Hallo Nevermind,
lesenswerter Eintrag, leider auch nur teilweise richtig und noch nicht wissenschaftlich erforscht.
Was ist zum Beispiel mit Homos.ualität?
Angeborenes Gefühl und Empfinden, oder erlerntes Gefühl?
Wut, Hunger, Liebe und Zärtlichkeit bei Babys, angeborenes Verhalten und Aufmerksamkeit durch schreien, da wir noch nicht reden können?!
Ich wünsche mir, es wäre so, wie Frau Wolf es recht simpel erklärt, aber leider kann man es so einfach nicht erklären.
Meinungen oder Ansichten, kann man von anderen übernehmen und erlernen, bei Gefühlen sieht es da ganz anders aus.
Und dann gibt es auch die Sache mit dem gehen lernen.
Gehen, lernst du auch, wenn es dir niemand vormacht, du stehst einfach auf und versuchst es.
Beim sprechen hingegen, sieht die Sache ganz anders aus.
Da brauchst du jemanden, der dir Dinge vorsagt, sonst wirst du nie sprechen lernen, sondern nur Laute von dir geben können.
Na, vielleicht ticken wir wirklich nicht richtig und wir werden es auch nie erfahren. ;D
Ist eben alles nicht so ganz einfach.
Gruß
Wie unser Gehirn Entscheidungen trifft
Verstand ist mit Intelligenz verwandt und beinhaltet entsprechend die Fähigkeit, Aufgaben in einer vorgegebenen Zeit zu identifizieren und vorhandenes Expertenwissen richtig anzuwenden, z.B. um Probleme zu lösen oder einen persönlichen Vorteil zu gewinnen.
Unser Leben besteht aus ständigen Entscheidungen. Dabei geht es nicht nur um „grosse“ Dinge wie die Frage, ob ich einen beträchtlichen Teil meines Vermögens in bestimmte Aktien anlegen oder ein verlockendes Job-Angebot in X. annehmen soll. Jeder Einkauf ist mit Entscheidungen verbunden und sogar jede Bewegung, die wir ausführen, z.B. nach der Kaffeetasse vor uns greifen. Hierbei müssen Gehirnzentren, die für die Bewegungssteuerung zuständig sind, aus einer sehr grossen Zahl möglicher Bewegungsabläufe genau einen Ablauf auswählen und die anderen unterdrücken, damit eine geordnete und flüssige Bewegung möglich wird. Im Gegensatz zu den anderen Entscheidungen vollzieht sich dieser Vorgang völlig unbewusst, und wir entscheiden höchstens, wann wir die Bewegung ausführen. Entsprechend findet sich in unserem Verhalten ein gleitender Übergang zwischen hochgradig bewusst getroffenen und völlig automatisierten Entscheidungen.
Dilemma:
Gefühl – Verstand – Vernunft
Kompliziertere Entscheidungen spielen sich im Spannungsbereich zwischen Gefühlen einerseits und Verstand und Vernunft andererseits ab. Der Widerspruch von Verstand und Gefühlen macht einen Grossteil unseres Lebens aus. Gefühle raten uns, bestimmte Dinge zu tun, unser Verstand rät uns davon ab – oder umgekehrt. Ein Verstandesmensch ist nach verbreiteter Meinung jemand, der seine Gefühle weitgehend im Griff hat, dazu neigt, die mittel- und langfristigen Konsequenzen seines Handelns genau abzuwägen und sich dabei von „zweckrationalen“ Erwägungen leiten lässt, ein Gefühlsmensch ist hingegen jemand, der seinen Impulsen und Neigungen bereitwillig nachgibt, ohne zu genau an die Folgen seines Tuns zu denken. Um diese Zusammenhänge genauer zu verstehen, müssen wir uns darüber klar werden, was die Begriffe „Verstand, „Vernunft“ und „Gefühle“ bedeuten. Unter Verstand kann man am besten die Fähigkeit zum Problemlösen mithilfe erfahrungsgeleiteten und logischen Denkens verstehen. Verstand ist mit Intelligenz verwandt und beinhaltet entsprechend die Fähigkeit, Aufgaben in einer vorgegebenen Zeit zu identifizieren und vorhandenes Expertenwissen richtig anzuwenden, z.B. um Probleme zu lösen oder einen persönlichen Vorteil zu gewinnen. Unter Vernunft versteht man hingegen meist die Fähigkeit zu mittel- und langfristiger Handlungsplanung aufgrund übergeordneter zweckrationaler und ethischer Prinzipien. Vernünftig bin ich, wenn ich gewohnt bin abzuwägen, was die mittel- und langfristigen Konsequenzen meines Handelns sind. Dabei kommt es nicht nur auf meinen privaten Vorteil an, sondern auch auf die soziale Akzeptanz meines Handelns.
