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Wieso kommt nach Monaten die Wut hoch?

T
Guten Morgen,
ich möchte garnicht so sehr auf Details eingehen, da der Text sonst zu lang werden dürfte.
Haben uns beide (40 J alt) im Frühjahr kennengelernt. Er teilte mir leider erst etwa 1 Monat nachdem wir bereits zusammen gekommen waren mit, dass er beruflich hier erstmal alle Zelte abbricht und sobald der Lockdown rum ist, ins Ausland zu einer Niederlassung gehen wird, diese neu aufbaut.

Ich dachte zunächst, er ist darin routiniert, da er nicht das erste Mal das Land wechselte, war er aber nicht. Ich hatte ihn wochenlang intensiv unterstützt bei allem, er war - so kams mir vor - damit total überfordert. Als er abflog war ich erstmal froh, dass ich Luft zum atmen habe, dieses Puh, endlich Ruhe Gefühl hielt bei mir recht lang an. Da mich das sehr vereinnahmte die letzten Wochen.

Anschließend hatten wir täglichen Kontakt. Er ist eher der Telefonierer, ich eher die Schreiberein. Da er mich täglich anrief, konditionierte das sich so ein, da er oft in Meetings war, ich flexibler ans Telefon gehen konnte. Irgendwann beklagte er, ich würde mich ja nie telefonisch melden. Ich sagte auch, das ist schwer, da er ständig arbeitet und kaum ran gehen kann, ist das eben mit dem Schreiben etwas günstiger.

Da seine Familie in Südeuropa wohnt, hatte er die spontan mit seinem restlichen Jahresurlaub besucht für 2 Wochen und meldet sich während dessen kaum. Das war so der erste Cut.

Anschließend wieder zurück an seinem neuen Standort telefonierten wir weniger, das lag aber auch daran, dass meine Enttäuschung saß, dass er sich 2 Wochen kaum gemeldet hatte. Ich war dann auch nur noch kurz angebunden, da ich keine Lust mehr hatte, dass es ständig nur um sein neues Leben ging in den Gesprächen, Fragen nach mir waren eher wie war dein Tag der Höflichkeit halber, so kam es mir vor.

Er konnte mir weder sagen, wie lang sein Aufenthalt dort dauern sollte, wann und ob er wieder zurück käme, welche Lebensplanungen er so hat, auf all diese Fragen wusste er für sich selber keine Antwort und konnte mir auch keine geben. Daher hatte ich irgendwie damit auch abgeschlossen, auf ihn zu warten oder da noch weitere Energie zu investieren, also ihn zu besuchen, was umständlich genug gewesen wäre, da mal er, mal ich keine Zeit am Wochenende hatten und die Zeit einfach so dahin flog.

Wir schrieben hin und her, die response time verzögerte sich bei ihm zunehmend, mal antwortete er 12 Stunden später obwohl er zig mal online war. Anfangs war mir das egal, irgendwann die letzten 2 Wochen flachte der Kontakt komplett ab, wir schrieben uns garnichts mehr, ohne Grund, also es gab weder Streit noch sonst was.

Ich dachte mir dann, so langsam könnt er sich schon mal wieder melden, dafür dass wir so intensiven Kontakt hatten, soviel erlebt hatten zusammen, ist das ein ziemlich derbe mieser Abgang, Ghosting zu betreiben.

Zunehmend wurde ich wütend, obwohl ich innerlich dachte, damit doch schon längst abgeschlossen zu haben vor Monaten. Seit diesem Kontaktabbruch merke ich, dass ich innerlich nochmal richtig brodel und aufrechne Hat er mich ausgenutzt? Und komme zu keiner Antwort, Hat er Erwartungen an mich nie kommuniziert, die ich nicht erfüllt habe? Ich bin hin und her gerissen, ihm einfach mal Tacheles zu schreiben, Was ist das jetzt hier mit uns und im anderen Moment bin ich einfach zu stolz und denke mir soll er doch machen was er will.

Viele Gelegenheiten hier zu hause, in unserem Ort erinnern mich an uns, wir haben wirklich viel unternommen, gestern Abend wars wieder ganz schlimm, da bin ich an seiner alten Wohnung hier vorbei gelaufen und sah ihn noch am Fenster, da wurde ich richtig nachdenklich und wieder wütend, da wir uns so gut verstanden hatten und uns mochten, gleiche Interessen hatten und ich ihm so vertraut habe und denke: Jetzt muss ich mit 40 Jahren schon wieder neu anfangen, jemanden zu finden wie ihn, und jedesmal wenn so etwas passiert, werde ich noch vorsichtiger, noch skeptischer.

