Erstmal danke für die riesige Beteiligung. Auch wenn natürlich vernichtende Meinungen zu lesen sind. Ich versuche mal auf einige der Fragen und Meinungen einzugehen.
Zum Kind:
Natürlich war es schwer für sie dass ich plötzlich nicht mehr da war wie zuvor. Aber meine Frau und ich haben gemeinsam weiter als Eltern fungiert. Hier rechne ich meiner frau hoch an dass sie nie ein schlechtes Wort über mich gesagt hat und bereit war zum Wohle des Kindes zu handeln. Wir hatten engen Austausch mit dem Kindergarten und haben uns Rückmeldungen zu den Beobachtungen der Erzieher geben lassen und angenommen. Verhält sie sich anders? Zieht sie sich zurück? Usw.
Wir haben beide große Familien die für unsere Tochter unabhängig von uns ein sicheres Umfeld bieten. Da sind so viele Leute die sie lieben und für sie da sind. Zudem haben wir beide immer versucht zu vermitteln dass wir weiterhin für sie da sind und nicht verloren gehen. Unabhängig davon ob einer nicht mehr zu Hause ist. Daher glaube ich nicht dass es die drastischen Konsequenzen hat wie hier teilweise prophezeit wird. Auch wenn es natürlich nicht spurlos an einem Kind vorbeigeht und sie mir oft gesagt hat dass sie mich vermisst oder gefragt hat ob ich bei ihr bleibe wenn ich zu Besuch war. Auch wenn man getrennt ist bleibt man Eltern eines gemeinsamen Kindes. Und das haben wir dank meiner Frau auch halbwegs gut hinbekommen. Mit abnehmender Emotionalität sicher auch noch besser.
Zu meiner Beziehung zur EF:
Wir waren lange vor dem Kind zusammen. Jedoch haben wir nicht zusammen gewohnt. Das lag wohl vor allem an mir. Vielleicht wusste ich damals schon dass mir irgendwas fehlt. Wir sind viel gereist. Haben ganz Südostasien mit Motorrad und kleinem Reisegepäck erkundet. Erlebnisse von denen wir dann lange gezehrt haben. Es war nicht die große Liebe, aber wir haben gut zusammen funktioniert und wussten was wir am anderen haben. Dann wurde sie schwanger und ich hatte das Gefühl dass ich dem gerecht werden muss. Habe mein ganzes Leben geändert. Vom Lebemann ohne Verpflichtungen der gerne auf Partys war, zum Familienvater. Ich habe nie bereut dass wir ein Kind bekommen haben und insgeheim war es ein Lebenstraum eine Tochter zu haben.
An diesem Zeitpunkt zählte nur noch sie. Wir haben damals ein kleines Haus gekauft das wir aufwendig renoviert haben. Uns als familie eingerichtet. Auch wenn für mich nie die große Liebe da war, hat mir das gereicht. Ich war zufrieden, glücklich und stolz auf das was ich hatte.
Mit einer Erbschaft, ein paar guten Anlageentscheodungem und dem Verkauf des alten Haus haben wir dann neu gebaut. Das Haus ist wirklich gerade erst fertig und ein absolutes Schmuckstück bei dem Ausstattungsmässig aus dem vollen gegriffen wurde.
Das Haus wurde zu annähernd 70% aus Eigenkapital finanziert. Ist also nicht so dass ich hier ausschließlich Schulden überschrieben habe. Die Baukosten lagen bei ca. 550.000Euro. Ein Verkauf würde sicher noch mehr einbringen. Kann sich jeder selbst ausrechnen welche Summe ich meiner Frau überschrieben habe.
Ich habe nie nach einer anderen Frau gesucht. Ein Flirt hier und da ist immer was schönes um noch zu wissen das man ein attraktiver Typ ist. Aber niemals ging es weiter.
Aber dann kam die AF. Innerhalb von Wochen musste ich mich fragen ob ich das alte Leben noch will.
Schon als ich mich meiner Frau sehr schnell offenbart habe, sagte ich dass ich die Affäre beende. Ein Ausrutscher dachte ich. Aber ich konnte nicht. Ich war und bin über beide Ohren verliebt. Nein, ich bin sogar sicher dass es Liebe ist.
Meine Frau konnte natürlich nicht damit leben dass ich mich nebenbei mit einer anderen frau treffe, mit ihr schlafe. Ich habe offen kommuniziert was ich an der AF begehre und was sie mir gibt.
So musste ich die Entscheidung einfach relativ schnell treffen auszuziehen.
Meine AF war zu der Zeit gerade aus einer anderen Stadt hergezogen und wohnte in einer extrem kleinen Wohnung. Es gab Probleme mit dem Vermieter und so wollte sie ohnehin ihre Wohnung kündigen. Da war der Gedanke zusammen eine Wohnung zu mieten naheliegend. Zumal man langfristig ja auch Platz für das Kind gebraucht hätte. Sicher überstürzt aber zu dem Zeitpunkt fühlte es sich richtig an sich an einen gemeinsamen Ort zu sehnen an dem man die Probleme und sorgen gemeinsam bewältigen kann.
Aber wie schon beschrieben wurden die Gedanken nicht weniger. Dazu kam dass ich für den Übergang weiter das Haus und alle Nebenkosten weiter bezahlt habe, so als würden wir noch zusammen leben. Obwohl mir auf dem Papier schon nichts mehr gehörte. Die Änderung im Grundbuch war noch nicht vollzogen, aber ein Scheidungsfolgevertrag beim Notar.
Das hat mich natürlich auch finanziell stark eingeschränkt. Da ich die AF, zu dem Zeitpunkt dann schon neue Partnerin oder Freundin nicht mit meinen Altlasten beschweren wollte habe ich in Askese gelebt, was es schwierig gemacht hat das neue Leben zu beginnen.
Mein Kopf war ständig mit tausend Gedanken gleichzeitig beschäftigt. Nur wenn wir gemeinsam auf der Couch oder im Bett lagen, sie mich in den Arm nahm oder wir sonstige Zeit zusammen hatten konnte ich halbwegs abschalten.
Ich hatte gehofft dass eine Rückkehr zu meiner frau und Tochter meine Seele beruhigen könnte. Aber dem ist gerade auch nicht so. Ich wache morgens mit den gleichen körperlichen Symptomen auf wie bei der AF. Nur schlimmer.
09.03.2022 17:07 •
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