Ich glaube nicht, dass ich schon gänzlich losgelassen habe, denn dann würde ich nicht mehrmals in der Woche daran denken und mich auch nicht mehr mit dem Thema befassen.
Aber ich glaube, dass dies eine andere Form des Festhaltens ist. Es ist ja noch nicht allzu lange her; der Schnitt und die damit einhergehende Veränderung waren sehr gravierend für mich und dementsprechend liegt es buchstäblich nahe, dass es mich immer mal wieder noch beschäftigt. Abgesehen davon ist es ein Teil meines momentanen Lebensabschnittes. Ich kann nicht einfach sagen: Das ist nie passiert, Schwamm drüber, ich bin ein neuer Mensch ohne Erfahrungen und das, was war, berührt mich nicht.
Doch ich akzeptiere die Trennung mittlerweile als Teil meines Lebens, den ich aufgrund der erst kürzlich gemachten Erfahrung noch in mir trage und der immer noch meine Gedanken anregt und manchmal auch noch die Gefühle. Das ist nicht schlimm und es muss mir keine Angst machen.
Aber ich habe wohl bereits die entscheidenden Dinge losgelassen und dadurch mit der Zeit eine andere Sichtweise bekommen und Erkenntnisse gewonnen:
1. Er kommt nicht zurück, wenn ich ihm auf alle erdenklichen Arten sage oder zeige, wie viel ich für ihn empfinde, denn er weiß das alles und hat sich trotzdem für einen anderen, neuen Weg entschieden.
2. Dieser neue Weg erscheint ihm richtig und er fühlt sich gut damit, weil er ihn braucht oder der Meinung ist, dass er besser ist. Das bedeutet nicht, dass ich wertlos bin oder unser Weg schlecht war, aber es bedeutet, dass ich ihn nicht zwingen kann, unseren Weg weiterzugehen, obwohl er lieber woanders wäre. Es ist nicht meine Aufgabe, ihn umzustimmen, das muss er wollen.
3. Ich hatte die Wahl: Bleibe ich stehen in der Hoffnung, dass er umkehrt? Oder gehe ich weiter und schaue, was mir auf meinem eigenen neuen Weg begegnet?
Wenn er umkehren möchte, wird er es auch tun, wenn ich weitergehe. Er wird die Entscheidung des Umkehrens unabhängig davon treffen, ob ich weine und traurig bin oder weitergehe und schaue, was passiert. Meine Traurigkeit hat keine unmittelbare Auswirkung auf ihn und sein Handeln, aber sie hat eine unmittelbare Auswirkung auf mich. Er leidet nicht, wenn ich zuhause hocke und weine. Ich leide.
4. Es wird mir nicht besser gehen, wenn ich mich daran klammere, wie schön die Beziehung war und wie sehr ich daran geglaubt habe, denn diese Schönheit und der Glaube sind Teil der Vergangenheit. Ich habe beides tief empfunden, doch die Schönheit ist heute eine Erinnerung und der Glaube wurde gebrochen.
5. Ich vermisse etwas, das auf diese Weise nicht mehr wiederkommen kann. Die Berührungen und die emotionale Nähe haben mir so viel gegeben, dass ich mich geborgen und sicher fühlte. Das wiederum war so schön, dass es mir weh tut, dieses Gefühl jetzt nicht mehr zu haben. Doch ich habe erkannt, dass es in dieser Form nicht wiederkommen kann und ich es ihm gegenüber nicht mehr so empfinden können werde, weil ich in der Zwischenzeit Erfahrungen gesammelt habe, die die Grundlage und Voraussetzungen verändert haben.
Ich vermisse die Berührung, die ich hatte, nicht jedoch die Berührung, die ich mir wünsche, denn die wird sich nicht mehr so anfühlen wie die, die ich hatte.
6. Mein Glücksgefühl ist nicht von ihm abhängig. Ich brauche Verbindungen zu anderen Menschen, denen ich vertrauen kann. Ich brauche Momente, in denen ich mit anderen lache, mich aufgehoben und getröstet fühle und Liebe empfinde. Ganz allgemein gesagt: Ich brauche Menschen, von denen ich etwas empfange, denen ich aber auch etwas geben kann, um glücklich zu sein. Kein Mensch kann sein ganzes Leben lang nur allein sein, auch wenn das Alleinesein manchmal gut tut und gebraucht wird.
Es gibt aber nicht nur diesen einen Menschen, dem ich mich einmal so nah gefühlt habe und der mir all das gegeben hat. In dieser besonderen Form gab es nur ihn, aber das Gefühl des Glücks offenbart sich auf viele Weisen, wobei ich erst lernen musste, auch diese zu schätzen und nicht nur die, die ich nicht mehr haben kann.
Diese Beziehung hat mich glücklich gemacht. Aber es gibt nicht nur eine einzige menschliche Bindung, die mir Glück spenden kann.
7. Wir sind getrennt. Unsere Beziehung hat ihr Ende gefunden. Aber ich bin nicht gestorben. Ich atme, ich fühle meinen Puls, ich höre mein Herz schlagen. Ich sehe Bäume, Straßen und den Himmel. Ich begegne Menschen, die Worte sagen, lachen und weinen und alle ihre eigene Geschichte haben.
Ich bin Teil der Geschichte meines Exfreundes und er ist Teil meiner. Es ist eine schöne Geschichte mit einem traurigen Ende. Jetzt schreibe ich eine neue.
19.08.2012 14:34 •
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