Ich finde all das, was uns verband, hat diesen Abgang nicht annähernd verdient und überlege, was zu tun ist, es einfach sacken zu lassen und einfach die Zeit vergehen zu lassen, oder ob ich ihm einen Monolog schreiben soll, ob ich Fragen stellen soll, mich aussprechen soll . . ich weiß es nicht.

19.09.2021 08:13 • #1


D
Zitat von tobime:
da wurde ich richtig nachdenklich und wieder wütend, da wir uns so gut verstanden hatten und uns mochten, gleiche Interessen hatten und ich ihm so vertraut habe und denke: Jetzt muss ich mit 40 Jahren schon wieder neu anfangen, jemanden zu finden wie ihn, und jedesmal wenn so etwas passiert, werde ich noch vorsichtiger, noch skeptischer.

Guten Morgen, liebeTE,

für mich liest sich das nicht wie Ghosting, er hat es langsam ausschleichen lassen. Eine klare Ansage wäre hier natürlich hilfreich, aber mir scheint, dass du selbst auch nicht besonders viel investiert hast und nicht angemessen kommuniziert hast. Auf mich wirkt das Ganze krampfig und von dir auch mit hohen Erwartungen an ihn gespickt. Du schreibst, du telefonierst nicht gerne, ihn stört das, dass du dich nicht meldest. Dann ist er im Urlaub und meldet sich kaum, das passt dir dann auch wieder nicht.

Weißt du, was du willst? Ich kann das nicht erkennen aus dem Text, dass ihr euch gut verstanden habt. Und mir scheint, dein größtes Problem ist nun, dass du keine Lust hast, von vorne anzufangen. Nach großer Zuneigung hört sich das nicht an. Eher nach Mittel zum Zweck. Kann es sein, dass du ihn jetzt nur haben möchtest, weil er nun weg ist? Wenn du dir deinen Beitrag nochmal durchliest, findest du wirklich, dass das mit euch gepasst hat?

Wir neigen manchmal dazu, den Ex nach einer Trennung zu idealisieren. Ich denke, du hast nun mit deinem gekränkten Ego zu kämpfen.

19.09.2021 09:20 • x 1 #2


A


Wieso kommt nach Monaten die Wut hoch?

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D
Nachtrag: Auch wenn ihr sicher schöne Momente hattet, diese kann dir auch keiner mehr nehmen. Für eine ausgefüllte Beziehung hat es scheinbar nicht gereicht. Wie zielführend ein Gespräch bzw. eine Kontaktaufnahme deinerseits wäre, ist die Frage. Ich würde mir davon nicht viel versprechen. Vielleicht kannst du ja eher schauen, woher diese Wut kommt, ich vermute nämlich, die hat nicht allzu viel mit ihm zu tun. Ich wünsche dir alles Gute und ein paar neue Erkenntnisse.

19.09.2021 09:39 • #3


Plentysweet
Für mich hört sich das auch nicht nach großer Liebe an, irgendwie.
Du schreibst, daß Ihr Euch im Frühjahr kennengelernt habt und ca. 1 Monat zusammen wart. Das ist ja noch Kennenlernphase.
Dann schreibst Du das, was eher anstrengend klingt und nicht nach großem Abschiedsschmerz:
Zitat von tobime:
Als er abflog war ich erstmal froh, dass ich Luft zum atmen habe, dieses Puh, endlich Ruhe Gefühl hielt bei mir recht lang an. Da mich das sehr vereinnahmte die letzten Wochen.

Von seiner Seite aus kommt hier die erste Trennungsstufe:
Zitat von tobime:
Da seine Familie in Südeuropa wohnt, hatte er die spontan mit seinem restlichen Jahresurlaub besucht für 2 Wochen und meldet sich während dessen kaum. Das war so der erste Cut.

Dann Du wieder:
Zitat von tobime:
meine Enttäuschung saß, dass er sich 2 Wochen kaum gemeldet hatte. Ich war dann auch nur noch kurz angebunden, da ich keine Lust mehr hatte, dass es ständig nur um sein neues Leben ging in den Gesprächen, Fragen nach mir waren eher wie war dein Tag der Höflichkeit halber, so kam es mir vor.

