Guten Abend,
nach gut 4 Jahren Beziehung bin ich seit knapp 3 Jahren Solo.
Wohne hier in einer kleineren Stadt mit 15.000 Einwohnern und habe unsere gemeinsame Wohnung (Eigentum) behalten, während er weg zog. Eigentlich kam ich wegen ihm hier her. Hatte und habe wenig Anbindung. Das fiel mir nie auf, da wir zu zweit alles unternommen hatten. Er war auch eher jemand, der niemanden brauchte. Daher waren wir kaum weg. Die wenigen Kontakte hier sind eher Verwandte von mir (älter als ich).
Vor drei Jahren brauchte ich erstmal Zeit, störte mich nicht. Habe mich viel mit mir beschäftigt, auch oft an die schönen Zeiten gedacht, aber war nicht unbedingt frustriert oder unglücklich. Ich machte das, was ich immer gern machte, Sport und Lesen.
Das Jahr darauf, also vor zwei Jahren hatte ich auch keinerlei Gedanken an Partnerschaft, obwohl sich zwei, drei Mal theoretisch etwas hätte entwickeln könnten, war ich nicht offen und auch nicht interessiert, aus heutiger Sicht ein Fehler. Aber ich habe auch keinen Kontakt mehr zu diesen Personen
So richtig änderte es sich bei mir letztes Jahr im Sommer. Bei uns in der Firma wurde Home Office zurück gefahren und man sah erstmals einige Kollegen, denen man vorher nicht begegnet war. Diverse Firmen Events wurden veranstaltet und ich lernte da einen neuen Kollegen in der Abteilung kennen. Da Kollegen für mich dabu sind bzw waren, war das nie Thema.
Eines Abends schrieb er mich an. Ich spürte gleich, dass da was nicht stimmt, denn ich wusste, er hat eine Freundin seit einigen Jahren. Um es kurz zu machen, flirtete er schon ordentlich mit mir herum. Emotional war ich schon ziemlich mit dabei, steckte dann im Herbst aber klare Grenzen, da ich mich verlor, dass ich an ihn dachte, während ich umgekehrt für ihn nur mit seiner Schreiberei unter der Woche interessant war. Am Wochenende, wo seine Partnerschaft dann lief, schrieb er nicht und meldete sich nicht.
Irgendwann machte ich einen „Cut“ und sprach mit ihm auch Klartext, dass ich keine Lust auf sowas habe. Seither, das war im letzten Dezember, war weitgehend Ruhe. Mittlerweile läuft seine Beziehung wieder mehr als gut, ständig ist er im Urlaub und meldet sich ab und zu sporadisch bei mir, wenn ihm langweilig ist, was ich natürlich merke und entsprechend ignoriere oder kurz angebunden darauf eingehe.
Ich denke, diese Ablehnung und dieser Flirt meines Kollegen hat mich schon ziemlich runtergezogen. Dieses Gefühl, „Spielball“ in schlechten Zeiten zu sein. Aber andererseits würde ich ihn mit seinem Verhalten nicht geschenkt haben wollen, da ich bis heute denke, er kann seine Beziehung nicht regeln mit seinen „Aufs“ und „Abs“, die immer mal wieder vorkommen und er auch immer mal wieder während seiner schlechten Phasen schreibt und Kontakt zu mir sucht.
Seit diesem Erlebnis wurde mir irgendwie diese Einsamkeit vor Augen geführt, die ich vorher komischerweise nie spürte, auch wenn sie faktisch sicherlich genau so da war wie heute. Ich bin auch heute noch mit meinen Hobbys beschäftigt, bin sogar in 2 Vereine eingetreten, die in den Nachbarorten sind. Das füllt die Zeit ein bisschen, aber mehr auch nicht.
Seit diesem Erlebnis denke ich mir, wieso klappt es bei mir eigentlich nicht, dass ich jemanden kennenlerne und seit diesem Erlebnis ist auch wieder diese Sehnsucht da, Urlaub zu zweit zu machen oder Urlaube überhaupt mit jemandem zu teilen.
Was ich probiert habe:
2 neue Vereine
bin jetzt auch im Fitness Studio
Single Urlaub (war ein Reinfall)
diverse Apps fürs Dating (war ein Reinfall)
diverse Apps für Unternehmungen (war ok)
Ich hatte es dann mal mit diesen Dating Apps probiert und relativ schnell für mich gemerkt, dass das nicht meine Welt ist und mich noch mehr herunterzieht, wenn einem das Match nach drei vier Tagen intensiver Schreiberei gelöscht wird, fühlte ich mich wieder veralbert, so wie ich es von meinem Kollegen mal erlebt hatte, habe ich wieder das Gefühl gehabt, in Phasen „gut genug zu sein“, wenn dem anderen langweilig ist und dann saß man wieder da. Also habe ich dieses Vorhaben gestrichen.
Ich hatte diverse Unternehmungs Apps installiert, wo man Events in näher gelegenen Städten besuchen kann. Zwei oder drei Mal war ich dann dabei, das war lustig für sich gesehen, aber auch anstrengend, jedesmal mit neuen Leuten in Kontakt zu treten, jedesmal wieder seine Lebensgeschichte zu erzählen, oft hat die Chemie überhaupt nicht gepasst.
Ich habe gemerkt, dass ich in den letzten Monaten, trotz dem jetzt der Fühling beginnt, so richtig frustriert und genervt bin. Und Kollegen hatte mich auch schon darauf aufmerksam gemacht, wieso ich so negativ eingestellt bin, was ich komischerweise bis vor zwei Jahren nie war. Da war die Situation unverändert, wenig soziale Kontakte, Hobbys waren sogar auch weniger, weniger Anbindung, weil ich noch nicht im Verein war, aber ich hatte mich weniger einsam gefühlt als jetzt und frage mich woran das liegt.
Meine Geschwister sind etwas älter, mit denen hatte ich darüber geredet und die meinten, es sei eine Art Torschlusspanik. Ich weiß es nicht, aber würde gern wieder zurück, entspannter werden für mich und nicht so viel über die Situation nachdenken, was viel Energie raubt.
Ein wenig Hoffnung hatte ich mit Beginn des Frühlings, dass ich dann auch wieder innerlich fröhlicher, gelassener werde.
Neuerdings kommt noch hinzu, dass viele Kolleginnen und auch dieser Kollege eigentlich ständig am Verreisen sind, am Planen und irgendwie auch im Büro nur noch „Zweisamkeiten“ die Themen sind. Dem kann man schwer aus dem Wege gehen. Ich versuche es zu ignorieren, aber es gibt Tage, da zieht mich das doppelt runter.
Ich würde gern die Zeit zurück haben, wo mich das nicht interessiert hat und ich mich mehr auf mich und meine Freizeit fokussieren konnte, was mir derzeit einfach nicht gelingen will.
Ein bisschen beobachte ich an mir selber ein Verhalten, das ich bei anderen in meiner Lage immer kritisiert oder etwas belustigt kommentiert hatte: Diese Art, alles sarkastisch, überspitzt und ironisch zu sehen, dieser Frust, den man fast schon heraushört, weil man sich eigentlich innerlich über alles verärgert lustig macht. Und eigentlich wollte ich so nie werden, möchte das auch gern schnell wieder abstellen, weil ich immer von genau diesen Leuten Abstand gehalten habe, die so rüberkamen, denn ich dachte immer: Der ist verbittert. Und jetzt habe ich das Gefühl, selber in gewisser Form dazu zu gehören.
Vielleicht gibt es einen Tipp?
11.04.2023 18:41 •
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