Hallo ihr Lieben,
ich hoffe, ich darf da mal bei euch was loswerden. Der Text wird ein bisschen länger, dafür entschuldige ich mich im Voraus. Ich weiß nicht mehr weiter..
Wie werdet ihr denn mit diesen elenden Schuldgefühlen fertig? Oder viel mehr: inwiefern habt ihr so etwas?
Was ich meinte ist:
Ich mache mir wieder Vorwürfe, dass ich an allem Schuld bin, wie das so mit uns gelaufen ist. Ich war im letzten Jahr absolut nicht die, die ich sonst bin. Ich konnte mich nur von meiner absolut dunkelsten Seite zeigen, weil bei mir daheim die Luzzy abging.
Kurze Geschichte dazu:
Bei meiner Mama wurde ein Karzinom in der Lunge festgestellt - seit 40 Jahren Nichtraucherin und hat auch sonst nicht mit giftigen Dämpfen etc zu tun.. Life is a b*itch
Nach langem Hin und Her (insgesamt 3 Monate Tests und vieles mehr) und einer schweren OP geht es ihr wieder gut. Wir hatten ein riesen riesen Glück, dass der Tumor durch eine Routineuntersuchung so früh entdeckt wurde... er hat also nicht gestreut oder dergleichen. (Danke nochmal an das Universum!)
Dennoch hat mich das ganze wahnsinnig und vor allem nachhaltig mitgenommen. Ich musste viel von meinem Studienort nach Hause pendeln, um meine Mutter im Krankenhaus zu unterstützen und so. Nebenher habe ich noch das mit dem Studium irgendwie gemanaged.
Jedenfalls ging das sehr an meine Substanz.
ER war in dieser Zeit nicht wirklich für mich da. Wir wohnten nicht zusammen, er ist eher der Typ Muttersöhnchen, der auch sehr viel nach Hause zu Mama gefahren ist.
Er hat mich versucht per WHATSAPP (...) zu unterstützen, also hat eben geschrieben - nicht angerufen.. Als seine aufmunternden Nachrichten nicht so gefruchtet haben, wie er sich das vorgestellt hat, wurde er sauer auf mich.. er könne mir ja scheinbar eh nicht helfen, da fühlt er sich unnütz usw usf.
Als Mama dann irgendwann aus dem KH draußen war, wurde meine Laune aber nicht besser. (Ich habe ihn nie so richtig als Prellbock für meine Launen verwendet.. Ich war halt still oder mürrisch und sehr in mich gekehrt, aber nie wirklich aggressiv ihm gegenüber.) Er meinte, dass er gar nicht merkt, dass er mir gut tue und er sich überlegt, das ganze zu beenden. Meine Mutter wäre ja schließlich immerhin schon 2 (!) Wochen aus dem KH draußen. Da müsste es doch mal langsam gut sein und ich müsste wieder gut drauf sein. Es wäre ja Gott sei Dank alles gut gegangen und ich solle unser Glück, das wir gehabt haben, würdigen und nicht so schlecht drauf sein.
Als es dann seiner Vorstellung nach nicht besser wurde, verließ er mich im Sommer. Ich bin ihm nachgerannt (dumm wie ich war) und habe versprochen mich zu bessern. (auch damals hatte ich starke Schuldgefühle alles kaputt zu machen und der noch so jungen Beziehung - zu dem Zeitpunkt waren wir 10 Monate zusammen - so viel zugemutet zu haben.. MICH zugemutet zu haben.
Wir kamen wieder zusammen. Aber ich merkte, dass ich einfach am Ende meiner Kräfte war. Ich hab überhaupt nicht zu mir zurückgefunden. Da die Jahre davor für mich, in familiärer und studiumstechnischer Hinsicht, auch schon sehr nervenaufreibend waren, hat mir, der sonst eigentlich wirklich sehr starken und belastbaren jungen Frau, das mit Mama irgendwie den Rest gegeben.