Die menschliche Grundausstattung
Gefühle im weiteren Sinne umfassen zum einen körperliche Bedürfnisse wie Müdigkeit, Durst, Hunger, Geschlechtstrieb und den Drang nach dem Zusammensein mit anderen Menschen. Diese Bedürfnisse gehören zu unserer menschlichen „Grundausstattung“, und wir können gegen sie entweder überhaupt nichts oder nur in sehr begrenztem Masse etwas tun. Zum zweiten gehören dazu die Affekte wie Wut, Zorn, Hass und Aggressivität, die uns übermannen oder mitreissen, und die wir genauso wenig lernen müssen wie die körperlichen Bedürfnisse, und die beinahe ebenso schwer zu kontrollieren sind. Schliesslich gibt es Emotionen oder Gefühle im engeren Sinne wie Furcht, Angst, Freude, Glück, Verachtung, Ekel, Neugierde, Hoffnung, Enttäuschung, Erwartung, Hochgefühl und Niedergeschlagenheit. Soweit wir wissen, sind auch diese Gefühle angeboren, denn ausgedehnte Untersuchungen zeigen, dass alle Menschen auf der Welt solche „Grundgefühle“ haben, gleichgültig, wie sie diese sprachlich benennen. Sie können sich jedoch im Prozess der emotionalen Konditionierung in nahezu beliebiger Art mit Objekten und Situationen verbinden. Unser psychischer Alltag ist eine unendliche Mischung dieser drei Arten von Gefühlen im weiteren Sinne.
Verstand und Vernunft sind Funktionen des menschlichen Gehirns, genauer des Stirnhirns. Verstandesfunktionen können dabei vornehmlich im oberen Stirnhirn, dem dorsolateralen präfrontalen Cortex, zugeordnet werden. Dieser Hirnteil hat mit dem Erfassen der handlungsrelevanten Sachlage, mit zeitlich-räumlicher Strukturierung von Wahrnehmungsinhalten zu tun, mit planvollem und kontextgerechtem Handeln und Sprechen und mit der Entwicklung von Zielvorstellungen. Vernunft hingegen ist vornehmlich eine Funktion des unteren, über den Augen liegenden Stirnhirns, des orbitofrontalen Cortex. Dieser Teil der Hirnrinde überprüft die längerfristigen Folgen unseres Handelns und lenkt entsprechend dessen Einpassung in soziale Erwartungen. Eine wesentliche Funktion des orbitofrontalen Cortex besteht in der Kontrolle impulsiven, individuell-egoistischen Verhaltens.
Erfassen von Details
Dass Verstand und Vernunft etwas mit der Grosshirnrinde zu tun haben, verwundert uns nicht, denn bei der Grosshirnrinde handelt es sich um ein aus vielen Milliarden von Nervenzellen bestehendes Netzwerk für die schnelle Verarbeitung und Zusammenführung grosser und untereinander zum Teil sehr verschiedener Datenmengen. Diese Fähigkeiten stehen im Dienst des Erfassens und Verarbeitens von Details der Wahrnehmungsinhalte und deren Vergleich mit Gedächtnisinhalten, der Gliederung des Wahrgenommenen in Bedeutungseinheiten und der Vorbereitung von Handlungsentwürfen. Hierzu gehört vor allem das Entwickeln komplexer Vorstellungen, das schnelle Abrufen von Erinnerungen an Geschehnisse und von Wissen, und das Pläneschmieden – also dasjenige, was einen verständigen und vernünftigen Menschen auszeichnet.
