Wieder in die gleiche Falle getappt

Hallo liebe Forums-Gemeinde,
ich (w) benötige dringend den Kopf gewaschen, oder besser gerade gerückt. Seit 2,5 Jahren bin ich in einer Beziehung mit meinem Partner, beide um die 50, mit beendeten Langzeit-Ehen im Lebenslauf. Wir leben getrennt, aber in Laufnähe. Jeder hat seine eigene Wohnung und lebt mit seinen Teenager Kinder zusammen.
Vor ein paar Tagen habe ich meinen Partner bei einer länger zurückliegenden, deftigen Lüge erwischt, bzw. hat er sich verplappert. Jetzt zweifle ich gerade an allem, vor allem an mir.
Ich glaube, ich bin wieder in einer Beziehung mit jemanden gelandet, der ohne mit der Wimper zu zucken lügt und eine Art Doppelleben führt, wie mein, nach 20 Jahren Geschiedener, nur anders verpackt. Ohne näher darauf einzugehen, nach meiner Ehe brauchte ich eine Therapie und Familienberatung, um mich und die Kinder wieder „einzusammeln“. Am Ende war das Ende der Ehe das beste, was mir passieren konnte.
Ich dachte meine Antenne für Warnsignale ist schärfer und mein Selbstschutz größer und muss gerade feststellen, dass ich das, was ich nie wieder wollte, in anderem Antlitz, schon wieder in mein Leben gelassen/geholt habe.
Nach seinem „Versprecher“ bin ich gegangen. Damit war klar, dass er mich in besagter Situation, die mir schon damals seltsam vorkam und ich ihn direkt darauf angesprochen hatte, bewusst belogen hat und das auf eine Art und Weise, die man als gekonnt „dreist ins Gesicht“ umschreiben kann (ein Brunch mit einem Ex-Kollegen, entpuppte sich als Treffen mit einer „guten Freundin“ und Ex [?]).
Seit dem haben wir uns nicht gesehen, ich habe es abgeblockt. Per SMS bekam ich erst eine ganze Salve an Vorwürfen zu lesen, dass ich paranoid sei und er konnte das damals nicht sagen, weil ich ja sonst so eifersüchtig gewesen wäre, mit diesem Verdacht würde ich ihn sehr verletzen, fing an mit absurden Verdächtigungen und unterstellte mir inakzeptables Verhalten anderen Männern (so alt wie eines meiner Kinder) gegenüber, völlig absurd. Komplette Schuldumkehr. Auf all die Vorwürfe bin ich nicht eingegangen und er hat den Ton geändert, verspricht Offenheit und Änderung.
Je länger wir uns nicht gesehen haben, um so mehr wird mir klar, dass diese ungewollte Richtigstellung alles in Frage stellt. Ich gehe gedanklich Situationen in dieser Beziehung durch, in denen sich mein Bauchgefühl zwar gemeldet hat, er aber eine durchaus plausible Erklärung hatte und / oder ich das Zwicken auf mein übersteigertes Misstrauen aus alter Erfahrung „gekonnt“ abgetan habe. Seit Tagen gehe ich kaum vor die Tür (arbeiten kann ich von zu Hause aus), schlafe schlecht und kämpfe mit starken Selbstzweifeln. Ich komme mir gerade so blöd vor. Mir geht es gerade echt mies.
Kennt das jemand? Ist hier vielleicht noch jemand so ein/e „Wiederholungstäter/in“?

Danke fürs Lesen

Zitat von Sinnsucherin:

in denen sich mein Bauchgefühl zwar gemeldet hat

seinem Bauch zu vertrauen, man wieder lernen muss.
Egal, was er sagte oder tat, was er danach tat, als es aufflog - finde ich viel schlimmer.

Zitat von Sinnsucherin:

Komplette Schuldumkehr

Wenn er das nötig hat - dann, wäre für mich der Zug abgefahren.

Zitat von Sinnsucherin:

und kämpfe mit starken Selbstzweifeln.

Zweifele nicht an dir - du hast weder gelogen, noch versucht dich rein zu waschen, auf Kosten anderer.

@Sinnsucherin

Wir wiederholen oft unsere Muster, z. T. aus der Kindheit. Also ja, gut möglich, Du kommst vom Regen in die Traufe.

Bei offensichtlichen Lügen wird es bei mir auch heikel, und mal eben eine Ex treffen, wo vorher ein Kollege/Kumpel stand, ist nicht ganz ohne.

