Hallo zusammen,
seit nun gut 18 Monaten bin ich hier in diesem Forum und im Chat und solang ist es auch her, dass ich getrennt wurde. Eine Zeit, die auf der einen Seite sehr lang erscheint und wo die Vergangenheit davor eine Ewigkeit zurück liegt, zumindest den Empfindungen nach und doch ist es ja eigentlich kurz, weil diese Zeit auch schnell vergangen ist im Rückblick.
Es ist sehr viel passiert und ich denke, die Beschreibung der Gefühls-Achterbahn nach der Trennung kann ich mir hier schenken. Die kennen alle zur Genüge.
Es waren ein paar Punkte bemerkens- und erwähnenswert, die mich beeinflusst haben. Hoffnung und Mut und der Glaube an eine bessere Zukunft waren bei mir bald da. Sie waren mir Triebfeder die notwendige Kraft für so manchen Schritt aufzubringen. Ich habe mich nicht abgeschrieben und war offensiv vorgegangen in der Phase der Trennung. Viele Kontakte habe ich hier geknüpft und so einige davon bestehen immer noch, wenn auch in ihrer Intensität eingeschränkt. Das war für mich ein Fundament, auf dem ich begonnen habe, meine neue Existenz einzurichten. Oder nein, eigentlich nicht das Fundament, sondern die Motivation, das Fundament zu legen.
Zunächst habe ich einiges von meinem alten Leben beibehalten, um ein paar Säulen zu haben, die mir Stabilität verleihen sollten. Aber an anderen Dingen habe ich angefangen zu arbeiten. Ich habe meine Persönlichkeit nicht von Grund auf umgekrempelt, aber ich habe mich weiter entwickelt, was ich in den Jahren zuvor nicht getan habe. Oder zumindest nicht in dem Maße, wie es für mich gut gewesen wäre. Falsch wäre zu sagen, ich habe mich nicht entwickelt und auch ungerecht gegenüber meiner Ex. Aber es war eine Entwicklung mit Prioritäten, die eigentlich nicht meinem Wesen entsprechen.
Dann kamen ein paar Erlebnisse, die mich geprägt haben. Der Versuch der Öffnung, getreu dem Wahlspruch, den ich mal aufgeschrieben habe (Wenn ich mich öffne, gehe ich das Risiko ein verletzt zu werden. Tue ich es nicht, werde ich einsam). Und ich habe Rückschläge hinnehmen müssen. Eine Partnerschaft nach einer Partnerschaft ist nun mal wohl schwerlich mit dem ersten Versuch zu erreichen. Die Gegenseitigkeit der Gefühle ist dafür Voraussetzung.
Es waren schwere Zeiten dabei und es waren gute Zeiten dabei, wo ich auch wieder Menschen in mein Leben ließ, die mich wieder ein Stück auf meinem Weg weiter gebracht haben. All die Gespräche aus meiner Anfangszeit hier, wo ich mich sehr stark auch auf neue Menschen eingelassen habe und die Gespräche mit denen, die sich etwa gleichzeitig mit mir angemeldet haben, trugen in der Folge auch ihre Früchte. Ich muss nicht jeden Fehler selber machen, wenn ich von anderen lernen kann. *schmunzel* Aber so manchen muss man wohl schon machen, um zu begreifen.
Und wo steh ich jetzt?
Ich bin seit kurzer Zeit wieder in einer Partnerschaft. Der Anfang war sehr gut, weil es einen gewissen Vorlauf gegeben hat. Aus einer Freundschaft oder Bekanntschaft heraus lässt sich leichter etwas gestalten, weil man schon so einiges vom Gegenüber weiß. Ich fühle mich wohl und sicher aufgehoben. Mehr möchte ich mich darüber nicht auslassen, denn die Gefühle gehören an einem anderen Ort geäußert.
Was aber wichtig ist, dass man auch begreift, dass einem Partnerschaften nicht zufliegen und sich dann einfach halten lassen. Sie kommen manchmal unerwartet und wenn man dann zugreift, beginnt die eigentliche Arbeit. Und zu einem Teil ist es auch Arbeit. Es gibt Punkte aus der Vergangenheit, die ich einfach auch nicht allein verarbeiten konnte. Ich habe keine therapeutische Hilfe gesucht in der Zeit vorher und mich in der Verarbeitung allein geübt, bzw. mit der Hilfestellung und den Gesprächen, die ich hier und anderswo geführt habe. In der Tat kommen nun so einige Punkte wie z. B. Verlustängste auf. Schließlich bin ich ja auch verlassen worden. Und auch gewisse Unsicherheiten, wie so manche Kante auf den anderen wirkt, wie sie damit umgeht und was man daraus machen kann.
Bisher ließen sich Schwierigkeiten umschiffen, weil wir von Anfang an sehr intensiv auch darüber geredet haben, ohne zu zerreden. Die Ängste des anderen begreifen und den Wunsch haben, ihm diese Ängste zu nehmen. Sicherheit geben und nehmen, stützen und sich fallen lassen. Und vor allem auch den Willen, diesen Versuch ernsthaft zu unternehmen. Ich selbst höre das Wort Versuch eigentlich nicht so gern, aber im Grunde trifft es schon irgendwo. Man weiß nicht, was daraus werden wird, alles im Leben ist ohne Garantie, was nicht käuflich zu erwerben ist. Wir werden sehen, wohin es uns führt. Die Grundlagen sind jedenfalls gut, etwas draus zu machen und wenn die Anstrengungen auf beiden Seiten so bleiben, dass sie meist eigentlich keine Anstrengungen darstellen, sind die Aussichten nicht schlecht. Es sind wieder Lernprozesse notwendig. Wieder stehen Veränderungen an. Doch wenn sich keiner von beiden dabei verbiegt, so können auch diese gemeinsam bewältigt werden.
Die Entwicklung der Persönlichkeit auf beiden Seiten ohne Einschränkung durch einen der Beteiligten bedarf eines Potentials, welches nur durch zwei Menschen ausgeschöpft werden können, die aufeinander eingehen und einander achten.
Heute kann ich wieder auf die Frage: Wie geht es Dir? Antworten: Mir geht es gut!
Das wirft zum Abschluss noch mal kurz die Frage auf, ob es mir nur gut geht, weil ich wieder in einer Partnerschaft bin. Ich würde das jetzt verneinen, denn ich war auf dem Weg, der mich das hätte auch so sagen lassen. Aber diese Fragestellung ist zu umfangreich und würde für einen eigenen Beitrag reichen.
Allen, die noch nicht soweit sind, wünsche ich Geduld und Kraft weiter zu gehen und sich nicht unter Druck zu setzen oder setzen zu lassen. Alles kommt zu seiner Zeit! Ich habe nicht immer daran geglaubt, aber darauf gehofft.
Mein Weg war steinig, wie prophezeit und doch möchte ich kaum einen Tag davon missen, denn alles was ich erlebte haben mich zu dem gemacht und dahin gebracht, was ich bin und wo ich jetzt stehe.
Nordlicht
07.04.2004 08:08 •
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