Ganz schwierig, Dir hier einen Rat zu geben.Ihr seid verheiratet und habt ein Kind. Blöderweise hat auch noch das Kind die Affäre aufgedeckt. Es fühlt sich jetzt womöglich sogar schuldig, weil es meint, es wäre jetzt Schuld an der jetzigen Lage. Das Kind sollte keine Angst bekommen vor einer düsteren Zukunft. Also musst Du hier auch ein wenig Sicherheit vermitteln.
Zu ihm. Tja, es ist passiert. Er hat dienstlich und unabsichtlich eine Lichtgestalt getroffen. Es hat gefunkt, man hat sich ein paar Mal getroffen. Vermutlich wäre es weiter gegangen, wenn es nicht aufgeflogen wäre.
Er rechtfertigt sich jetzt mit den üblichen Floskeln und den Schuh kannst Du ihm ausziehen, denn es ist einfach bequem.
Es ist einfach passiert. Nein, es war ein bewusster Vorgang und eine freie Entscheidung, die zwei Menschen ohne Druck getroffen haben. Und dann soll er eben nicht so tun, als ob es nur mal so passiert ist. Denn damit legt er Verantwortung ab.
Das musst Du nicht akzeptieren und Dich mit so dahin gesagten Floskeln abspeisen lassen.
Und er gibt sich Mühe und zeigt Dir seine Zuneigung. Das soll er ruhig tun, denn er hat ja was gut zu machen. Aber von großer Bedeutung ist das nicht und mit ein paar geschickten Herzchen kittet man keine Beziehung.
Allerdings wird auch er ratlos sein und nicht recht wissen, was er jetzt tun soll. Er will Eure Familie nicht einfach aufgeben und die Affäre wird ihm auch was bedeutet haben. Also muss auch er mit einem Verzicht leben und das fällt keinem leicht. Auch er ist überfordert und hilflos. Und er wird auch Zeit brauchen.
Du hast Panik. Du bist ratlos und weißt nicht, was Du tun sollst. Und Du hast Angst, eben weil er dienstlich viel unterwegs ist und somit Deiner Kontrolle entzogen ist. Vermutlich bedeuten die Termine auch Übernachtungen. Das macht es zwar schwieriger, aber auch Männer ohne Auswärtstermine haben Affären.
Und Du fragst Dich, was soll ich denn nur tun?
Sag mal, warum fragst DU Dich das? Er hat es doch getan, also muss er sich doch kümmern und sich auch um Dich bemühen und Dir helfen, mit der Lage klar zu kommen. Das ist doch nicht Deine Verantwortung. Ich würde jetzt an Deiner Stelle versuchen, Ruhe zu bewahren und mich zurück zu ziehen. Innerlich und auch äußerlich, denn Du kannst diesen Vertrauensbruch nicht innerhalb von wenigen Tage weg stecken. Und das würde ich ihm auch sagen. Ich brauche jetzt Zeit für mich, ich kann mich im Moment zu nichts entscheiden und ich muss mich orientieren und das braucht Zeit.
Meiner Ansicht nach musst Du jetzt nicht ausziehen, denn wer Panik hat, sollte keine weit reichenden Entscheidungen treffen.
Lass es weiter laufen, aber Du musst jetzt nichts tun, um ihm irgendwas zu zeigen oder zu beweisen. Es wundert mich, dass es im Bett bei Euch klappt. Tust Du es nur, um ihn zu halten?
Aber Du musst Dich auch ein Stück weit abgrenzen, denn Du musst erst wieder zu Dir selbst finden und Du hast viele Gedanken, die Du für Dich klären musst.
Warum kam es so weit? Was lief bei uns schief? Wie war er in der Vergangenheit, wieso habe ich da problemlos vertrauen können? Hatte sich was geändert, bei uns oder auch bei ihm? All diese Fragen gehen Dir im Kopf rum und um das für Dich zu klären brauchst Du Ruhe.
Vielleicht kannst Du ab und an mal eine Auszeit für Dich nehmen. Jenseits von Haushalt, Kind und einfach mal Spazieren gehen und die Gedanken kommen und auch gehen lassen. Ohne das Ziel, jetzt irgend was entscheiden zu müssen.
Und keinen Zeitdruck. Du musst nicht bis Mitte nächster Woche eine Entscheidung vom Zaun brechen und auch nicht vor Weihnachten.
Er hat Dir weh getan, das schmerzt und damit musst Du auch erst Mal klar kommen. Du musst jetzt nichts. Weder ausziehen noch die Scheidung einreichen noch ihm verzeihen (denn auch das ist ein Prozess), Du musst jetzt einfach weiter leben, Dich um Dein Kind kümmern und einen Weg finden, das Gedankenkarussell zu minimieren. Denn die Gedanken drehen sich im Kreis und führen zu keinem Ziel.
