Hallo alle miteinander.
Ich bin seit einer Weile Stille Mitleserin und brauch nun auch mal euren Rat oder Gedankenanstoß. Der Text ist ziemlich lang geworden. Ich hoffe dennoch etwas Klarheit in mein gedankenchaos gebracht zu haben und die mich belastende Situation für euer Verständnis gut geschildert zu haben.
Ich bin 33 und bin seit knapp über einem Jahr mit meinem Freund (32) zusammen. Seit 4 Monaten führen wir eine Fernbeziehung, mit der ich von vornherein schon meine Schwierigkeiten hatte. Wir sehen uns am Wochenende höchstens einen Tag, was für mich irgendwie und gerade noch so frisch in der Beziehung etwas zu wenig ist.
Unser grundlegendes Problem ist genau das. Er strebt zwar eine Versetzung an, aber kann nicht sagen, wann diese passieren wird. Der geduldigste Mensch bin ich nun auch nicht wirklich und mir fehlt einfach die gemeinsame Zeit, die in einer Beziehung doch grundlegend vorhanden sein sollte.
Oder sehe ich das falsch?
Ja, wir hören uns auch unter der Woche, aber per Telefon und in der kurzen Zeit, die wir da haben, geht einfach viel verloren.
Erschwerend kommen jetzt verschiedene Dinge hinzu, die ein weiterführen der Beziehung zumindest aus meiner Sicht schwierig macht. Auch die üblichen durchhalteparolen, dass er in paar Wochen sicher hier in der Nähe ist, machen das ganze nicht besser.
Manchmal habe ich einfach, dass Gefühl, dass wir in grundlegenden Sachen zu unterschiedlich sind, die da wären:
1. Er freigeist, der möglichst viel zeit für sich braucht - ich hingegen, möchte gern Zeit mit ihm verbringen oder zumindest mehr als einen Tag in der Woche
2. Er hält nichts von Urlaub und Erholung - ich hingegen kann gar nicht genug davon bekommen (2x hat er sogar schon gemeinsamen geplanten Urlaub abgesagt, weil es ihm in dem moment nicht rein passte)
3. Gemeinsame Aktivitäten scheitern an zu unterschiedlichen Interessen
4. Er ein Egoist, dem es schwer fällt auch mal seine Ansichten und Einstellungen hinten anstellen, ich bin da schon eher kompromissbereit
5. Ich habe einen Sohn (5) aus früherer beziehung, er hat eine grundlegend andere Haltung zur Erziehung und möchte diese durchsetzen.
Nun hatten wir erst letzte Woche kontaktsperre, weil diese Debatte über die nicht vorhandene Zeit so ausgeartet ist, dass ich seelisch und letztlich auch körperlich fertig war und einfach mal meine Ruhe brauchte.
Diese habe ich auch vollends genossen und mir ging es dadurch auch deutlich besser.
Wir haben dann übers Wochenende erneut gesprochen und es war in Ordnung. Wir haben uns beide zusammen gerauft, naja vielleicht habe ich auch einfach wieder nur nachgegeben, denn anschließend und nach mehrmaligen nachfragen, hat er den Urlaub für dieses Wochenende abgesagt, weil es ihm aktuell nicht in den Kram passt und weil ihm auch alles zu viel ist. Versetzung geht nicht weiter, keine Zeit für sich, 400km weit weg und diese ständige fahrerei.
Grundlegend kann ich ihn verstehen, dass er da keinen Kopf für den kurzurlaub hatte, aber für mich wäre das endlich mal ein Beweis gewesen, dass er tatsächlich was ändern möchte und nicht immer nur redet. Bei alle dem komme ich mir schon ganz schön verarscht vor. Es wird immer seinerseits geredet, geplant, versprochen und am Ende trifft davon wenig ein.
Ein weiterer Punkt, den ich mir definitiv anlasten muss, ist, dass ich durchdrehe, wenn er mir stundenlang nicht zurück schreibt. Ich fühle mich in dem moment einfach wieder nicht wichtig genug. Ala er schreibt nur dann, wenn er auch wirklich Zeit hat, ansonsten ist alles andere wichtiger. Ja ich weiß. Ziemlich bescheuert. Ist jetzt nicht wirklich ein Zeichen von emotionaler Stärke und Gelassenheit, aber daran arbeite ich.
Ich weiß nicht mehr weiter. Heute ist es dann erneut ausgeartet.
Da wurde mir gesagt, dass ich übertreibe, ihm keine Freiheiten lasse und alles einfach zu schwarz mahlen würde. Ich sollte doch auf seine Gefühle für mich vertrauen. Er würde mir genug Aufmerksamkeit schenken, ich solle das doch einfach auch mal sehen.
Ich meine natürlich verstehen wir uns, er ist bester Freund und Partner, er hilft mir mit verschiedenen Dingen, in denen ich mich nicht so gut auskenne. Aber ist das Grundlage für eine Beziehung?!?
Ich bin kurz davor mich zu trennen, denn es macht so einfach keinen Sinn mehr. Diese ewigen gleichen Debatten zehren an seinen und meinen Nerven.
Aber vielleicht sollte ich genau dies tun, mich trennen. Vielleicht wacht er dann auf und merkt, dass er mit mir nicht alles machen kann.
Dass ich eben nicht immer mehr brav zur Verfügung stehe, wenn er gerade mal Zeit und Lust auf mich hat.
Vielleicht wird er wach und merkt, was er an mir hat und ändert sich.
Ja eigentlich kann ich mir das wohl selbst auch schon beantworten und weiß grundlegend schon, was ihr mir schreiben werdet. Dennoch ist es schwer zu verstehen und ja sicher habe ich auch Angst vorm Alleinsein.
Freunde habe ich nicht wirklich, Hobbys habe ich aufgegeben. Ich muss mich danach komplett neu orientieren. Davor habe ich Angst. Das ist wohl das größte Problem für mich.
Und bei alle dem frage ich mich dann, was ist eigentlich liebe? Kann ich diese empfinden? Bin ich beziehungsfähig?
Was macht eine gute Partnerschaft aus?
Ich meine, ich habe jetzt 2 mal 6 Jahre Beziehung hinter mir, beide sind zu Ende gegangen aus den verschiedensten Gründen. Jetzt die nächste.
Mir wurde schon gesagt, mir muss der richtige erst noch gebacken werden. All das bringt mich zum Nachdenken.
Ich bin mir sicher, dass jeder sein Päckchen zu tragen hat und jeder seinen gewissen Teil zum funktionieren oder eben auch nicht funktionieren einer Beziehung beizutragen hat und somit auch unterschiedlich auf diese Sachen geprägt und eingestellt ist. Jeder auch unterschiedliche Auffassungen zum führen einer Beziehung hat. Ich habe hier im forum dazu auch schon viel gelesen. Auch, dass ich mich erst selbst lieben lernen und mit mir glücklich werden muss.
Aktuell stecke ich irgendwie so ein bisschen fest in meiner Gedankenwelt und weiß nicht so recht weiter.
Vielleicht könnt ihr mir ja einen kleinen Anstoß dazu geben.
Danke schon mal im vorab!
Viele Grüße
11.02.2020 20:40 •
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