Unfassbar!
Du glaubst nicht wie ich dieses elende Stalker-Pack verachte und wie zornig mich diese polizeiliche und juristische Untätigkeit und Handlungsunfähigkeit machen! Und deine Kolleginnen, sorry, was für ein ekelhaftes Weibspack! Schämen sollten die sich allesamt, was zur Hölle!
Zunächst mal, bitte mache Dir bewusst, dass jeder Opfer von Stalking werden kann. Das liegt NICHT an Dir, du hast einfach Pech gehabt und bist unverschuldet ins Visier dieses kriminellen und psychopathischen Blenders geraten. OK? Du bist deshalb nicht weniger wert und dein Umfald hat die verdammte Pflicht, dich ernstzunehmen, zu unterstützen und dir dieses Gefühl von Scham und Hilflosigkeit auszutreiben!
Ich bin ja mit einem Polizisten verlobt und habe ihm vorhin deine Schilderungen vorgelesen, worauf wir fast eine Stunde diskutiert haben. Daher werde dir nachfolgend eine sehr große Liste an hilfreichen Tipps und detaillierten Ratschlägen geben können.
Zur Orientierung, folgende Punkte sind ja bereits abgedeckt, wie ich verstanden habe (bitte korrigieren, falls etwas fehlt oder nicht stimmt):
- Du hast die Polizei eingebunden und jeden Vorfall direkt dokumentiert und weitergeleitet
-Du reagierst nicht mehr auf seine Kontaktversuche
- Du hast ein Kontaktverbot oder Annäherungsverbot erwirken lassen (Ist das gerichtlich schon fix?)
-Du hast im Ansatz deine Arbeitskollegen und Arbeitgeber, deine Nachbarn und Familie/Freunde über das Stalking informiert, bzw. sie waren bereits Zeugen
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Die Grundlage ist bereits geschaffen und nun solltest Du folgende Schritte gehen:
1. Das allerwichtigste:
Teile dich mit! Egal was dein Gegenüber von dir denken könnte! Sprich ohne Scham über all deine Erlebnisse und Gefühle, beschreibe deine Fassungslosigkeit, deine Angst und Zweifel, brich dein Schweigen und zerre so dieses dunkle, bedrohliche Gespenst aus dem Schatten deiner Angst ins grellstmögliche Licht, um die erbärmliche und klägliche Wahrheit über diesen schwächlichen Looser zu erkennen, der Dir völlig unterlegen ist und der sich mit der falschen Frau angelegt hat!
2. Informiere Dich umfassend über Stalking und deine Möglichkeiten, dich dagegen zu wehren und zu schützen. Recherchiere, wie Stalker vorgehen, welche Methoden sie haben und welchen juristischen und persönlichen Handlungsrahmen es gibt. Recherchiere dazu im Internet, nutze Informationsseiten vom Weissen Ring e.V., schaue Dokumentationen auf YouTube und melde dich in interaktiven Selbsthilfegruppen oder zugehörigen Forenbereichen für Stalkingbetroffene an.
3. Nutze alles, was an Beratung und Unterstützung angeboten wird, vor allem vom Weisser Ring eV. Nimm daher zuallererst (!) unbedingt Kontakt zum Weissen Ring auf:
https://weisser-ring.de/praevention/tipps/stalkingAm besten gleich heute noch. Die beraten dich nicht nur, sondern bieten Notfallhilfe mit einer besonderen Alarm-App, begleiten Dich langfristig durch diesen Mist, helfen bei diversen Problemen (etwa auch bei der Kommunikation mit der Polizei oder Behördenträgheit). Der Weisse Ring hilft dir auch, alle wichtigen Kontakte und Hilfsangebote (nach den Möglichkeiten deiner Region) herzustellen, etwa zu entsprechend kompetenten und spezialisierte Fachanwälten, Selbsthilfeorganisationen, Frauenhäusern oder Abtauchorte für den Notfall. Deiner Berater können auch eine bessere polizeiliche Opferberatung organisieren und prüfen, ob sogar eine Kontaktherstellung mit einem für deinen Fall zuständigen Verbindungspolizisten möglich ist (je nach Revierstärke gibt es speziell zuständige Komissare, die direkt erreichbar und dein dauerhafter Ansprechpartner sind). Daneben planen sie mit Dir die für dich passende Anti-Stalking-Strategie, was diverse Verhaltenstipps und sogar die Nutzung technischer Mittel zur Kommunikationsblockierung beinhaltet.