Das klingt halt recht lieblos und desinteressiert.
Dann wollte er sich wieder nicht festlegen (nächste Trennungsstufe):
Zitat von tobime:
Er konnte mir weder sagen, wie lang sein Aufenthalt dort dauern sollte, wann und ob er wieder zurück käme, welche Lebensplanungen er so hat, auf all diese Fragen wusste er für sich selber keine Antwort und konnte mir auch keine geben

Auch hier wieder diese Kühle und Lieblosigkeit:
Zitat von tobime:
Wir schrieben hin und her, die response time verzögerte sich bei ihm zunehmend, mal antwortete er 12 Stunden später obwohl er zig mal online war. Anfangs war mir das egal, irgendwann die letzten 2 Wochen flachte der Kontakt komplett ab

Zitat von tobime:
Ich finde all das, was uns verband

Verband Euch wirklich soviel oder war das Deine Wunschvorstellung?
Du warst wohl verliebt und hättest ihn gern länger in Deinem Leben gehabt. Andererseits habt Ihr im Kommunikationsverhalten gar nicht so zueinander gepasst. Und ob es gefühlsmäßig bei ihm auch so war, wie bei Dir, ist eben die große Frage. Sein Verhalten spricht da eine andere Sprache.
Davon abgesehen auch nochmal ne ganz andere Frage: Wie willst Du über die Distanz eine Beziehung leben?

19.09.2021 09:41 • x 2 #4


S
Wut ist eine ganz normale und sehr hilfreiche Emotion, wenn es ums loslassen und verarbeiten geht. Sie holt dich raus aus deiner Ohnmacht. Also nimm sie als das was sie ist, einfach eine weitere Abschiedsphase.

So ist das mit der Liebe. Manchmal führt sie in eine Beziehung, manchmal aber tut sie einfach nur weh. Ich kenne das. Du bist nicht alleine damit.

19.09.2021 11:24 • x 1 #5


W
@tobime

Zitat von tobime:
Ich hatte ihn wochenlang intensiv unterstützt bei allem, er war - so kams mir vor - damit total überfordert

Es kam Dir ganz offensichtlich nicht nur so vor. Er war damit überfordert. Richtig.
Dankbarerweise hast Du ihm in dem Moment schon Eigenverantwortung abgenommen
Soweit noch klar.
Was Dir dabei nicht klar war, dass Du Dich damit selbst in die Überforderung gebracht hast.
Da liegt Dein zu bearbeitender Eigenanteil.

Ganz logisch und kein Wunder, dass Du dann
Zitat von tobime:
Zunehmend wurde ich wütend, obwohl ich innerlich dachte, damit doch schon längst abgeschlossen zu haben vor Monaten. Seit diesem Kontaktabbruch merke ich, dass ich innerlich nochmal richtig brodel und aufrechne Hat er mich ausgenutzt? Und komme zu keiner Antwort, Hat er Erwartungen an mich nie kommuniziert, die ich nicht erfüllt habe? Ich bin hin und her gerissen, ihm einfach mal Tacheles zu schreiben, Was ist das jetzt hier mit uns und im anderen Moment bin ich einfach zu stolz und denke mir soll er doch machen was er will.

Wütend wirst und 8379 Fragezeichen hast.

Du hast Deinen über-invest als Beziehungsinvest gesehen.
Er hat eine Beziehung gesucht zu jemandem, der ihm da was abnimmt.
Das sind zwei ganz unterschiedliche Wertmaßstäbe. Geht selten gemeinsame gute Wege.
Kommt aber zigfach bei Menschen vor.
Is erstmal blöd, geht aber auch wieder vorbei.

Hier benennst Du eine mögliche grundsätzliche Ursache.
Dein negativer Glaubenssatz:
Zitat von tobime:
Jetzt muss ich mit 40 Jahren schon wieder neu anfangen, jemanden zu finden wie ihn, und jedesmal wenn so etwas passiert, werde ich noch vorsichtiger, noch skeptischer

Kann auch bedeuten, dass Du mit Dir selbst unzufrieden bist.
(Daran könntest Du arbeiten.)
Weil Du jemandem zu naiv geschenkt hast, nur um in Bindung zu gehen.
Unbewusst. Menschlich.

Und Dich ärgerst, dass Du jemandem Deinen Kuchen gabst und er Dir nicht gibt,
Was es Deiner Meinung nach verdient hätte.
Zitat von tobime:
Ich finde all das, was uns verband, hat diesen Abgang nicht annähernd verdient und überlege, was zu tun ist, es einfach sacken zu lassen und einfach die Zeit vergehen zu lassen, oder ob ich ihm einen Monolog schreiben soll, ob ich Fragen stellen soll, mich aussprechen soll . . ich weiß es nicht


Fazit: Sieh ein, dass es nicht gepasst hat. Auch wenn es doof ist, klar.
Handle nächstes Mal nicht zu vorschnell in Sachen über-invest/Überforderung,
sobald es Dir nicht gut tut.
Da sollte dann früh auftauchen: Du, ich helfe Dir gerne, aber heute bin ich von DEINEN Aufgaben überfordert und mach mal ne Pause.

Und weil Du das eigentlich weißt, dass Du ihm da ein bisschen Zuviel Zuneigung erbrachtest, ärgerst Du Dich jetzt auch und suchst nach anderen Gründen.

