal kennengelernt habe und ich nun zum Glück allmählich auch nicht mehr.
Ich weiß nun wieder, was mir wichtig ist im Leben und was ich mir wünsche. Für diese Tatsache bin ich ihm sogar dankbar. So langsam meine ich auch so etwas wie Hoffnung zu erhalten, aber erstmalig seit langem eine ganz andere Hoffnung. Nämlich nicht die, dass er sich noch einmal meldet, sondern die Hoffnung, dass ich irgendwann wieder, vielleicht sogar erstmalig, in mir ruhe und zu mir finde, auch ohne Partner und dennoch irgendwann jemanden finde, der zu mir passt.
Bitte entschuldigt diesen langen Text, wenn es raus muss, ist es nicht mehr zu stoppen^^.
Ich wünsche allen hier alles Liebe.
die Schwalbe
28.06.2014 00:16 •
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