Gefühle hingegen scheinen erst einmal gar nichts mit dem Kopf bzw. dem Gehirn zu tun zu haben, sondern mit unserem Körper. Uns hüpft das Herz vor Freude, wir haben vor einer unangenehmen Situation Magendrücken, uns zittern die Hände und schlottern die Knie vor Angst, uns platzt der Kragen. Es ist schwer, diese körperlichen Zustände zu verbergen, wenn wir starke Gefühle haben. Natürlich können wir durch langes Training einen Zustand des „sich in der Gewalt Habens“ erreichen, aber ganz wird uns dies wohl nicht gelingen. Vielmehr ist es so, dass mit den verminderten körperlichen Reaktionen auch die Gefühle schwinden. Der enge Zusammenhang zwischen Affekten bzw. Gefühlen und körperlichen Zuständen ist leicht einzusehen. Affekte und Gefühle sollen uns zu einem bestimmten Verhalten veranlassen, und zwar umso mehr, je stärker sie sind. Wir sollen gezwungen werden, etwas Bestimmtes zu tun oder zu lassen, zu kämpfen oder zu fliehen, Dinge anzupacken oder sie möglichst zu meiden.
Erlebniszustände
Als bewusste Erlebniszustände sind Gefühle zwar mit Aktivitäten in der Grosshirnrinde verbunden, aber im Gegensatz zu Verstand und Vernunft haben sie nicht dort ihre Wurzeln, sondern im limbischen System. Das limbische System ist im menschlichen Gehirn vollständig von der Grosshirnrinde umgeben und besteht aus vielen Zentren mit den unterschiedlichsten Funktionen, die völlig unbewusst arbeiten und am unbewussten Entstehen von körperlichen Bedürfnissen, Affekten und Gefühlen beteiligt sind.
Sie bewerten alles, was wir tun, nach „gut“ und „schlecht“ und steuern hierüber unser Verhalten. Körperliche Bedürfnisse und Affekte werden vom Hypothalamus erzeugt und reguliert, während für die Emotionen und die emotionale Konditionierung der Mandelkern, die Amygdala, zuständig ist. Bei der Verbindung von Geschehnissen mit angenehmen und gar lustvollen Gefühlen arbeitet sie eng mit dem so genannten mesolimbischen System zusammen, vor allem mit dem Ventralen Tegmentalen Areal im Boden des Mittelhirns. Dieses System ist bei der Registrierung und Verarbeitung natürlicher Belohnungsereignisse aktiv und stellt das Belohnungssystem des Gehirns dar, indem sie die bekannten hirneigenen Opiate produzieren, die in uns Wohlgefühl erzeugen.
Emotionale Konditionierung
Emotionale Konditionierung gehört zu unserem täglichen Leben. Viele Dinge und Geschehnisse in unserem Leben sind ja nicht unter allen Umständen und für alle Personen gleichermassen positiv oder negativ, sondern das müssen wir durch lust- oder leidvolle Erfahrung herausfinden. Nicht jede Herdplatte erzeugt schmerzhafte Verbrennungen, nicht jeder unfreundlich aussehende Mensch ist tatsächlich unfreundlich, und nicht jeder freundlich aussehende Mensch meint es gut mit uns.
In aller Regel bilden sich emotionale Konditionierungen auch nicht aufgrund einmaliger Erlebnisse aus, sondern bestimmte negative oder positive Erfahrungen müssen wiederholt gemacht werden, um sich fest in unserem emotionalen Erfahrungsgedächtnis zu verankern. Gefühle – gleichgültig ob bewusst oder unbewusst – sind in diesem Sinne Ratgeber, und zwar entweder als spontane Affekte, indem sie uns in Hinblick auf Dinge zu- oder abraten, die „angeborenermassen“ positiv oder negativ sind, oder aufgrund der Erfahrungen der positiven oder negativen Folgen unseres Handelns.
Im Prinzip ist dies die vernünftigste Art, Entscheidungen zu treffen und Verhalten zu steuern.