Bei mir inzwischen:
Bauchgefühl vor Geschichten
Was sagt er/sie und was tut er/sie?

Bitte sieh genau hin und pass auf Dein Herz auf!

LG

@Sinnsucherin

Willkommen im Forum

Zitat von Sinnsucherin:

er konnte das damals nicht sagen, weil ich ja sonst so eifersüchtig gewesen wäre, mit diesem Verdacht würde ich ihn sehr verletzen

Immer wieder warne ich vor genau diesen Sätzen, wenn jemand beim Lügen erwischt wurde.

Zitat von Sinnsucherin:

ein Brunch mit einem Ex-Kollegen, entpuppte sich als Treffen mit einer „guten Freundin“

Ich kenn das leider zu gut und was ich hier lese macht mich betroffen und traurig.
Ich mach grad bei meiner neuen Therapeutin eine Lebenslinie und komm drauf, ich bin immer belogen und betrogen worden.

Was mich auch erschüttert: ich bin in 2 Foren und werde öfters von gebundenen Männern angeschrieben, dass sie lange verheiratet sind, es keinen S. mehr gibt, aber unbedingt verheiratet bleiben wollen.
Ich soll doch F plus wollen.
Nein will ich nicht. Dann bis zum Tod Single, kenn ich ja!

Es ist schlimm, dass keiner mehr zusammenhalten will, sich Problemen stellen mag und lieber außerhalb sich Vergnügen sucht.
Grauslich für mich.

Du tust mir Leid!

@Sinnsucherin

Ein ex von mir machte das bei mir genauso. Als das aufflog, selbes Argument wie bei dir mit der Eifersucht. Auch ich sprach ihn sofort darauf an, lies mir sein Handy zeigen und was soll ich sagen? Bauchgefühl war ein Treffer und er war verstummt.

Zitat von Sinnsucherin:

er konnte das damals nicht sagen, weil ich ja sonst so eifersüchtig gewesen wäre

bist Du schnell eifersüchtig?

Zitat von Sinnsucherin:

Kennt das jemand? Ist hier vielleicht noch jemand so ein/e „Wiederholungstäter/in“?

sehr viele Menschen wiederholen gerne ihre Schemata. Meistens sind es (z.T. nicht so gesunde) Beziehungsmuster aus der Kindheit. Menschen, die mit diesen Mustern überhaupt nichts gemein haben, sind oft nicht so interessant.

Hallo @Sinnsucherin,

Menschen lügen öfters, um es leichter zu haben. Es ist eine echt unschöne Eigenschaft, im Grunde man könnte es auch als Bequemlichkeit bezeichnen.

Unabhängig davon bringt das Leben oft ein Thema auf den Tisch, das bei dem Empfänger fällig ist. Jeder hat mehrere Themen im Leben, die in wiederholte Situationen erlebt werden, bis sie Stück weise gelöst sind. Bei dir scheint eins dieser Themen Unehrlichkeit zu sein, angelogen werden.

Ist alles nicht schlimm, jeder hat Themen, wichtig ist meiner Erfahrung nach zu erkennen, dass ein bekanntes Thema vorliegt, eine Art Wiederholung. Und damit bringt man es zu sich, da, wo es hingehört. Und an der Stelle, wo man selbst was daran tun kann, unabhängig von den anderen. Man kann sich auch Jahrzehnte an einem Partner abarbeiten, aber damit putzt man meiner Meinung nach nur den Spiegel....

Was du konkret tun kannst, wird sich zeigen, nachdem du das Thema zu dir holst, es als ein Bekanntes akzeptierst und bei dir bleibst. Etwas ist da, was gesehen werden will. Die Situation hilft dir, an das Thema weiter zu arbeiten. Stell dir vor, du hättest einen Pulli zur Hälfte gestrickt und dann in eine Kommode gelegt, jetzt kannst du es rausholen und ein Stückchen weiter daran arbeiten. Das hat mit deinem Partner nichts zu tun, er war nur Bote.

So eine Situation zu betrachten befreit einem erstmal von lähmenden Emotionen. Diese sind nicht nur unangenehm, sondern auch kontraproduktiv. Eine Stimme im Kopf verurteilt, dass man wieder in die selbe Falle getappt ist, bewertet die Situation als hoffnungslos, schlägt um dich, füttert negative Glaubensaetze etc. Unheilsam, schmerzvoll, unnötig.