4. Baue dein Hilfsnetzwerk weiter aus und fordere die notwendige Unterstützung ein, um den Stalker in die Schranken zu weisen:
Dein Arbeitgeber und dein Vermieter sollen bitte unbedingt ein dauerhaftes Hausverbot gegen den Stalker aussprechen, bitte juristisch wasserdicht unter Androhung von Konsequenzen (Verstoß führt direkt zu einer Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch) in schriftlicher Form. Bitte auch (nach Rücksprache mit Chef und Vermieter) alle Hausbewohner und Arbeitskollegen mit Bezug auf gute Nachbarschaft, kollegiales Zusammenstehen oder ähnliches über diesen Umstand informieren und um Mitwirkung bitten. Hierzu kannst Du eine Krisensitzung der Hausgemeinschaft oder der Mitarbeiter einberufen oder einfach Rundmails nutzen und Informationszettel in die Briefkästen tun, wo alle Infos und Handlungsanweisungen zu finden sind. Die Nachbarn sollen etwa nicht direkt öffnen, wenn es klingelt, sondern fragen, wer da ist und im Zweifel nicht aufmachen. Bei Sichtung der Person soll um die umgehende Verständigung der Polizei gebeten werden, die informiert sei und den solidarischen Einsatz sehr begrüsst. Die Hausverbote sind dem Stalker natürlich förmlich zuzustellen, damit er weiss, dass er nun derjenige ist, der unter Beobachtung steht und jeder Fehltritt weh tun wird.
5. Befasse dich mit Notfallstrategien, die schnell umsetzbar sind:
a) Meide gefährliche Situationen und erschwere ihm potentielle Annäherungsversuche. Bitte z.B. nach Feierabend einen Kollegen um Begleitung zum Auto oder schliesse dich an, wenn jemand Feierabend macht. Wenn du doch mal alleine wohingehen musst, gerade im Dunkeln, telefoniere solange mit jemandem oder täusche es vor. Das hemmt den Stalker oftmals, da er dich ja alleine abpassen will.
b) Erschwere ihm die Informationsbeschaffung und die Übersicht über deine Gewohnheiten. Ändere daher immer wieder deine Routinen, wirf keine privaten Unterlagen ungeshreddert in den Müll und stelle alle Social Media Profile auf privat. Nimm keine Anfragen von Fremden an und sei auch bei vermeintlich Bekannten immer misstrauisch, verifiziere die Echtheit des Profils am besten über einen anderen Kanal. Oft wird ein Stalker nach seiner Blockierung mit Fakeprofilen versuchen, an Informationen zu geraten. Besonders wenn auch die reale Annäherung erschwert wird. Überlege auch, ein Postfach zu mieten oder deinen Briefkasten zumindest mit einem Diebstahl-Schutzeinsatz aufzurüsten.
c) Melde dich, sobald möglich, an einem Selbstverteidungskurs für Frauen an, am effektivsten ist Krav Maga. Lege dir zusätzlich etwas zur Selbstverteidigung zu, was Du immer bei dir tragen kannst. Preiswert und zugleich besonders effektiv sind (neben Pfeffersprays) die als Schlüsselanhänger getarnten Taschenalarmgeber, die bei Gefahr in Richtung Stalker gehalten werden und auf Knopfdruck einen schrillen und sehr lauter Alarmton von sich geben.
d) Lege gemeinsam mit deinem nahen Umfeld eine Set an unauffälligen Notfallcodes fest, mit dem du in einer Bedrohungslage (etwa wenn er sich zu deiner Wohnung Zugang verschafft oder auf dem Weg zu Auto abfängt) schnell und unauffällig um Hilfe bitten kannst. Vielleicht legst Du eine gute Freundin oder deine Mutter auf die Kurzwahltaste und könntest bei Not einen stillen Anruf tätigen. Falls Du in seiner Anwesenheit bedroht wirst, aber noch kommunizieren darfst, legt einen unauffälligen Satz fest (z.B. Übrigens, das Muffinrezept war echt Klasse). Du kannst auch ein ganz bestimmtes Emoji versenden, das zwar unauffällig ist, aber sonst nicht von Euch verwendet wird (z.B. ein Smiley mit rausgestreckter Zunge oder ein Katzengesicht). Damit hättest du wenigstens etwas mehr Handlungsoptionen in Notfällen, solange du noch nicht entsprechend Ausgestattet bist (z.B. mit der erwähnten Alarm-App vom Weissen Ring).
Ich wünsche Dir viel Kraft und glaube an Dich!
Bei Fragen kannst Du mich auch per PN erreichen.
Maria