Er ist noch dazu auch viel nach Hause gefahren, weil ich ja eh immer arbeiten müsse (ja es gibt auch Jurastudenten, deren Eltern keine Kohle haben und die Arbeiten müssen ) und er nicht wüsste, was er dann alleine in der Stadt solle er hätte ja keine Freunde mehr hier, die sind alle schon weg. Er ist - angeblich mir zu Liebe - in der Stadt geblieben. Er war mit dem 1. Examen schon durch und hatte in einer anderen Stadt mit dem Referendariat begonnen (dort hatte er aber nur 1-2x die Woche Anwesenheitspflicht.) Das hat mich zu allem dazu noch fertig gemacht. Er war physisch und psychisch einfach nicht greifbar - also habe ich immer wieder Streits vom Zaun gerissen.
Immer wenn er dann komisch wurde und sich wieder so seltsam zurückgezogen hatte, weil wir uns gestritten haben, hat er immer nur gesagt: Ja, ich kann einfach nicht so euphorisch dir gegenüber sein. Du hast da mit deinem Verhalten sehr viel kaputt gemacht! Ich kann nur so auf dich reagieren. Und: du bist so unberechenbar mit deinen Launen! Ich mag nicht, dass es mich immer wieder so aus dem nichts trifft - Ich habe keine Kapazitäten für so etwas!
Er hat mir auch eine Therapie vorgeschlagen, weil ich einfach nicht normal wäre und mein Verhalten schon pathologisch sei...
Das mit der Therapie hatte ich mir schon vorher überlegt gehabt und mir auch schon jemanden gesucht...
Den Therapieerfolg nicht abwartend, hatte er mich kurz nach Weihnachten noch einmal verlassen. Es war zwar wieder genau so ein harter Schlag für mich, nur diesmal hab ich es versucht zu akzeptieren und ihn ziehen lassen. Keine 3 Tage später kam er wieder an...
Ich hab mich breitschlagen lassen. Viel hat es zu diesem Zeitpunkt von ihm auch nicht gebraucht..
Nun.. um die ganze Geschichte dann gegen Ende doch noch einmal abzukürzen:
7 Wochen später habe ich ihn verlassen. Es geschah nicht aus freien Stücken, sondern ich sah mich vielmehr dazu gezwungen, da ich wirklich am Ende meiner Kräfte war. Die Wochen verliefen im Grunde sehr gut. Wir hatten (leider) eine super schöne Zeit. Dennoch konnte er kein positives Wort oder Feedback mir gegenüber geben. Er hat immer nur die negativen Vorfälle in den Himmel gehoben. Als ich ihn darum bat, mir doch bitte ein bisschen Feedback zu geben, meinte er nur: Ich kann dir nichts positives sagen. Es gibt nichts Positives...
Das schönste zu Schluss: Meine Therapeutin meinte, dass sie nach einigen Gesprächen mit mir nicht wüsste, warum ich mich so fertig mache. Ich sei eben NICHT psychisch krank, wie er versucht hatte mir einzureden.. Ich sei eine ganz normale junge Frau, die eben ein bisschen taffer und temperamentvoller sei als andere. Und ich hätte bisher nur die falschen Männer angezogen. Nach meinen Schilderungen handelt es sich bei diesem Exemplar um einen Mann mit starken narzisstischen Tendenzen..
Dennoch habe ich extreme Schuldgefühle.. er hat mir 18 Monate eingebleut, dass ich nicht richtig sei.. dass mit mir etwas nicht stimme.. dass wenn dann überhaupt ICH an allem Schuld sei - eben auch an der Art und Weise, wie er auf mich reagiere, weil man bei mir gar nicht anders könne... dass es schwer sei, mich zu lieben.. dass ich alles kaputt gemacht hätte, denn es hätte so schön werden können, weil wir ja so gut zusammen gepasst hätten, aber wir hätten es uns einfach zu viel gestritten..
Ich glaube auch, dass er gleich schon wieder eine neue hatte. Der Gedanke, dass er mich einfach so ersetzt hat und mich wie so ein kaputtes Spielzeug in den Müll geworfen hat, macht mich verrückt.
Wie geht ihr damit um? Habt ihr auch derartige Schuldgefühle?
Der lange Text tut mir leid.. ich hoffe man versteh ihn überhaupt.. bin gerade wieder fix und fertig
12.03.2017 12:06 •
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