Limbische Verhaltens-Steuerung
Wenn diese limbische Verhaltenssteuerung so wunderbar klappt, warum haben wir dann überhaupt die Fähigkeit zu Verstand und Vernunft? Der Grund hierfür liegt darin, dass die limbischen Zentren zwar zur schnellen und nachhaltigen emotionalen Bewertung von Dingen, Personen und Geschehnissen in der Lage sind, dass sie aber nicht komplexe Sachverhalte verarbeiten und entsprechend auch nicht mittel- und langfristige Handlungsplanung betreiben können. Das limbische System ist hierin wie ein kleines Kind, das angesichts eines bestimmten Geschehens nur unmittelbare Vorstellungen über gut und schlecht, positiv und negativ, lustvoll und schmerzhaft entwickeln kann und nicht über die Stunde und den Tag hinaus denkt.
Aber anders als ein kleines Kind weiss das limbische System, dass es beim Vorliegen einer komplexen Situation gut daran tut, die Grosshirnrinde und damit Verstand und Vernunft heranzuziehen. Dadurch werden wir zu vernünftigen Personen, die in der Lage sind, die Folgen ihres Handelns abzuwägen, anstatt impulsiv zu reagieren. Der bewusstseinsfähige Cortex wird also immer dann eingeschaltet, wenn es darum geht, neue Entscheidungen von hinreichender Wichtigkeit zu treffen und in diesem Zusammenhang grosse Detailmengen zu analysieren und verschiedenartige Gedächtnisinhalte zusammenzufügen.
Grosshirnrinde
Wenn nun umgekehrt die Grosshirnrinde so grossartig ist und so verständige und vernünftige Ratschläge zu erteilen vermag, warum folgen wir diesen Ratschlägen nicht immer bereitwillig? Eigentlich können wir uns den teuren BMW gar nicht leisten, aber wir kaufen ihn trotzdem. Es wäre vernünftig, im bisherigen Betrieb zu bleiben, aber wir kündigen und gehen nach X. Wir lassen uns auf eine Liebschaft ein und ruinieren damit unsere (scheinbar) gut funktionierende Ehe; oder wir halten aus irgendwelchen Gründen an einer Beziehung fest, die uns eigentlich nur noch Frustrationen verschafft.
Diese Beispiele sollen nicht suggerieren, wir würden trotz vernünftigen Denkens immer nur „aus dem Bauch heraus“ entscheiden. Sie sollen nur demonstrieren, dass aus langem, vernünftigen Nachdenken und Abwägen von Handlungsalternativen und ihren Konsequenzen sich keineswegs automatisch eine vernünftige Entscheidung ergibt. Dies liegt daran, dass das limbische System, aber nicht das rationale System der Grosshirnrinde, einen direkten Zugriff auf diejenigen Systeme in unserem Gehirn hat, welche letztendlich unser Handeln steuern.
Dies geschieht über die so genannten Basalganglien, die ebenfalls tief im Innern unseres Gehirns lokalisiert sind und völlig unbewusst arbeiten. Sie bereiten jede Art von Handlungen vor, bei denen wir das Gefühl haben, wir hätten sie gewollt. Dies jedoch ist eine Täuschung, denn die Basalganglien stehen weitgehend unter Kontrolle des limbischen Systems und damit des emotionalen Erfahrungsgedächtnisses.
Das limbische System hat also gegenüber dem rationalen corticalen System das erste und das letzte Wort. Das erste beim Entstehen unserer Wünsche und Zielvorstellungen, das letzte bei der Entscheidung darüber, ob das, was sich Vernunft und Verstand ausgedacht haben, auch wirklich getan werden soll.
Der Grund hierfür ist, dass alles, was Vernunft und Verstand an Ratschlägen erteilen, für denjenigen, der die Handlungsentscheidung trifft, emotional akzeptabel sein, d.h. in unsere vergangene emotionale Erfahrung hineinpassen muss. Es gibt also ein rationales Abwägen von Handlungen und Alternativen und ihren jeweiligen Konsequenzen, es gibt aber kein rein rationales Handeln. Die Chance von Verstand und Vernunft ist es, mögliche Konsequenzen unserer Handlungen so aufzuzeigen, dass damit starke Gefühle verbunden sind, denn nur durch Gefühle kann Verhalten verändert werden.
25.03.2004 17:31 •
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