Wohl kann man Frau sagen
Schau auf Dich und Dein Verhalten, das führt in jedem Fall zu Erkenntnissen.
Du machst das schon! Gib Dir selbst Geduld

19.09.2021 12:14 • #6


T
Guten Tag allerseits.
Zunächst vielen Dank für die Antworten. Ich war heut man wieder was unter Leuten um aus den Gedankenkreisel heraus zu kommen. Und die Gedanken an das was vergangen it, haben sich etwas verflüchtigt.

Es ist garantiert auch ein Stück gekränktes Ego und meine Zurückhaltung kam auch daher, dass es weder Perspektiven noch ein "uns" oder gemeinsame Ziele gab.

Ich selbst werfe mir definitiv keine mangelhafte Kommunikation vor. Allerdings kam von ihm nichts. Entweder weil er sich damit nie ernsthaft auseinandersetzen wollte, oder, was ich vielmehr glaube, selber keine Antworten kannte. Schließlich hatte er einen Vertrag unterzeichnet, eine Mindestzeit da zu bleiben.

Alles in allem bin und war ich nie Typ für Fernbeziehung. Wusste er von Beginn an. Noch bevor wir zusammen kamen war das sogar aus Gesprächen zu erkennen.

Ich bin deswegen auch sauer, weil ich aus heutiger sich einfach sage: Er war nicht ganz ehrlich. Umgekehrt ist er der Meinung, ich hätte ihm ja sooooo spät gesagt, etwas für ihn zu empfinden und er daraufhin eben Entscheidungen getroffen. Klar. Ist auch sein Leben.

Bei mir kam aber trotzdem auf, dass dieses Kennenlernen unter einem ungewissen Stern stand. Er dann aber recht schnell weiter gemacht hat, als gäbe es eine Perspektive.

Während ich diese Zeilen tippe, weiss ich immer mehr, dass ich keinen Anlass sehe mich bei ihm zu melden..ich wüsste auch nicht was ich erwarten sollte. Also werde ich seine Nummer die Tage einfach löschen.

19.09.2021 15:29 • x 1 #7


B
Hier wurde jetzt die Frage beantwortet, wieso das zwischen euch nicht funktioniert hat. Um es kurz zu machen, er hat das auf eine Fernbeziehung hinauslaufen lassen, die du nicht führen möchtest.

Ich glaube aber, es ging in deiner Frage eigentlich garnicht darum, sondern vielmehr darum, weshalb dich das lange nicht beschäftigt hat und plötzlich beschäftigt es dich?

Ich kenne das von mir selbst, wenn irgendwie wochenlang noch unterschwellig Hoffnung auf Besserung da ist, und sei es nur durch regelmäßigen Kontakt per Telefon oder wie auch immer, wenn der plötzlich abreißt, beginnt die eigentliche Phase der Trennung, das kann auch recht spät kommen. Ich hatte das mal bei einer Ex, der ich trotz Trennung (die halt ausgesprochen war) ständig über den Weg lief und Monate später hatte sie jemand anderen und bumms da begann dann die eigentliche Verarbeitung, Hilflosigkeit, Wut und und und.

Und wenn man - wie derzeit für viele noch immer üblich - durch Corona usw noch wenig um die Ohren hat, vielleicht Kontakte fehlen und Zerstreuung, kommt man erst recht ins Grübeln.

Es gibt nur ein Rezept: Sacken lassen, es zulassen, aushalten. Mir half Ablenkung welcher Art auch immer. Manche machen viel Sport, andere sind lieber unter sich und geben sich Gedanken hin, muss man für sich testen. Aber andere Tipps wirds wohl kaum geben.

Kontaktaufnahme? Schwierig, wozu....damit man quasi mit erhobenem Haupte das letzte Wort hat und mit gestählt stolzer Brust aus (ja aus was genau) hervorgeht? Hmm, wers braucht, fürs Ego vielleicht nett, ich würd es lassen, weil erfahrungsgemäß der oder die andere damit nicht rechnet, nicht umgehen kann oder will und im schlimmsten Fall es einfach ignoriert und dann ärgert man sich noch mehr, woll noch mal einen draufsetzen und macht sich am Ende zum Deppen. Würd ich lassen. Ich denke mir, wenn ich zuletzt einen normalen Kontakt hatte, der dann nur durch meinen Anstoß zum Gespräch wurde und sobald ich nicht mehr liefere nichts mehr kommt, besteht schlicht kein Interesse, denn die Möglichkeit ist ja seinerseits da, nutzt er sie nicht, wird er seine Gründe haben.

19.09.2021 18:05 • #8




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