Mir fällt gerade ein, dass manche Klöster Orientierungstage anbieten. Ich denke, wenn Du - sofern es sich einrichten lässt - mal ein WE oder einige Tage in einen innerlichen Rückzug gehst, könnte Dir das gut tun.. Einfach um in Dich hinein zu fühlen und Zeit zu haben. Religiosität ist dabei nicht unbedingt zwingend erforderlich.
Und auch um Dich mal abzugrenzen von dem ganzen Durcheinander, das Deinen Kopf und Dein Herz jetzt permanent beschäftigt.
Manchmal hilft ein innerer Rückzug bei einer Orientierung und manche Dinge klären sich. Vielleicht noch nicht endgültig, aber in Ansätzen.
Du musst versuchen, Dich emotional zu schützen. Dich einfach ein wenig rausnehmen und bewusst auch mal was für Dich tun. Das kann Sport sein oder mit einer Freundin unterwegs sein. Ich denke, ein wenig Ablenkung würde Dich auch gut anstehen. Das Problem ist natürlich auch immer die Kinderbetreuung.
Versuche, künftig den Fokus auf Dich und Deine Bedürfnisse zu legen. Klar, das Kind kommt an erster Stelle. Auch mit ihm musst Du umgehen und kommunizieren. Aber über all dem darfst Du Dich selbst nicht vergessen. Du bist durch die Routine über Jahre auch in eine Rolle gerutscht. Die Ehefrau, die sich daheim um alles kümmert und schaut, dass alles flutscht. Du bist so selbstverständlich geworfen und genau hier kannst Du mal anfangen. Einfach sich mal das Recht rausnehmen, für Dich zu sein und zu tun, wonach Dir ist. Ich denke, das ist in den letzten Jahren bei Dir auch zu kurz genommen. Alles was selbstverständlich ist, wird nicht mehr so geschätzt. Erst wenn es womöglich weg bricht, merkt man, wie sehr man sich daran gewöhnt hat. An eine Ehefrau, die ihm den Rücken frei hält und ihm alles Mögliche abnimmt.
Vielleicht sagst Dir irgendwann auch. So geht es nicht weiter. Ich erwarte von Dir, dass Du beruflich kürzer trittst und auch Deinen Part zum Familienleben beiträgst. Aber das musst Du jetzt auch nicht entscheiden. Nur weil er so viele Termine hat, muss das nicht heißen, dass das so bleiben muss. Karriere ist nicht alles.
Zu Deinem Misstrauen und Deiner Angst. Ja, Du kannst es nicht beeinflussen. Er könnte es wieder tun. Du kannst es nicht kontrollieren und ihn davon abhalten. Wenn ihm aber wirklich was am Erhalt Euerer Familie liegt, musst Du davon ausgehen, dass er künftig an seine Familie denkt, ehe sein Hirn in die Hose rutscht.
Daher meinte ich auch, versuche, Dich innerlich ein wenig abzugrenzen. Sinnlose Panik bei jeder Dienstreise bringt Dich keinen Deut weiter, sondern belastet die Beziehung. Er soll seine Dienstreisen machen und ich würde ihn nicht ausfragen.
Warum nicht? Weil Du es nicht nötig hast, darum.
Du hör mal, eine Affäre rüttelt am Selbstgefühl, ganz gewaltig. Und daher denke ich, dass es für Dich wichtig ist, genau dieses zu aktivieren. Wer sich seiner sicher ist, der hat keine Angst. Der vertraut einfach und kann damit auch baden gehen. Dann muss er das auch weg stecken.
Glaub einfach daran: Du bist eine tolle Ehefrau und eine prima Mutter. Du hältst den Laden am Laufen. Du bist super! Ob mit oder ohne seine Affäre. Und genau diese Seite solltest Du aktivieren und ihm auch zeigen. Nicht durch Worte, eher durch Taten.
Ich bin am Samstag Abend mit meinen Mädels verabredet, Du bleibst bitte daheim und passt auf unsere Susi auf. Aktiviere ihn, auch mal mit dem Kind was zu unternehmen! Ich denke, dass auch das viel zu kurz gekommen ist.
Oder: ich möchte im November ein WE frei sein. Ich habe ein WE für mich im Kloster sowieso oder im Institut sowieso oder im Wellnesshotel gebucht. Ich brauche das jetzt und ich werde das tun. Ich komme am Sonntag gegen 17 Uhr zurück. Deine Hemden kannst Du derweil selbst bügeln.
Lass Dich nicht unterkriegen von Deinen Ängsten Vertrau! Auf wen? Auf Dich natürlich, damit kann auch das Vertrauen in ihn wieder wachsen.
Das Ganze kann auch ein Weckruf für Euch sein. So wie bisher geht es nicht weiter. Eine Neuausrichtung muss her, aber nicht innerhalb weniger Tage. Denn so was muss wachsen und beide müssen daran arbeiten. Wenn es ihnen wert ist.
Begonie