@Sinnsucherin

Zitat von Sinnsucherin:

Seit 2,5 Jahren bin ich in einer Beziehung mit meinem Partner

Zitat von Sinnsucherin:

Vor ein paar Tagen habe ich meinen Partner bei einer länger zurückliegenden, deftigen Lüge erwischt, bzw. hat er sich verplappert.

Wie lange wart ihr zusammen als er log?
Hat es bis zu diesem Zeitpunkt Eifersucht gegeben die von dir angesprochen wurde?

@Ella aber was kann man selber machen, wenn man immer belogen und betrogen wird. Das verletzt doch und man/ich verliere das Vertrauen. Das tut mir ja nicht gut

Zitat von Lisetta56:

@Ella aber was kann man selber machen, wenn man immer belogen und betrogen wird. Das verletzt doch und man/ich verliere das Vertrauen. Das tut mir ja ...

Dass jemand lügt, ist eine Entscheidung von ihm. Jeder handelt so, wie er es für richtig hält. Und will sich Vorteile dadurch erschaffen. Es gibt keine objektive Realität, werden bei ihm noch bei dir.

Du fragst, was man tun kann. Die Frage ist legitim und wichtig, nur kann sie nicht pauschal beantworten werden. Wenn mich jemand anlügt und ich das wahrnehme, dann ist der Ball bei mir. Was macht diese Lüge mit mir? Wie verhalte ich mich dieser Person gegenüber? Welche Entscheidungen treffe ich?

@Heffalump
Genau diese Schuldumkehr und diese haltlosen und zum Teil wirklich lächerlichen Vorwürfe sind das, was mir gerade am meisten zu schaffen macht.

Zitat von Anlachen:

Bei offensichtlichen Lügen wird es bei mir auch heikel, und mal eben eine Ex treffen, wo vorher ein Kollege/Kumpel stand, ist nicht ganz ohne.

Dazu sei noch erwähnt, dass diese Ex nach einem dreiviertel Jahr Beziehung Grund für unseren ersten Streit war. Ich wollte mit ihm in eine benachbarte Großstadt zum Schlendern, in einem ganz bestimmten Viertel. Da druckste er rum und erzählte, das ginge nicht, weil seine Ex da wohnt, die sehr unter der Trennung gelitten hat und er ihr deshalb noch nichts von mir erzählt hat.
Ich war stink sauer und hab ihn gebeten sein Spielfeld aufzuräumen.

Zitat von Blattfee:

Immer wieder warne ich vor genau diesen Sätzen, wenn jemand beim Lügen erwischt wurde.

Das sehe ich eben genau so. Mir war das auch die ganze Zeit bewusst, deshalb bin ich da Null drauf eingegangen. Er hat ganz viele Nebelbomben drum herum gezündet.
Und als er merkte, damit erreicht er nichts, änderte sich sein Ton von, wenn ich so uneinsichtig bin, dann weiß er nicht, ob er das überhaupt noch will, bis hin zu, dass er nicht mehr lügen wird und er sich, wie seit einem Jahr von ihm selbst immer wieder angekündigt, in eine Therapie begibt.

Zitat von Blattfee:

Wie lange wart ihr zusammen als er log?
Hat es bis zu diesem Zeitpunkt Eifersucht gegeben die von dir angesprochen wurde?

Bei dieser Lüge fast 2 Jahre und die „Richtigstellung“ ein halbes Jahr später. Ich hatte ihn darauf angesprochen, dass ich das Gefühl habe, dass er nicht offen zu mir ist. Das war aber nicht auf eine konkrete Situation bezogen, sondern eher eine vage Wahrnehmung meinerseits. Aufgrund von sehr einschneidenden Ereignissen die letzten Wochen, in meiner Familie war ich am Ende meiner Kräfte und habe gemerkt, auch das ein Thema ist, was mir Energie abzieht. Als Bespiel nannte ich besagten Tag und da verplapperte er sich.
Das Problem ist, dass ich nicht mehr weiß, was wahr ist und was nicht. Seine Arbeit lässt ihm jede Menge Freiraum und wie sich zeigt ist das Wort Kollege universell einsetzbar.

Zitat von Luto:

bist Du schnell eifersüchtig?

Nein, absolut nicht. Er hingegen schon.

@Ella
lieben Dank für diesen Beitrag.
Ich bin in einer Familie groß geworden, in der viel Drama und viele Lügen an der Tagesordnung waren. Das hat mich viel Therapie-Zeit, schmerzhafte Aufarbeitung und Kraft gekostet.
Und gerade fühlt es sich so an, als sei ich kaum einen Schritt weiter.